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Veröffentlicht am 16.05.2025

Non è vero, ma ci credo (es ist nicht wahr, aber ich glaube es)

Commissario Gaetano und der lügende Fisch
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„Commissario Gaetano und der lügende Fisch “ von Fabio Nola ist der Auftakt zu einer Neapel-Krimi-Reihe.

Kurz zum Inhalt:
Ganz Neapel feiert das Fest des Heiligen Gennaro, als Commissario Gaetano von ...

„Commissario Gaetano und der lügende Fisch “ von Fabio Nola ist der Auftakt zu einer Neapel-Krimi-Reihe.

Kurz zum Inhalt:
Ganz Neapel feiert das Fest des Heiligen Gennaro, als Commissario Gaetano von einem Turiner, der sich bedroht fühlt, um Hilfe gebeten wird. Obwohl Gaetano dessen seltsame Geschichte nicht wirklich ernst nimmt, beauftragt er einen seiner Leute, am Abend die Wohnung des Turiners zu beschatten. Doch als er dort eintrifft, erwartet ihn eine kopflose Leiche, geköpft wie einst San Gennaro!

Das Cover mit einer Ansicht von Neapel mit Blick auf den Vesuv stimmt auf den Schauplatz des Krimis ein und vermittelt südliches Flair. Das Buch erschien 2025 im Verlag dtv. Es ist in Abschnitte pro Tag unterteilt. Die Kapitel sind angenehm kurz. Die Handlung spielt in der Gegenwart und umfasst einen Ermittlungszeitraum von zehn Tagen, beginnend am Gedenktag von San Gennaro im September. Dieses alljährliche Ereignis ist in die Krimihandlung facettenreich eingebaut, der Trubel und die Festlichkeiten sind anschaulich beschrieben und ausführlich erklärt. Das Lokalkolorit äußert sich nicht nur sprachlich durch italienische Ausdrücke bzw. in Napulitano (Glossar ist vorhanden), sondern es wird an und für sich ein sehr lebendiges Bild der Stadt Neapel vermittelt, von Hitze, Gerüchen und Geräuschen angefangen über poetisch anmutende Stimmungen bis zu Schilderungen der Schattenseiten der Stadt, wo Kriminalität und Armut hausen. Die Protagonisten und Nebenfiguren verkörpern eine eigene Spezies von Menschen, eben Neapolitaner, die sehr tiefgehend charakterisiert sind. Der Autor verbindet die Traditionen und den Aberglauben rund um San Gennaro geschickt mit dem Mordfall, wo der Ermordete ebenfalls Gennaro heißt und geköpft wird.

Erzählt wird aus Sicht von Gaetano, mit wenigen Perspektivenwechseln zu einer geheimnisvollen Gestalt, dem Täter? Gaetano und seine Leute sind überarbeitet. Zudem erweist sich der Kriminalfall als extrem rätselhaft. Am Tatort existieren so gut wie keine verwertbaren Spuren, noch dazu fehlt der Kopf der Leiche. Aufgrund der mühsamen Ermittlungsarbeit verläuft die Handlung eher ruhig, überrascht zwar durch Wendungen und unerwartete Hintergrundinformationen, aber es gibt keine Action, keine prickelnden Gefahrenmomente. Je eingehender sich Gaetano und sein Team mit dem Opfer und dessen Umfeld befassen, desto deutlicher wird, was für ein verachtenswerter Mensch der Ermordete war, der aufgrund seiner Taten und Neigungen nicht nur von der Familie gehasst wurde. So weitet sich zwar der Kreis der Verdächtigen aus, doch der wahre Täter kristallisiert sich lange nicht heraus. Für den Kommissar gilt nicht „Non è vero, ma ci credo (es ist nicht wahr, aber ich glaube es)“. Gaetano gibt sich erst zufrieden, als wirklich alle Indizien passen, als sich alles schlüssig klärt, Motiv und Tathergang.

Im Mittelpunkt steht Commissario Gaetano, nicht nur als Ermittler, sondern auch als Mensch, mit all seinen Stärken und Schwächen, er verfügt über gute Menschenkenntnis und Beobachtungsgabe. Er steht nicht nur dienstlich unter Druck, den Fall so rasch wie möglich lösen zu müssen, sondern ihn belasten auch private Probleme schwer. Letzteres auch, weil er das Private meist hintanstellen muss. Der Beruf füllt ihn aus, steht bei ihm an erster Stelle und er gibt sich mit keinen Halbheiten zufrieden.

