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Veröffentlicht am 10.07.2021

Ein großes Lesehighlight!

Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe
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Buenos Aires 1925
Aus Sorge um ihre Tochter Henriette Theodora verlässt Julie Markowitch Buenos Aires und zieht mit ihr nach Paris, wo sie sich auf Kosten ihres Mannes ein angenehmeres Leben mit ihr gestalten ...

Buenos Aires 1925
Aus Sorge um ihre Tochter Henriette Theodora verlässt Julie Markowitch Buenos Aires und zieht mit ihr nach Paris, wo sie sich auf Kosten ihres Mannes ein angenehmeres Leben mit ihr gestalten möchte. Doch Dora hat andere Pläne, die ihrer Mutter nicht zusagen. Sie fängt ein Studium der Malerei und Fotografie an der Union centrale des Arts décoratifs an und wird von ihrem Vater Josip, der ihr Talent schon von Kindesbeinen an erkannt hat, unterstützt. Nach einem weiteren Abschluss an der Académie Julian treibt sie ihre Karriere voran, entdeckt das ausschweifende Pariser Nachtleben für sich, bewegt sich dabei in den Kreisen der Surrealisten Paul Éluard und Man Ray, legt sich ihren Künstlernamen Dora Maar zu und eröffnet ein Studio mit einem Kompagnon, als ihr Bekanntheitsgrad steigt. Die Liebe ihres Lebens jedoch lässt noch auf sich warten, da Dora sich eine Beziehung zu einem Mann wünscht, der mit ihr auf einer Augenhöhe steht. Dieses Attribut findet sie kurze Zeit später bei Picasso, dessen Aufmerksamkeit sie durch ihre leidenschaftliche und herausfordernde Art erzwingt und ihn sprachlos macht. Sie genießen ihre Verliebtheit und Dora wird seine Muse, die ihn bei der Erschaffung seiner größten Werke inspiriert und hingebungsvoll unterstützt, leider dabei aber ihre eigene künstlerische Entwicklung zurückstellt. Doch Picassos Egoismus und seine Erniedrigungen treiben sie langsam und stetig in den Abgrund und Dora kämpft sich aus einem tiefen Tal zurück ins Leben.

Was für eine Hommage an eine faszinierende Künstlerin! Bettina Storks hat hier ein außerordentlich sprach- und bildgewaltiges Werk erschaffen, mit dem sie mich unglaublich begeistert hat und das ich mit zu meinen größten Lesehighlights dieses Jahr zähle! Ein Roman, der mich von der ersten Seite an gefesselt hat und den ich nicht mehr aus der Hand legen konnte. Gefühlt ist die Autorin in die Rolle von Dora Maar geschlüpft und konnte dadurch sehr atmosphärisch und authentisch alle ihre Emotionen, Gedanken und Gefühle einzigartig zum Leser transportieren. Kopfkino habe ich bei der Beschreibung von Handlungsorten wie Paris und Ménerbes in Südfrankreich bekommen, aber genauso auch von Doras Studio oder Picassos Atelier. Von 1925 bis 1956 wird das Leben der Künstlerin aufgezeichnet, das Picasso auf eine ganz intensive Weise mitgeprägt hat. Ihre Liebe zueinander gleicht einem Tango, der leidenschaftliche, herausfordernde und zerstörerische Elemente hat und sehr gut die zwei Gesichter dieser Beziehung wieder spiegelt. Mit in ihre Lebensgeschichte eingebunden wurde dabei auch sehr gekonnt die politische Entwicklung in Frankreich, die deutsche Besatzung, der Krieg und die daraus entstehenden Auswirkungen, die aus Künstlersicht dargestellt wurden.

Ihren beiden feinfühlig dargestellten Hauptcharakteren hat Bettina Storks hier eine große Bühne gegeben. Dora habe ich für ihren Enthusiasmus, ihren Willen, ihr Selbstbewusstsein und ihre Schaffenskraft bewundert und es war traurig mitzuerleben, wie sie ihre geliebte Freiheit und Unabhängigkeit durch ihren dominanten Partner verliert, der sie in ein seelisches Tief abgleiten lässt. Ich habe so mit ihr mitgelitten, um sie gebangt und war froh und stolz auf sie, dass sie sich wieder dem Leben und ihrer Kunst öffnet. Picasso wurde als künstlerisches Genie ebenfalls sehr gut von der Autorin dargestellt. Seine schillernde Persönlichkeit hat einen einerseits fasziniert und andererseits durch sein egoistisches Verhalten abgestoßen. Er nimmt sich was er will und Frauen sind für ihn austauschbar. Nur seiner Kunst bleibt er treu.

