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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2018

Zwei Frauen auf der Suche nach sich selbst

Die Lichter von Paris
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Die junge Amerikanerin Madeleine scheint ein perfektes Leben zu haben: einen erfolgreichen Mann, ein schönes Zuhause und eine gute finanzielle Absicherung. Dennoch ist sie nicht glücklich. Sie hat sich ...

Die junge Amerikanerin Madeleine scheint ein perfektes Leben zu haben: einen erfolgreichen Mann, ein schönes Zuhause und eine gute finanzielle Absicherung. Dennoch ist sie nicht glücklich. Sie hat sich zeit ihres Lebens den Vorgaben anderer angepasst, ihre Wünsche und Träume sind auf der Strecke geblieben. Da entdeckt sie eines Tages auf dem Dachboden ihres Elternhauses die Tagebücher ihrer Großmutter. Beim Lesen erlebt sie deren Jugendzeit wieder und merkt, dass das auch Auswirkungen auf ihr eigenes Leben hat…

Die Autorin Eleanor Brown erzählt in zwei Zeitebenen die Geschichte von zwei Frauen auf der Suche nach sich selbst. Dadurch erlebt der Leser die Entwicklung beider Frauen sehr unmittelbar mit, wie sie sich zunächst den Zwängen ihrer Zeit (die sich erstaunlich ähnlich sind, trotz der Jahrzehnte dazwischen) anzupassen versuchen, dann aber merken, wie einengend diese sind. Besonders interessant fand ich hier den Weg der Großmutter, die im Paris der Zwanziger Jahre einen leuchtenden Sommer erlebt. Dennoch blieb einiges für mich eher unrealistisch, Maggies Erlebnisse werden wohl eher untypisch sein für ihre Zeit. Aber auch Madeleine erscheint mir nicht wie eine Frau kurz vor der Jahrtausendwende, zu sehr scheint sie ein Korsett vergangener Zeiten zu drücken. Dadurch wirkte das Buch für mich zeitweise sehr langatmig. Faszinierend bleibt, wie geschickt die Autorin die Handlungsfäden miteinander verknüpft, wie das Lesen der Tagebücher Madeleines Leben beeinflusst – und nebenbei noch ein Familiengeheimnis aufdeckt.

Leider hat mich das Buch nicht wirklich überzeugt, denn vor allem Madeleine scheint nicht in unsere Zeit zu gehören. Sie lässt sich zu viel vorschreiben von ihrem Mann, davor von ihren Eltern, hat panische Angst vor einer Scheidung und ist äußerst unselbständig. Dieser „goldene Käfig“ passt nicht in die Zeit, die die Autorin für die junge Frau ausgesucht hat, und so habe ich mich mit dieser Figur kaum identifizieren können, die Geschichte erscheint mir eher unrealistisch. Deshalb kann ich leider nur 3 von 5 Sternen vergeben.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Stück für Stück zu sich selbst zurückfinden

Endlich bin ich ich
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Inken ist am Ende ihrer Kräfte. Ihr Mann Lars unterstützt sie gegen ihren Chef, doch erst eine Auszeit hilft ihr, aus ihrem Burn Out herauszukommen. Mit Simone, ihrer Freundin aus alten Zeiten, bucht sie ...

Inken ist am Ende ihrer Kräfte. Ihr Mann Lars unterstützt sie gegen ihren Chef, doch erst eine Auszeit hilft ihr, aus ihrem Burn Out herauszukommen. Mit Simone, ihrer Freundin aus alten Zeiten, bucht sie ein Haus in Dänemark und erlebt nach und nach, wie ihre Freude am Leben zurückkommt. Bald stellen sich auch Zukunftspläne ein. Stück für Stück findet sie zu sich selbst zurück.

Das Thema Burn Out ist wichtig angesichts der Arbeitssituation, in der Menschen austauschbar sind und schnell ersetzt werden, wenn sie nicht mehr die erwünschte Leistung bringen, aus welchen Gründen auch immer. Die Autorin Inken Ibsen benennt ihre Protagonistin mit ihrem eigenen Namen, auch wenn es sich nicht um eine Autobiographie handelt. Sehr eindrücklich schildert sie Inkens Überforderung, die auf Unverständnis im Arbeitsleben stößt, und lässt ihre Protagonistin einen ganz eigenen Weg finden – sie darf sich einen Kindheitstraum erfüllen. Der Weg dahin ist sehr spannend geschildert, es gibt einige Stolpersteine für sie. Doch es ist herzerwärmend und befreiend, wie Inken sich eine Nische finden kann, in der sie tatsächlich sie selbst sein kann. Man würde jedem, der sich mit einem Burn Out herumschlagen muss, wünschen, dass er so schnell eine solch passende Lösung für sich finden kann.