Generell ist die Atmosphäre in diesem Krimi eher bedrückend, bedingt durch das Milieu, in dem er spielt, auch durch das Böse, das der Ermordete verursachte. Ob Haupt- oder Nebenfiguren, sie wirken alle irgendwie tragisch, unglücklich, vom Schicksal nachhaltig gezeichnet. Über der gesamten Stadt Neapel liegt trotz Sonnenstrahlen, trotz der Lebendigkeit und des Trubels, trotz der Liebe, die Gaetano für seine Heimatstadt empfindet, etwas Deprimierendes. Im Gegensatz zu den meisten in Südeuropa spielenden Kriminalromanen dominiert hier nicht das Urlaubsflair. Dafür wirkt alles sehr echt und authentisch.

Nichtsdestotrotz hat mir der Krimi sehr gut gefallen, insbesondere der Erzählstil und der Protagonist Gaetano. Auch im ruhigen Handlungsaufbau lag Spannung. Die ausführliche Auseinandersetzung mit dem Wesen der Neapolitaner, ihren Traditionen und der Geschichte Neapels bzw. ihres Stadtpatrons fand ich interessant. Nun bin ich neugierig auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 07.05.2025

Mit 70 beginnt ein neues Leben

5 alte Schachteln / 5 alte Schachteln und ne Schnapsidee
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„5 alte Schachteln und ne Schnapsidee“ von Angelika Godau ist der Auftakt einer Reihe über fünf 70-jährige Freundinnen, die sich zu einer Alten-WG zusammenfinden.

Kurz zum Inhalt:
Mit 17 waren die fünf ...

„5 alte Schachteln und ne Schnapsidee“ von Angelika Godau ist der Auftakt einer Reihe über fünf 70-jährige Freundinnen, die sich zu einer Alten-WG zusammenfinden.

Kurz zum Inhalt:
Mit 17 waren die fünf Frauen dicke Freundinnen. Über die Jahre verloren sie sich aus den Augen. Jetzt sind sie 70, alleinstehend, teils verwitwet. Als auch Brigittes Ehe zerbricht, die über ein großes Haus verfügt, beschließen sie zusammenzuziehen.

Das Cover war neben dem originellen Titel Anstoß für mich, das Buch zu kaufen. Die Zeichnung der fünf so verschiedenartigen Frauen ist so witzig, verspricht schon rein optisch eine humorvolle Lektüre. Das Buch erschien 2025, die kurz gehaltenen Kapitel sind lediglich nummeriert, ohne Zeit- oder Ortsangaben. Der Schreibstil ist locker, flüssig, humorvoll und dialogreich. Die Handlung spielt in der Gegenwart in der Eifel.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Brigitte und es wird auch aus ihrer Perspektive erzählt. Sie führte über Jahrzehnte ein unscheinbares Leben an der Seite ihres alles bestimmenden Mannes Benno. Nachdem die Kinder erwachsen und ausgezogen waren, lebte das Ehepaar nur noch nebeneinander her. Dass sie plötzlich von ihrem Mann verlassen wird, trifft Brigitte somit weniger als man annehmen würde. Endlich ist sie frei, kann ein neues Leben beginnen. Und dabei sind ihr die vier alten Freundinnen behilflich: Monika, Renate, Susanne und Barbara.

Es sind fünf völlig verschiedene Charaktere, die sich da zusammenfinden, die auch total andere Lebenswege hinter sich haben. Die Frauen sind so anschaulich beschrieben, dass sie nicht nur lebendig wirken, sondern auch die Facetten ihrer Wesenszüge deutlich werden. Sie zeigen Stärken und Schwächen sowie Emotionen. Die einen sind etwas weltfremde Hausmütterchen, andere wieder hat das harte Leben geprägt.

Das Buch hatte für mich einen ganz besonderen Reiz, weil ich jahrgangsmäßig zu den Protagonistinnen passe, mit meinen 71 Jahren. Über die Jugendjahre der Frauen zu lesen, war ein Sprung in die eigene Teenagerzeit. Als man erst mit 21 großjährig war, die Ängste vor Schwangerschaft, der Mangel an Aufklärung, all die Sprüche und Ansichten der damaligen Zeit! Viele heirateten jung, um den Einschränkungen des Elternhauses zu entrinnen oder mussten überstürzt heiraten, weil sie schwanger waren. Ich erinnere mich, dass auch meine Cousine mit 17 heiraten musste …

Ein weiterer Punkt, der mich persönlich ansprach, war das Thema Alten-WG. Noch ist es erst eine Idee. Wie die fünf Freundinnen den Plan umsetzen werden und was sie dabei erleben, erfahren wir ja erst in der Fortsetzung. Aber es ist ein Denkanstoß für einen selber. Wäre das etwas für mich?