Für mich war Dora Maar bisher nur ein Name, den ich mit einer Künstlerin verbunden habe. Doch durch diesen wundervollen Roman habe ich sie auch als einen faszinierenden Menschen kennenlernen dürfen. Wunderschön abgerundet hat diese Geschichte noch der Epilog, bei dem Claudette, eine Bekannte von Dora aus Ménerbes, 2019 durch ihre Ausstellung wandelt und dabei einem bewusst wird, was sie der Menschheit unwiederbringlich hinterlassen hat. Sehr gut gefallen hat mir auch noch Bettina Storks Nachwort zu Dora und die Aufklärung, was in dieser Geschichte Fiktion und Wirklichkeit ist. Für diesen Buchschatz kann ich nur eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen!


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Veröffentlicht am 27.06.2021

Ein wundervoller und bewegender Lesegenuss!

Der Wind singt unser Lied
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Toni hat es jahrelang in die weite Welt hinausgezogen, da sie nach einem einschneidenden Ereignis über ihr Leben und das ihrer Familie nachdenken wollte. Doch ein Anruf ihres Vaters macht sie unruhig. ...

Toni hat es jahrelang in die weite Welt hinausgezogen, da sie nach einem einschneidenden Ereignis über ihr Leben und das ihrer Familie nachdenken wollte. Doch ein Anruf ihres Vaters macht sie unruhig. Noch nie hat er sie indirekt um Hilfe gebeten. Kurzerhand bricht sie ihre Zelte in Costa Rica ab und reist zurück in ihre alte Heimat nach St. Peter Ording, wo ihre Eltern den idyllisch gelegenen Ferienhof Familienglück unterhalten. Die Freude ist groß, als sie unangekündigt vor ihrer Haustür steht und von ihrem Vater und ihrer Schwester Caro empfangen wird. Auf den ersten Blick läuft alles in geordneten Bahnen, doch beim näheren Hinsehen fällt Toni auf, dass einiges im Argen liegt. Wo ist ihre Mutter, die immer unermüdlich alles in Schuss hält? Auf ihrer Nachfrage hin halten sich alle bedeckt und weichen ihr aus. Erst durch ihren langjährigen Freund Andy erfährt sie die Wahrheit, die alle vor eine ganz besondere Herausforderung stellt. Toni nimmt mit ihr Kontakt auf um sie zum Umdenken zu bewegen, rennt dabei aber gegen eine Mauer. Ihr bleibt nichts anderes übrig als selber mit anzupacken und bekommt dabei tatkräftige Unterstützung von Florian, der gerade zwischen zwei Jobs steckt und seinen Bruder Christian, Caros Ehemann, besucht. Er lässt ihr Herz höherschlagen, doch sie musst erst mit ihrer Vergangenheit abschließen, bevor sie neue Gefühle zulassen kann.

Romane von Meike Werkmeister zu lesen ist, als wenn man von ihren Geschichten umarmt wird und sie nicht mehr loslassen möchte. So erging es mir auch bei ihrem neuesten Werk „Der Wind singt unser Lied“. Ihr unglaublich warmherziger und fesselnder Schreibstil und ihre liebenswerten und authentischen Charaktere machen dies möglich. Hinzu kommen wunderschöne Landschaftseindrücke durch ihre bildlichen Beschreibungen, die bei mir Fernweh und Urlaubsfeeling ausgelöst haben. Man spürt die Naturverbundenheit der Autorin und ihre Empathie für Menschen und Tiere. Ihre Geschichte zeigt auf, dass durch Liebe, Glück, Schmerz und Schuldgefühle, die Leichtigkeit und der Ernst des Lebens immer nah beieinander liegen und wie wichtig es dabei ist über Gefühle und Sorgen zu sprechen und sie mit anderen teilen zu können. Alle diese Punkte treffen auf Toni und ihre Familie zu. Ihren Zusammenhalt, ihre Wertschätzung und die freudigen und tragischen Ereignisse mit ihnen miterleben zu können, war herzerwärmend, bewegend und berührend. Bei zwei sehr gefühlvollen Szenen, die sich vor dem Krankenhaus und in Caros Auto abspielten, sind mir sogar die Tränen gekommen. Tonis Vater hätte ich die ganze Zeit knuddeln können und Madse, der kleine Sohn ihrer Schwester Caro, hat mein Herz im Sturm erobert. Toni selber fand ich auch auf Anhieb sympathisch. Sie ist verantwortungsbewusst, hilfsbereit und leidet immer noch nach so vielen Jahren unter Schuldgefühlen. Die ganze Zeit habe ich gerätselt, was sie in ihrer alten Heimat verarbeiten muss und was zwischen ihr, ihrer Mutter und ihrer Schwester steht. Missverständnisse und Unausgesprochenes müssen hier verarbeitet werden und das erfolgte sehr emotionsvoll. Unheimlich reizvoll fand ich auch das Annähern von Florian und Toni. Ihre Dialoge waren so spritzig und voller Esprit, sodass ich oft beim Lesen lächeln musste. Als Nebencharakter hat mir auch noch Andy sehr gut gefallen, der mit Toni die Liebe zur Musik teilt und zu früheren Zeiten sogar mit ihr in einer Band zusammengespielt hat.

