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Veröffentlicht am 26.04.2022

Kriminalfälle aus einem anderen Kulturkreis

Die Knochenleser
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Der junge Michael Digson, genannt Digger, wird unversehens von einem Detective Superintendent für dessen Polizeitruppe rekrutiert. Chilman wird zu seinem Mentor, denn er sieht in Digger ein großes Potenzial ...

Der junge Michael Digson, genannt Digger, wird unversehens von einem Detective Superintendent für dessen Polizeitruppe rekrutiert. Chilman wird zu seinem Mentor, denn er sieht in Digger ein großes Potenzial für einen besonders guten und charakterstarken Polizisten. Digger lässt sich zum Forensiker ausbilden und behält dabei immer noch seine eigene Geschichte im Blick, nämlich die Suche nach seiner verschollenen Mutter, die vermutlich einem Verbrechen zum Opfer fiel. Digger zur Seite steht Chilmans Tochter Miss Stanislaus, auch sie eine Ermittlerin mit besonderen Fähigkeiten.

Es ist eine für uns eher unbekannte Welt, in die uns der Autor Jacob Ross führt, nach Camoha, eine Insel der Kleinen Antillen: eine begrenzte Welt, allerdings geprägt von Korruption, Sexismus und Machtmissbrauch. Es ist Chilman, der hier mit seiner neu zusammengestellten Truppe für Ordnung sorgen will, und als er in Rente geht, hinterlässt er eine Dienststelle voller hervorragend ausgebildeter Polizisten. Und doch dauert der Kampf gegen skrupellose Täter wie auch gegen Korruption immer weiter an… Digger und seine Partnerin Miss Stanislaus sind diejenigen, die trotz aller Verlockungen geradlinig bei ihrem Auftrag bleiben. Das ist nicht immer einfach in einer Umgebung, in der das Recht des Stärkeren gilt und in dem Frauen wenig zu sagen haben. Der Sprachstil des Buches ist geprägt von der Umgangssprache, was nicht immer einfach zu lesen ist, dabei jedoch die Geschichte äußerst authentisch wirken lässt. Überhaupt stehen hier nicht nur die Ermittlungen im Mittelpunkt, sondern auch die Geschehnisse, die den Alltag auf Camoha prägen. Hier stößt der Leser nicht nur auf einen ganz anderen Kulturkreis, sondern auch auf jede Menge Gesellschaftskritik dazu.

Dieses Buch bringt uns mit seinen außergewöhnlichen Kriminalfällen einen uns eher unbekannten Kulturkreis nahe. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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  • Cover
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.04.2022

Lebensgeschichte einer starken Frau

Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. Ein inspirierendes Buch über den Lebensweg der ersten Schwarzen Booker-Prize-Gewinnerin und Bestseller-Autorin von »Mädchen, Frau etc.«
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Bernardine Evaristo ist eine Frau, schwarz, lesbisch, Schriftstellerin. Das sind so einige Stigmata, mit denen sie zeit ihres Lebens konfrontiert wurde. Stets hat sie sich für Toleranz und für Vielfalt ...

Bernardine Evaristo ist eine Frau, schwarz, lesbisch, Schriftstellerin. Das sind so einige Stigmata, mit denen sie zeit ihres Lebens konfrontiert wurde. Stets hat sie sich für Toleranz und für Vielfalt eingesetzt. So ist es ihr gelungen, als erste Schwarze den Booker-Preis zu erhalten. In diesem Buch geht sie die verschiedenen Stationen ihres Lebens durch, um allen Mut zu machen, niemals aufzugeben.

1959 geboren als Tochter einer englischen Mutter und eines nigerianischen Vaters und aufgewachsen im armen Süden Londons, schien ihr Weg bereits vorbestimmt zu sein: als Mensch zweiter Klasse. In ihren Erlebnissen erzählt sie nicht nur die verschiedenen Stationen ihres Lebens, sondern auch all die kleinen und großen Erlebnisse an Rassismus, die sie geprägt haben. Sie erzählt aus dem Leben der Familie, der Kernfamilie mit den acht Kindern, aber auch der Familie ihrer Mutter, die der Heirat mit einem nigerianischen Mann nie zugestimmt hatten; sie erzählt auch über ihre Beziehungen und ihrer Tätigkeit als schwarze Schriftstellerin. All die kleineren und größeren Stolpersteine dabei finden ihren Niederschlag in der Erzählung, aber auch Evaristos Beharrlichkeit, niemals aufzugeben und so ihren ganz eigenen Weg zu finden. All diese Ereignisse ließen sie zu einer kämpferischen Frau werden, die ihre emotionale Wärme niemals vergessen hat. Das Buch ist nicht immer einfach zu lesen, weil es zwar eine Biografie ist, aber nicht streng chronologisch erzählt, sondern nach Themen gefächert wird. Beeindruckend ist der Lebensweg dieser Frau allemal.

Sehr gerne empfehle ich diese Lebensgeschichte einer starken Frau weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 26.04.2022

Mitreißend

Violas Versteck (Tom-Babylon-Serie 4)
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LKA-Ermittler Tom Babylon hat endlich einen Hinweis auf den Verbleib seiner Schwester Viola, die 1998 verschwand. Die Spur führt Tom nach London, dort wacht er im Krankenhaus auf mit einer Amnesie. Während ...