Ich habe mich köstlich amüsiert bei der Lektüre dieses Buches und bin schon sehr neugierig, wie sich die Wohngemeinschaft der Fünf umsetzen lässt. Von mir gibt es 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 02.05.2025

Sir Gabriel Ward, ein Ermittler mit Hirn und Herz

Der Tote in der Crown Row
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„Der Tote in der Crown Row“ von Sally Smith ist ein spannender Kriminalroman, der im viktorianischen London spielt, mit einer ganz speziellen Persönlichkeit als Ermittler, dem Kronanwalt Sir Gabriel Ward.

Kurz ...

„Der Tote in der Crown Row“ von Sally Smith ist ein spannender Kriminalroman, der im viktorianischen London spielt, mit einer ganz speziellen Persönlichkeit als Ermittler, dem Kronanwalt Sir Gabriel Ward.

Kurz zum Inhalt:
1901. Im Londoner Temple-Bezirk wurde der oberste Richter ermordet. Da in diesem abgeschotteten Bereich die Polizei nicht befugt ist zu ermitteln, wird Sir Gabriel Ward mit der Suche nach dem Mörder beauftragt. Und er entdeckt so manches wohlgehütetes Geheimnis …

Das Cover zieht den Blick auf sich und verfügt über den nötigen historischen Touch. Die Originalausgabe mit dem Titel „A Case of Mice und Murder“ erschien 2024 bei Raven Books, die deutschsprachige Ausgabe, übersetzt von Sibylle Schmidt, im Jahr 2025 im Goldmann Verlag. Die kurz gehaltenen Kapitel verfügen weder über Zeit- noch Ortsangaben. Die Handlung spielt 1901 in London, vorwiegend im Temple-Bezirk. Die eigene Berufstätigkeit als Kronanwältin im Temple-Bezirk inspirierte Sally Smith zu diesem Roman.

Der Bezirk Temple ist ein historisches Gerichtsviertel, das auch heute noch insbesondere zwei Anwaltskammern beinhaltet, den Inner Temple und den Middle Temple. Generell geht dieser Bezirk auf die Tempelritter zurück, an die auch die zentral gelegene Temple Church erinnert. Nach wie vor verfügt dieser Bezirk über einen eigenen juristischen Status als Enklave. Die im Buch enthaltene historische Karte des Temple-Bezirks bietet einen guten Einblick in das Umfeld des Ermittlers. Mit ihrer Hilfe findet man sich sehr gut bezüglich der Schauplätze zurecht.

Der Schreibstil ist flüssig, sprachlich der Epoche und dem Milieu angepasst. Das historische Flair ist deutlich spürbar. Die Lebensumstände der verschiedenen Gesellschaftsschichten, speziell auch das Frauenbild, sind gut herausgearbeitet. Es zeigt sich, wie vielen Regeln und Einschränkungen das Leben der Privilegierten unterlag.

Im Prinzip verlaufen zwei Handlungsstränge parallel. Bei beiden steht Sir Gabriel Ward im Mittelpunkt. Es wird auch vorwiegend aus Sicht von Ward erzählt. Einerseits vertritt er als Anwalt einen Verleger in einer Urheberrechtsverletzung, andererseits soll er den Mörder des Oberrichters finden. Beides erweist sich als herausfordernd für Ward, und zwar in mehrerer Hinsicht. Für ihn persönlich aufgrund seines Charakters, denn er ist ein Mensch, der Ruhe und Stille bevorzugt, der lieber zurückgezogen lebt, sich in Büchern vergräbt, mit einigen Zwangsneurosen zu kämpfen hat und leichte autistische Züge zeigt. Darüber hinaus erweisen sich beide Fälle als überaus knifflig, voller Ungereimtheiten und Rätsel. Zwar ist der Kreis der Verdächtigen überschaubar, doch anderseits so elitär, dass man niemandem einen Mord zutraut. Die Spur zu dem einzigen Außenseiter erscheint Ward nicht überzeugend. Der Roman ist vom Anfang bis zum Ende spannend, auch ohne Actionszenen. Es sind die überraschenden Wendungen, unerwarteten Erklärungen, die immer wieder verblüffen und doch werden erst auf den letzten Seiten die noch offenen Fragen beantwortet und alle Rätsel gelöst.

Mich erinnerte Ward ein wenig an Hercule Poirot. Denn Ward ist blitzgescheit, verfügt über eine ausgezeichnete Beobachtungs- und Kombinationsgabe. Durch seinen Blick für Details und die kleinsten Regungen seiner Gesprächspartner sowie sein Einfühlungsvermögen fügen sich letztlich einzelnen Puzzleteilchen zu einem alles erklärenden Ablauf der Geschehnisse zusammen. Sir Gabriel Ward entlarvt nicht nur den Mörder, sondern findet auch die sagenumwobene Autorin des Kinderbuches „Millie, die Temple-Kirchenmaus“.

