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Veröffentlicht am 01.09.2025

Frauenschicksale – bei den Siegern und Besiegten

Schwestern des brennenden Himmels
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„Schwestern des brennenden Himmels“ von Hanna Caspian ist ein exzellent recherchierter historischer Roman voller Spannung und Dramatik, in dessen Mittelpunkt eine junge Britin deutscher Herkunft steht,.

Kurz ...

„Schwestern des brennenden Himmels“ von Hanna Caspian ist ein exzellent recherchierter historischer Roman voller Spannung und Dramatik, in dessen Mittelpunkt eine junge Britin deutscher Herkunft steht,.

Kurz zum Inhalt:
Juli 1945. Potsdamer Konferenz. Churchill, Truman und Stalin entscheiden über die Aufteilung Deutschlands. Ann Miller, als Kind mit ihren Eltern von Deutschland nach England geflohen, mittlerweile britische Staatsbürgerin und Soldatin, befindet sich als Mitglied der britischen Delegation vor Ort. Ihre wahre Herkunft hielt sie stets geheim. Nun sucht sie heimlich in Potsdam nach überlebenden Verwandten. Ohne ihre wahren Motive zu kennen, hilft ihr ein amerikanischer Soldat.

Das Cover harmoniert mit dem Klappentext, symbolisiert die Verbindung Anns mit dem amerikanischen Soldaten. Das Buch erschien 2025 im Knaur Verlag. Es gliedert sich in vier Teile, und diese wiederum pro Tag in verschieden lange Abschnitte. Die Handlung umfasst den Zeitraum vom 3. Juli 1945 bis 6. August 1945, mit einigen Rückblenden. Der Schreibstil ist flüssig, eindrucksvoll lebendig. Die Autorin hat exzellent recherchiert und versteht es meisterhaft, historische Ereignisse und die Atmosphäre so zu beschreiben, dass man emotional erfasst wird, das Gefühl hat, mittendrin zu sein. Ebenfalls hervorragend gelöst ist die Verquickung einer fiktiven Geschichte mit den historischen Fakten und Personen. Die Figurenübersicht sowie insbesondere den Stadtplan von Potsdam fand ich sehr hilfreich.

Erzählt wird chronologisch, mit einigen Rückblicken, primär aus Sicht von Ann, abgesehen von jenen Szenen, die Liesels jetziges und früheres Leben beleuchten. Die Perspektiven- bzw. Ortswechsel zwischen Anns Aufgabengebiet während der Konferenz und ihren „Ausflügen“ in die Trümmerstadt in der russischen Zone machen die Gegensätze offensichtlich. Auf der einen Seite das fast normale Leben mit ausreichender und exquisiter Verpflegung, guter Unterkunft und Vergnügungen, auf der anderen Hunger, Armut, Notunterkünfte und Ängste. Dieser Wechsel zwischen gewisser Leichtigkeit und den bedrückenden Szenen hilft einem als Leser, das Belastende zu ertragen, wie ein Pflaster auf einer Wunde. Die Wunde ist nach wie vor vorhanden, das Gelesene wirkt nach, doch man liest etwas getröstet weiter.

Ich wurde regelrecht hinein gesogen in diese Atmosphäre einer Stadt in Trümmern, einer geteilten, von Fremden besetzten Stadt, wo die Menschen in Kellern dahinvegetieren, hungernd, der Willkür der Besatzer ausgeliefert, Frauen stets in Gefahr sind vergewaltigt werden. Andererseits wird auch in Erinnerung gerufen, welches Grauen in den Konzentrationslagern passiert ist. Das ist beklemmend, das macht betroffen. Und dennoch wird einem auch bewusst, dass nicht alle Deutschen „Monster“ waren, dass die Nazis, lange bevor sie die Juden verfolgten, zuerst sich gegen das eigene Volk gewendet hatten. Gegen Andersdenkende. Gegen Kritiker. Wer nicht ihren Grundsätzen, nicht ihrer Politik folgte, wurde bestenfalls unterdrückt. Sie schwiegen, fügten sich, wurden Mitläufer, um nicht inhaftiert oder gar getötet zu werden. Diese Pressarien begannen schon bei den Kindern, in der Schule. Nur wenigen Menschen, die es wagten ihre Meinung gegen die Nazis zu äußern, gelang rechtzeitig die Flucht. Wie Anns Eltern. In einer Nacht- und Nebelaktion.

