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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schurken, Ideen, Spannung = Frank Einstein

Frank Einstein - Die Jagd nach dem Blitzfinger
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Viel Zeit zum Tüfteln in seiner Werkstatt bleibt Frank Einstein nicht, denn Erzrivale Edison hat schon wieder einen fiesen Plan. Diesmal will er die gesamte Stromversorgung seiner Heimatstadt an sich reißen ...

Viel Zeit zum Tüfteln in seiner Werkstatt bleibt Frank Einstein nicht, denn Erzrivale Edison hat schon wieder einen fiesen Plan. Diesmal will er die gesamte Stromversorgung seiner Heimatstadt an sich reißen und natürlich eine Menge Geld verdienen. Zusammen mit den schlauen Robotern Kling und Klang nimmt Einstein den Kampf auf, denn er hat natürlich schon eine Erfindung, die viel besser ist.

Auch die Fortsetzung von Frank Einsteins Abenteuern kann begeistern. Autor Jon Scieszka vertieft diesmal das Thema "Energiegewinnung" und nimmt die jungen Leser mit in die aufregende Welt der Physik. Dank der gelungenen Illustrationen von Brian Biggs kann man sich die Darsteller und deren Erfindungen sehr gut vorstellen. Empfohlen wird das Buch für Leser ab 10 Jahren. Es bedarf aber schon eines gewissen Interesses für Technik, um Spaß am Lesen zu finden, auch wenn schwierige Begriffe am Ende des Buches noch einmal erklärt werden.

Welches Kind hätte nicht gern Roboter, die frei denken und handeln. Frank Einstein hat gleich zwei liebenswerte Blechbüchsen an seiner Seite. Kling und Klang helfen ihm, seine genialen Erfindungen zu entwickeln. Damit er nicht allzu größenwahnsinnig wird, steht ihm sein "natürlicher" und normal denkender Freund Watson zur Seite, der es nicht immer leicht mit Einstein hat.

Wir sind uns einig, einen Blitzfinger könnten wir sicherlich alle gut gebrauchen.
Edison mit seinen schlimmen Ideen muss erneut gestoppt werden. Der Spannungsbogen wird gekonnt aufgebaut und endet dramatisch.

Meine kleinen Physik-Fans waren wieder ganz begeistert vom Einstein-Abenteuer und hoffen auf eine schnelle Fortsetzung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Turbulenter Neuanfang mit Hindernissen

Plötzlich mächtig
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Raus aus dem Alltag das klingt verlockend. Jule nimmt spontan ein Engagement im "Frollein-Salonorchester" in Mexiko an. Nette Reisebekannte im Flieger und ein überraschender Empfang am Flughafen lassen ...

Raus aus dem Alltag das klingt verlockend. Jule nimmt spontan ein Engagement im "Frollein-Salonorchester" in Mexiko an. Nette Reisebekannte im Flieger und ein überraschender Empfang am Flughafen lassen ihre Stimmung steigen. Durch eine Verwechselung spielt sie nicht Ukule, sondern mimt die Vorstandschefin eines Luxuskonzerns. Doch was als Urlaubslaune anfängt, entwickelt sich langsam zum Selbstfindungstrip. Das Versteckspiel kostet Kraft und Jule mag auch nicht mehr lügen, denn wenn Gefühle ins Spiel kommen, muss man sich entscheiden. Aber nicht immer hat man das Geschehen selbst in der Hand.

Mia Sassen hat einen temperamentvollen Sommerroman geschrieben, der zwischen all den humorvollen Szenen und wundervollen mexikanischen Landschaftsbildern eine Botschaft vermittelt. Es ist nie zu spät sein Leben zu ändern, man muss es nur in Angriff nehmen.

Hauptprotagonistin Jule scheint sich mit ihrem trostlosen Singleleben abgefunden zu haben. Ihr Chef nutzt sie schamlos aus, ihre Kinder sind erwachsen und brauchen sie nicht mehr. Ihre Träume sind tief vergraben, bis sie unverhofft zu einer Orchesterreise nach Mexiko aufbricht. Bestärkt durch ihre Reisebekannten Ada und Richard lässt sie sich auf ein Verwechselungspiel ein und tritt als Vorstandschefin auf, dessen zufällige Namensvetterin sie ist. Statt Ukuleletönen nimmt sie Geschäftstermine war und verhandelt Verträge aus. Da niemand die neue Vorstandschefin kennt, fällt der Schwindel nicht auf. Sie hat Erfolg, genießt den Luxus und hat ihr Herz an ihren Dolmetscher verloren. Doch kann man aufgebaut auf einer Lüge ein neues Leben beginnen?

