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Veröffentlicht am 29.10.2022

Ein Buch der leisen Töne

Über die See
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Alles läuft auf dem Containerschiff, das von einer erfahrenen Kapitänin geführt wird, in geregelten Bahnen, als sich diesmal ein ungewöhnlicher Wunsch unter der Crew Bahn bricht: Sie wollen einmal auf ...

Alles läuft auf dem Containerschiff, das von einer erfahrenen Kapitänin geführt wird, in geregelten Bahnen, als sich diesmal ein ungewöhnlicher Wunsch unter der Crew Bahn bricht: Sie wollen einmal auf offener See baden gehen. Die Kapitänin geht auf deren Wunsch ein und danach ist nichts mehr so, wie es war…

Nachdem ich gelesen hatte, worum es in dem Buch geht, hatte ich zunächst völlig andere Assoziationen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt. Es waren viel weniger die Aktionen als die Gedanken, die sich in den Köpfen der Kapitänin und ihrer Crew entspinnen, die das Buch ausmachen. Gedanken vom „Was wäre, wenn…“, die einen zum Nachdenken anregen, zur überraschenden Erkenntnis, dass man selbst oft vor solchen Fragen oder Einsichten steht. Die Figuren bleiben namenlos, auch untereinander herrscht eher eine Anonymität, wie sie häufig im Alltag zu finden ist. Man arbeitet zusammen, redet miteinander, aber man kratzt meist nur an der Oberfläche, ohne sein Gegenüber wirklich zu sehen. Man erfährt über einzelne Personen ein paar Bröckchen, aber vieles bleibt im Ungewissen. Was beschäftigt die einzelnen Menschen, denken sie in einer Situation alle gleich? Was lässt sie verunsichern? Während des Lesens hat man das Gefühl als befände man sich in einer schützenden Blase, wenn um einen herum der Nebel auftaucht und das schlagende Herz des Schiffes unheimlich anmutet. Die Erzählung strahlt eine unglaubliche Ruhe aus und beschränkt sich auf das Wesentliche, lässt einen an der ein oder anderen Stelle im Unklaren, in der Schwebe, die aber sehr gut zum prosaischen Erzählstil der Autorin passt. Ein Buch wie Musik, eine Geschichte der leisen Töne, die aber dennoch ungeheuer kraftvoll daherkommt und keine Minute Langeweile aufkommen lässt.

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Veröffentlicht am 22.10.2022

Kopf aus. Herz an.

Wohin die Wahrheit mich führt
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Penny ist im Zirkus aufgewachsen. Sie kennt nur das Leben als Artistin, aber sie spürt, dass sie das schon lange nicht mehr erfüllt. Auch die Beziehung zu ihrem Freund besteht eher noch aus Gewohnheit ...

Penny ist im Zirkus aufgewachsen. Sie kennt nur das Leben als Artistin, aber sie spürt, dass sie das schon lange nicht mehr erfüllt. Auch die Beziehung zu ihrem Freund besteht eher noch aus Gewohnheit und anderen pragmatischen Gründen. Außerdem fragt sie sich, warum ihre Mutter sie als kleines Kind verlassen hat, aber niemand spricht darüber. Zu gerne würde sie sich auf die Suche nach Spuren machen, doch Penny will ihren Vater nicht im Stich lassen, der den Zirkus leitet. Als es zu einem folgeschweren Vorfall im Zirkus kommt, weiß Penny, dass das ihre Chance ist, sich auf die Suche nach ihrer Mutter zu begeben und ihr Schicksal zu wenden. So landet sie dank eines Hinweises auf einem alten Foto, das sie findet, in London, wo Penny einige schicksalsschwere Begegnungen macht, die ihr Leben völlig auf den Kopf und sie vor die Frage stellen: Kopf aus - Herz an?

