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Veröffentlicht am 12.04.2021

Locker-leichte Geschichte über drei Freundinnen mit Liebeskummer und einem gemeinsamen Traum

Pension Herzschmerz
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Der Roman „Pension Herzschmerz von Christin-Marie Below spielt zu weiten Teilen auf der wunderschönen Nordseeinsel Norderney. Der Titel nimmt Bezug auf den großen Wunsch der drei besten Freundinnen Louise, ...

Der Roman „Pension Herzschmerz von Christin-Marie Below spielt zu weiten Teilen auf der wunderschönen Nordseeinsel Norderney. Der Titel nimmt Bezug auf den großen Wunsch der drei besten Freundinnen Louise, genannt Lou, Anna und Kim. Sie möchten auf dem Eiland ein Gästehaus eröffnen. Das Cover lässt an Sonne, Strand und Meer denken und nur zu gerne wäre ich den jungen Frauen nach Norderney gefolgt. Dennoch konnte ich mich aufgrund der Geschichte zumindest gedanklich dorthin träumen.

Lou ist 28 Jahre alt, arbeitet als Reiseverkehrskauffrau und wohnt mit ihrem Freund Nils zusammen in Oberhausen. Als ihre Freundin Anna sich im Streit von ihrem Partner trennt, beschließen die beiden zu Kim nach Norderney zu fahren und ihr behilflich zu sein, denn diese hat sich bei einer tollkühnen Aktion den Fuß gebrochen. Allerdings hat Nils kein Verständnis für den spontanen Einfall zur Reise, denn eigentlich wollte er mit Lou gemeinsam in der Wohnung renovieren. Es kommt zum Bruch der Partnerschaft. Glücklicherweise haben sich Lou, Anna und Kim einander und manche gemeinsame heitere Stunde hilft ihnen über den Liebeskummer hinweg. Bald schon sind sie zaghaft bereit, eine neue Liebe zuzulassen.

Chistin-Marie Below hat ihren Roman in fünf Phasen des Endes einer Beziehung eingeteilt und immer einen Ratschlag hinzufügt, warum es jeweils wichtig ist, eine Freundin zur Seite zu haben. Ihre Figuren gestaltet sie realitätsnah, die Handlungen nachvollziehbar. Viele Probleme, die sich durch eine Trennung ergeben, werden nur kurz angeschnitten und überlagern dadurch nicht die amüsanten, kurzweiligen Teile der Erzählung. Für die Hilfe, die Kim zum Weiterbetrieb ihrer Fußpflege benötigt, bietet die Autorin eine machbare Lösung. Die Freundinnen bieten sich gegenseitig Freiräume, die sie an der Seite ihrer Partner nicht gefunden haben. Dennoch scheuen sie sich nicht, offene Worte miteinander zu äußern, manchmal überspielt durch kleine Neckereien, die die Schärfe aus der Situation nehmen.

Die Idee der Pension steht relativ schnell zur Diskussion und obwohl die Planung nicht ins Detail geht, hielt ich die Umsetzung durch die Freundinnen nicht nur aufgrund ihrer Kenntnisse, sondern auch aufgrund ihres Umgangs miteinander für machbar. Daher habe ich darauf gehofft, dass sie ihren Traum umsetzen können. Eine zusätzliche Bedingung, die die Drei bei der Verwirklichung ihres Ziels erfüllen müssen, sorgt für Abwechslung und vergnüglichen Szenen. Durch ihre Beschreibungen sorgt die Autorin dank ihrer Ortkenntnisse für Sommerflair mit viel Lokalkolorit.

Der Roman „Pension Herzschmerz“ von Christin-Marie Below ist eine Wohlfühlgeschichte über die Freundschaft dreier junger Frauen mit Liebeskummer und einer gemeinsamen Vorstellung über ihre Zukunft, die sich locker und leicht liest und durch seine humorvolle Art für einige unterhaltsame Stunden sorgt. Daher empfehle ich das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 11.04.2021

Weckt die Wissbegier des Lesers, vermittelt Fakten und wirft neue Fragen auf

Alles, was wir wissen und was nicht
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Der Titel des Buchs „Alles, was wir wissen – und was nicht deutet bereits an, dass es unmöglich ist, die Kenntnisse aller Menschen zu allen denkbaren Themen in einem Buch verständlich aufzubereiten. Das ...