Jule ist einem sofort sympathisch. Ihre etwas tolpatschige aber liebenswerte quirlige Art verleitet zum Schmunzeln. Kaum zu glauben, dass sie kurz vor ihrem 50. Geburtstag steht. Man gönnt ihr die Auszeit im Luxusleben und beneidet sie vielleicht auch ein wenig. Gute Freunde findet sie in Ada und Richard, die beide auch mit Alltagsdämonen zu kämpfen haben und deshalb so gut zu Jule passen. In tropischen Gefilden fällt bei allen langsam die Anspannung ab und sie können sich neuen Dingen öffnen, zeigen ungeahntes Potenzial.

Auch wenn das Ende etwas zu actionreich und unglaubwürdig spektakulär ausfällt, fühlt man sich doch rundum gut unterhalten. Meine Reise- und Auszeitlust wurde geweckt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannende Verfolgungsjagd im alten Schloss

Terror-Tantchen
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Noch geschockt von der Nachricht, dass ihre Eltern einen tödlichen Unfall hatten, muss die 8-jährige Stella sich gegen ihre furchtbare Tante Alberta zur Wehr setzen. Diese will ihr das geerbte Schloss ...

Noch geschockt von der Nachricht, dass ihre Eltern einen tödlichen Unfall hatten, muss die 8-jährige Stella sich gegen ihre furchtbare Tante Alberta zur Wehr setzen. Diese will ihr das geerbte Schloss Saxby Hall entreißen und greift zu hinterlistigen Mitteln. Fast hätte Stella aufgegeben, als ihr der Geist von Schornsteinfeger Ruß zur Hilfe kommt.

David Walliams hat einen bitterbösen Humor, der besonders gut bei der empfohlenen Altersgruppe von 10 - 12 Jahren ankommt. Eingeleitet und untermalt wird die Geschichte mit Illustrationen von Tony Ross, so kann man sich gleich ein Bild von Saxby Hall und deren Bewohnern machen.

Sehr dominant und abscheulich bestimmt Tante Alberta das Geschehen der Handlung. Es besteht überhaupt keine Gefahr, diese furchtbare Frau sympathisch zu finden. Die spielsüchtige Flohspiel-Spielerin hat schon als Kind furchtbare Dinge getan. Jetzt will sie endlich das Familienerbe, Schloss Saxby Hall, für sich allein. Nur ihre Nichte steht ihr noch im Weg.

Die arme Stella ist mit der Situation völlig überfordert. Als englische Lady ist ihr jede Bösartigkeit fremd und es fällt ihr schwer, sich Alberta in den Weg zu stellen. Glücklicherweise gibt es den Geist Ruß, der ihr hilft sich gegen Alberta aufzulehnen.

Besonders gefallen haben uns der skurrile Butler Gibbon, der flambierte Hausschuhe serviert und der riesige Berg-Uhu Wagner, der bei Alberta bekleidet mit Schlafanzug im Bett schläft.

Einen kleinen Stern haben wir für die allzu ausführlichen Aufzählungen abgezogen. Ob es Fantasiefreunde oder giftige Pflanzen sind, hier wurde nach dem Gefühl der jungen Leser zu weit ausgeholt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Papst & Co. inkognito

O sole mio!
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Darf ein Papst eine Auszeit nehmen? Papst Petrus nutzt die Gelegenheit, als sie sich bietet und schlüpft in die Rolle eines Dorfpfarrers, um an der Amalfiküste auszuspannen. Aber wo Petrus weilt, ist ein ...

Darf ein Papst eine Auszeit nehmen? Papst Petrus nutzt die Gelegenheit, als sie sich bietet und schlüpft in die Rolle eines Dorfpfarrers, um an der Amalfiküste auszuspannen. Aber wo Petrus weilt, ist ein Verbrechen nicht weit und so wird sein geplanter Urlaub zur spannenden Mörderjagd. Alle Spuren führen in die Vergangenheit des alten Hotelbesitzers, als Jackie Kennedy Gast des Hauses war.

O sole mio! ist der 4. Band rund um Papst Petrus. Dem Autorenduo Johanna Alba und Jan Chorin ist es gelungen eine unterhaltsame kriminalistische Komödie zu schreiben, bei der der Papst fern vom Vatikan Privatmensch sein darf. Den knuffigen Petrus muss man einfach mögen. Das italienische Flair des kleinen Küstenortes und die liebevoll ausgeschmückten Details, die das alte Hotel beschreiben, lassen selbst an Regentagen Sommerlaune aufkommen.

