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Veröffentlicht am 04.03.2020

Was sagt man wenn...

Anleitung zum Widerspruch
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"Der Klimawandel findet nicht statt."

"Der Klimawandel ist nicht so schlimm."

"Den Holocaust gab es nicht."

"Der Holocaust hat mit mir nichts mehr zu tun."

"Impfungen verursachen Autismus."

"Kondensstreifen ...

"Der Klimawandel findet nicht statt."

"Der Klimawandel ist nicht so schlimm."

"Den Holocaust gab es nicht."

"Der Holocaust hat mit mir nichts mehr zu tun."

"Impfungen verursachen Autismus."

"Kondensstreifen sind giftige Chemtrails."

"Wir dürfen in muslimischen Ländern auch keine Kirchen bauen."

"Man darf ja wohl noch Kritik äußern dürfen."

"Frauen sind doch längst gleichberechtigt."

"Männer und Frauen sind von Natur aus verschieden."

"Flüchtlinge bekommen mehr Geld als bedürftige Deutsche."

"Es findet ein Bevölkerungsaustausch statt."


Kommen euch einige der Aussagen bekannt vor und wisst ihr manchmal nicht, was ihr darauf sagen sollt? Ihr habt anderes Wissen/andere Einstellungen/eine andere Meinung, seid aber unsicher, wie man am besten bei solchen komplexen Themen richtig diskutiert bzw. was man überhaupt antworten kann? Dann könnte das Buch etwas für euch sein.

Mit "Anleitung zum Widerspruch" gibt Franzi von Kempis eine Hilfestellung in Form von Fakten, rhetorischen Tricks und Tipps für Diskussionen, um bei fraglichen Argumenten, wie oben angeführt, nicht mehr einfach sprachlos dazustehen, sondern selbstbewusst zu widersprechen. Das Buch ist in unterschiedliche Kapitel eingeteilt, die Antworten geben, wenn man mit Menschen spricht, die: den Klimawandel leugnen; Antisemitismus verbreiten; an Verschwörungstheorien glauben; denken, dass der Islam ihr Abendland zerstöre; ein Problem mit Frauen oder Gender haben; gegen Geflüchtete hetzen.

Die Autorin hat zu jedem Themengebiet unglaublich viel Wissen - vor allem aus Studien - zusammengetragen und sprachlich so weit heruntergebrochen, dass man es wirklich sehr gut versteht. Leider war ich mit den Informationen nicht immer ganz so zufrieden. So schreibt sie am Anfang von gefährlichem Halbwissen, das oft verbreitet wird. Ich hatte auch oft das Gefühl, dass ich mir hier Halbwissen aneigne und ich selbst noch ganz viel googeln bzw. jeden einzelnen Literaturverweis selbst nachlesen müsste, damit ich ihre Fakten gefahrlos wiedergeben kann, denn wenn sie schon die/den Leserin dazu auffordert, alles zu hinterfragen, muss ich natürlich auch ihr Buch hinterfragen. In gewisser Weise ist es wahrscheinlich auch gewollt, sich selbst noch intensiver und über dieses Buch hinaus mit den Themen zu beschäftigen. Was ich gut finde.

Es gibt ein riesiges Quellenverzeichnis hinten im Buch, oft wollte ich während des Lesens etwas nachlesen, es war mir aber zu mühsam, hinten die Quelle rauszusuchen und habe es meistens gelassen. Mir fehlte ein bisschen die kritische Betrachtung der Quellen in ihren Ausführungen, also warum sie gerade diese ausgesucht hat. (Ich weiß, das Buch wäre dann mindestens doppelt so lang und hätte zu große Ausmaße angenommen, aber der Wissenschaftlerin in mir hat das ganz stark gestört.) Was mir als Österreicherin noch aufgefallen ist: Die Autorin geht von der deutschen Rechtslage aus, viele Zahlen und Fakten stammen nur aus Deutschland wie z.B. die Höhe der finanziellen Unterstützung für Flüchtlinge.