Der Titel des Buchs „Alles, was wir wissen – und was nicht deutet bereits an, dass es unmöglich ist, die Kenntnisse aller Menschen zu allen denkbaren Themen in einem Buch verständlich aufzubereiten. Das ist auch dem Herausgeber Christopher Lloyds bewusst und er hat sich hierzu Gedanken gemacht, dazu später mehr. Im Untertitel wurde hinzugefügt, dass das Buch Aussagen trifft über Raketen, Vulkane, Mumien, Bienen, Kriege, das Gehirn und unsere Zukunft. Die Begriffe sind jedoch bei Weitem nicht abschließend aufgelistet, sondern finden sich in einem der acht Themenbereiche wieder. Die Kapitel sind gegliedert in Universum, Erde, Materie, Leben, Menschen, Altertum und Mittelalter, Moderne Zeiten sowie Heute und Morgen und sorgen für einen spannenden Themenmix. Obwohl die unterschiedlichen Gebiete einzeln angesprochen werden, greifen sie dennoch ineinander über.

Christopher Lloyd kann man als Suchenden bezeichnen, der ständig nach Antworten auf die Fragen forscht, die sich für ihn täglich ergeben. Dabei bleibt seine Neugierde nicht still, woraus sich immer wieder neue Fragen ergeben. Diesem Umstand zur Folge hat der Herausgeber sich überlegt, wie er Verzweigungen und Anknüpfungspunkte im Buch darstellen kann. Aus diesem Anlass findet sich auf jeder linken Seite eine Fußnote mit Hinweisen zu verschiedenen Themen, die außerdem für den Leser interessant sein könnten mit Seitenangaben zum schnellen Auffinden. An dieser Stelle stehen auch die beratenden Experten genannt, die bei der Erstellung der jeweiligen Seite mitgearbeitet haben. Mit Foto und gelb unterlegt werden sie mit kurzer Zusammenfassung des Gebiets, auf dem sie arbeiten, auch noch einzeln rechts unten auf entsprechenden Seiten vorgestellt. Am Ende des Buchs findet sich ein Quellen- und Bildnachweis sowie die Mitwirkenden am Text, an den Illustrationen und zur wissenschaftlichen Beratung. Leider ist kein Stichwortverzeichnis hinzugefügt, vermutlich aufgrund der großen Anzahl von Begriffen, die hier zu nennen wären und weil der Leser auf die Querverweise zurückgreifen kann.

Das Buch ist eine große Fundgrube an Wissen. Es macht Spaß, darin zu blättern. Übersichtliche Grafiken, strukturierte Aufbereitungen von Daten und passende Fotos zu den Sachgebieten werden farblich voneinander abgegrenzt und sind dadurch Blickfänge, die auf kreative Weise dazu auffordern, betrachtet und gelesen zu werden. Schon Kinder ab etwa acht Jahren können gemeinsam mit Älteren auf Entdeckungsreise im Buch gehen, aber auch Erwachsene können nicht nur ihr Wissen auffrischen, sondern Erweitern und Neues entdecken. Dabei wird Jeder feststellen, dass sich längst nicht alle Frage mit den Kenntnissen unserer Zeit beantworten lassen

Auch in seinem Buch „Alles, was wir wissen und was nicht“ gelingt es dem Herausgeber Christopher Lloyd wieder, die Wissbegier des Lesers anzusprechen und neben der Vermittlung von Fakten dessen Neugier zu kitzeln auf die sich aus den Antworten aufwerfenden neuen Fragen. Mich hat das Buch sehr angesprochen, weil es mir auf unterhaltsame Weise Altbekanntes ins Gedächtnis gerufen, Zusammenhänge verdeutlicht, Einblicke gewährt und neues Know-How vermittelt hat. Daher empfehle ich das Buch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Durchgehend spannend, auch aufgrund der persönlichen Verwicklung des Protagonisten in den Fall

DUNKELKAMMER
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Bernhard Aichner hat mit dem Buch „Dunkelkammer“ den ersten Teil einer Kriminalserie veröffentlicht, in der David Bronski, Mitte vierzig, im Mittelpunkt steht. Bronski ist alleinstehend, lebt in Berlin, ...

