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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.08.2018

Noir-Krimi mit kleinen Schwächen

Ed ist tot
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Nachdem Jennifer Carter, ihres Zeichens Buchhändlerin und Schottin, versehentlich ihren Exfreund Ed umgebracht hat, findet sie sich plötzlich und unerwartet aufgrund einer skurrilen und schauerlichen Verkettung ...

Nachdem Jennifer Carter, ihres Zeichens Buchhändlerin und Schottin, versehentlich ihren Exfreund Ed umgebracht hat, findet sie sich plötzlich und unerwartet aufgrund einer skurrilen und schauerlichen Verkettung der Umstände als meistgesuchte Frau Schottlands wieder. Dass Jennifer dabei von einer brenzligen Situation zur nächsten und von einem Mord zum nächsten stolpert, hätte die Buchhändlerin wohl auch nicht erwartet.

Zunächst einmal wird Ed ist tot als Kriminalroman aus dem Bereich Noir-Krimi angepriesen. Dieser Kriminalroman ist der erst aus diesem Genre, den ich gelesen habe und er hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Zum einen ist der Schreibstil flüssig, die Kapitel sind nicht zu lang und Jennifer und ihre zum Teil skurrilen Gedankengänge – die Frau hat gerade einen Mord hinter sich und macht sich Gedanken darüber, was die Klatschpresse wohl über sie schreiben könnte – sind definitiv auf düstere und schräge Art und Weise unterhaltsam. Zugegebenermaßen muss man die Art von Humor mögen, ansonsten kann man mit dem Buch wahrscheinlich weniger anfangen.

Wenn man sich auf diese schräge Achterbahnfahrt einlässt und es in manchen Momenten mit der Logik und der Anzahl von möglichen Zufällen, die benötigt werden, damit sich manche Situationen zu Jennifers Gunsten wandeln, nicht allzu genau nimmt und jede Szene daraufhin auseinandernimmt, hat man mit Ed ist tot einen wirklich unterhaltsamen Noir-Krimi vor sich, den ich innerhalb weniger Tage ausgelesen habe. Allerdings macht es sich der Autor meiner Meinung nach mit dem Ende ein wenig zu leicht. In Kombination mit den bereits angesprochenen Logikfehlern (z.B. hat Jennifer in einer Szene überhaupt kein Geld bei sich und kann einen Taxifahrer nicht bezahlen, sich aber kurz darauf einen Weißwein in einer Bar bestellen und diesen auch bezahlen – der Bezahlvorgang wird in der Handlung sogar explizit aufgeführt), komme ich auch eine Gesamtwertung von drei von fünf möglichen Sternen.

Veröffentlicht am 05.08.2018

Spannender Roman mit leichten Schwächen

Vier.Zwei.Eins.
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Vier Menschen treffen auf einem Festival in Cornwall aufeinander. Kit und seine Freundin Laura, Beth und Jamie. Laura wird die Zeugin eines Verbrechens, so glaubt sie. Jamie stellt sich als zu Unrecht ...

Vier Menschen treffen auf einem Festival in Cornwall aufeinander. Kit und seine Freundin Laura, Beth und Jamie. Laura wird die Zeugin eines Verbrechens, so glaubt sie. Jamie stellt sich als zu Unrecht beschuldigt dar. Und Beth, das Opfer in der Konstellation, ist zunächst wie betäubt. Neben dem auf die Anschuldigungen folgenden Prozess entspinnt sich die Spannung vor allem in den Zwischentönen der Beziehungen und Verbindungen zwischen den einzelnen Protagonisten.

Gut gefallen hat mir neben Erin Kellys Schreibstil die Fähigkeit der Autorin, mich immer wieder mit unvorhergesehenen Wendungen in der Geschichte zu überraschen.

Weniger gut fand ich, dass einige Wendungen und Ereignisse aufgrund eher unglaubwürdig oder nur auf Basis weit hergeholter Zufälle möglich wirken. Dem Spannungsbogen hat das nur wenig geschadet, dieser wurde für mich konstant aufrecht erhalten. Die Frage nach der Wahrheit wird von der Autorin geschickt in den Mittelpunkt des Thrillers gestellt und die Perspektiven können sich dabei durchaus verschieben.

