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Veröffentlicht am 29.08.2019

Über die Grenze - sehr zu empfehlen

Über die Grenze
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Über die Grenze, von Maja Lunde

Cover:
Sehr passend, die Kinder hilflos(?) im Wald.

Inhalt:
Norwegen 1942, unter deutscher Besatzung: es herrscht Krieg.
Die 10jährige Gerda und ihr 12jähriger Bruder ...

Über die Grenze, von Maja Lunde

Cover:
Sehr passend, die Kinder hilflos(?) im Wald.

Inhalt:
Norwegen 1942, unter deutscher Besatzung: es herrscht Krieg.
Die 10jährige Gerda und ihr 12jähriger Bruder Otte sind ganz normale norwegische Kinder.
Doch plötzlich stehen sie alleine mit zwei jüdischen Kindern (Sarah und Daniel) im Haus. Ihre Eltern wurden von der Polizei abgeholt.
Intuitiv begreift Gerda, hier muss gehandelt werden.
Also starten die vier (Otto zwar sehr widerwillig) ihre Flucht…

Meine Meinung:
Ein Buch das sehr zum nachdenken anregt.
Krieg ist kein Spiel erkennen die Kinder auch bald.
Mit Mut, Glück und kindlicher Intuition, sowie Schlagfertigkeit, Können und Ausdauer, erleben die Kinder unglaubliches.
Sie stoßen auf unerwartete Hilfe, aber auch auf Verrat.
Es wird deutlich gemacht wie wichtig es ist Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft zu leben.

Mit vielen kleinen und kindgerechten Kapiteln wird es den jungen Lesern einfach gemacht in die Geschichte abzutauchen. Alles ist realistisch und nachvollziehbar. Es wird sich gezankt und wieder vertragen, es wird gesungen und vor Angst und Kälte gebibbert.

Dabei wird eine unglaubliche Spannung erzeugt und mehr als einmal denkt man: jetzt ist alles aus.
Das Happy End ist dann sehr emotional und ich denke jeder Leser (egal welches Alter) wird am Schluss aufatmen.

Autorin:
Maja Lunde wurde 1975 in Oslo geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt.

Mein Fazit:
Ein überaus gelungenes Kinderbuch, das ein schlimmes Thema unserer Geschichte kindgerecht verarbeitet. Freundschaft, Mut und Hilfsbereitschaft, sowie Zivilcourage, aber auch die schlimmen Seiten eines Krieges und Ausgrenzung werden angesprochen.

Veröffentlicht am 28.08.2019

Das Mädchen Jannie

Das Mädchen Jannie
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Das Mädchen Jannie, von Petra Hammersfahr

Cover:
Das Mädchen auf der Flucht, wird zur Schlüsselperson.

Inhalt:
Jannie zieht mit einer Gruppe Bettler durchs Land, bis sie eines Tage flüchtet.
Sie wird ...

Das Mädchen Jannie, von Petra Hammersfahr

Cover:
Das Mädchen auf der Flucht, wird zur Schlüsselperson.

Inhalt:
Jannie zieht mit einer Gruppe Bettler durchs Land, bis sie eines Tage flüchtet.
Sie wird von Dieter Leuken aufgenommen und kümmert sich dann auf dessen abgelegenem Hof liebevoll um dessen kranke Mutter.
Jannie erkennt nicht in welcher Gefahr sie schwebt.

Meine Meinung:
Dies ist für mich kein Roman sondern eher ein Thriller.

Also das Buch ist wirklich nichts für schwache Nerven, denn es geht absolut brutal und teilweise unmenschlich zur Sache.
Es geht um einen Psychopathen, der als Schriftsteller Thriller schreiben möchte, und für diese will er, das was er schreibt, vorher selber durchführen. Dabei geht er äußerst perfide vor.

Ich lese gerne Thriller, allerdings eher auf der psychologischen Schiene. Dieses Buch hier geht nun wirklich in die blutige Schiene, in der Gewalt in Ihren schlimmsten Exzessen und bis ins Detail beschrieben wird, wo nicht einmal vor Kindern, ja sogar Säuglingen halt gemacht wird.
Gewalt in seiner abartigsten, perversen und unwahrscheinlich menschenverachtenden Weise wird geschildert.

Abscheu und Fassungslosigkeit wechseln sich beim Lesen regelmäßig ab.

Ich muss mich fragen wie kann ich so ein Buch lesen?
Aber hier sind die Neugierde und die Spannung (durch den Schreibstil) so unglaublich hoch. Wird das Mädchen Jannie das Ganze zu überleben? Kann sie es überhaupt schaffen?