Die handelnden Personen wirken lebendig, zeigen Stärken und Schwächen und Emotionen. Besonders facettenreich ist Sir Gabriel Wards Charakter beschrieben, die Wesenszüge eines Rechtsgelehrten, eines brillanten, belesenen Rechtsanwaltes, der Bücher liebt. Er ist ein etwas schrulliger Einzelgänger, der kaum den geschützten Bereich des Temple-Bezirks verlässt und seinen Ritualen verhaftet ist, der sich aber im Laufe seiner Ermittlungen weiterentwickelt, sich kleinweise hinaus wagt. Vor allem entdeckt er sein gutes Herz für die weniger privilegierten Menschen. Mit ihm hat die Autorin eine sehr menschliche, sympathische Figur erschaffen, die man nicht umhin kommt ins Herz zu schließen. Ihm an die Seite stellte sie den aus einfachen Verhältnissen stammenden Constable Wright, einen jungen cleveren Polizisten mit positiver Ausstrahlung, der einsatzwillig und mit großem Interesse etwas dazuzulernen, Ward bewundert und unterstützt.

Mich hat „Der Tote in der Crown Row“ begeistert, und zwar nicht nur das so anschaulich dargestellte Gesellschaftsbild – ich fühlte mich wunderbar in jene Zeit versetzt, sondern insbesondere die Art und Weise, wie Sir Gabriel Ward mit Hilfe von Constable Wright ermittelt, nämlich primär, um Hercule Poirot nochmals heranzuziehen, mit seinen grauen Zellen. Ich hoffe, es gibt bald eine Fortsetzung.

Ein Muss für jeden Fan typisch englischer Krimis. Von mir gibt es eine eindeutige Leseempfehlung mit 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 29.04.2025

Spannung pur und top aktuell: Erdgas und Umweltschutz

Brennendes Watt
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„Brennendes Watt“ von Fynn Jacob ist ein fesselnder Kriminalroman, der harmonisch mit der Handlung verwoben sehr viel Wissen über die Erdgasversorgung an der Nordseeküste vermittelt. Es ist der dritte ...

„Brennendes Watt“ von Fynn Jacob ist ein fesselnder Kriminalroman, der harmonisch mit der Handlung verwoben sehr viel Wissen über die Erdgasversorgung an der Nordseeküste vermittelt. Es ist der dritte Fall mit dem deutsch-niederländischen Ermittler-Duo Marten Jaspari und Iska van Loon.

Kurz zum Inhalt:
Die Leiche eines im LNG-Terminal bei Eemshaven stationiert gewesenen Security-Mitarbeiters wird am Strand von Borkum angespült. Umweltschützer geraten ins Visier der Ermittler, auch das Privatleben des Opfers ist undurchsichtig. Als ein Containerschiff manövrierunfähig in ein anderes Terminal kracht, ist offensichtlich, dass es sich um eine absichtliche Manipulation handelt. Doch wer steckt dahinter?

Das Cover stimmt auf die Nordseeküste ein. Es ähnelt den Vorgängerbänden, vermittelt dadurch einen guten Wiedererkennungseffekt. Das Buch erschien 2025 im Heyne Verlag. Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind kurz, jeweils mit Orts- und Zeitangaben versehen, was ich stets sehr schätze, weil man sich sowohl örtlich als auch chronologisch bestens zurechtfindet. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Es handelt sich um einen in sich abgeschlossenen Fall. Soweit erforderlich, sind Hinweise zur Vorgeschichte der Protagonisten vorhanden. Sehr anschaulich ist nicht nur das Lokalkolorit eingefangen, sondern es steht das Thema Erdgas im Fokus. Insbesondere wird flüssiges Erdgas aus dem Blickwinkel Umweltschutz betrachtet.

Da ein Niederländer in Deutschland tot aufgefunden wurde, ist dies ein Fall für das länderübergreifende Ermittlungsteam mit Jaspari und van Loon, die jeweils vor Ort vorwiegend getrennt agieren – van Loon im Umfeld des Opfers, Jaspari bei den Erdgasterminals und Umweltschützern in Deutschland. Zwischengeschaltet gewinnt man Einblick in die Gegenseite, in Aktionen der Gegenseite. Durch die daraus entstehenden stetigen Perspektiven- und Ortswechsel gestaltet sich die Handlung abwechslungsreich und lebendig, stets höchst spannend. Zudem sorgt die Kürze der Kapitel dafür, dass die Seiten nur so dahin fliegen; man will das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Obwohl mehrere Spuren verfolgt werden, kristallisiert sich bald heraus, dass es sich um einen Anschlagserie gegen Erdgas-Terminals handelt. Wer auch immer dahinter steckt, hinterlässt kaum Spuren. Es entwickelt sich ein Wettlauf gegen die Zeit. In einem dramatischen Showdown gelingt es Jaspari und van Loon unter Lebensgefahr, einen weiteren Angriff zu verhindern und die Täter zu fassen.