Passend zum Buch hat mir auch das Ende der Geschichte gefallen, dass wieder voller Emotionen steckte und bei dem alle Charaktere auf eine hoffnungsvolle und glückliche Zukunft blicken können.


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Veröffentlicht am 19.06.2021

Leseempfehlung! Ein wundervoller Roman, der mich bewegt und zum Nachdenken gebracht hat!

Das Lied der Wölfe
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Für ein spannendes Projekt reist die Biologin Kaya Lehmann von Deutschland aus in die schottischen Highlands, wo sie mit und für den Milliardär Alistair Mac Kinley das Wolfs-Informationszentrum Lupus aufbauen ...

Für ein spannendes Projekt reist die Biologin Kaya Lehmann von Deutschland aus in die schottischen Highlands, wo sie mit und für den Milliardär Alistair Mac Kinley das Wolfs-Informationszentrum Lupus aufbauen soll. Es wird kein leichtes Unterfangen werden, da es Widerstand in der Bevölkerung gegen das Projekt gibt und auch noch die Politik überzeugt werden muss. Doch mit Nevis, einem Soldaten der britischen Eliteeinheit SAS, wartet noch eine andere Herausforderung auf Kaya. Der Sohn ihres Arbeitgebers lässt ihr Herz höherschlagen, aber er geht, trotz ihrer spürbaren Anziehungskraft, auf Abstand zu ihr. Kaya fühlt, dass er eine schwere Last auf seinen Schultern trägt, die er nicht einfach abschütteln kann. Auch in der Vater-Sohn Beziehung nimmt sie eine große Anspannung und Disharmonie wahr. Ungesagtes und Schuldgefühle stehen zwischen ihnen. Alastair erhofft sich von Kaya, dass sie Nevis mit für ihr Projekt begeistern kann um ihn auf andere Gedanken zu bringen. Wird es Kaya gelingen und findet sie in den Highlands ihre berufliche und private Erfüllung?

Für mich war „Das Lied der Wölfe“ mein erstes Buch von Rena Fischer und garantiert nicht mein letztes. Ein Roman, der durch das unglaublich schöne Setting und die faszinierenden und lebendigen Charaktere zu überzeugen weiß. Mit ihrem feinfühligen, bildhaften und fesselnden Schreibstil hat die Autorin eine sehr atmosphärische und emotionale Geschichte erschaffen, die mich in einigen Szenen richtig bewegt und berührt hat, sodass mir sogar ein paar Tränchen gekommen sind. Eingebettet in das Thema Wölfe, das Menschen fasziniert, aber auch Ängste erzeugt, geht es um Liebe, Vertrauen, Zusammenhalt, Verzeihen aber auch um Vergangenheitsbewältigung, Loslassen, Kontrollverlust und Bindungsängste. Neben Alastair und seiner Frau Fiona verkörpern Nevis und Kaya besonders diese zwischenmenschlichen Beziehungen und Probleme. Beide haben aufgrund ihrer Erlebnisse Mauern um sich gebaut und sie helfen sich gegenseitig dabei diese ganz langsam zum Zerbröckeln zu bringen. Durch Nevis und seine Freunde Rory und Mike, die gemeinsam bei der SAS gedient haben, wird einem wieder einmal bewusst, dass Soldaten bei ihren Einsätzen ihr Leben und ihre Gesundheit immer wieder aufs Spiel setzten und welche seelischen Qualen sie danach mit sich herumtragen müssen. Manche zerbrechen daran, andere versuchen damit zu leben. Die ganze Zeit habe ich mich auch gefragt, was zwischen Nevis und seinen Eltern steht und mich hat die Aufklärung erschüttert. Sehr reizvoll war natürlich die langsame Entwicklung der Liebe von Kaya und Nevis, bei der so manches Hindernis und Missverständnis aus dem Weg geräumt werden musste. Als Nebencharaktere haben mir auch noch Robin, der Sternekoch auf dem herrschaftlichen Anwesen der MacKinleys und Lena, Kayas Schwester sehr gut gefallen.