Das Buch schafft es, einen ersten Überblick über Kontext und Hintergründe sowie psychologische Faktoren bei Gesprächspartner
innen zu geben. Es verleitet dazu, sich noch mehr einzulesen, da die Autorin natürlich nicht auf alles so genau eingehen konnte. Am Ende jedes Kapitels gibt es die wichtigsten Argumente gegen eine bestimmte Aussage kompakt zusammengefasst, sozusagen als Spickzettel, falls man mal schnell, z.B. online, etwas sagen/schreiben will. Die Autorin setzt ganz viel auf Selbstreflexion: Wie diskutiere ich selbst eigentlich? Was kann ich machen, dass eine Diskussion konstruktiv verläuft und ein Miteinander statt ein Gegeneinander stattfindet? Hilft es immer zu diskutieren oder sollte man einfach auch mal klar sagen, dass das falsch und indiskutabel ist?


Fazit

Ein wichtiges Buch, das einem Zuspruch gibt, bei fraglichen Äußerungen von anderen unbedingt etwas (dagegen) zu sagen und falsche Aussagen nicht einfach so stehen zu lassen. Außerdem gibt es Hilfestellung für erfolgreiches Diskutieren. Bei manchen Themen kennt man sich besser aus als bei anderen, weiß aber trotzdem oft nicht, was man sagen soll. Hier sind klare Antworten formuliert, die man in Gesprächen einbauen kann. Besonders haben mir die rhetorischen Hinweise gefallen.

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Veröffentlicht am 04.03.2020

Zwischen Malen und Lieben

Frida Kahlo und die Farben des Lebens
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Die Malerin Frida Kahlo war ohne Frage eine beeindruckende Frau. Ihr Schaffens- und Leidensweg dient auch heute noch für viele als Inspiration. Ich wusste wenig über sie als Person, bevor ich dieses Buch ...

Die Malerin Frida Kahlo war ohne Frage eine beeindruckende Frau. Ihr Schaffens- und Leidensweg dient auch heute noch für viele als Inspiration. Ich wusste wenig über sie als Person, bevor ich dieses Buch gelesen hatte, und war wirklich gespannt auf persönliche Einblicke in ihr Leben. Mir war aber immer bewusst, dass diese Geschichte hier die Interpretation der Autorin ist und nicht unbedingt wirklich etwas mit der echten Frida oder ihrem Leben zu tun haben muss.

Die Autorin hat aber versucht, sich in dieser Romanbiografie so nah wie möglich an die Fakten zu halten. Es wird ausführlich über die Liebe zwischen Kahlo und ihrem Mann Diego Rivera sowie die Entstehung einzelner Bilder von ihr erzählt. Die ich immer mal wieder auch gegoogelt habe.

Mir hat die Umsetzung leider nicht so gut gefallen. Ein Ereignis reiht sich an das andere und dazwischen geht ganz viel verloren. Bernards Stil ermöglicht es zwar, in Fridas Leben einzutauchen, bleibt aber gleichzeitig sehr distanziert, sodass ich zu Frida fast keinen Bezug herstellen konnte. Mir ist da zu viel gewollte Interpretation durchgeschienen, mit der ich wenig anfangen konnte. Außerdem ist der Schreibstil sehr einfach gehalten, zwar lässt er sich dadurch flüssig lesen, aber es konnte mich nicht immer so mitreißen.

Leider dreht sich das Ganze Buch fast nur um Diego und Fridas Liebe zu ihm. Diego nimmt wirklich viel Platz in der Geschichte ein. Für mich geht sie in der Geschichte ein bisschen unter, da Diego wirklich immer Thema ist. Warum muss ihr Mann da wieder im Vordergrund stehen? Klar hatte er einen großen Einfluss auf ihre Geschichte, aber gerade in so einem Buch möchte ich mehr über Frida lesen. Diese Liebesgeschichte und das ewige Hin und Her war mir ein bisschen zu nervig. Andere Nebencharaktere tauchen immer mal wieder fast zufällig auf und sind daher wenig relevant.

Gefallen haben mir die Beschreibungen zu ihren Bildern. Ich weiß nicht, ob die Entstehung der Bilder wirklich so abgelaufen ist, aber die Erklärungen dazu und die fast schon detailliert beschriebenen Pinselstriche fand ich sehr schön zu lesen. Auch Fridas Erscheinung wird sehr gut dargestellt. Sie muss eine sehr exzentrische Frau gewesen sein, deswegen ist mir ihr Charakter fast schon zu positiv dargestellt worden.