Die bunt zusammengewürfelten Hotelgäste geben genug Anlass für Spekulationen. Jeder von ihnen könnte ein Motiv haben. Ein Hauch von Dolce Vita begleitet die Geschichte, denn keine geringere als Jackie Kennedy war in den 60er Jahren Gast des kleinen Hotels und ihre Liaison mit Gianni Agnelli wird gekonnt eingeflochten. Ein geheimnisvolles Collier von Jackie soll noch immer im Hotel versteckt sein.

Bis zum Schluss tappt man als Leser im Dunkeln, denn keinem dieser sympathischen Charaktere traut man eine solche Tat zu. Um so überraschender dann die Auflösung des Falles.

Mich hat dieser Urlaubskrimi mit einem Hauch Amore und einem ungewöhnlichen Ermittler wunderbar unterhalten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Bewegende Lebensgeschichte einer selfmade Unternehmerin

Die Königin der Orchard Street
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Wie so viele andere auch kommt 1913 die kleine Malka aus Russland nach New York. Aber statt goldener Straßen gibt es Hunger und Leid. Durch einen Unfall mit einem Pferdefuhrwerk wird sie schwer verletzt ...

Wie so viele andere auch kommt 1913 die kleine Malka aus Russland nach New York. Aber statt goldener Straßen gibt es Hunger und Leid. Durch einen Unfall mit einem Pferdefuhrwerk wird sie schwer verletzt und von der Familie verlassen. Eishersteller Salvatore Dinello nimmt sie bei sich auf und ebnet ihr damit den Weg in eine andere Welt. Der langsame und harte Aufstieg einer ehrgeizigen kleinen Person zur "Eiskönigin von Amerika" beginnt.

Susan Jane Gilman erzählt in ihrem Debütroman die Lebensgeschichte vom amerikanischen Traum aus der Sicht der 70-jährigen Eiskönigin Lillian Dunkle. Der Leser wird in eine andere Welt entführt. Man ist mitten in New York Anfang des 20. Jahrhunderts zwischen dicht gedrängten engen Mietskasernen und schmutziger, dunkler Straßen voller Leben, Leid und Hoffnungslosigkeit. Man hört die Straßenhändler rufen und fluchen. Dank eines kleinen Lesezeichen-Vokabulars sind jiddische Begriffe wie "tsuris" oder "schlemiel" schnell zugeordnet. Schnell schließt man die kleine Malka ins Herz und bewundert ihren Lebensmut und ihren Ideenreichtum, um schlicht zu überleben.

"Auf den Straßen von Lower Manhattan erhielt ich meine erste Marketing-Ausbildung: Sei schamlos. Sei anders. Und appelliere an die Gefühle - nie an den Kopf."

Im italienischen Viertel merkt sie schnell, dass sie als Jüdin keine Chance haben wird und ändert Konfession und Namen. Malka wird zu Lillian. Doch Mitglied ihrer Ziehfamilie wird sie nie werden. Ihre Hoffnung auf Liebe und Anerkennung bleibt unerfüllt. Die Eisherstellung befindet sich noch in den Kinderschuhen und der Konkurrenzkampf ist groß. Durch ihre Gewitztheit und Beobachtungsgabe stellt Lillian selbst Eiscreme her. Zusammen mit der Erfindungsgabe ihres Mannes Albert revolutioniert sie die Eisherstellung und bietet erstmals Softeis an. Dennoch gelingt es Lillian nicht, wirklich glücklich zu werden. Sie fühlt sich immer von der Konkurrenz verfolgt, hat einen Gefühlspanzer um sich gelegt, den selbst ihr liebenswerter Ehemann Albert kaum durchbrechen kann. Ihr Sohn Isaack bleibt ihr fremd, für Familie hat sie einfach keine Zeit.

Am Ende führt sie im Alter einen Kampf gegen Einsamkeit, Medien, die eigene Alkoholsucht und ihre Familie. Ihre Bitterkeit wird durch ihr ständiges "verklagt mich doch" verdeutlicht, dass leider am Ende auch den Leser etwas nervt.
Versüßt wird die Story durch unbeschreiblich kreative, aber auch bekannte Eissorten, die Lillian erfindet. So intensiv hat sich sicherlich kaum jemand mit Eiscreme beschäftigt. Interessante wahre Details, wie die Eisherstellung des Militärs im 2. Weltkrieg überraschen zusätzlich.

Mir hat diese bewegende Geschichte sehr gefallen. Der American Way of Life ist hier sehr deutlich erlebbar.