Nach all den dramatischen Ereignissen, emotionsvollen Momenten und einem finalen glücklichen Ende, hat mir noch im Epilog der Ausblick auf eine hoffnungsvolle Zukunft für alle Charaktere gefallen. Abgerundet hat den Roman das angehängte Glossar und die Danksagung, in dem Rena Fischer auch erläutert hat, wie sie auf die Idee zu diesem beeindruckenden Werk gekommen ist.




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Veröffentlicht am 19.06.2021

Sehr spannender Thriller, bei dem der Autor aber für mich im letzten Drittel einfach zu viel wollte!

Die Karte
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Kriminalkommissar Jens Kerner und sein Team haben alle Hände voll zu tun. Ein Serientäter hat es in Hamburg auf Joggerinnen abgesehen, denen er die Luft zum Atmen nimmt und sie an unzugänglichen Orten ...

Kriminalkommissar Jens Kerner und sein Team haben alle Hände voll zu tun. Ein Serientäter hat es in Hamburg auf Joggerinnen abgesehen, denen er die Luft zum Atmen nimmt und sie an unzugänglichen Orten mit einer Nachricht auf ihren Handys zurücklässt. „Ihr läuft die Zeit davon“. Bei ihrer Recherche finden sie Hinweise, dass er sich seine Opfer auf Instagram in einer Lauf-Community aussucht und sie anhand ihrer bevorzugten Streckenprofile findet. Eile ist geboten, da der Mörder anscheinend Blut geleckt hat. Doch noch zwei weitere Fälle machen ihnen zu schaffen, die einem seiner Kollegen zum Verhängnis werden. Ein Mann wurde lebensgefährlich verletzt als er einem Stalker folgt und ein Fahrradfahrer fährt mit einem menschlichen Fuß auf seinem Gepäckträger spazieren. Alle geraten bei der Ermittlungsarbeit an ihre Grenzen der Belastbarkeit und die Aussicht auf einen erfolgreichen Abschluss der Fälle liegt in weiter Ferne.

Als Fan der Kerner und Oswald Thriller-Reihe von Andreas Winkelmann habe ich schon dem vierten Band entgegengefiebert und ich konnte das Buch wieder vor lauter Spannung nicht aus der Hand legen. Für mich kommt es nur an die drei Vorgänger nicht ganz so heran, da mir der Autor im letzten Drittel einfach zu viel wollte. Weniger ist manchmal mehr! Dieser Thriller schockt einen, da er unteranderem von Menschen handelt, die nie im Leben eine richtige Chance hatten glücklich zu sein, zu schwach oder unzufrieden sind, sich aufgegeben haben oder ihre Vergangenheit zu verdrängen versuchen. Doch trotz aller Anstrengung holt sie jeden wieder ein. Zu ihnen gehört der Erzählstrang eines Mädchens, bei dem man zu rätseln beginnt, wer sie sein mag. Ihre seelische Folter, die ihre Mutter in tyrannischer Weise mit ihr betreibt, ging mir sowas von ans Herz, hat mich geschockt und großes Mitleid bei mir ausgelöst. Schon zu Beginn habe ich geahnt, wer hinter diesem Menschen steckt und ich habe die ganze Zeit Angst um sie gehabt. Immer wieder habe ich auch versucht einen Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Fällen zu erraten, doch der Autor führt einen dabei so oft in die Irre und zaubert ständig einen neuen Charakter hervor. Auf den Serientäter wäre ich nie im Leben gekommen und die Auflösung hat einen kleinen Häh-Effekt bei mir erzeugt. Er ist eiskalt und berechnend und seine schaurigen Gedanken und Handlungen haben Gänsehaut bei mir erzeugt.

Mitleid hatte ich auch dieses Mal mit Jens Kerner, der gefühlt in einem Hamsterrad steckte, kein Packende bekam und dem die seelische Belastung fast über den Kopf wuchs. Ich bin sehr froh, dass er mit Rebecca Oswald eine Kollegin an der Seite hat, die mich immer wieder mit ihrem messerscharfen Verstand zu beeindrucken weiß. Sie ist auch der einzige Mensch, der für Kerner ein Ruhepol ist und die ihn erden kann. Eine verdiente Auszeit sei ihm nach den Strapazen gegönnt, aber bitte nicht zu lange. Ich hoffe auf weitere spannende Lesestunden und ihn bei seinem nächsten Ermittlungsfall begleiten zu dürfen!