Fazit

Manche Stellen im Buch waren wirklich sehr lesenswert, andere dagegen eher mau und langweilig. Im Großen und Ganzen wurde ich ein bisschen enttäuscht von dem Buch, kann mir jetzt aber ein gutes Bild von Frida machen, auch wenn sie als Person sicher durch die Romanform ein bisschen verfälscht wurde.

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Veröffentlicht am 04.03.2020

Naturkosmetik selber rühren

Moderne Naturkosmetik selbst gemacht - Das Einsteigerbuch
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Ein Blick auf die Inhaltsstoffe meiner Kosmetikprodukte hat mich lange sehr oft überfordert und ich habe mich einfach überhaupt nicht ausgekannt. Ich bin zwar jetzt schon lange auf Naturkosmetik umgestiegen, ...

Ein Blick auf die Inhaltsstoffe meiner Kosmetikprodukte hat mich lange sehr oft überfordert und ich habe mich einfach überhaupt nicht ausgekannt. Ich bin zwar jetzt schon lange auf Naturkosmetik umgestiegen, die ich mir schon fertig im Geschäft kaufe, träume aber immer davon, mir irgendwann alle meine Produkte selbst herzustellen, einfach um genau zu wissen, was dort drin ist und was ich meiner Haut antue, ganz ohne geht es ja leider auch nicht.

Brigitte Bräutigam verwendet in ihren Rezepten Zutaten, die auch für zertifizierte Naturkosmetik im Handel zugelassen sind. Die Rohstoffe werden alle hinten in einer Tabelle angeführt, was für mich sehr hilfreich war, um mich in diesem Dschungel an unterschiedlichen chemischen Bezeichnungen zurechtzufinden. Sie verwendet keine frischen Produkte aus der Küche, dort findet man nur die Pflanzenöle, die zur Anwendung kommen.

Neben den Ölen, findet man in den Rezepten hauptsächlich Emulgatoren (verbinden Wasser und Öl), Konsistenzgeber (tierisches, pflanzliches Wachs), Pflanzenbutter, andere Wirkstoffe (z.B. Aloe Vera, Clycerin, ätherische Öle), milde Tenside und Konservierungsstoffe (hier verwendet sie hauptsächlich Rokonsal® BSB-N, was u.a. Benzyl Alcohol beinhaltet, der ein bisschen umstritten ist, da austrocknend, aber eigentlich nur in einer sehr geringen Dosis vorkommt und somit unbedenklich sein sollte. Auch Weingeist (Ethanol Alkohol) kommt in manchen Rezepten vor). Diese Rohstoffe hat sie zusätzlich verschiedenen Hauttypen (trockene und reife, fette, normale Haut und Mischhaut) zugeordnet und auch die Rezepte so angeordnet, um bei der Auswahl der Inhaltsstoffe auf die individuellen Bedürfnisse eingehen zu können. Es gefällt mir, dass sie bei jedem Rezept zuerst die Basis erklärt und man dann je nachdem, was man gerne noch in seiner Creme/Reinigung drin haben möchte, optional Wirkstoffe ergänzen kann. Sie gibt auch Vorschläge welche Rohstoffe man durch andere ersetzen kann.

Sie führt zu Beginn zwei Basisanleitungen an, die für die meisten der folgenden Rezepte zur Anwendung kommen. Zum einen eine Anleitung für Hautcremes, zum anderen eine für Reinigungsprodukte. Außerdem vermittelt sie theoretisches Basiswissen über Tenside, Emulsionstypen, Mikrobiologie sowie Konservierung und gibt Ratschläge für Hygiene, Rohstoffeinkauf sowie Equipment.

