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Veröffentlicht am 13.07.2020

lesenswert

Werde unsterblich
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„Was Recht ist, bestimmen diejenigen, die die Macht dazu haben.“ (S.46)

Wenn die Welt auf dem Kopf steht, hilft es mit logischen Argumenten alles ins rechte Licht zu rücken. Frank Kraemer schafft es in ...

„Was Recht ist, bestimmen diejenigen, die die Macht dazu haben.“ (S.46)

Wenn die Welt auf dem Kopf steht, hilft es mit logischen Argumenten alles ins rechte Licht zu rücken. Frank Kraemer schafft es in seinem Buch, seine Weltanschauung darzulegen und mit Fakten zu begründen. Wer hofft einen Hetzer zu finden, muss woanders suchen.

Werde unsterblich besteht aus drei Teilen: Impulse, Außendarstellung und Weltanschauung. In diesen geht der Autor auf seine persönlichen Wege zur Unsterblichkeit, eine authentische Außendarstellung und seine Weltanschauung ein. Er benutzt von ihm veröffentlichte Blogbeiträge, gehaltene Reden und ergänzt diese durch neue Texte.
Er kritisiert die heutige Politik und bietet Alternativen, weist auf Missstände hin und prangert die neuen Bedeutungen gewisser Worte an.
„Beim Thema Rassenunterschiede ist in gewissen Kreisen ein paradoxes Verhaltensmuster festzustellen. Einerseits wird die bunte Vielfalt gepriesen, die eine multikulturelle Gesellschaft ausmachen soll. Weist man jedoch auf tatsächlich bestehende Unterschiede zwischen Menschen unterschiedlicher Abstammung hin, wird mit einer angeblichen Diskriminierung die eben noch hochgepriesene Vielfalt negiert. Plötzlich sind alle Menschen gleich, und von Unterschieden will man nichts mehr wissen. Was diese Menschen anscheinend nicht verstehen: Ungleichheit ist die Grundvoraussetzung für Vielfalt.“ (S.15)
„Wie sieht es dagegen in der angeblich bunten und vielfältigen multikulturellen Gesellschaft aus? Dort wird mit repressiven Maßnahmen in Form von Denk- und Sprechverboten die freie Rede unterdrückt, weil sich ständig irgendwer durch irgendwen beleidigt fühlt.“ (S.106)

Dieses Buch ist nicht besonders dick, aber gehaltvoll. Dabei ist der Schreibstil sehr angenehm zu lesen und lässt das Buch in einem Rutsch weg atmen. Wer in der heutigen Zeit politisch unsicher ist, sollte dieses Buch lesen. Wer meint, dass radikale Rechte dumme Proleten sind, sollte seinen Horizont erweitern und dieses Buch lesen.

„Es wird so gut wie immer über, aber nicht mit Nationalisten gesprochen.“ (S. 72)

Veröffentlicht am 07.07.2020

Endlich weiß ich, warum Morlâ mir unsympathisch ist.

Die Sagen der Âlaburg
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„Trauere um unsere Schwester, großer Ork, aber freue dich auch. Der Farbseher hat endlich seine Bestimmung gefunden.“ (S.79)

Der Krieg auf Razlukan ist unausweichlich. Zum Schutz ihrer Familien und Völker ...

„Trauere um unsere Schwester, großer Ork, aber freue dich auch. Der Farbseher hat endlich seine Bestimmung gefunden.“ (S.79)

Der Krieg auf Razlukan ist unausweichlich. Zum Schutz ihrer Familien und Völker werden fast alle Studenten zurück nach Hause geschickt und die Âlaburg wird zu einer Festung umfunktioniert, die den Flüchtlingen, die dort Zuflucht gesucht haben, Schutz bietet.
Währenddessen bereitet die böse Zauberin auf der Nebelinsel die Invasion des Kontinents vor und lässt eifrig nach der letzten magischen Quelle suchen. Sie will über Razlukan herrschen, wie sie es schon vor Jahren geplant hat.

