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Veröffentlicht am 15.07.2022

Einmal Polizist, immer Polizist - Vierziger kann’s nicht lassen

In der Fremde
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„In der Fremde“ von Joseph Lemark ist der vierte Band der Kriminalroman-Reihe mit dem ehemaligen Kriminalbeamten Major Josef Vierziger, den es im Ruhestand nach Italien verschlagen hat.

Worum geht es?
Vierziger ...

„In der Fremde“ von Joseph Lemark ist der vierte Band der Kriminalroman-Reihe mit dem ehemaligen Kriminalbeamten Major Josef Vierziger, den es im Ruhestand nach Italien verschlagen hat.

Worum geht es?
Vierziger hat sich in Apulien, in der Nähe von Bari, niedergelassen, in einem kleinen Häuschen, lebt zurückgezogen, genießt das italienische Leben, die kulinarischen Köstlichkeiten des Landes, die Ruhe und Beschaulichkeit. Bis sich eines Tages ein schwer verletzter Afrikaner zu ihm flüchtet. Je mehr sich Vierziger mit dem Flüchtlingslager, aus dem dieser kommt, befasst, desto mehr wird er als Störfaktor seitens der dortigen Mafia empfunden. Und die ist ein gefährlicher und mächtiger Gegner.

Mir war Vierziger schon vertraut - aus Band 3 „Kollateralschaden“, seinem letzten Fall vor seiner Pensionierung. Der Roman ist problemlos ohne Kenntnis der Vorgeschichten verständlich; soweit es erforderlich erscheint, gibt es kurze erklärende Hinweise auf frühere Ereignisse.

Der Schreibstil ist flüssig. Die detaillierten Landschaftsbeschreibungen, Stimmungsbilder sowie das Miterleben von Vierzigers Alltag vermitteln das italienische Ambiente sehr anschaulich, auch das Einstreuen italienischer Wortbrocken trägt hierzu maßgeblich bei. Letzteres schätze ich an und für sich sehr, doch war es mir des Guten fast zu viel. Das häufige Blättern zum Glossar störte meinen Lesefluss schon etwas. Die Kapitel sind angenehm kurz, lediglich durchnummeriert, ohne Orts- oder Zeitangaben. Die Handlung des 2021 erschienen Romans spielt in der Gegenwart, Corona bleibt unerwähnt.

Auf den ersten Blick scheint alles klar umrissen, Vierzigers Alltag ist überschaubar, Routine. Doch je mehr er nachforscht, desto komplexer entpuppt sich die Handlung, offenbart sich das weit gefächerte Spektrum an Kriminalität in Italien, das Netzwerk der Mafia, deren Machenschaften Drogen- und Menschenhandel, Schutzgelderpressung u.v.a.m. umfassen. Die Spannung steigert sich von Kapitel zu Kapitel,
Perspektivenwechsel zu den Tätern, zu den brutalen Verbrechen, beleben die Handlung, bieten Stoff zum Miträtseln. Vierziger bewegt sich auf gefährlichem Terrain. Seine Recherchen sind riskant, Zwischenfälle mit drastischen Folgen sind unausweichlich, aber sie führen auch zum Ziel, zur Lösung aller letztlich irgendwie zusammenhängenden Fälle. Mit Überraschungseffekt.

Es ist der Charakter von Josef Vierziger, der für mich diese Reihe so sympathisch macht. Er wirkt so menschlich, geerdet, hilfsbereit und vom Drang, das Böse, wenn schon nicht auszurotten, so wenigstens einzubremsen, beseelt. Ohne Rücksicht auf sich selbst. Einmal Polizist, immer Polizist. Er kann über Ungerechtigkeit, Ausbeutung und Illegales nicht hinwegsehen, als ging es ihn das nichts an. Er ist kein Superheld, aber ein routinierter Ermittler. Vielleicht ein wenig zu risikobereit, fast leichtsinnig in seinen Aktionen. Er verfügt über eine gewissen Anziehungskraft auf Frauen, ist aber kein Draufgänger, eher ein Romantiker. Noch dazu kann er ausgezeichnet kochen, da würde man gerne mit am Tisch sitzen. Auf jeden Fall macht das Lesen dieses Buches Appetit. Die übrigen Personen sind ebenfalls gut vorstellbar gezeichnet.