LKA-Ermittler Tom Babylon hat endlich einen Hinweis auf den Verbleib seiner Schwester Viola, die 1998 verschwand. Die Spur führt Tom nach London, dort wacht er im Krankenhaus auf mit einer Amnesie. Während er einerseits sortieren muss, was ihn nach London geführt hat, muss er andererseits weiter auf der Suche nach Viola bleiben.

Dies ist bereits der vierte Band des LKA-Ermittlers Tom Babylon, der nun schon seit 23 Jahren nach Viola fahndet. Seine Suche erscheint aussichtslos, denn es spricht vieles dagegen, dass seine kleine Schwester noch leben könnte. War der Handlungsstrang um Viola in den bisherigen Bänden nur einer von mehreren, während die Ermittlung in einem Verbrechen im Vordergrund stand, nimmt in diesem Buch die Suche nach Viola den gesamten Handlungsverlauf in Anspruch. Ich empfehle unbedingt, die Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Auch diesmal wird Tom von der Psychologin Sita Johanns unterstützt, auch wenn sie räumlich getrennt ermitteln. Es geht dabei hart auf hart zu, das verspricht dem Leser jede Menge Action und Spannung. Die Geschichte ist mitreißend von der ersten Seite an, man kann nur gebannt weiterlesen, weil man wissen will, wie es weitergeht. Etwas unübersichtlich sind die verschiedenen Zeitebenen, in der die Geschehnisse erzählt werden, weil sie der Spannung wegen nicht unbedingt chronologisch aufeinanderfolgen. Dafür gibt es immer wieder völlig unvorhersehbare Wendungen und eine überraschende Auflösung.

Sehr gerne empfehle ich diesen Thriller weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 23.04.2022

Emotional und bewegend

Der Erinnerungsfälscher
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Seit Said Al-Wahid nach Deutschland gekommen ist, hat er die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, immer seinen Reisepass dabei zu haben, und sei es im Supermarkt um die Ecke. Als sein Bruder ihm die ...

Seit Said Al-Wahid nach Deutschland gekommen ist, hat er die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, immer seinen Reisepass dabei zu haben, und sei es im Supermarkt um die Ecke. Als sein Bruder ihm die Nachricht zukommen lässt, dass seine Mutter im Sterben liege, reist Said zum ersten mal seit Jahren in den Irak. Auf dem Weg nach Bagdad tauchen Erinnerungen auf, an die ersten Tage und Jahre in Deutschland, an die Flucht und auch an die Kindheit im Irak. Sind alle seine Erinnerungen richtig, hat er welche dazu erfunden? Er weiß es nicht wirklich.

Diese Reise Saids zu seinen Wurzeln lässt all die Erinnerungen auftauchen, die ihn geprägt haben. So erfährt der Leser eine äußerst bewegende Lebensreise. Die Erinnerungen sind wie Perlen an einer Kette, sie reihen sich aneinander und erzählen wie nebenbei nicht nur das, was geschehen ist, sondern auch von dem Rassismus und der Diskriminierung, die natürlich in Saids Leben Eingang gefunden hat. Vermutlich stecken sehr viele eigene Erfahrungen des Autors Abbas Khider in dieser Geschichte, die durch den ruhigen Klang der Erzählung jede Menge Bilder heraufbeschwört.

Diese sehr ruhige und doch so emotionale und bewegende Geschichte empfehle ich sehr gerne weiter. Ich vergebe alle 5 möglichen Sterne.

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Veröffentlicht am 17.04.2022

Der Tag, der alles veränderte

Man vergisst nicht, wie man schwimmt
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Der 15jährige Pascal wird von allen Krüger genannt, und er hütet ein großes Geheimnis. Im August 1999 ist es sengend heiß, und dennoch mag er nicht zum Schwimmen gehen, seit Jahren tut er das nicht mehr. ...

Der 15jährige Pascal wird von allen Krüger genannt, und er hütet ein großes Geheimnis. Im August 1999 ist es sengend heiß, und dennoch mag er nicht zum Schwimmen gehen, seit Jahren tut er das nicht mehr. Ob er das vielleicht inzwischen verlernt hat? Doch da lernt er Jacky kennen, ein Mädchen mit roten Haaren und scheinbar keiner Angst vor irgendetwas. Sie gehört zu dem Zirkus, der gerade noch einen Tag im Pascals Heimatort eine Vorstellung gibt und am nächsten Tag weiterreisen wird. Mit Jacky verbringt Pascal diesen Tag, und alles verändert sich…

Pascal trägt ein großes Geheimnis mit sich herum, und dieses hält ihn davon ab, all das zu genießen, was die heißen Sommertage in den Ferien auszeichnet. Vor allem darf er nicht nur nicht zum Schwimmen gehen, sondern sich auch nicht verlieben. Aus diesem Geheimnis entsteht ein Spannungsbogen, der die Geschichte bis zum Ende hin trägt. Es geht um Freundschaft und um Liebe in diesem Buch, es geht auch um Außenseitertum, es geht um Themen, die Jugendliche in diesem Alter unbedingt beschäftigen, erzählt aus der Perspektive eines Jugendlichen auf der Suche nach seiner Identität. Das ist sehr eindrücklich beschrieben, so dass trotz mancher Längen in der Erzählung eine interessante Geschichte entsteht.

Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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