Mir persönlich waren es jetzt für den Anfang zu viele Rohstoffe, die ich mir besorgen hätte müssen, um wirklich etwas auszuprobieren und auch wenn die Erklärungen eher einfach sind und man sicher kein Chemiestudium dafür braucht, fühle ich mich als Anfängerin doch ein bisschen eingeschüchtert vor diesem professionellen Selberrühren und -mischen von Kosmetik. Es wird als Einsteigerbuch beworben, aber wenn man wirklich noch keine Ahnung hat, kann es sehr schnell überfordernd wirken. Vor allem bei den vielen Rohstoffen, die ich nicht kannte, hatte ich das Gefühl, mich noch mehr einlesen zu wollen. (Dazu - wie praktisch - gibt sie eine Buchempfehlung zu einem "Rohstoff-Lexikon" der gleichen Autorin, wo nochmal alles ausführlicher beschrieben ist. Was ich aber nicht besitze.) Das Buch gibt aber wirklich sehr viele praktische Tipps und wer nicht mehr in den Drogeriemarkt gehen und haufenweise Produkte einkaufen, aber trotzdem nicht darauf verzichten möchte, für diejenigen ist das Buch wirklich eine sehr gute Hilfe


Fazit

"Zertifizierte" Naturkosmetik selbst herstellen wird mit diesem Buch einfach gemacht. Chemische Vorgänge werden hier einfach erklärt und die Notwendigkeit einzelner Bestandteile sehr gut erläutert. Dieses Hobby braucht ein gewisses Maß an Vorbereitung und Investition in Rohstoffe und Equipment, die Autorin gibt jedoch sehr hilfreiche Anleitungen, um von Anfang an erfolgreich bei der Herstellung verschiedener Cremes und Reinigungsprodukte zu sein.

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Veröffentlicht am 04.03.2020

Im Strom des Lebens treiben

Und in mir ein Ozean
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Arthur erzählt hier seine Lebensgeschichte im Rückblick. Mit seiner Mutter verbringt er seine Kindheit auf der Insel Rügen an der Ostsee. Beide sind Außenseiter in ihrem Ort, jedoch verbringen sie eine ...

Arthur erzählt hier seine Lebensgeschichte im Rückblick. Mit seiner Mutter verbringt er seine Kindheit auf der Insel Rügen an der Ostsee. Beide sind Außenseiter in ihrem Ort, jedoch verbringen sie eine magische Zeit miteinander und viele der Erlebnisse finden sich auch in den späteren Ereignissen wieder. Arthurs Mutter verschwindet aber irgendwann einfach so und für ihren Sohn beginnt eine lange Reise des Erwachsenwerdens, ohne zu verstehen, warum er verlassen wurde.

Episodenhaft lotst uns Arthur durch sein Leben und die verschiedenen Stationen, an denen er Halt macht. Er beschreibt seine Tablettensucht, seine immer wieder missglückenden Beziehungen, die Auseinandersetzung mit sich selbst. Ich konnte leider keine so richtige Beziehung zu ihm aufbauen, mir war er oft sehr unsympathisch und er blieb mir zu distanziert.

Arthurs Mutter war wirklich interessant und ich mochte die Geschichten über sie. Der Rest verliert sich ein bisschen in Belanglosigkeiten, die es mir schwer gemacht haben, meine Aufmerksamkeit beim Lesen zu behalten. Ich brauchte viel Durchhaltevermögen zwischendurch, da es mich teilweise einfach nicht interessiert hat im Schnelldurchlauf zehn Jahre zu erfahren und nur manchmal auf einzelne Situationen einzugehen. Die anderen Nebencharaktere und die Themen, die durch diese Personen aufgegriffen wurden, waren für mich jedoch schon interessant und spannend. Da gab es Fleur, die mit einem männlichen Körper geboren wurde, aber eigentlich eine Frau sein möchte, Danielle und Ruben, mit denen Arthur eine Dreierbeziehung führt, und die Männer, in die sich Arthur verliebt

Den Schreibstil fand ich stellenweise sehr schön, da der Autor sehr poetisch und philosophisch schreiben kann. Die Geschichte ist dadurch irgendwie sehr melancholisch angehaucht, was bei mir leider oft einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen hat. Das Ende wiederum hat mich mit dem ganzen Buch versöhnt, somit hat sich das Durchhalten zum Glück ausgezahlt. Im Großen und Ganzen betrachtet, ist die Geschichte nämlich in sich schlüssig und auch bereichernd.

Fazit

Diese Geschichte ist schwere, bittere Kost, die zwar aus der Menge hervorsticht, mich jedoch nicht ganz überzeugen konnte. Es war mir zu episodenhaft, um wirklich einen Bezug zu den Charakteren oder selbst zur ganzen Geschichte aufbauen zu können. Was mir gefallen hat, waren die Themen, Menschen und Situationen, die abseits vom Mainstream existieren und passieren, und die das Buch lesenswert machen.