Bernhard Aichner hat mit dem Buch „Dunkelkammer“ den ersten Teil einer Kriminalserie veröffentlicht, in der David Bronski, Mitte vierzig, im Mittelpunkt steht. Bronski ist alleinstehend, lebt in Berlin, arbeitet für eine Tageszeitung und hat eine ganz besondere Passion, denn er ist fasziniert vom Ausdruck auf den Gesichtern toter Menschen und hält diesen mit einer analogen Kamera fest. Die Momente, in denen sich das Bild auf dem Papier langsam abzeichnet bei der Entwicklung der Fotos in seiner Dunkelkammer fordern ihm Ruhe und Geduld ab und bilden damit einen Gegenpol zu seiner oft stressigen Arbeit als Pressefotograf.

Bronski ist in Tirol aufgewachsen. Eines Tages wird er von einem ehemaligen Kollegen, der inzwischen obdachlos ist, angerufen. Dieser bietet ihm die Gelegenheit seinen zufälligen Fund, eine mumifizierte Leiche in einer Ferienwohnung zu fotografieren. Die unter unbekannten Umständen Verstorbene ist beiden bekannt und sie wittern eine große Story. In der Geldbörse der Toten findet er ein Foto, das ihn unmittelbar selbst betrifft und ihn aufwühlt. Allerdings möchte er darüber nichts an die Öffentlichkeit bringen und beginnt selbst weitere Hintergründe zu recherchieren. Seine Kollegin Svenja aus dem Kulturressort wird Bronski von der Zeitung her zur Seite gestellt zum Verfassen eines Textes zu seinen Fotos. Zunächst jedoch hält er Svenja für nicht unbedingt kompetent genug.

Bernhard Aichner hat mit Bronski eine Figur geschaffen, in die er seine eigenen Erfahrungen als Fotograf einfließen lässt und daher begegnet man im Laufe der Geschichte einigen Stationen im Lebenslauf des Protagonisten, die der Autor selbst so oder so ähnlich erlebt hat. Bronski ist ein eher mürrischer Mensch, dem man mit viel Geduld und Verständnis begegnen sollte, denn man muss sein Vertrauen gewinnen, damit er von sich selbst erzählt, was nicht vielen gelingt. An seiner Seite stehen mit der Journalistin Svenja und seiner Schwester Anna zwei Frauen, die zwar bereit sind sich in Situationen anzupassen, die es aber auch verstehen, ihren eigenen Willen durchzusetzen. Nicht immer läuft alles nach Plan und es zeigt sich, dass auch Bauchgefühle täuschen können, was den Charakteren eine gewisse Wandlungsfähigkeit abverlangt.

Ohne große Beschreibung der Umgebung und der Gegebenheiten, nur unter Angabe der handelnden Personen als Überschrift, lässt Bernhard Aichner seine Figuren in Dialog treten und dennoch entstanden bei mir sofort Bilder im Kopf auf denen ich die Personen vor Ort vor mir gesehen habe und ich konnte mir ihre Ausdrucksweise gut vorstellen. Auf diese Art wurde die Handlung schnell vorangetrieben. In weiteren wechselnden Perspektiven schildert Bronski selbst einige Situationen und legt dabei seine Gefühle dem Leser offen. Damit aber auch andere handelnde Personen besser verstanden werden übernimmt ein allwissender Erzähler einige Kapitel. Neben den aufregenden Ermittlungen ist auch eine Liebesgeschichte eingebunden.

„Dunkelkammer“ von Bernhard Aichner hält durchgehend den Spannungsbogen, auch durch die persönliche Verwicklung des Pressefotografens Bronski in den Fall. Ich freue mich schon auf weitere Folgebände, in denen Bronski sein Können als Fotograf und Ermittler zeigen kann. Gerne empfehle ich den Thriller an Leser des Genres weiter.

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Veröffentlicht am 26.03.2021

Der unvergessliche Sommer eines 16-Jährigen zu Beginn der 1980er - einfühlsam erzählt

Der große Sommer
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Ewald Arenz schreibt in seinem Roman „Der große Sommer“ über eine Zeit unserer Jugend, die viele von uns kennen, zu denen ich mich zähle, und die verbunden ist mit den Ferien der wärmsten Jahreszeit in ...