Mir hat dieser kriminelle Ausflug ins Bella Italia sehr gut gefallen. Joseph Lemark zeigt Italien von einer Seite, mit der man als bloßer Urlauber nicht konfrontiert wird. Auch wenn die dunkle Seite im Roman vorzuherrschen scheint, spürt man – betrachtet man Land und Leute mit den Augen Josef Vierzigers - die Schönheit Italiens und eine gewisse Leichtigkeit des Seins. Man bekommt Sehnsucht nach Sonne, Sand und Meer. Ich fand das gut ausgewogen. Ich freue mich schon auf Vierzigers nächsten Fall: Band 5 „Vermisst“.

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Veröffentlicht am 11.07.2022

Ein Wolf im Schafspelz

Diabolischer Engel
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„Diabolischer Engel“ von Petra K. Gungl ist ein Spannungsroman, trotz Tötungsdelikt kein typischer Kriminalroman; Mystik und historisches Ambiente spielen mit hinein.

Worum geht es?
Agnes nimmt an einem ...

„Diabolischer Engel“ von Petra K. Gungl ist ein Spannungsroman, trotz Tötungsdelikt kein typischer Kriminalroman; Mystik und historisches Ambiente spielen mit hinein.

Worum geht es?
Agnes nimmt an einem Meditationsseminar in Reichenau an der Rax teil. Starke Unwetter führen zu Murenabgängen, sodass der Ort für Tage von der Außenwelt abgeschnitten ist. Als ein Mitglied der Gruppe stirbt, wird bald klar, dass ein Mörder unter ihnen weilt. Agnes‘ Gefühlswelt wird noch zusätzlich durch die unerwartete Anwesenheit ihres Ex-Freunds, ihrer großen Liebe, durcheinander gerüttelt. Hat ihre Liebe doch noch eine Chance?

Obwohl es sich bei „Diabolischer Engel“ um den dritten Band einer Trilogie handelt, hatte ich kein Problem, in die Geschichte hineinzufinden. Die Andeutungen auf die Vorgängerbände haben mich aber neugierig gemacht. Ich will „Diabolische List“ und „Diabolisches Spiel“ unbedingt nachlesen. Am optimalsten ist, die drei Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, besticht insbesondere durch sehr anschauliche, eindrucksvolle Stimmungsbilder und eingehende Beschreibungen, sowohl von Naturerscheinungen als auch des Seminarablaufes, der verschiedenen Charaktere und Spannungen zwischen den Teilnehmern, sowie der Atmosphäre im historischen Part. Die Kapitel sind kurz gehalten, geben auch einen chronologischen Überblick.

Dadurch, dass Agnes über eine besondere Gabe verfügt, Visionen hat, ergibt sich neben den Ereignissen während des Seminars noch eine zweite Handlungsebene. Nämlich Agnes‘ Albträume, in denen sie einen ähnlich gelagerten Mordfall, der sich im 19. Jahrhundert im nahen Schloss Hinterleiten ereignet hat, durchlebt. Daraus ergeben sich auch Parallelen zur Gegenwart. Der Wechsel zwischen historischer und aktueller Mördersuche belebt den Handlungsablauf und gibt zudem doppelt die Möglichkeit des Miträtselns. Verdächtige Personen gibt es da und dort reichlich.

Vom Prolog bis zum dramatischen Showdown wird die Spannung ständig am Köcheln gehalten - durch unerwartete Ereignisse, Zwischenfälle, unheimliche Momente und gefährliche Situationen, in die die Protagonisten geraten.

Es ist eine bunt gewürfelte Teilnehmerschar. Ihre grundverschiedenen Charaktere sind exzellent dargestellt. Stärken und Schwächen sind erkennbar, sowie die gesamte Skala der menschlichen Gefühle: Sympathien, Abneigungen, Divergenzen, Ängste, Neidgefühle und Eifersucht, aber auch Zuneigung, Vertrauen, Empathie und aufheiternder Humor.

