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Veröffentlicht am 25.04.2021

Danke, endlich Geschichte(n) aus verschiedenen Perspektiven

Jaffa Road
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„Drei Familien, drei Generationen, drei Kulturen – und ein gemeinsames, bewegendes Schicksal“
Nina Zimmerman, Enkelin des als verschollen geltenden Moritz Reincke, wird von einem italienischen Notar aufgefordert ...

„Drei Familien, drei Generationen, drei Kulturen – und ein gemeinsames, bewegendes Schicksal“
Nina Zimmerman, Enkelin des als verschollen geltenden Moritz Reincke, wird von einem italienischen Notar aufgefordert nach Palermo zu kommen um ihr Erbe anzutreten. In Palermo trifft sie nicht nur auf ihre jüdische Tante Joelle, sondern auch auf Elias Bishara, Palästinenser aus Jaffa.
Statt Antworten wirft dieses Zusammentreffen immer mehr Fragen auf.


Viele gutrecherchierte historische Romane haben meinen geschichtlichen Horizont immer mal wieder etwas erweitert, aber keiner hat mich bisher so überrascht, gefesselt und mir ein neues tiefes Verständnis für die nicht zu lösende Situation im Nahen Osten vermittelt.

1956 geboren, bin ich mit den explosiven und kriegerischen Auseinandersetzungen aufgewachsen. Als deutsche Schülerin ist mir im Geschichtsunterricht über die Eisenzeit, das Mittelalter bis hin zum 2. Weltkrieg und der Judenverfolgung Wissen vermittelt worden. Weder in Geschichte noch im Politik-Unterricht wurde die Gegenwartsgeschichte beleuchtet. In der gymnasialen Oberstufe um 1974 hätte man das eigentlich erwarten können. In den Nachrichten konnte man verfolgen, dass der Staat Israel gegründet wurde, dass viele Überlebende der Judenverfolgung eine neue Heimat („das gelobte Land“) fanden und die Palästinenser sich gegen diesen neuen Staat wehren.

Daniel Speck hat dieses Drama, diese Katastrophe, mit den Familiengeschichten dreier Kulturen, die eng miteinander verbunden waren, sichtbar und begreifbar gemacht. Er zeigt auf, dass wir nur unser eigenes Elend sehen und das Elend anderer ausblenden. Dadurch, dass jede Familie, jüdisch, deutsch oder aus Palästina stammend, ihr Schicksal beleuchten konnte, ergibt sich für uns Leser ein vielfältiges neues Bild.

Auch die Bezeichnung „Araber“ hat eine neue Dimension. Mir war bisher nicht bekannt, dass es christliche, jüdische und islamische Araber gibt. Auch die Palästinenser spalten sich in Juden, Christen und Moslems auf. Und wer machte sie zu Feinden?

Die Frage kann dieser Roman natürlich nicht beantworten, aber die fiktiven und realen Geschichten, die Daniel Speck erzählt, zeigen das Elend und den Untergang vieler Menschen meist verursacht durch wenige Fanatiker, die unglücklicherweise Macht erlangten.

Ein super Buch, das jeder lesen sollte, denn unterhaltsamere Aufklärung kann ich mir nicht vorstellen.

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Veröffentlicht am 13.04.2021

Brisanter, ,aktueller Politthriller

Die Stunde der Wut
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Zum zweiten Mal arbeiten Kriminalrätin Melia Adans und Kriminalhauptkommissar Vincent Veih gemeinsam an einem Fall. Während Vincent sich in die Ermittlungen im Mordfall Klara Dorau stürzt, streckt Melia ...

Zum zweiten Mal arbeiten Kriminalrätin Melia Adans und Kriminalhauptkommissar Vincent Veih gemeinsam an einem Fall. Während Vincent sich in die Ermittlungen im Mordfall Klara Dorau stürzt, streckt Melia weiter ihre Fühler aus um die Leiche ihrer vermissten ehemaligen Kollegin Solweig zu finden. Die Suche kann nur inoffiziell erfolgen, da sie keine Unterstützung vom Verfassungsschutz erhält.
Tatsächlich hatte die Aufdeckung eines rechtsextremen Netzwerk bemerkenswert wenig Konsequenzen für die Beteiligten gehabt. Nur Melias Karriere beim Verfassungsschutz endete abrupt. Sie wechselte in die Kriminalinspektion I und ist jetzt de facto Vincents Chefin.
Die Ermittlungen führen Beide in den Drogen-und Korruptionssumpf. Und immer wieder begegnen ihnen korrupte Staatsdiener und rechte Terroristen.



Puh, das war heftig.

Horst Eckert schreibt immer am Puls der Zeit und legt den Finger in den immer größer werdende Spalt unserer Gesellschaft.