Ewald Arenz schreibt in seinem Roman „Der große Sommer“ über eine Zeit unserer Jugend, die viele von uns kennen, zu denen ich mich zähle, und die verbunden ist mit den Ferien der wärmsten Jahreszeit in unseren Gefilden. Es ist der Sommer, in dem unsere Gefühle wie in einem Knäuel verwirrt scheinen, das wir stückweise aufdröseln müssen und dabei einen weiten Schritt vom Kind zum Erwachsenen gehen. Die Erinnerungen des Protagonisten Frieder an diesen Sommer sind verknüpft mit manchem Freibadabenteuer und dem Wagemut von immer weiter oben vom Turm aus zu springen und tief einzutauchen, genauso wie in die neue Welt die sich dem Adoleszenten öffnet.

Frieder, der Ich-Erzähler der Geschichte, streift über den Friedhof seiner Heimat, auf der Suche nach einem Grab, was bei mir die Neugier weckte zu erfahren, wer dort wohl beerdigt liegt. Immer noch wohnt Frieder vor Ort, dort wo er mit fünf Geschwistern aufgewachsen ist. Bei seiner Suche schweifen seine Gedanken zurück an den Sommer, als er 16 Jahre alt war und aufgrund seiner schulischen Defizite nicht mit der Familie in Urlaub fahren durfte, sondern zur Vorbereitung auf die Nachprüfung bei seiner geliebten Großmutter und ihrem Mann, dem unbeliebten Stiefvater der Mutter bleiben musste.

Was zunächst auf Frieder wie ein Desaster wirkt, werden Wochen voller Emotionen, geprägt von Liebe, Freundschaft, Zusammenhalt, Angst, Unverständnis, das zunehmende Begreifen schwieriger Gemütslagen und das allmähliche Aufbringen von Verständnis für andere Meinungen. An seiner Seite sind seine jüngere Schwester Alma, sein bester Freund Johann und Beate, die er unter besonderen Umständen im Freibad kennenlernt.

Es machte mir Freude, mich von Frieder in den Sommer Anfang der 1980er Jahre mitnehmen zu lassen und mich an die damaligen Gegebenheiten in Bezug auf Technik, Kultur und den Umgang miteinander zu erinnern. Der Autor ließ mich an der Seite seines Protagonisten zeitlich noch weiter zurückgehen bis zu den Anfängen der Liebe von Frieders Großmutter. Einerseits ist in diesem Kontext zu begreifen, warum dieser seinen Großvater als Kind lange siezen musste, andererseits möchte Frieder aus diesem Verständnis heraus für sich Schlüsse ziehen im richtigen Umgang mit seinen aufkeimenden Gefühlen für Beate. Schnell merkt er, dass seine bisherige spontane, unbefangene und unbeholfene Art verletzend sein kann. In diesem für ihn großen Sommer lernt er einiges über sein Einfühlungsvermögen, entwickelt Ambiguitätstoleranz und behält sich seinen offenen und weiten Blick in die Welt. Seine Ansichten zu Fragen, wie sie ihn im Alltag begleiten, festigen sich auch durch die Auseinandersetzung mit Gleichaltrigen und dem Einblick in andere Familien wie beispielsweise die seines Freunds Johann, die finanziell deutlich besser abgesichert ist wie seine eigene.

Ewald Arenz hat mit „Der große Sommer“ einen einfühlsamen Roman geschrieben, der mich Zurückerinnern ließ an meine eigene Jugend. Der Autor hat persönliche Erfahrungen in seine Geschichte einfließen lassen, die auch gerade deshalb authentisch wirkt. Ich konnte darin am Auf und Ab der Gefühle des 16-jährigen Frieder teilzuhaben, der an der Seite seiner Freunde einen unvergleichbaren und unvergesslichen Sommer zu Beginn der 1980er Jahre erlebte. Gerne empfehle ich das Buch uneingeschränkt weiter.

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Veröffentlicht am 26.03.2021

Abwechslungsreich gestalteter Roman mit hohem Unterhaltungswert aufgrund vieler Familiengeheimnisse

Die vier Gezeiten
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In ihrem Roman „Die vier Gezeiten“ erzählt Anne Prettin eine Familiengeschichte, bei der sie vor allem die weiblichen Mitglieder der Familien Lock und Kießling, auf Juist wohnend, über vier Generationen ...