Interessant fand ich dabei, dass ich eigentlich keinen der Charaktere wirklich durchgängig sympathisch fand und mich ihr weiteres Schicksal dennoch interessierte. Die Geschichte wird abwechselnd in der Vergangenheit und er Gegenwart erzählt, mal durch Kit, mal durch Laura. Manchmal folgen mehrere Abschnitte aus einem Zeitraum aufeinander. Manchmal lässt einen die Autorin mit einem Cliffhanger in der Luft hängen. Auch das hat mir gut gefallen.

Insgesamt komme ich daher auf eine Bewertung von vier Sternen.

Veröffentlicht am 25.07.2018

So viel mehr als nur ein Unterhaltungsroman

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Nach dem Klappentext und aufgrund des Covers waren meine Erwartungen an „Miss Gladys und ihr Astronaut“ eher auf dem Niveau eines leichten Unterhaltungsromans. Allerdings hat mich das Buch dermaßen positiv ...

Nach dem Klappentext und aufgrund des Covers waren meine Erwartungen an „Miss Gladys und ihr Astronaut“ eher auf dem Niveau eines leichten Unterhaltungsromans. Allerdings hat mich das Buch dermaßen positiv überrascht, weil so viel mehr ist als „nur“ ein Unterhaltungsroman. Die Geschichte rund um Gladys und Thomas Major, eher unfreiwillig von vielen Major Tom genannt, ist definitiv unterhaltsam. Und fesselnd. Und rührend. Und traurig. Und unglaublich lustig.
David M. Barnett versteht es, die Balance aus Humor, Drama und Spannung zu halten. Es gab immer wieder Momente, bei denen ich wirklich lachen musste, sei es wegen der Wutausbrüche von Major Tom, den lustigen Gesangseinlagen von Gladys oder einfach, weil die Dialoge zwischen den einzelnen Figuren zum Schreien sind. Mir hat das Buch einfach wahnsinnig gut gefallen, Gladys und Thomas und James... sie alle sind mir im Laufe der Geschichte ans Herz gewachsen.
Ein Autor, der ein solches Talent für das Geschichtenerzählen hat, landet bei mir definitiv auf der Liste der Autoren, nach deren Neuerscheinungen ich künftig Ausschau halten werde.

„Miss Gladys und ihr Astronaut“ habe ich in Hörbuchform genossen und muss sagen, dass Simon Jäger ebenfalls mit seiner angenehmen Stimme und dem Talent, wirklich jeder Figur eine eigene Stimme zu geben, sehr dazu beigetragen hat, dass ich die Geschichte so genossen habe. Er hat nicht nur ein angenehmes Sprechtempo, sondern auch eine tolle Art und Weise, das Gelesene zu betonen, sodass die Emotionen, die in den Beschreibungen und den durch die Figuren gesagten Abschnitten wirklich beim Hörer ankommen.

Von mir erhält „Miss Gladys und ihr Astronaut“ fünf von fünf möglichen Sternen und eine definitive Hör- bzw. Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 21.07.2018

Die Geschichte einer starken Frau

Die Farben des Himmels
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„Die Farben des Himmels“ ist nach „Der Zug der Waisen“ der zweite Roman von Christina Baker Kline. Nachdem mich ihr erster Roman unglaublich begeistert hatte, war ich auch auf das neue Werk der Autorin ...

„Die Farben des Himmels“ ist nach „Der Zug der Waisen“ der zweite Roman von Christina Baker Kline. Nachdem mich ihr erster Roman unglaublich begeistert hatte, war ich auch auf das neue Werk der Autorin sehr neugierig. Zuerst einmal: Das Buch hatte für mich eine ähnlich melancholische Grundstimmung wie „Der Zug der Waisen“. Auch in „Die Farben des Himmels“ steht das Schicksal einer Frau im Mittelpunkt. Dabei ist es der Autorin gelungen, dass mich Christinas Schicksal wirklich interessiert hat, obwohl sie mir als Protagonistin nicht durchgängig sympathisch war. Das macht sie in meinen Augen aber tatsächlich umso glaubwürdiger. Ihr widerfährt so manche Ungerechtigkeit, aber auch sie selbst wird nicht als moralisch überlegen dargestellt, sondern hat ihre Fehler und Charakterschwächen.