Iska und Marten haben sich nicht nur zu einem gut zusammenarbeitenden Team entwickelt, sondern sind einander mittlerweile auch freundschaftlich nähergekommen und geben einander Einblicke in das Privatleben. Beide sind sympathische Menschen. Sie gehen voll und ganz in ihrem Beruf auf, was jedoch meist zulasten ihres Privatlebens geht, das gut dosiert in den Fall einfließt und ihre Persönlichkeiten abrundet. Sie zeigen beide Stärken und Schwächen, Emotionen, Zweifel und Unsicherheiten, was sie lebendig und menschlich und ihre Handlungen nachvollziehbar macht.

Mit „Brennendes Watt“ gelang dem Autor wiederum ein packender Krimi mit Thrillercharakter, eingebettet in ein hochbrisantes Thema. Gerne empfehle ich dieses Buch weiter und vergebe 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 27.04.2025

Gedanken zur Liebe

In einem Zug
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„In einem Zug“ von Daniel Glattauer ist ein teils unterhaltsamer, teils nachdenklich stimmender Roman.

Kurz zum Inhalt:
Zwei Fremde sitzen in einem Zugabteil, ein Mann und eine Frau. Sie kommen so nach ...

„In einem Zug“ von Daniel Glattauer ist ein teils unterhaltsamer, teils nachdenklich stimmender Roman.

Kurz zum Inhalt:
Zwei Fremde sitzen in einem Zugabteil, ein Mann und eine Frau. Sie kommen so nach und nach ins Gespräch, initiiert von der Frau, deren interessierten Fragen er sich nicht entziehen kann …

Das Cover mit der aus dem Zugfenster blickenden Frau ist ein ansprechender Hingucker, es unterstreicht gekonnt den Titel des 2025 im DuMont Buchverlag erschienenen Romans. Dieser gliedert sich in 13 Kapitel, deren Überschriften den jeweiligen Streckenabschnitten entsprechen. Der Schreibstil ist bildhaft, locker und unterhaltsam. Die Handlung spielt in der Gegenwart während einer Zugfahrt von Wien nach München.

Der Verlauf der Fahrt wird aus Sicht von Eduard Brünhofer geschildert, einem Autor von Liebesromanen. Mit ihm im Abteil sitzt die Therapeutin Catrin Meyr, die ihn, der eigentlich lieber seine Ruhe hätte, in ein Gespräch verwickelt, das zunehmend intensiver, vertraulicher und persönlicher wird.

Der Grundgedanke des Romans, der Schauplatz, dieses Zusammentreffen von zwei Unbekannten in einem Zugabteil, ist originell und gleichzeitig auch realistisch nachvollziehbar. Vor allem zu Beginn liest es sich sehr amüsant, nicht nur der Dialog an und für sich, sondern auch die Gedanken und Überlegungen von Brünhofer zu seiner Gesprächspartnerin. Man lernt vor allem Brünhofer gut kennen, erfährt, dass er früher erfolgreich Liebesromane schrieb, aber jetzt an einer Schreiblockade leidet. Im Laufe der Zugfahrt entwickelt sich eine gewisse Vertraulichkeit, Catrins Fragen werden immer persönlicher. Geschickt und hartnäckig entlockt Catrin ihm zur Thematik Liebe, Sex und Seitensprünge vieles aus seinem sonst wohlgehütetem Privatleben, auch seine langjährige Ehe betreffend. Die angesprochenen Themen regen zum Überdenken der eigenen Beziehung/Ehe an. Im Mittelteil ist es stellenweise etwas langatmig, da fragte ich mich schon, worauf es noch hinauslaufen wird. Aber letztlich nahm die Geschichte eine Wendung, die ich nicht erwartet hatte und die die Story auch irgendwie abrundete.

Im Großen und Ganzen fühlte ich mich recht gut unterhalten. Manche Situationskomik, wie die Szene mit dem Italiener, der sich zu den beiden ins Abteil setzte, ließ mich schmunzeln. Aber so richtig begeistert hat mich das Buch leider nicht.

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