In ihrem Roman „Die vier Gezeiten“ erzählt Anne Prettin eine Familiengeschichte, bei der sie vor allem die weiblichen Mitglieder der Familien Lock und Kießling, auf Juist wohnend, über vier Generationen hinweg in den Fokus stellt. In die Vorbereitungen zur großen Feststunde in 2008 aus Anlass der Verleihung des Verdienstordens, den Dr. Eduard Kießling erhalten soll, platzt Helen, die in Neuseeland beheimatet ist und nun behauptet, zur Familie zu gehören. Eduards Frau Adda, seine Schwiegermutter Johanne und seine anwesenden Töchter sind ratlos, erstaunt und reagieren zunächst eher ablehnend. Doch die Ähnlichkeit zwischen Helen und Adda lässt kaum Zweifel an der Verwandtschaft aufkommen. Helen verfolgt hartnäckig ihre Mission, ihre leibliche Mutter zu finden und wird von den Familienmitgliedern mit unterschiedlichem Interesse und Anteil dabei unterstützt.

Gleich im Prolog las ich von einem Unglück, dass sich für die Familie im Jahr 1978 anbahnt und die in Bezug auf die Covergestaltung steht. Der Titel des Romans ergibt sich aus den verschiedenen Charakteren der vier Töchter von Adda und erklärt sich dadurch, dass die Älteste und die Jüngste bei Flut geboren wurden und unruhig und aufgeregt in ihrem Leben nach ständiger Veränderung streben. Demgegenüber fand die Geburt der beiden mittleren Frauen bei Ebbe statt und sie sind im Vergleich zu ihren Schwestern deutlich ruhiger, zwar selbstbewusst, aber eher bereit sich anzupassen. Die vier Töchter haben es nicht leicht, ihren eigenen Vorstellungen vom Leben nachzugehen und diese gegen die Meinung ihres Vaters durchzusetzen. Demgegenüber ist es einfacher, ihre Mutter auf ihre Seite zu ziehen. Adda hat wiederum eine ganz andere Erziehung genossen. Ihr Vater ist früh verstorben und ihre Mutter Johanne hat ihre Ansichten, eine rechtschaffene Tochter großzuziehen, mit einer gewissen Härte umgesetzt.

Vor dem Hintergrund, dass Juist überschaubar ist und die Bewohner sich gegenseitig fast alle gut kennen, zeigt die Familie nach außen hin ein freundliches Miteinander. Hinter der Fassade aber schwelt der Ärger übereinander wegen etlichen Streitigkeiten aus der Vergangenheit. Jedes Familienmitglied hat etwas zu verbergen, was die Geschichte sehr komplex gestaltet bei der Aufdeckung des Verschwiegenen. Anne Prettin springt dabei über mehrere Zeitstufen und bindet einen Teil der tatsächlichen historischen Geschichte Juists mit ein. Sie thematisiert die Besonderheit der Schule am Meer, den Umgang mit der jüdischen Bevölkerung auf der Insel unter der nationalsozialistischen Regierung und die Auswirkungen des Klimawandels auf das Wattenmeer. Es ist aber auch die Geschichte des Tourismus auf dem Eiland und die politische Macht und die Bedeutung, die man erhalten kann, wenn man sich vor Ort dafür einsetzt.

Hinter jedem Familienmitglied wartet ein eigenes kleines Geheimnis, das manchmal mit einem anderen ineinanderfließt und meist für bestimmte, nicht immer gewünschte Folgen gesorgt hat. Ich fand es nicht immer einfach, die wechselnden Szenerien in Einklang zu bringen. Anne Prettin flechtet dabei die Vor- und Nachteile der Insellage mit ein, die einerseits einengt, andererseits aber auch Schutz und Zusammenhalt bietet.

„Die vier Gezeiten“ von Anne Prettin ist ein abwechslungsreich gestalteter Roman mit hohem Unterhaltungswert, der sich vor allem durch die vielen kleinen Geheimnisse über vier Generationen hinweg ergibt. Wirken die Mitglieder der Familie zunächst noch wenig nahbar, so war ihre je eigene Geschichte mit der nach und nach die Heimlichkeiten aufgedeckt wurden, bewegend und berührend. Gerne empfehle ich den Roman weiter.

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