Anns Suche nach noch lebenden Verwandten erweist sich als ziemlich schwierig, da sie sich als Britin nicht frei im russischen Sektor bewegen darf. Doch sie findet Helfer, vor allem Jackson, einen amerikanischen Soldaten. Die sich sanft entwickelnde Liebesbeziehung zwischen Ann und Jackson gibt dem Roman nicht nur eine romantische Note, sondern bringt auch Anns Dilemma auf den Punkt. Ihre deutsche Herkunft – denn in den Augen der Alliierten sind ja alle Deutschen „Monster“.

Nicht nur die drei Hauptakteure Ann, Jackson und Liesel wirken lebendig, sondern generell sind die Menschen gut vorstellbar beschrieben.
Ann und ihre Cousine Charlie lebten als Kinder wie Schwestern. Sie wieder zu finden, ist ihr sehnlichster Wunsch. Um ihr Ziel zu erreichen, riskiert Ann viel, sogar ihren Job. Sie handelt zielstrebig, hartnäckig und lässt sich auch von Schwierigkeiten und Rückschlägen nicht entmutigen. Dass sie gezwungen ist, ihre deutsche Herkunft Jackson gegenüber lange zu verbergen, belastet sie, denn Verlässlichkeit und Ehrlichkeit sind ihr wichtig. Jackson ist ein positiv eingestellter Mensch, optimistisch, meist gut gelaunt, emotional, empathisch. Ihn erschüttert, was er über die Konzentrationslager erfährt, aber er hat das Herz am rechten Fleck. Er hilft Anns deutscher Verwandte, er differenziert, dass diese junge Frau wohl eher Opfer des Krieges, der Nazis ist, als Täterin. Er sieht in Ann letztlich auch die Frau, die er liebt, und nicht einen Menschen deutscher Herkunft. Liesel verkörpert jenen Teil des deutschen Volkes, der sich den Richtlinien der Nazis fügte, sich anpasste, darauf achtete nicht aufzufallen. Ihr Vater war kein überzeugter Nazi, aber natürlich bei der Partei, weil es besser war, weil es sich sicherer lebte, wenn man dabei war.

Für mich war dieser Roman ein Lesehighlight sondergleichen. Er packte mich vom Anfang bis zum Ende, war spannend, berührend, beklemmend und erschütternd. Er war lehrreich und brachte mir eine Zeit näher, die mir in dieser Intensität noch nicht dargebracht wurde. Der Roman endet am 6. August 1945, an jenem Tag, an dem die Bombe auf Hiroshima fiel. Für mich liegt der Gedanke für eine Fortsetzung nahe. Ich würde es mir wünschen. Vorerst spreche ich eine unbedingte Leseempfehlung aus. Wenn es ginge, würde ich mehr als 5 Punkte vergeben.

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Veröffentlicht am 27.08.2025

Man ist nie zu alt, um sich zu engagieren

Ihr habt es gut, ihr habt ja mich
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„Ihr habt es gut, ihr habt ja mich“ von Renate Bergmann, dem Pseudonym von Torsten Rohde, ist mittlerweile der 21. Band dieser unterhaltsamen Reihe über die Online-Omi.

Kurz zum Inhalt:
Um Stefan in einer ...

„Ihr habt es gut, ihr habt ja mich“ von Renate Bergmann, dem Pseudonym von Torsten Rohde, ist mittlerweile der 21. Band dieser unterhaltsamen Reihe über die Online-Omi.

Kurz zum Inhalt:
Um Stefan in einer Notsituation zu helfen, begibt sich Renate Bergmann nach Spreeweide in Brandenburg. Sie hilft aber nicht nur ihrem Neffen, sondern lebt sich im Dorf ein, sucht Kontakte und hat so allerlei Verbesserungsvorschläge für den Bürgermeister, der sie verärgert auffordert, doch selber zu kandidieren. Und das tut sie dann auch.

Das fröhliche bunte Cover ist ansprechend und zeigt passend zur Geschichte Renate Bergmann beim Wahlkampf. Das Buch erschien 2025 im Rowohlt Taschenbuch Verlag. Es gliedert sich in 15 kurz gehaltene, mit Überschriften versehene Kapitel. Die Handlung spielt in der nicht genau bestimmten Gegenwart. Der Schreibstil, der Dialekt und die besondere Ausdrucksweise von Renate Bergmann machen ihre Geschichten so amüsant. Wenn sie mit der Schipskarte zahlt, auf ihre Scholesterinwerte achtet, mit dem Koyota ihrer Freunde mitfährt, von Prinzessin Kät erzählt, Kürbis-Rawollis oder Zuckinis kostet, oder mit dem Wehlan Probleme hat, u.v.a.m., muss man schon schmunzeln.