Auch wenn es sich hierbei nicht um eine Autobiographie handelt, scheint mir das Buch sehr persönlich geraten zu sein. Wer sich hier hineindenken möchte, findet eine wunderschöne Geschichte vor über eine Selbstfindung, die einen Traum verwirklichen lässt. Dabei kann man sich sehr gut nach eigenen Träumen fragen – und überdenken, welche davon es vielleicht wert sind, sie intensiver zu verfolgen. So wie es auch die Protagonistin Inken getan hat.

Veröffentlicht am 16.01.2018

Spannende Mischung aus Fiktion und Fakten

Zona Rossa
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Nach dem Erdbeben in den Abruzzen 2009 ist die Stadt L’Aquila zerstört, die Menschen sind in Notunterkünften untergebracht. Die Versprechungen der Politik sind groß, doch bei den Bewohnern der Stadt herrscht ...

Nach dem Erdbeben in den Abruzzen 2009 ist die Stadt L’Aquila zerstört, die Menschen sind in Notunterkünften untergebracht. Die Versprechungen der Politik sind groß, doch bei den Bewohnern der Stadt herrscht Ungewissheit über die Zukunft vor. Der Wiederaufbau liegt noch in weitester Ferne, an eine Rückkehr ist nicht zu denken. Provisorische Wohnungen sollen erbaut werden, in die die Menschen einziehen können.

Unter diesen Umständen kämpft Viola um das Leben ihres elfjährigen Sohnes, der nach dem Erdbeben im Koma liegt, und trauert gleichzeitig um den Rest ihrer Familie, ihren Ehemann und ihre Tochter. Da erfährt sie, dass ihr Mann einem gefährlichen Geheimnis auf der Spur war. Viola beginnt nachzuforschen, was das sein könnte, und kommt zusammen mit einigen ihrer Bekannten zu der Erkenntnis, dass einige Firmen beim Bau der Häuser minderwertige Baumaterialien verwendet haben und sich dabei eine goldene Nase verdient haben, unterstützt von der Mafia. Bei ihren Recherchen geraten Viola und einige ihrer Freunde in Lebensgefahr…

Die Autorin Sara More beschreibt mit „Zona Rossa – Gefahr für L’Aquila“ eine Geschichte, die sowohl mit erfundenen Protagonisten arbeitet, aber auch viele der zusammengetragenen Fakten einarbeitet. Die Fakten sind kursiv in die Erzählung eingebettet – und ehrlich, wenn diese nicht dabei wären, hätte ich die Geschichte für völlig überzogen gehalten. Doch diese Geschichte baut auf den tatsächlichen Vorkommnissen auf – es ist kaum zu fassen, was alles schief gelaufen ist. Diese Mischung aus Fakten und Fiktion ist jedoch äußerst spannend und macht für mich den besonderen Reiz des Buches auf. Das Ende des Buches ist recht offen gehalten, so dass man auf eine Fortsetzung der Geschichte hoffen darf.

Mit diesem Buch ist es der Autorin gelungen, mein Interesse für die Geschehnisse in L’Aquila erneut zu wecken und zu verfolgen, wie es dort weitergeht. Die Unterlegung der fiktiven Geschichte mit Fakten geht unter die Haut, manchmal musste ich einfach nur noch den Kopf schütteln. Möge das Buch auch weitere Leser betroffen und neugierig machen! Deshalb spreche ich eine unbedingte Leseempfehlung aus und vergebe alle nur möglichen Sterne.

Veröffentlicht am 16.01.2018

Zäh wie Sirup

Das Jesus-Experiment
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Der Hirnforscher Tom Jennings hat ein bahnbrechendes Verfahren erfunden, mit dem vererbte Erinnerungen sichtbar gemacht werden können. Sein beruflicher Erfolg ist ihm sicher – bis ein ehemaliger Kollege ...