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Veröffentlicht am 18.06.2021

Überaus fesselnde Fortsetzung der Falkenbach-Saga!

Die Stärke der Töchter
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August 1937 Gut Falkenbach
Auf Gut Falkenbach kehrt immer noch keine Ruhe ein, da Erna Behrendt die drei Freunde Paul-Friedrich, Heinrich und Wilhelm noch unter Beobachtung hat. Sie ist der festen Überzeugung, ...

August 1937 Gut Falkenbach
Auf Gut Falkenbach kehrt immer noch keine Ruhe ein, da Erna Behrendt die drei Freunde Paul-Friedrich, Heinrich und Wilhelm noch unter Beobachtung hat. Sie ist der festen Überzeugung, dass sie für den Tod ihres Vaters verantwortlich sind und möchte unbedingt noch hinter ihr streng gehütetes Geheimnis kommen. Doch auch die politische Entwicklung Deutschlands und die üblen Machenschaften der machtbesessenen Nationalsozialisten beginnen sie am eigenen Leib zu spüren. Als erfolgreiche Unternehmer stehen sie unter deren Beobachtung und müssen sich gegen Vorwürfe behaupten und lernen mit Nötigungen umzugehen. Plötzlich geraten Paul Friedrich und seine Familie unter den Verdacht einem politisch Verfolgten Unterschlupf gewährt und ihren jüdischen Nachbarn zur Flucht verholfen zu haben. Sie gehen riskante Wagnisse ein und nicht ganz uneigennützig ist Paul Friedrich sogar dafür bereit, seine eigenen Freunde zu hintergehen. Die Gefahr ist groß, dass sie ihm auf die Schliche kommen. Einer ganz anderen Bedrohung steht Clara gegenüber. Nur durch die Hilfe von Elisabeth und Irma kann sie dieser entkommen und sie teilen fortan ein furchtbares Geheimnis.

Voller Spannung und Freude haben ich schon dem 2. Band der Falkenbach-Saga entgegenfiebert, nachdem mich Ellin Carsta mit dem ersten Teil so begeistern konnte. Dies ist ihr auch mit „Die Stärke ihrer Töchter“ gelungen! Ihr fesselnder Schreibstil und die sich ständig abwechselnden Kapitel, die aus Sicht einiger Hauptcharaktere erzählt werden, hat mich nur so durch die Geschichte suchten lassen. Themen, wie der stetig steigende Antisemitismus und der aufkommende Druck der Nationalsozialisten auf die Bevölkerung, werden hier sehr gut mit den Geschehnissen rund um die Familien der von Falkenbachs und Lehmanns eingebunden. Spannend dargestellt fand ich Paul-Friedrichs gut durchdachte Vorbereitung für die Flucht der Liebermanns. Ihm gelingt mit seiner klugen und vorrausschauenden Art ein genialer Coup, bei dem er seine Verfolger an der Nase herumführt und der Leser endlich auch hinter das Geheimnis der drei Freunde kommt. Emotionsvoll und dramatisch erzählt wurde auch die Notlage von Clara und die daraus resultierende Tat, an der Elisabeth und Irma beteiligt waren. Ich bin gespannt darauf, ob dies die drei Frauen irgendwann mal wieder einholen wird. Sehr reizvoll empfand ich auch die Entwicklung zwischen Wilhelm und seinem Sohn Leonard, der mich schon im ersten Band so polarisiert hat. Er durchlebt eine angebliche Wesensänderung, aber ich traue ihm nicht über den Weg und bin davon überzeugt, dass er im eigenen Interesse für seinen Vater und seine Frau Irma nur eine Rolle spielt. Wird seine Neigung zur Gewalt, sein Egoismus und sein Machtbedürfnis in Zukunft wieder durchkommen? Wilhelmine hat mir als aufgeschlossene und politisch interessierte junge Frau auch wieder sehr gut gefallen. Mehr als gespannt bin ich darauf, wie sich Elisabeths und Ferdinands Schicksalsweg entwickelt, nachdem er sich der Wehrmacht angeschlossen hat und ihr lang gehegter Wunsch in Erfüllung ging.

Voller Erwartungsfreude fiebere ich schon dem Fortlauf der vielen offenen Erzählstränge entgegen. Wie entwickelt sich das weitere Leben aller liebgewonnen Charaktere? Ich muss zum Glück nicht mehr lange warten, da Band 3 „Der Bund der Familie“ am 22.06.2021 erscheinen wird. Für die Falkenbach-Saga kann ich nur eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen!

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