Die Geschichte von Christinas Leben wird unter Angaben von Jahreszahlen in etlichen Kapiteln aus der Ich-Perspektive durch Christina selbst erzählt. Eingerahmt wird diese Geschichte durch die Begegnung mit dem Maler Andrew Wyeth, dem sich Christina öffnet und mit dem sie eine Freundschaft verbindet.

Mir persönlich haben die Kapitel, die die Vergangenheit beschreiben, besser gefallen als die Kapitel in der „Gegenwart“. Die Art und Weise, wie Christina aus „heutiger Sicht“ auf ihr Leben zurückblickt ist dabei zum Teil wirklich berührend, auch weil sie selbst ihr eigenes Verhalten in Teilen reflektiert, nachdem sie sich in ihren Gesprächen mit Andrew erneut damit beschäftigt hat.

Realistisch stellt Christina Baker Kline die Lebensverhältnisse auf der Farm in Maine dar, auf der Christina ihr ganzes Leben verbracht hat. Die Autorin beschönigt meiner Meinung nach nichts und betrachtet das Landleben mit all seinen Verpflichtungen und Entbehrungen der damaligen Zeit.

Das Buch ist kein actiongeladener Roman, sondern die Geschichte und der Spannungsbogen leben von der Entwicklung der Charaktere, insbesondere von Christinas Entwicklung. Wer sich darauf einlassen kann, den erwartet mit „Die Farben des Himmels“ ein schönes Leseerlebnis.

Von mir erhält der Roman vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 14.07.2018

Wundervoll

Wie man die Zeit anhält
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Wenn man sich den Klappentext durchliest, mein man, dass es sich bei „Wie man die Zeit anhält“ um eine romantische Liebesgeschichte. Dabei ist das Buch so viel mehr. Und das meine ich absolut positiv – ...

Wenn man sich den Klappentext durchliest, mein man, dass es sich bei „Wie man die Zeit anhält“ um eine romantische Liebesgeschichte. Dabei ist das Buch so viel mehr. Und das meine ich absolut positiv – ja, die Liebe spielt eine zentrale Rolle in dem neuesten Werk von Matt Haig, aber auch, wie Tom Hazard damit umgeht, ein so viel längeres Leben zu führen als die meisten anderen Menschen, die ihm auf seinem Weg durch sein langes, langes Leben bisher begegnet sind. Eine zentrale Frage, die Tom durch seine Überlegungen, Verhaltensweisen und zum Teil offene Verzweiflung in den Raum stellt, ist die, ob es sich bei seiner besonderen Veranlagung um einen Segen oder einen Fluch handelt. Aus der Perspektive des Ich-Erzählers Tom beleuchtet Matt Haig diese Thematik sehr schön. Zudem spielt die Handlung nicht ausschließlich in der heutigen Gegenwart. Toms Erlebnisse der letzten Jahrhunderte werden durch Kapitel, die in der Vergangenheit spielen, werden einem dadurch wirklich gezeigt. Ich fand das großartig gemacht und das Buch hätte mir wahrscheinlich weniger gut gefallen, wenn nur hin und wieder eine Anspielung auf vergangene Erlebnisse vorgekommen wäre.

Die Geschichte liest sich flüssig und der Autor schafft es unglaublich schnell, dass einem das Schicksal von Tom am Herzen liegt und man seine emotionale Achterbahnfahrt wirklich miterlebt. Dabei driftet Matt Haig meiner Meinung nach nie ins Kitschige ab, was für mich sehr wichtig ist. Für mich ist „Wie man die Zeit anhält“ bisher definitiv eines meiner Highlights im Lesejahr 2018 und ich kann es definitiv weiterempfehlen. Von mir erhält das Buch daher auch 5 von 5 Sternen.