Der Hirnforscher Tom Jennings hat ein bahnbrechendes Verfahren erfunden, mit dem vererbte Erinnerungen sichtbar gemacht werden können. Sein beruflicher Erfolg ist ihm sicher – bis ein ehemaliger Kollege ihm diesen streitig machen möchte. Als er das echte Antlitz Jesu sichtbar machen möchte, wird Jennings auch noch von anderer, noch viel mächtigerer Seite verfolgt, und nicht nur er, sondern viele andere aus seinem Umfeld geraten in Lebensgefahr.

Ein spannendes Thema hat sich Autor Bernd Roßbach hier ausgewählt, die Geschichten um Jesus von Nazareth fesseln die Menschheit seit 2000 Jahren. Ein Wissenschaftsthriller darum herum basteln, mit der Idee, das Antlitz Jesu für die Menschheit sichtbar zu machen, auf diese Idee war ich äußerst gespannt. Und mit mir sicher noch viele, viele andere Leser. Der Einstieg gelang mir auch sehr gut, ich konnte mit Jennings auf seiner Erfolgswelle schwimmen, auch wenn ich mich mit den Erklärungen dazu schon schwer tat – doch dann geriet mein Lesefluss ins Stocken, die Geschichte kam mir so zäh wie Sirup vor. Die Ausdrucksweise des Autors empfand ich zunehmend als äußerst gestelzt, viele Sätze musste ich mehrmals lesen (und wusste auch dann noch nicht, was ich gelesen hatte), ich verlor zunehmend den roten Faden. Zudem wurde die Erzählung immer unglaubwürdiger, und auch der überraschende Show-Down zum Schluss konnte da nichts mehr rausreißen. Zu viele Tote pflastern den Weg zu des Rätsels Lösung, während die meisten Figuren einfach nur farblos blieben, bis hin zu Jennings selbst.

Trotzdem habe ich das Buch beendet, immer auf der Suche nach dem Thrill, den die Geschichte verspricht. Meistens vergebens, bis auf ein paar kurze Momente. So spannend ich die Grundidee zu dem Buch finde, für eine Leseempfehlung reicht es meiner Meinung nach nicht.

Veröffentlicht am 12.01.2018

Die große Liebe für Julias Sekretär

Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand
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Glenn Dixon ist auf der Suche nach der wahren Liebe, sie scheint ganz nahe zu sein. Seit Jahren unterrichtet er „Romeo und Julia“ an der Abschlussklasse seiner Schule, da entschließt er sich, für zwei ...

Glenn Dixon ist auf der Suche nach der wahren Liebe, sie scheint ganz nahe zu sein. Seit Jahren unterrichtet er „Romeo und Julia“ an der Abschlussklasse seiner Schule, da entschließt er sich, für zwei Wochen nach Verona zu gehen: Dort gibt es den „Club der Julias“, die alle Briefe an Julia beantworten, und er wird für eine Weile als „Julias Sekretär“ dabei mitmachen. Wird er seine wahre Liebe finden?

Humorvoll verbindet der Autor Glenn Dixon seine Suche nach der Liebe seines Lebens mit der großen Liebesgeschichte der Weltliteratur, lässt seine Schüler die Geschichte von Romeo und Julia entdecken und findet sich ein bei der universellen Frage nach der eigenen Liebe. Dabei darf der Leser seine Hoffnungen auf seine große Liebe miterleben und mit ihm mitfiebern, was daraus wird. Keine Sorge, der Buchtitel verspricht ja schon, dass er seine große Liebe findet, doch der Weg dahin ist durchaus lesenswert…Manche Verknüpfung zwischen den Jugendlichen am Anfang ihrer Suche nach der großen Liebe, den Erwachsenen mittendrin in ihrer Suche und den Liebenden Julia und Romeo am Ende ihrer Suche wird dabei wahrlich philosophisch. Ich habe hier zum ersten Mal vom „Club der Julias“ erfahren, eine wahrlich schöne Idee.

Insgesamt eine schöne Liebesgeschichte, mal etwas anders erzählt, der ich vier Sterne vergeben möchte sowie eine Leseempfehlung für alle mit romantischer Veranlagung.