Es war für mich reinstes Lesevergnügen, gab es doch alles, was ich an spannender Literatur so schätze: einen lebendigen Erzählstil, eine abwechslungsreiche fesselnde Handlung, Action und Gefahrenmomente, sympathische Protagonisten mit spürbaren Gefühlen und das Ganze garniert mit Liebe und einem Schuss Humor. Last but not least habe ich auch mein Wissen erweitert. Denn mit Meditation habe ich mich bislang noch nie beschäftigt, ich gewann etwas Einblick in die Atmosphäre solcher Veranstaltungen und habe allerlei Fachausdrücke aufgeschnappt.

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Veröffentlicht am 08.07.2022

Blumenpracht hat Tod gebracht

Böse Blumen
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Das Buch „Böse Blumen“ von Klaudia Blasl beinhaltet zwölf giftige Pflanzenkrimis, die sich als ebenso amüsant erwiesen wie die Kriminalromane dieser Autorin (z.B. „Kernölkrieg“ und „Gärten, Gift und tote ...

Das Buch „Böse Blumen“ von Klaudia Blasl beinhaltet zwölf giftige Pflanzenkrimis, die sich als ebenso amüsant erwiesen wie die Kriminalromane dieser Autorin (z.B. „Kernölkrieg“ und „Gärten, Gift und tote Männer“).

Blumen sind ja eigentlich nicht böse, finde ich. Böse sind die Menschen, die sie zum Morden missbrauchen. Das Unterhaltsame an diesen Krimis ist, dass all diese perfiden Ideen für perfekte Morde meist ganz anders enden als beabsichtigt. Nicht selten erweist sich die Tat als Bumerang und der Täter wird zum Opfer. Und als Leser genießt man das voller Schadenfreude.

Zudem ist der Schreibstil der Autorin nicht nur flüssig, sondern von originellen Wortschöpfungen, köstlichen Dialogen und urigen Typen geprägt, was mir immer wieder nicht nur ein Schmunzeln sondern Lachen entlockte.

Die Giftmorde basieren auf fundierten Kenntnissen der Pflanzenwelt. Klaudia Blasl ist DIE Giftpflanzen-Expertin unter den Krimiautor*innen (für fachlich Interessierte wäre ihr Buch „111 tödliche Pflanzen, die man kennen muss“ zu empfehlen). Somit ist diese Lektüre nicht nur vergnüglich, sondern auch lehrreich – ich meine nun nicht als Mordanleitung, sondern als Warnung vor Verwechslungen oder Unachtsamkeit. Es wird nämlich nach jeder Geschichte die entsprechende todbringende Pflanze ausführlich beschrieben, ihr Aussehen, Geruch und Inhaltsstoffe, aber auch historische Anwendungen medizinischer und mörderischer Art.

Mit Bedauern habe ich das Buch zur Seite gelegt, viel zu schnell sind die Seiten dahingeflogen. Aber eines tröstet mich: es gibt noch einen weiteren Band („Noch mehr böse Blumen“).

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Veröffentlicht am 07.07.2022

Leidvolle Zeiten - nicht nur für Anni (1914-1980)

Irmas Enkel
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Der Roman „Irmas Enkel“ von Leandra Moor erzählt in bewegender Art und Weise das Leben und Schicksal von Millionen Menschen, beginnend 1914 bis ins Jahr 1980 – basierend auf ihrer eigenen Familiengeschichte, ...

Der Roman „Irmas Enkel“ von Leandra Moor erzählt in bewegender Art und Weise das Leben und Schicksal von Millionen Menschen, beginnend 1914 bis ins Jahr 1980 – basierend auf ihrer eigenen Familiengeschichte, vermischt mit Lebensgeschichten anderer. Wie die Autorin betont, handelt es sich um einen biografischen Roman, aber um kein autobiografisches Sachbuch.