Seine Thriller zu lesen, erzeugt bei mir oft ein beklemmendes Gefühl. Es gibt bei ihm keine triefende Blutspur und keinen Serienmörder, sondern eine unbestimmte Angst um die Gesellschaft, in der wir leben. Abgesehen von der Pandemie, die aktuell die Bevölkerung, die Wissenschaft, Wirtschaft und Politik beschäftigt, wird uns suggeriert, dass wir in einem Staat mit Willkommenspolitik gegenüber Flüchtlingen leben. Wir eine nachhaltige Richtungsänderung in der Umweltpolitik erleben, „Friday für Future“ unterstützen und die rechte Gesinnung unter Kontrolle haben.

Das dem nicht so ist, erschreckt und verunsichert.

Horst Eckerts Thriller beleuchtet diese verborgene Seite und regt zum Nachdenken an. Seine äußerst spannenden Thriller rütteln auf, regen auf und schreien geradezu „Macht die Augen auf und guckt hin“. Seine fiktiven Geschichten kratzen erschreckend oft an der Wirklichkeit oder weisen zumindest die Richtung, wo man genauer hinsehen sollte.

Die farbige Kriminalrätin und der Kriminalhauptkommissar, dessen Mutter aktives Mitglied der RAF war und aktuell wieder Aktivistin ist, sind gut gewählt. Die Beiden werden sich ständig aneinander reiben, gegensätzliche Vorstellungen ausdiskutieren und gemeinsam gegen die rechten Bündnisse und Auswüchse arbeiten.

Ich hoffe auf noch viele Fälle für Melia Adan und Vincent Veih.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Ein Glücksroman?

Sylt auf unserer Haut
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Maja und Robert verbringen wie jedes Jahr ihren 14-tägigen Urlaub in einer Ferienwohnung auf Sylt. Sie sind 26 Jahre verheiratet, die Kinder sind aus dem Haus, alles ist Routine und irgendwie auch langweilig. ...

Maja und Robert verbringen wie jedes Jahr ihren 14-tägigen Urlaub in einer Ferienwohnung auf Sylt. Sie sind 26 Jahre verheiratet, die Kinder sind aus dem Haus, alles ist Routine und irgendwie auch langweilig.

Dieses Jahr wird die Routine allerdings durch des Aufenthalt eines „nervigen“ Kollegen von Robert in der Nachbarwohnung unterbrochen. Bernd, der Kollege bringt mit seiner jungen Partnerin, mit seiner Harley und mit seinem lockeren Lebensstil Schwung und Abwechslung ins Haus.


Was ist ein Glücksroman? Soll er mich als Leser*in glücklich machen oder darf ich das Glück anderer beobachten, nachahmen und in mich aufnehmen?

Die Leseprobe zu diesem Roman hat mich voll überzeugt. Da wird die echte, leider nahezu alltägliche Lebenssituation einer sich auseinander gelebten Ehe nach 26 Jahren unterhaltsam beschrieben. Ich, Norderney-Fan, 64 Jahre alt, 38 Jahre verheiratet, Mutter 3er erwachsener Söhne, konnte die Gedanken von Maja und Robert gut nachvollziehen. Ich wurde neugierig. Was wird in dieser festgefahrenen Situation passieren?

Zweidrittel des Buches habe ich regelrecht verschlungen, war vielleicht auch glücklich. Da wurde von einer Frau erzählt, die große Probleme und Sehnsüchte hat und mit sehr viel Mut versucht für sich und ihrem Partner eine Lösung zu erreichen. Aber trotz ihres großen Mutes konnte sie weder ihren Mann ändern oder bewegen noch ihr Leben glücklich gestalten.

Bis hierhin wurde eine starke, aber auch von leichter Hand geschriebene, lebensechte Geschichte erzählt.

Sorry, aber das Ende fühlte sich für mich konstruiert an.

Mir ist völlig klar, dass es sich um eine fiktive Geschichte handelt und es kein Ratgeber sein soll, aber muss es gleich in einem Märchen enden? Irgendwie lässt mich der Roman nicht glücklich, sondern enttäuscht zurück.

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Nordlicht Küstenkrimi Spannung

Nordlicht - Die Tote im Küstenfeuer
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Mittsommernacht an der Jütländischen Küste – entlang der Küste brennen die Sankt-Hans-Feuer. Alle feiern. Niemand bemerkt, dass in einem der Feuer die Leiche eines jungen Mädchens verbrennt. Erst am nächsten ...

Mittsommernacht an der Jütländischen Küste – entlang der Küste brennen die Sankt-Hans-Feuer. Alle feiern. Niemand bemerkt, dass in einem der Feuer die Leiche eines jungen Mädchens verbrennt. Erst am nächsten Morgen bemerkt ein Jogger nicht verbrannte Leichenteile.