Die Ereignisse der letzten drei Bücher finden in diesem ihren Höhepunkt. Bis zum Erscheinen des fünften Teil der Farbseher-Saga im April 2020, stellte Die Sagen der Âlaburg das Finale der Farbeseher-Saga dar.
Die Erzählstränge sind diesmal über ganz Razlukan verteilt: Es geht um die drei Freunde Leik, Filixx und Morlâ, die auf der Reise in Filixx Heimatdorf vielen Gefahren begegnen. Ûlyėr kann sie diesmal nicht begleiten, da er als Häuptling der Häuptlinge das kriegerischste aller Völker vereinen und führen muss. Die Orks sind in ihrem Vorhaben gespalten, ob sie sich den übrigen Völkern im Krieg anschließen oder sich ganz heraushalten. Aber auch die Zurückgebliebenen in der Âlaburg sitzen nicht untätig herum und rüsten alle Hilfswilligen zum Krieg. Denn die Vonynen stehen schon fast vor den Mauern der Universität und der Krieg ist da.
Diese verschiedenen Stränge geben einen hervorragenden Überblick über die Geschehnisse an allen Fronten. Besonders auffallend ist die Veränderung von Ûlyėr, der sich zwar einerseits in seiner neuen Rolle ziert, andererseits jedoch ihr vollkommen gerecht wird.
In diesem Teil ist mir endlich bewusst geworden, warum ich Morlâ unsympathisch finde. Er ist recht zynisch, manchmal geradezu gehässig, wenn er mit seinen Freunden „herumfrotzelt“. Während Filixx das Herz und die Vernunft der Freunde ist, Ûlyėr die Kraft und Zurückhaltung und Leik der Jungspund, ist Morlâ der nervige kleine Zwerg, der immer was zu meckern hat.

Obwohl die Farbseher-Saga mit Die Sagen der Âlaburg zu einem recht befriedigenden Ende gefunden hat, gibt es Optionen, die Geschichte fortzuführen. Inwieweit der Autor den Erwartungen gerecht wird, bleibt abzuwarten.

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Veröffentlicht am 05.07.2020

2+2=5

1984
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„Das Ziel der Oberen ist, sich da zu behaupten, wo sie sind. Das der Mittelklasse, mit den Oberen den Platz zu tauschen. Das der Unteren, wenn sie überhaupt ein Ziel haben […] besteht darin, alle Unterschiede ...

„Das Ziel der Oberen ist, sich da zu behaupten, wo sie sind. Das der Mittelklasse, mit den Oberen den Platz zu tauschen. Das der Unteren, wenn sie überhaupt ein Ziel haben […] besteht darin, alle Unterschiede abzuschaffen und eine Gesellschaft ins Leben zu rufen, in der alle Menschen gleich sind. […] Dann werden sie [die Oberen] von den Angehörigen der Mittelklasse gestürzt, die die Unteren auf ihre Seite ziehen, in dem sie ihnen vormachen, für Freiheit und Gerechtigkeit zu kämpfen.“ (S.185f.)

Winston gehört der Äußeren Partei im Engsoz an und arbeitet im Ministerium für Wahrheit, Miniwahr im Neusprech genannt. Obwohl er äußerlich ein systemtreuer Parteiangehöriger ist, ist er innerlich zerrissen. Alles fing mit einem Tagebuch in einem Antiquitätenladen an, in dem er seine Gedanken zum Großen Bruder, der Partei und dem gesamten Leben in Ozeanien niederschreibt. Ihm ist bewusst, dass das das Ende seines Lebens bedeutet, denn die Gedankenpolizei ist überall.

1984 ist ein berühmtes Buch, dass ohne Klappentext auskommt. Jeder kennt es irgendwie, hat schon einmal davon gehört und im Moment werden vermehrt Zitate von George Orwells Werk benutzt um auf Missstände aufmerksam zu machen.
Der offensichtlichste Grund ist der Große Bruder, der in dem Buch alles überwacht und sowohl als Parteiführer als auch als gottähnlich gesehen wird. Er sieht alles, er weiß alles und nur durch seine Gnade geht es den Menschen so gut. Im Gegensatz zu unserer Gesellschaft, geschieht die Überwachung in 1984 nicht freiwillig. Die Menschen heutzutage sind ständig online, teilen alles und lassen sich freiwillig durch zahlreiche Apps überwachen, dass der Große Bruder seine Freude daran hätte.