Deshalb muss man dem Buch für die Schreibweise und die Spannung Respekt zollen. Wie alles durchdacht und aufgebaut ist, der Kreis der sich erst immer weiter zieht, das Netz immer größer und verflochtener wird, und zum Schluss sich alles logisch fügt.
Aber für die hässliche, grenzenlose, abartige Gewalt, mag und kann ich keine 5 Sterne geben. Für die expliziten Grausamkeiten werde ich einen Stern abziehen.
Für mich war es oft ekelerregend und pervers, aber leider so realistisch. Das wirklich abschreckende dabei, und was mir so an die Nerven geht, dass alles so realistisch geschildert ist, in einem Milieu in dem ein Menschenleben aber auch schon gar nichts wert ist. Ich denke leider, das kann jederzeit passieren.

Mein Fazit:
Für mich kein Roman sondern ein Thriller mit unglaublich grausamen Gewaltexzessen und Passagen (auch über Kindern), die ich kaum aushalten konnte.
Aber brillant durchdacht und geschrieben, in seiner perfiden Art.
Für die spannende Schreibweise 5 Sterne, aber für diese abartigen, für mich ekelerregenden Grausamkeiten, ziehe ich einen Stern ab.

Veröffentlicht am 26.08.2019

Das Geheimnis der Fjordinsel - einfach schön

Das Geheimnis der Fjordinsel
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Das Geheimnis der Fjordinsel, von Christine Kabus

Cover:
Traumhaft schön, weckt sofort Fernweh.

Inhalt:
Ostfriesland, 1980, die junge Rike erfährt nach dem Tod ihres geliebten Großvaters, dass ihre Großmutter ...

Das Geheimnis der Fjordinsel, von Christine Kabus

Cover:
Traumhaft schön, weckt sofort Fernweh.

Inhalt:
Ostfriesland, 1980, die junge Rike erfährt nach dem Tod ihres geliebten Großvaters, dass ihre Großmutter vor langer Zeit die Familie verlassen hat und nicht wie sie denkt tot ist. Rike macht sich auf die Suche nach ihr, lebt sie noch?
Ihr Weg führt sie nach Norwegen, auf eine kleine Insel.

Norwegen, 1926, die dreiundzwanzigjährige Johanne, sieht sich nach dem mysteriösen Tod ihres Vaters, plötzlich im realen Leben und alleine mit der großen Verantwortung. Nichts ist mehr wie es war.
Der undurchsichtige Gravdal setzt ihr schwer zu.
Dann tritt der Abenteurer Leif in ihr Leben und gemeinsam schmieden sie abenteuerliche Pläne.

Meine Meinung:
Wieder ein wunderschöner Norwegenroman der Autorin Chrisine Kabus. Ich kenne und liebe die anderen auch schon und auch dieser hier hat mich wieder überzeugt und begeistert.

Die Autorin versteht es einzigartig, die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verknüpfen. Genauso brillant schafft sie es auch den speziellen Charakter der Personen und der Landschaft einzufangen und durch geschickt eingeflochtenen Dialekt, das ganze äußerst authentisch wirken zu lassen, ohne dabei den Lesefluss zu unterbrechen, weil man eben nicht laufend hin und her blättern muss.

Mit dem Einstig ist man sofort in der Geschichte drin und dann steigt die Spannung kontinuierlich an.
Beide Erzählstränge, sowohl Vergangenheit als auch Gegenwart, werden abwechselnd erzählt, so dass ich mir immer wieder neue Fragen stelle, aber auch Schritt für Schritt dem Geheimnis und den Fragen auf die Spur komme.
Dabei ist alles klar gegliedert, so dass ich immer sofort weiß wo ich mich befinde.

Alles ist sehr flüssig, die Charaktere, die Handlung, die Natur, die Details, alles wunderbar beschrieben, nichts zu viel und nichts zu wenig, keine langweiligen oder langatmigen Passagen.


Autorin:
Christine Kabus, 1964 in Würzburg geboren, arbeitet nach ihrem Studium der Germanistik und Geschichte bei verschiedenen Film und Theaterproduktionen, bevor sie sich 2003 als Drehbuchautorin selbständig machte.
Schon als Kind zog sie der hohe Norden in seinen Bann. Vor allem die ursprüngliche, mythische Landschaft Norwegens beflügelte ihre Fantasie.

Mein Fazit:
Wieder eine wunderbare Lebensgeschichte, so spannend, voller Emotionen und Geheimnisse. Mit einer Liebe wie sie größer bzw. selbstloser nicht sein kann und einem Happy End das traurig schient, aber hier einfach genial passt.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Geschichte
Veröffentlicht am 25.08.2019

Alles außer fern

Alles außer fern
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Alles außer fern, von Ksenia Konrad

Cover:
Bunt und Multikulti, wie auch die Personen über die im Buch berichtet wird.

Inhalt:
Ksenia Konrad, wagt als junge Frau den Schritt von Russland nach Österreich. ...

Alles außer fern, von Ksenia Konrad

Cover:
Bunt und Multikulti, wie auch die Personen über die im Buch berichtet wird.

Inhalt:
Ksenia Konrad, wagt als junge Frau den Schritt von Russland nach Österreich. Heute arbeitet sie als Deutschtrainerin für Menschen mit Migrationshintergrund, die sich in einer völlig neuen Umgebung zurechtfinden wollen.
Mit viel Engagement hilft sie ihnen durch den Sprachdschungel, durchlebt mit ihnen Wechselbäder aus Motivation und Ernüchterung.