Für mich war es weder der erste Band dieser Reihe, noch kenne ich alle. Ob als Quereinsteiger oder Fan, man kommt rasch in die Geschichte hinein und überblickt den relevanten Personenkreis.

Die Person der Renate Bergmann ist sympathisch, originell und verkörpert eine mittlerweile bereits 82-jährige Frau, die nicht nur über Lebenserfahrung verfügt, sondern immer wieder Neuem gegenüber aufgeschlossen ist. Ihre Ansichten sind vernünftig, so manche Lebensweisheit ist hier zu lesen. Nicht alltäglich für ältere Menschen sind ihre positive Lebenseinstellung und ihre Aktivität. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die mit offenen Augen durch die Welt geht und sich immer wieder einmischt. So engagiert sie sich auch, kaum dass sie in dem kleinen Ort angekommen ist, für die Belange der Gemeinschaft, macht nicht nur Verbesserungsvorschläge, sondern hilft tatkräftig mit. Sie zeigt, dass man auch als alter Mensch noch etwas bewegen kann. So sehr sie auch geprägt ist von eigenen Erfahrungen, so zwingt sie nie anderen ihre Vorstellungen auf. Sie schüttelt zwar innerlich oft den Kopf über die anderen, aber sie ist tolerant, lässt die anderen leben wie sie wollen. Auch ihrer Tochter redet sie nicht drein, obwohl sie keineswegs deren esoterische Intentionen nachvollziehen kann. So hilft sie den jungen Leuten gerne, drängt sich aber nicht auf. Sie ist eigentlich eine Traum-Omi, mit dem Herz am rechten Fleck. Im Übrigen kann man sich auch die Nebenfiguren gut vorstellen, insbesondere Renates Berliner Freunde sind liebenswert und originell.

Mich hat auch diese Geschichte wieder recht gut unterhalten. Entspannend, originell, amüsant – auf jeden Fall lesenswert und zu empfehlen!

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Veröffentlicht am 24.08.2025

Kriminelles Cadiz

Gaditanos
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Mit „Gaditanos“ ist Hardy Sauer ein spannungsreicher Debutroman gelungen.

Kurz zum Inhalt:
Ein amerikanischer Tourist kommt bei einem Unfall ums Leben. Auf den ersten Blick ist es ein Unfall, auf den ...

Mit „Gaditanos“ ist Hardy Sauer ein spannungsreicher Debutroman gelungen.

Kurz zum Inhalt:
Ein amerikanischer Tourist kommt bei einem Unfall ums Leben. Auf den ersten Blick ist es ein Unfall, auf den zweiten Mord. Sein Umfeld ist mysteriös. Die Kriminalbeamtin Yolanda hat in der Folge nicht nur mit äußerst gefährlichen kriminellen Machenschaften zu tun, sondern gerät auch in eine familiäre Zwickmühle.

Ganz ehrlich, obwohl rot eine Signalfarbe ist, mich hätte das Cover nicht angesprochen, aber der Titel hat mich neugierig gemacht. Das Buch erschien 2025. Die Kapitel sind eher kurz gehalten, die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart und umfasst einen Zeitraum von vier Tagen. Der Schreibstil ist flüssig, dialogreich. Man ist sofort mitten in der Geschichte, braucht allerdings einige Zeit, um den Überblick über die Vielzahl der Personen zu gewinnen. Das Lokalkolorit wird gut vermittelt, allein schon sprachlich durch spanische Ausdrücke, aber auch durch landschaftliche Beschreibungen, Besonderheiten wie den Küstennebel. Der im Buch vorhandene Stadtplan ist leider zu winzig, kaum lesbar, der QR-Code gut gemeint, aber auch umständlich.

Der Krimi ist exzellent aufgebaut, vom Anfang bis zum Ende spannend. Erzählt wird aus drei Perspektiven: aus Sicht von Yolanda, der Kriminalinspektorin, Arnou, einem Kleinganoven, und Jamie, einer Profikillerin. Durch diese stetigen Wechsel lernt man einerseits die agierenden Personen näher kennen, andererseits gestaltet sich die Handlung dadurch abwechslungs- und temporeich. Die Spannung bleibt stets auf hohem Niveau. Immer wieder ergeben sich auch brenzlige Situationen, actionreiche Szenen. Der Fall gestaltet sich zusehends komplexer. Wer agiert mit- oder gegeneinander? Unerwartete Wendungen überraschen einen immer wieder. Bis zum Ende, das zwar so einiges klärt, aber eindeutig auf eine Fortsetzung hinweist.