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Veröffentlicht am 04.03.2020

In Zeiten des Internets

Das Verhältnis
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In Zeiten des Internets wird nichts vergessen. Das muss Aviva Grossman auf die harte Tour lernen. Ihr Verhältnis mit ihrem Boss zieht weite öffentliche Kreise und sie hat auch noch einen Blog über ihre ...

In Zeiten des Internets wird nichts vergessen. Das muss Aviva Grossman auf die harte Tour lernen. Ihr Verhältnis mit ihrem Boss zieht weite öffentliche Kreise und sie hat auch noch einen Blog über ihre Sexgeschichte geschrieben. Fatal. Sie ist dann diejenige, die alles ausbaden muss. Dabei war es ihr Boss, der Ehebruch begangen hat, ER war verheiratet, Aviva nicht, ER hat das Arbeitsverhältnis mehr oder weniger ausgenützt, um mit Aviva anzubandeln, ER spürte kaum Konsequenzen in seiner beruflichen Laufbahn, Aviva wurde als Schlampe abgestempelt und niemand wollte sie einstellen. Denn alles steht im Internet. Man merkt: Hier läuft einiges falsch.

Gabrielle Zevin gibt vier Frauen eine Stimme, die von diesem Verhältnis, der darauffolgenden Sensationsgier der Medien und den Doppelmoralaposteln in der Gesellschaft betroffen sind. Diese Geschichte zeigt Parallelen zu dem Fall von Monica Lewinsky, die eine Affäre mit Bill Clinton hatte, und ihr Leben lang damit konfrontiert wurde/wird.

Der Roman ist sehr klug aufgebaut. Es ist nicht wirklich eine zusammenhängende Geschichte, vielmehr wird ein Blick auf einzelne Personen gerichtet, die gerade die unterschiedlichsten Lebensphasen durchmachen. Hintereinander wird aus fünf Perspektiven ein großes Ganzes gespinnt und Zevin bedient sich verschiedenster Erzählformen: Rückblenden, Gegenwartsform, E-Mails und Entscheidungsroman. Nach und nach werden große und kleine Geheimnisse aufgedeckt. Anfangs war ich etwas skeptisch, aber mein Durchhalten hat sich auf jeden Fall ausgezahlt. Es ist sehr leicht zu lesen und der Unterhaltungsfaktor ist sehr hoch. Die Autorin hat ihre Figuren liebevoll gestaltet und nicht versucht, in der Klischeekiste zu wühlen. Sie hat sie mit einer wohltuenden Portion Humor und starken Persönlichkeiten ausgestattet.

Zevin appelliert daran, bei moralischen Fragen niemals die menschliche Seite zu vergessen und sie zeigt, dass gerade die Menschen, die mit erhobenen Zeigefinger dastehen, mit ihrem Verhalten oft zur schlimmsten Sorte Mensch gehören. Was mir sehr gefallen hat, waren die feministischen Aspekte, die sich konsequent durchs Buch ziehen und nie aufdringlich wirken. Es sind oft nur Kleinigkeiten, auf die sie aufmerksam macht, aber genau das schult den eigenen Blick auf die Strukturen um einen herum.

Handlungsmäßig passiert relativ wenig. Von dem Verhältnis zwischen Aviva und ihrem Boss wird von den Personen ungefähr 20 Jahre später erzählt und das sehr Zeit gerafft. Manches wird nur angedeutet, es bleibt etwas oberflächlich. Eines muss man ihr aber lassen, Zevin streut die Informationen sehr gekonnt in die Geschichte, sodass man einige Aha-Momente beim Lesen bekommt.


Fazit

Ein lesenswerter Roman, der wichtige Themen in eine unterhaltsame Form bringt. Frauenfeindlichkeit, Doppelmoral, Fehlverhalten der Medien, das Internet, um nur ein paar zu nennen, und das alles mit einer humorvollen feministischen Prise gewürzt. So zeigt die Geschichte die menschliche Seite eines medienwirksamen Skandals. Die Frauen erzählen hier ihre Sicht der Dinge und diese Sicht ist schon bei weitem überfällig!

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