Meine Meinung:
Die Autorin berichtet sehr menschlich von ihrer überaus motivierten und individuellen Arbeit, um Menschen mit Migrationshintergrund die deutsche Sprache näher zu bringen.
Dabei wird mir als Muttersprachler mehr als einmal bewusst wie schwer doch unsere deutsche Sprache ist, denn: nichts ist sicher, außer:
Keine Regel ohne Ausnahme.
Bei den grammatikalischen Erklärungen für Muttersprachler, habe selbst ich meist nur „chinesisch“ verstanden.
Dies erhöht wieder mal meinen Respekt vor Menschen die innerhalb kurzer Zeit sich unsere Sprache aneignen.

Aber wie gesagt, man merkt, dass die Autorin mit viel Herzblut dabei ist, sie vermittelt nicht nur die Sprache, sondern betreibt auch aktive Integration. Es wird nicht nur strikt nach Lehrplan vorgegangen, es wird auch schon mal gewandert, der Traumpartner besprochen oder der innere Schweinhund heraufbeschworen und überwunden. Höhepunkt ist dann der Besuch einer Zeitungsredaktion.

Ok, die vielen grammatikalischen Beispiele und Erklärungen waren mir zu viel und zu lange, dadurch wurde es mir teilweise etwas langatmig und zäh.
Hier hätte ich mir mehr von den humorvollen Episoden rund um die Menschen und ihrer Gegebenheiten gewünscht.

Autorin:
Ksenia Konrad wurde 1981 in Ryazan/Russland geboren, studierte Germanistik und Philologie und lebte lange Zeit in Moskau. Vor 11 Jahren zog sie nach Tirol und musste lernen, sich in einer völlig fremden Umgebung zurechtzufinden. Den Kopf in den Sand zu stecken, kam nicht in Frage, Willensstärke und Humor hingegen ließen Ksenia Konrad in der neuen Heimat Fuß fassen.

Mein Fazit:
Ein Buch das zeigt: Sprache ist ein wichtiger Beitrag zur Integration und öffnet Türen und Herzen.
Von mir 3,5 Sterne die ich gerne auf 4 Sterne aufrunde.

Veröffentlicht am 25.08.2019

Kastanienjahre

Kastanienjahre
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Kastanienjahre, von Anja Baumheier

Cover:
Absolut passend zur Gesuchte.

Inhalt:
Eine Geschichte die eine große Zeitspanne umfasst.
Von der Gegenwart 2018 in Paris bis in die Vergangenheit 1950 in einem ...

Kastanienjahre, von Anja Baumheier

Cover:
Absolut passend zur Gesuchte.

Inhalt:
Eine Geschichte die eine große Zeitspanne umfasst.
Von der Gegenwart 2018 in Paris bis in die Vergangenheit 1950 in einem kleinen Dorf in Ostdeutschland.
Elise bekommt einen anonymen Brief in dem sie gebeten wird in ihr Heimatdorf zurückzukommen.
„Jemand“ will die Geheimnisse um Jakobs verschwinden aus der DDR und den Unfalltod ihres Vaters „aufklären“.

Meine Meinung:
In dieser Geschichte geht es um ein Dorf in der ehemaligen DDR und ihre Bewohner.
Sehr eindringlich und emotional, jedoch recht ruhig, wird eins nach dem anderen und relativ unspektakulär erzählt. Die Entstehung der DDR, wie sich alles so nach und nach entwickelt hat, mit größeren und kleineren Tragödien, aber es war eben nicht aufzuhalten.
Mitten drin Elise!
Für ihre Familie und das Dorf war es dann die „Öffnung“ auch nicht das „Super-Event“, auch hier wird wieder undramatisch berichtet wie die Euphorie in den Alltag überging und es wieder zuerst nur mal abwärts ging.

Durch die eingebaute Liebesgeschichte und das Verschwinden von Jakob, so wie die angekündigte Beichte von Ereignissen die vor Jahren stattgefunden haben, wird eine sehr dynamische Spannung ins Spiel gebracht.

Der Schreibstil ist sehr flüssig zu lesen. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit sehr gut gelungen und mit Ortsangabe und Datum ist man sofort am richtigen Ort und in der richtigen Zeit.

Autorin:
Anja Baumheier wurde 1979 in Dresden geboren und hat ihre Kindheit in der DDR verbracht. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Berlin und arbeitet als Lehrerin für Französisch und Spanisch an einer Berliner Schule.

Mein Fazit:
Ein gelungener und schöner Roman, der gefühlvoll eine andere Zeit wieder in Erinnerung bringt. Er hat mich überzeugt und beeindruckt.
Erzählt mit viel Einfühlungsvermögen und Wärme.
Von mir 4,5 Sterne die ich auf 5 aufrunde.