Was die Personen anbelangt, so gibt es kein „Schwarz“ und „Weiß“, sondern facettenartige Grautöne in der Charakterisierung, so hegt man durchaus Sympathie für eine Killerin, und die Polizistin handelt ebenfalls nicht immer ganz gesetzeskonform. Generell sind alle, ob gut oder böse, gut vorstellbar beschrieben, manche mehr, manche weniger ausführlich. Insbesondere die beiden Frauen, Yolanda und Jamie bestechen durch (wenn auch seitens Jamie eher kriminelle) Energie, Einfallsreichtum und Durchhaltevermögen. Beide sind in Kampftechniken bestens ausgebildet. Yolanda punktet auch mit Familiensinn und Emotionen. Arnou und Nacho, sind clever und wahre Freunde.

„Gaditanos“ war ein Pageturner, beinhaltete alles, was ich mir von einem Krimi erwarte: eine gewisse Undurchsichtigkeit der Hintergründe, prickelnde Spannung und actionreiche Szenen, sympathische Protagonisten und ein ansprechendes Lokalkolorit. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 21.08.2025

Jedes Ende ist auch ein neuer Anfang

Finale Curioso
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Mit „Finale Curioso“ schließt Ralph Neubauer seine zwölfbändige Südtiroler Krimireihe mit Fabio Fameo als zentrale Figur endgültig ab.

Worum geht es?
Vier ermordete Frauen in einer Bozener Villa. Was ...

Mit „Finale Curioso“ schließt Ralph Neubauer seine zwölfbändige Südtiroler Krimireihe mit Fabio Fameo als zentrale Figur endgültig ab.

Worum geht es?
Vier ermordete Frauen in einer Bozener Villa. Was auf den ersten Blick wie Raubmord aussieht, zieht bald weite Kreise. Es eröffnen sich dem Ermittler-Team unerwartete Ränke und Machenschaften, die letztlich das Leben vieler verändern.

Die Motive am Cover, nämlich das Castel Fahlburg und der Schattenriss eines Trompeters, stimmen auf das Südtiroler Flair ein. Stilistisch passt es zu allen anderen Bänden, es gibt somit einen guten Wiedererkennungswert. Titel unterstreicht, dass der Autor mit dem 12. Band einen Schlussstrich zieht. Das Buch erschien 2025 im Athesia Verlag. Es gliedert sich in mit dem jeweiligen Wochentag übertitelte Kapitel in angenehmer Länge. Diese wiederum verfügen über nummerierte Abschnitte. Die Ermittlungen erfolgen in der nicht genau bestimmten Gegenwart und erstrecken sich über etwas mehr als zwei Wochen. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, mit Blick auf Details. Lokalkolorit durchzieht den Roman nicht nur durch Erwähnung landschaftlicher Schönheit und sehenswerter Örtlichkeiten, sondern - verpackt in einer Nebenhandlung - widmet sich der Autor (für meine Begriffe etwas zu ausführlich) der Bedeutung von Musikkapellen. Er hat das Thema eingehend recherchiert, was die umfangreiche Literaturliste am Ende des Buches beweist. Man kommt auch als Quereinsteiger ohne Vorkenntnisse problemlos in die Geschichte hinein und überblickt rasch den relevanten Personenkreis.

Ein grauenhafter Mord in einem Edelbordell. Ein Raubmord? Doch die Ermittler entdecken einen Geheimgang, Videoüberwachung in den Räumen. Erpressung? Der Fall ist interessant aufgebaut. In mühsamen kleinen Schritten sammeln sie Informationen, verfolgen Spuren, wovon etliche in die Irre führen. Bis ihnen nach etlichen überraschenden Wendungen durch einen Zufall der Mörder ins Netz geht. Tatablauf und Motiv für die Morde sind geklärt. Aber während der Mördersuche gab es Machtverschiebungen im polizeilichen Konstrukt, was zu Irritationen innerhalb des Teams führte. Es offenbarten sich Machenschaften und Entwicklungen, die das Team veranlassen, neue Wege zu gehen. Somit schließt sich der Kreis, es endet die Geschichte rund um Fabio, Tommaso, Francesca, Eduard und deren Anhang.