Worum geht es?
Im Mittelpunkt steht Anni, Jahrgang 1914, ihr karges bäuerliches Leben in einem kleinen fiktiven Dorf namens Perlitz, das im heutigen Sachsen-Anhalt liegt, das Schicksal ihrer Familie und ihrer Freunde während der Hitler-Zeit, während des Krieges, der Besatzungszeit und als die DDR gegründet wurde.

Schon das Cover stimmt auf die historische Geschichte ein - dieses alte sepiafarbige Foto, das den zentralen Protagonisten des Romans ein Gesicht gibt, nämlich Irma, ihrer Tochter Helene und ihren Enkeln Anni, Alfred und Willy. Diese Familie lebte tatsächlich einst, das Foto zeigt Vorfahren der Autorin. Aber sie trugen andere Namen. Es flossen im Roman die Lebensgeschichten von „echten“ Personen und „interviewten“ Personen zusammen, es mischt sich Realität mit Fiktion. Zwar diente die Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte als Basis für den Roman, viele Details und Informationen gewann die Autorin jedoch in zahlreichen Gesprächen mit Zeitzeugen.

Der Schreibstil ist flüssig, Dichtung und Wahrheit fließt harmonisch ineinander. Man versinkt relativ rasch in Annis Umfeld, in dieses bescheidene bäuerliche Leben, wo es an vielem mangelt, jedoch nie an familiärer Liebe. Man braucht allerdings eine Weile, bis man den doch recht umfangreichen Personenkreis zuordnen kann. Ich hätte mir einen Stammbaum oder wenigstens eine Personenliste gewünscht.

Es sind keine spektakulären Ereignisse oder außergewöhnlichen Heldentaten, die diesen Roman so packend machen, sondern die nichts beschönigende Art und Weise, wie das harte, entbehrungsreiche Leben der Menschen in diesem kleinen Dorf, der mühsame bäuerliche Alltag, beschrieben wird, insbesondere das Leben der Frauen, die auf sich alleine gestellt sind, hart arbeiten müssen. Zuerst fielen viele Männer im Ersten, später im Zweiten Weltkrieg. Dazwischen waren den Menschen nur wenige glückliche, aufstrebsame Jahre vergönnt. Trauer, Kummer, Ängste und der tägliche Überlebenskampf sind mitreißend und berührend geschildert, ebenso wie sich die Kriegsfolgen selbst auf diesen weitab von der Front gelegenen Ort auswirkten: ob nun Bombengeschwader darüber hinweg flogen, Flüchtlingskolonnen durchzogen oder die Bevölkerung die Macht der jeweiligen Besatzer zu spüren bekam.

Die Charaktere sind in ihrer Verschiedenartigkeit sehr lebendig beschrieben, mit Ecken und Kanten, sehr gefühlsstark und facettenreich, mit Schwächen und Stärken, man spürt Ängste, Sehnsüchte, Kummer, aber auch Glück und Freude. Ihre Entwicklung, ihre Handlungen sind nachvollziehbar, sind geprägt von zuvor Erlebten, den Zwängen der Umwelt.

„Irmas Enkel“ ist eine aufwühlende, berührende Lektüre. Das Gelesene lässt einen nicht so leicht los. Manchmal braucht man eine Pause, um es zu verarbeiten. Für mich war dieses Buch eine Bereicherung, weil es eine selten beschriebene, sehr menschliche Seite des Krieges zeigt. Die Seite der Zivilbevölkerung. Keine kriegerischen Heldentaten. Jene Seite des Krieges, auf der wohl auch meine Vorfahren standen, wenn auch nicht als Bauern, aber dennoch auf der Seite jener, die der Willkür der Mächtigen ausgesetzt waren. Wenn man wie ich der Nachkriegsgeneration angehört (Jg 53), dann war man zeitlebens mit sehr viel Stillschweigen konfrontiert. Dieses Buch beantwortete zwar nicht die Fragen nach der Vergangenheit meiner eigenen Vorfahren, aber es hat mir den Blick auf jene Zeit geöffnet, zu der sie lebten.
Dieses Buch sollte man unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 02.07.2022

Mit Gottvertrauen gegen das Verbrechen

Night Boat
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„Night Boat“ von Rüdiger Marmulla spielt im Jahre 2045 in den USA und ist ein Cosy-Thriller, spannend und etwas mysteriös, weder gruselig noch blutig.