Viel interessanter ist die Gesellschaftsordnung im englischen Sozialismus in 1984. Es gibt die Innere Partei, deren Angehörige viele Privilegien haben. Sie haben luxuriöse Wohnungen, Diener, Strom, warmes Wasser, echten Kaffee und andere Lebensmittel. Sie sind wenige und die Spitze der Regierung, unter dem Großen Bruder natürlich.
Die Mitglieder der Äußeren Partei leben in baufälligen Häuserblocks, haben Mangel an so ziemlich allem und sind dankbar für ihr privilegiertes Leben. Sie arbeiten für die Partei, hauptsächlich in den Ministerien, und verehren den Großen Bruder.
Diese beiden Gruppen machen ca. 15% der Gesamtbevölkerung in Ozeanien aus. Die restlichen 85% gehören dem Proles an. Sie sind die sogenannte Unterschicht, leben wie sie wollen, sind ungebildet und das ist auch gut so.
Die Menschen werden durch einen ewig andauernden Krieg in Armut gehalten. Ozeanien ist entweder mit Ostasien oder Eurasien im Krieg und war es schon immer.

„Denn sobald alle gleicherweise Muße und Sicherheit genossen, würde die große Masse der Menschen, die normalerweise durch die Armut abgestumpft war, sich heranbilden und selbstständig denken lernen. Und war es erst einmal so weit, so würden sie früher oder später dahinterkommen, dass die privilegierte Minderheit keine Funktion hatte, und würden sie beseitigen. Auf lange Sicht war daher eine hierarchisch geordnete Gesellschaft nur auf einer Grundlage von Armut und Unbildung möglich.“ (S. 174f.)

Ein anderer wichtiger Punkt in Orwells 1984 ist die Neusprache, Neusprech genannt, die die bestehende Sprache auf ihren Kern reduziert und auf lange Sicht das Denken vereinfachen soll. Es gibt nur noch das Wort „gut“, welches mit „plusgut“ und „doppeplusgut“ gesteigert wird, und mit „ungut“ ins Gegenteil versetzt wird.
In unserer Gesellschaft wird die bestehende Sprache nicht im wörtlichen Sinne eingeschränkt, doch durchläuft sie ebenfalls eine künstliche Veränderung. Die Hoffnung dieser Leute, die diese Änderungen vorantreiben, ist ebenfalls ein Umdenken in der Gesellschaft. Dies erzeugt in meinen Augen nur unnötige Konflikte. Wenn ein Umdenken stattgefunden hat, wird sich auch die Sprache ändern. Doch was im Moment mit unserer Sprache passiert, das unnötige politisieren jedes Wortes und somit Probleme hervorzuheben, wo keine sind, lenkt von den wahren Problemen in der Gesellschaft ab. Aber vielleicht ist das genau das Ziel des Großen Bruders, an den ich nach diesem Buch mehr als bisher glaube.

1984 ist eine Warnung für alle Proles, die sie/wir jedoch nicht ganz zu verstehen scheinen. Es ist auch eine Anleitung für die Oberen und den Großen Bruder, wie man zu regieren hat. George Orwell hatte eine Weitsicht, die unserer Gesellschaft bist heute fehlt. Wir laufen sehenden Auges auf einen Abgrund zu und machen nichts dagegen. Es bringt, laut Orwell, sowieso nichts.

„KRIEG BEDEUTET FRIEDEN
FREIHEIT IST SKLAVEREI
UNWISSENHEIT IST STÄRKE“ (S. 7)
„ZWEI UND ZWEI IST FÜNF“ (S.254)

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Veröffentlicht am 04.07.2020

Titel ist irreführend

jung, weiblich, rechts
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„The only opinions that should carry weight are the opinions of those we love, look up to and respect.“ (S. 16)

Dieses Buch ist eine Aneinanderreihung von persönlichen Erfahrungen und ein Erklären dieser. ...

„The only opinions that should carry weight are the opinions of those we love, look up to and respect.“ (S. 16)

Dieses Buch ist eine Aneinanderreihung von persönlichen Erfahrungen und ein Erklären dieser. Es bezieht sich nicht unbedingt nur auf Mädchen/ Frauen, sondern allgemein auf die Gesellschaft. Trotzdem stehen die Frauen in Vordergrund.
What Makes Us Girls rückt Gegebenheiten und Verhaltensweisen ins rechte Licht. Es schreibt keine Lebensweise vor, sondern empfiehlt vor allem, auf sich selbst und den eigenen Körper zu hören. Zum Beispiel wird Muttersein hoch gelobt, aber Karrierefrauen werden nicht verteufelt. Im Gegenteil, es ist eher ein Appell, dass Hausfrauen und Mütter nicht mehr im Schatten leben. Es ist auch ein Denkanstoß über die heutigen Werte, in der Frauen Männer verteufeln und es Feminismus nennen; in denen sie nicht mehr attraktiv aussehen wollen, weil das „nur“ für die Männer wäre.