Diese Geschichte hat ihren ganz eigenen Zauber, der mich in eine völlig andere Welt katapultiert hat. Zum einen das Zirkusleben, in dem Penny festsitzt und das sie immer unglücklicher macht, zum anderen ihr neues Leben mit seinen vielen Chancen, die sich ihr eröffnen und diesen wunderbaren Menschen, die sie kennenlernen darf. Allein das Cover sieht aus als würde Penny in eine andere Zeit eintauchen, es hat nichts von einer modernen Stadt, so als wäre die Zeit einfach stehen geblieben. Diesen Eindruck hat man auch, wenn man das Café betritt, in dem Penny eine Arbeit findet. Die Figuren sind allesamt mit so viel Liebe beschrieben. Auch wenn sie nicht alle so detailliert wie Penny selbst skizziert sind, dass man sich ein genaues Bild von ihnen machen könnte, hat man sie dennoch vor seinem inneren Auge. Die Beschreibung der Gebäckstücke hat seinen eigenen Zauber, obwohl sie für mich, anders als beschreiben, gar nicht so ungewöhnlich sind. Es gab zwar die ein oder andere Stelle, an der ich mich fragte, wie Penny nur so reagieren konnte, wie sie es tat, aber das tat meiner Lesefreude keinen Abbruch. Ich habe die einzelnen Kapitel, die eine angenehme Länge hatten, förmlich verschlungen. Zum Ende hin gewinnt das Buch noch einmal an Dramatik und ist man auf der letzten Seite angekommen, badet man in einem Meer von Gefühlen, schwankt zwischen Glück, Freude, Trauer und Hoffnung. Ein Buch, das Mut macht, einen Neuanfang zu wagen und das Glück zuzulassen. Einfach mal öfter: Kopf aus - Herz an!

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Veröffentlicht am 14.09.2022

Freund oder Feind?

Guten Feinden bäckt man ein Törtchen
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Claire hatte als Bäckerin bisher höchstens einen Konkurrenten - den Laden von Damian Becker. Bereits ihre Eltern sind miteinander verfeindet gewesen. Doch dann geht das Gerücht um, dass eine Backwarenkette ...

Claire hatte als Bäckerin bisher höchstens einen Konkurrenten - den Laden von Damian Becker. Bereits ihre Eltern sind miteinander verfeindet gewesen. Doch dann geht das Gerücht um, dass eine Backwarenkette sich in der Gegend ansiedeln will und für die beiden Läden scheint es nur eine Lösung zu geben, denn Aufgeben ist für Claire keine Option: Sie muss sich mit Damian zusammentun. Doch können aus Feinden plötzlich so einfach Freunde werden? Und warum bekommt Claire in Damians Nähe immer Herzklopfen?
Das Hörbuch gehörte für mich zu der Sorte „Wie - schon vorbei?“ Die Geschichte war kurzweilig, die Stimme der Erzählerin sehr angenehm und man bekam gleich noch viele schöne Ideen für Kuchenkreationen, weil das Buch nur so vor Ideen übersprudelte, auch wenn sie nicht als richtiges Rezept auftauchten. Die Figuren waren durchweg sympathisch, manchmal hätte ich mir aber ein paar mehr Details gewünscht. Damit die Story nicht zu glatt läuft, wurde gegen Ende noch eine Wendung eingebaut, die für Spannung sorgte, allerdings recht schnell aufgelöst wurde. Dennoch ein schönes Buch bzw. Hörbuch für ein paar gemütliche Lesestunden mit Tee und Törtchen!

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Veröffentlicht am 22.08.2022

Eine vertane Chance?

Ein Wiedersehen für immer
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Konstantin macht sich noch immer Vorwürfe, seine Assistentin Melanie wegen eines dummen Missverständnisses entlassen zu haben. Er vermisst sie nicht nur als Arbeitskraft, sondern er merkt auch, nachdem ...