Erste Nachforschungen ergeben, dass es sich bei der Leiche um eine junge deutschtürkische Gastschülerin handelt.

Die Ermittlungen werden von der Deutsch-Dänischen Sondereinheit umgehend aufgenommen.



Endlich ist er erschienen – der neue Band des Deutsch-Dänischen Ermittlerteams Boisen und Nyborg!

Dieses Mal empfand ich ihn nicht ganz so stark, wie die ersten beiden Bände. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich in den ersten beiden Bände neben einem spannenden Kriminalfall viele neue Erkenntnisse über Dänemark, Dänemarks Geschichte sowie Sicht-und Lebensweise der Dänen erworben habe.

Aber jetzt zu diesem Buch, der Mord an der jungen Elin und das Verbrennen ihrer Leiche veranlasst die Deutsch-Dänische Sondereinheit in verschiedenste Richtungen zu ermitteln.
Elin ist ein deutsches Mädchen mit türkischem Vater und zwei älteren Brüdern. Sie lebt seit einem Jahr als Gastschülerin in Dänemark, weil sie in Hamburg von Mitschülern mit fingierten Nacktfotos gemoppt wurde. Außerdem hat sie einen heimlichen Freund.
Es werden viele Problematiken angerissen bzw. deren Vorhandensein aufgezeigt z.Bsp. sexuelle Belästigung, Fremdenhass, nicht integrierte Ausländer usw. Egal welche Ursachen zu diesem Mord geführt haben, das Team beleuchtet alle Möglichkeiten, bis es sie ausschließen kann.

Das gefällt mir besonders an diesem Ermittlungsteam. Sie konzentrieren sich nicht schnell auf einen Verdächtigen, sondern teilen sich auf, um jeder einzelnen Spur nachzugehen.

Auch Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg haben sich weiter entwickelt. Sie haben gelernt die Ermittlungsmethodik des anderen zu akzeptieren und anzuerkennen. Auch der Rest des Teams aus deutschen und dänischen Kommissariaten ist zusammengewachsen. Jeder hat seine Eigenart und sein Spezialgebiet. Sie arbeiten zusammen, tauschen sich aus und beleuchten den Fall aus verschiedenen Perspektiven.

Immer wieder blitzt Privates auf, aber nie beherrscht oder beeinflusst es den Fall.


Die Arbeit einer Deutsch-Dänischen Sondereinheit an der Ostseeküste wird hervorragen von Anette Hinrichs dargestellt. Das Team ist den Lesern Stück für Stück ans Herz gewachsen. Die Nordlicht-Reihe ist interessant, unterhaltsam und ungemein spannend.

Mir bleibt nur zu hoffen, dass noch viele Fälle für das Deutsch-Dänische Ermittlungsteam folgen.

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Leicht und unterhaltsam

Gespenster
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Ich fürchte, ich gehöre nicht zur Zielgruppe dieses Romans.

Mir hat der Erzählstil in der Leseprobe gefallen. Frisch, ein bisschen frech und unterhaltsam erzählt die Nina George Dean aus ihrem Leben ...

Ich fürchte, ich gehöre nicht zur Zielgruppe dieses Romans.

Mir hat der Erzählstil in der Leseprobe gefallen. Frisch, ein bisschen frech und unterhaltsam erzählt die Nina George Dean aus ihrem Leben als 32-jährige Singlefrau. Sie schreibt über ihren Ex-Freund, der nun plötzlich heiratet, über die beginnende Demenz-Erkrankung ihres Vaters, über die Liebe ihres Lebens, die plötzlich einfach verschwindet und über Internet-Dating.

Wie gesagt, alles frisch und unterhaltsam, aber spätestens gegen Mitte des Buches wurde mir klar, dass das wirklich nicht meine Themen sind und dass sie mich auf Dauer dann doch nicht mehr interessieren. Ich bin 64 Jahre alt, fast 40 Jahre verheiratet und Mutter 3er erwachsener Söhne. Ich kann eigentlich über Ninas Probleme und Problembewältigung schmunzeln. In meinem doppelt so langen Leben wurden andere Probleme gewälzt, sicherlich nicht so unterhaltsam beschrieben, aber gelöst oder abgeschlossen und jetzt kann ich mich dem nächsten Buch zuwenden.

Trotzdem hat sich mein erster Eindruck von der Leseprobe bestätigt. Dolly Alderton hat einen frischen, leicht frechen und unterhaltsamen Schreibstil. Wir können sicher noch viele unterhaltsame Bücher von ihr erwarten.

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