Der deutsche Titel ist eine schlechte Übersetzung, der vermutlich einfach provozieren soll. Wer die Autorin nicht kennt und dieses Buch liest, lernt über sie, dass sie politische YouTuberin ist und traditionelle Lebensweisen bevorzugt. Der Titel jung, weiblich, rechts wird unentschlossene Leser durch das „rechts“ abschrecken, die dieses Buch vielleicht als hilfreich empfinden würden.

What Makes Us Girls ist leichte Lektüre, schnell zu lesen, aber leider zu inhaltsarm. Ich habe mir mehr erhofft. Es ist vor allem eine Aneinanderreihung von persönlichen Geschichten und zu wenig allgemeine Erklärungen.

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Veröffentlicht am 25.06.2020

Ein vollendeter Durft: Kopf-, Herz- und Basisnote

Der Duft der Erinnerung
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„Was den Duftpapieren aber in Wahrheit anhaftete, war etwas viel Mysteriöseres.
Erinnerung.“ (S.30)

Bereits der Prolog von Der Duft der Erinnerung ist ein Versprechen, dass eine besondere Geschichte folgt. ...

„Was den Duftpapieren aber in Wahrheit anhaftete, war etwas viel Mysteriöseres.
Erinnerung.“ (S.30)

Bereits der Prolog von Der Duft der Erinnerung ist ein Versprechen, dass eine besondere Geschichte folgt. Es geht um Emmeline, die mit ihrem Vater auf einer einsamen Insel lebt und von Gerüchen und Märchen umgeben ist. Ihr Geburtstag ist der erste Frühlingstag, wenn die Veilchen anfangen zu blühen. Sie möchte einmal Duftjäger werden, wir Jack aus den Abenteuern, die ihr Vater immer erzählt. Und die Geheimnisse der Duftpapiere, die ihr Vater in Flaschen aufbewahrt, möchte sie ergründen. „Jede Schublade enthielt eine kleine Falsche, und ein jeder Flasche befand sich ein zusammengerolltes Blatt Papier, das ein Geheimnis barg. […] Mein Vater öffnete diese Flaschen fast nie.“ (S.13)

Das Buch ist in drei Abschnitte geteilt: Die Insel, Die Bucht, Die Stadt. Jeder Ort steht für eine große Weiterentwicklung Emmelines und für viele neue Gerüche.
Auf der Insel lebt sie mit ihrem Vater fernab jeglicher Menschen. Der Duft nach Bäumen, dem Meer und der Jahreszeiten begleiten Emmeline durch die ersten 12 Jahre. Sie kann Anhand des Geruchs das Wetter voraussagen, frisch gelegte Hühnereier mit ihrer Nase finden und Gerüche flüstern hören.
Als sie in die Bucht kommt, kennt sie keine anderen Menschen, außer ihren Vater, und ist sehr scheu. Nur langsam gewöhnt sie sich, mit Hilfe des Hundes Dodge, an die neue Umgebung und andere Menschen. Dodge orientiert sich ebenfalls mit seiner Nase, so wie Emmeline. „So wurde er mein Übersetzer für die Welt außerhalb des Hauses. Seine Nase machte sie sicherer für mich, und bald darauf hatte ich selbst wieder Lust, die Luft um mich herum so wahrzunehmen wie er – als etwas Pures, Lebendiges voller Mitteilungen.“ (S. 93)
In der Stadt findet Emmeline nicht nur etwas über ihre Vergangenheit heraus, sondern auch zu sich selbst.

Der Duft der Erinnerung erzählt Emmelines Geschichte aus der Ich-Perspektive. Der Schreibstil ist sehr bildhaft und regt vor allem in Hinsicht auf die beschriebenen Gerüche die Phantasie an. Dabei werden viele verschiedene Themen angesprochen, doch im Mittelpunkt stehen, wie auch in Emmelines Leben, die Düfte. Dieses Buch ist mit seinen drei Abschnitten wie ein vollendeter Duft, mit einer Kopf-, einer Herz- und einer Basisnote.

„Vielleicht war die Geschichte ohne konkrete Einzelheiten besser. Das ist oft so bei Märchen.“ (S. 213)

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