Das Ermittler-Team ist sympathisch, agiert effizient und arbeitet harmonisch miteinander. Das Privatleben ist gut dosiert eingeflochten. Die Charaktere sind lebendig beschrieben, zeigen Stärken und Schwächen. Man gewinnt Einblick in ihre Gedankenwelt und kann ihre Entscheidungen und Handlungen nachvollziehen.

„Finale Curioso“ hat mir sehr gut gefallen. Ich fand vor allem den Fall sehr interessant, die Suche nach dem Mörder war spannend. Ein Südtirol-Krimi, den ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 20.08.2025

Mörderisches Familiengeheimnis

Inselnächte
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„Inselnächte“ von Anja Eichbaum, Band 8 der Norderney-Reihe, ist wieder ein eher ruhiger Krimi mit Schwerpunkt zwischenmenschliche Beziehungen und Charaktere.

Worum geht es?
Der jüngste Sohn einer alteingesessenen ...

„Inselnächte“ von Anja Eichbaum, Band 8 der Norderney-Reihe, ist wieder ein eher ruhiger Krimi mit Schwerpunkt zwischenmenschliche Beziehungen und Charaktere.

Worum geht es?
Der jüngste Sohn einer alteingesessenen Familie wird ermordet in den Dünen gefunden. Die Familie schweigt hartnäckig, hütet ein düsteres Geheimnis …

Die Abendstimmung am Meer am Cover unterstreicht den Titel des Buches, das 2025 im Gmeiner Verlag erschien. Die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig, liest sich locker, ist bildhaft und dialogreich. Sowohl die Wesenszüge der handelnden Personen als auch die Landschaft, das Inselflair, das Treiben am Strand, der Tourismus, auch dessen negative Begleiterscheinungen sind anschaulich beschrieben. Die Kapitel sind extrem kurz gehalten. Zudem arbeitet die Autorin geschickt mit Cliffhangern. So entstehen immer wieder Spannungsmomente. Aber diese haben oft nichts mit den Morden, mit dem Fall, zu tun, sondern mit den zwischenmenschlichen Konflikten der Protagonisten. Letztere sind stellenweise langatmig, was dem Roman wiederum Spannung nimmt.

Für mich war dies, nachdem ich mit Band 6 quer eingestiegen bin, das dritte Buch dieser Reihe. Prinzipiell steht jedes Buch, was den Fall anbelangt, für sich alleine. Den relevanten Personenkreis überblickt man auch ohne Kenntnis der Vorgängerbände problemlos. Dennoch, ich glaube, die Charaktere der Protagonisten, ihre Entwicklung und warum sie so sind, wie sie sind, versteht man sicher noch besser, wenn man die Reihe von Beginn an gelesen hat.

Abgesehen davon, dass es primär darum geht, einen Mörder zu finden, stehen meiner Meinung nach eher die Protagonisten und deren private Konflikte im Mittelpunkt. Alle haben so ihre Eigenarten und Probleme, Zweifel, fühlen sich einsam oder missverstanden. Durch die stetigen Sichtwechsel nimmt man teil an den Gedanken und Gefühlen jedes einzelnen. Die Art und Weise, wie sie die Differenzen bereinigen, ihre Freundschaft pflegen, vermittelt eine Wohlfühlatmosphäre. Obwohl das Private geschickt mit der Krimihandlung verwoben ist, diese Perspektivenwechsel die Handlung mit auch abwechslungsreich gestalten, verdrängt das zu sehr den Fall. Stellenweise köchelt die Spannung nur noch verhalten vor sich hin. Die Mördersuche mutiert zur Nebensache. Die polizeilichen Ermittlungen erweisen sich als mühsam, weder Motiv noch Tathergang ist ersichtlich, auch weil die Familie des Opfers nicht kooperiert. Der Kreis der Verdächtigen scheint übersichtlich, andererseits ist deren Täterschaft wieder unwahrscheinlich. Es ist generell ein eher ruhiger Krimi. Es gibt kaum packende Spannungsmomente, kaum Action. Dennoch ist es ein ungewöhnlicher, interessanter Fall. Die Lösung überraschte mich, war aber schlüssig.

Obwohl mir „Inselnächte“ aufgrund der sympathischen Protagonisten und dem Inselflair gut gefiel, so war die Handlung zu privatlastig. Ich würde mir für die kommenden Fälle mehr Gefahrenmomente, Action und Dramatik wünschen. Nichtsdestotrotz empfehle ich den Krimi gerne all jenen, die ruhige Cosy-Krimis mit Inselflair lieben und vergebe 4 Sterne.

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