Worum geht es?
Seltsame Lichtphänomene im Wasser ...

„Night Boat“ von Rüdiger Marmulla spielt im Jahre 2045 in den USA und ist ein Cosy-Thriller, spannend und etwas mysteriös, weder gruselig noch blutig.

Worum geht es?
Seltsame Lichtphänomene im Wasser unter der Golden Gate Brücke beunruhigen die Bevölkerung, Polizei und Medien. Es wird eine Task Force gebildet, der Pastor Tim angehört. Ihm ist bald klar, dass hinter diesen ominösen Erscheinungen mehr steckt als vermutet.

„Night Boat“ ist bereits der dritte Fall, in dem Pastor Tim involviert ist. Die Fälle stehen stets für sich, man kann sie problemlos unabhängig voneinander lesen. Der Personenkreis ist überschaubar, man vermisst keine Informationen der Vorgängerbände.

Der Schreibstil ist einfach, schnörkellos, die kurzen, oft nur eine Seite langen Kapitel lesen sich flott und flüssig. Das aufgelockerte Layout und der Großdruck tragen dazu bei, dass die die Seiten nur so dahin fliegen. Die Geschichte ist im Präsens verfasst, mit zahlreichen Dialogen. Das vermittelt dem Leser das Gefühl, mit anwesend zu sein, die Handlung wirkt dadurch sehr lebendig, offenbart aber kaum die Gedanken der Protagonisten. Generell bleibt vieles der Fantasie des Lesers überlassen. Das Kopfkino muss man sich weitgehend selbst gestalten. Insbesondere die Actionszenen, die Gefahrenmomente, die aufregenden Ereignisse könnten dramatischer geschildert werden, etwas mehr Gänsehautfeeling vermitteln, Ängste oder Panik spürbarer machen.

Der Fall an und für sich ist interessant konzipiert, mit zukunftsträchtigen technischen Finessen, mit durchaus wissenschaftlicher Basis. Das Verbrechen, wenn auch abgewandelt, ist leider hoch aktuell und leidvoll für die Opfer.

Bereits auf den ersten Seiten wird Neugierde geweckt. Mysteriöse Vorgänge beschäftigen Polizei und Medien. Man spürt, es ist etwas Böses, etwas Verbotenes, vielleicht sogar etwas Gefährliches im Gange, doch man tappt im Dunkeln. Diverse Perspektivenwechsel – abwechselnd teilt man den Alltag mit Pastor Tim und seiner Familie, erlebt eine sich anbahnende Liebesgeschichte und sieht auch den Kriminellen bei ihren Machenschaften über die Schulter – halten die Spannung am Köcheln.

Die Zentralfigur ist Pastor Tim, der nicht locker lässt und bis an höchster Stelle interveniert. Dass seine Aktionen von Gottvertrauen geleitet werden und er dies auch seiner Umwelt vermitteln will, ist verständlich und authentisch. Für das Genre Thriller wird Pastor Tims Profession meiner Ansicht etwas zu sehr hervorgehoben. Die übrigen Charaktere sind anschaulich, wenn auch nicht tiefgründig dargestellt.

„Night Boat“ ist ein Roman, den man an einem Tag rasch verschlingen kann, der Spannung mit einem von Güte, Hilfsbereitschaft und Gläubigkeit geprägten Umfeld kombiniert. Es ist ein fiktiver Zukunftsroman, wo in punkto Realitätsnähe dem Autor etwas mehr Spielraum zu gewähren ist. Trotz der vorhandenen Spannung und kritischer Situationen empfand ich den Roman nicht als typischen Thriller, dafür hätte es noch mehr emotionsgeladene Dramatik, spürbare Bedrohung und beängstigende Gefahrensituationen geben müssen.

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