Konstantin macht sich noch immer Vorwürfe, seine Assistentin Melanie wegen eines dummen Missverständnisses entlassen zu haben. Er vermisst sie nicht nur als Arbeitskraft, sondern er merkt auch, nachdem er sie zufällig wiedertrifft, dass sie ihn auch als Frau interessiert. Doch Melanie will anscheinend nichts mehr von ihm wissen, zu tief sitzen Wut und Enttäuschung über Konstantins Entscheidung. Selbst die Tatsache, dass Melanies Mann von einem auf den anderen Tag verschwindet und sie mit den beiden Kindern und geplünderten Konten zurücklässt, scheint keinen Einfluss darauf zu haben. Doch dann fasst Melanie einen Entschluss...

Dieses Buch ist der vierte Teil der Einfach-Liebe-Reihe. Alle Bände sind in sich abgeschlossen und durch wiederkehrende Figuren miteinander verbunden. Sie können unabhängig voneinander gelesen werden. Ich habe das Buch als Neuauflage unter dem Titel "Und plötzlich war er nicht mehr da" gelesen.

Auch dieser Band hat mich sofort mitgerissen. Die Tatsache, dass ich Konstantin schon am Rande der anderen Geschichte erleben und in das Leben der Familie eintauchen durfte, hat dazu geführt, dass ich das Buch an einem Tag verschlungen habe. Auch wenn man diesmal eher ahnen konnte, was geschehen wird, hat es meiner Sucht nach der Geschichte keinen Abbruch getan. Die Figuren sind wieder alle so liebevoll und differenziert beschrieben worden, dass man sofort Bilder vor seinem geistigen Auge entstehen sah. Schön war es auch, Ulla und Michael wiederzusehen und zu lesen, wie es sich bei ihnen weiterentwickelt hat. Es gab auch wieder ‚Hass‘-Charaktere, die die Autorin sehr bildhaft skizziert hat. Die Kapitel hatten eine sehr angenehme Länge - nicht zu kurz und nicht zu lang, sodass man wirklich schnell durch das Buch hindurchfliegen konnte. Insgesamt hat die Geschichte in mir einige Saiten zum Klingen gebracht, die mich persönlich getroffen haben, hier aber spoilern würden. Alles in allem auf jeden Fall eine tolle Fortsetzung und nicht mein letzter Band der Reihe!

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Veröffentlicht am 18.08.2022

Wenn Therapie krank macht

Burnout - für immer auskuriert
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Die Journalistin Ella Brandt landet in der Dunenburg-Klinik auf der Insel Juist, um dort eine Therapie gegen ihr Burnout zu beginnen. Doch im Laufe ihres Aufenthalts sterben zwei Frauen. War es wirklich ...

Die Journalistin Ella Brandt landet in der Dunenburg-Klinik auf der Insel Juist, um dort eine Therapie gegen ihr Burnout zu beginnen. Doch im Laufe ihres Aufenthalts sterben zwei Frauen. War es wirklich Selbstmord? Und wenn nicht - wird sie dann selbst das nächste Opfer sein? Denn irgendwie erscheinen ihr einige Personen mehr als sonderbar…

Das Cover der Neuauflage, die unter dem Titel "Inselmord" erschienen ist, hat mir sehr gut gefallen, wobei ich es nur bedingt mit der Geschichte in Verbindung bringen würde. Allerdings sehen die Wolken aus wie Nebel, der die Geheimnisse in der Klinik verdeckt. Die einzelnen Kapitel sind zwar recht lang, werden aber noch einmal in kleinere Abschnitte unterteilt, was dem Lesefluss zugutekommt. Es gibt immer wieder Perspektivwechsel, die mich zwischenzeitlich etwas durcheinanderbrachten. Insgesamt gesehen fand ich die Story spannend, aber schon ein wenig langatmig und zum Teil verwirrend. Mit der Protagonistin wurde ich nicht hundertprozentig warm, man erhielt aber einen guten Eindruck in ihr Seelenleben und ihre Darstellung war prinzipiell schon überzeugend, wobei mir die Figur des Lysander und einiger anderer Charakter besser gefallen hat. Das Ende ließ mich zunächst etwas in der Luft hängen, bei nochmaligem Lesen war es dann aber doch stimmig.

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