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Veröffentlicht am 30.07.2022

Tiefschürfende, mit sensibler Hand geschriebene New Adult Romance, die unter die Haut geht.

With you I hope
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Mia und Megan lieben sich heiß und innig, doch eigentlich sind die beiden Schwestern keine Blutsverwandte. Denn sowohl Mia, als auch Megan wurden einst von ihrer Mutter adoptiert. Während Mia sich über ...

Mia und Megan lieben sich heiß und innig, doch eigentlich sind die beiden Schwestern keine Blutsverwandte. Denn sowohl Mia, als auch Megan wurden einst von ihrer Mutter adoptiert. Während Mia sich über ihre wahren familiären Hintergründe nie große Gedanken gemacht hat, sieht es diesbezüglich in Megan völlig anders aus. Denn sie weiß nichts über ihre Eltern. Angeblich wurde sie als Vierjährige an einem Busbahnhof aufgefunden. Lediglich beängstigende Erinnerungsfetzen sind ihr verblieben, die sie regelmäßig in ihren Träumen heimsuchen. Megan hat dazu große Probleme damit, enge Bindungen einzugehen. Geschweige denn Liebesbeziehungen.

Als sie eines Tages den attraktiven Leo kennenlernt, den alle in Belmont Bay für einen Journalisten halten, fühlt sie zwar gleich eine große Anziehungskraft, versucht diese jedoch zu unterdrücken. Denn sie will nicht schon wieder einem möglichen Partner wehtun.
Doch Leo ist nicht nur ein Mann voller Geheimnisse, er ist dazu auch anders, als die Männer vor ihm. Und er scheut sich nicht davor, Gefühle zu zeigen und Wagnisse einzugehen. Allerdings muss er dafür auch Ehrlichkeit an den Tag legen und gefährliche Geheimnise lüften. Wird er letztendlich Megans Herz erobern können?

Megan, Mias große Schwester, trat bereits als Nebenfigur im Vorgängerband „With You I Dream“ in Erscheinung und fiel mir gleich als sympathische und taffe Akteurin auf. In „With You I Hope“, erzählt die Autorin nun ihre Geschichte. Und obwohl Mias Story schon streckenweise sehr bedrückend, ob ihres Hintergrundes, ausfiel, ist Megans Geschichte sogar noch ein wenig heftiger geraten.

Und da kommen wir auch gleich zu dem Problem, das ich mit der Ausgangsstory hatte. Man begreift als Leser recht schnell, was Megan widerfahren ist, bzw. kann ihre Erinnerungsfetzen relativ problemlos zu dem verknüpfen, was der Wahrheit am nächsten kommt. Man fragt sich, wieso Megan nicht selbst begreift, was einst geschah. Und die Geheimnisse, die sich um ihre wahre Herkunft ranken, lassen nur einen möglichen Schluss zu, der glaubwürdig wirken würde. Leider entschied sich die Autorin wohl auf Drängen anderer dazu, (zumindest steht es so im Nachwort geschrieben) um den Romancefaktor nicht zu gefährden, einen entscheidenden Handlungsfaden nicht zu Ende zu bringen. Und das fand ich ein wenig inkonsequent.

Bitte nicht falsch verstehen, die Autorin hat so viel Herzblut in ihren Roman gelegt, Mias Gefühlswelt dermaßen unter die Haut gehend geschildert, was dem feinfühligen Leser durchaus einiges abverlangt und dann lässt sie ihre Leserschaft sozusagen, hinsichtlich dieses einen Handlungsstrangs im Regen stehen. Auch Romancefans können durchaus Realismus vertragen, wenn es der Story und ihrer Glaubwürdigkeit dient, das möchte ich an dieser Stelle einfach mal so in den Raum stellen.

Kommen wir zur Heldenpaar. Megan agiert schon recht burschikos in manchen Lebenslagen und ich gebe zu, dass sie mir manchmal schon etwas zu zickig reagierte.
Aber auch Leos Geheimniskrämerei und vor allem wie lange er an dem einen wichtigen Geheimnis festhält, war mir am Ende zuviel. Lässt man einen Menschen, den man liebt, einfach ins Messer laufen? Zugegeben, er steckte schon ziemlich in der Zwickmühle, doch er hätte sich Megan viel früher anvertrauen müssen, für mein Empfinden.
Und so war ich nicht ganz so glücklich mit der Entwicklung der Liebesgeschichte, wie im Vorgängerband als Beispiel, was letztendlich dann für einen Punktabzug bei mir geführt hat.

Dennoch, auch der zweite Teil der „Belmont Bay“ Reihe ist ein guter New Adult mit viel Tiefgang, der ein wichtiges Thema aufgreift und mit viel Feingefühl erzählt wird.

Kurz gefasst: Tiefschürfende, mit sensibler Hand geschriebene New Adult Romance, die unter die Haut geht.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Wer nette, leichte und romantische Lektüre sucht

Irgendwo für immer
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Emily ist am Boden zerstört, als sie von ihrem Mann, den sie für ihre große Liebe hielt, verlassen wird. Als sie wenig später auch noch eine Hochzeitseinladung ihres Exmannes erhält, sehnt sie sich nach ...

Emily ist am Boden zerstört, als sie von ihrem Mann, den sie für ihre große Liebe hielt, verlassen wird. Als sie wenig später auch noch eine Hochzeitseinladung ihres Exmannes erhält, sehnt sie sich nach einem Tapetenwechsel und kehrt New York kurzerhand den Rücken. Ihr Ziel ist Bainbridge Island, eine kleine idyllische Insel, auf der ihre betagte Tante Bee lebt. An Bainbridge Island hat Emily nur die besten Erinnerungen; bereits als Kind verbrachte sie oft mit ihrer Schwester die Ferien dort.

Tante Bee nimmt Emily mit offenen Armen auf und schnell kommt die junge Schriftstellerin, die seit einigen Jahren eine Schreibblockade hat, dann auch auf andere Gedanken. Zwei Männer treten in ihr Leben- eine Jugendliebe von damals und Jack, ein Maler. Doch all das gerät ein wenig zur Nebensache, als Emily in ihrem Zimmer, im Nachtischschränkchen, ein altes Tagebuch von einer ihr bis dato unbekannten Frau, die Esther hieß, findet. Esther erzählt darin von einer großen Liebe und macht Emily neugierig. Sie möchte mehr über diese Frau in Erfahrung bringen, doch als sie nachfragt, umgibt sie eine Mauer des Schweigens. Selbst ihre Tante Bee, will sich nicht dazu äußern, was Emily nur noch neugieriger macht. Wird Emily doch noch herausfinden, was einst mit Esther geschah und wird es einem der Männer gelingen, Emilys Herz zu erobern?

Sarah Jios Roman ist ein eingängiger, sehr unterhaltsamer Frauenroman, der sich nicht nur sehr gut lesen lässt, sondern auch noch eine interessante Geschichte zu erzählen weiß. Durch die Tagebucheinträge von Esther, bekommt der Leser also nicht nur Emilys Story erzählt, sondern auch die von Esther. Natürlich gibt es einen Zusammenhang zwischen beiden Geschichten, diesen möchte ich jedoch an dieser Stelle nicht verraten, da sonst die Spannung verloren gehen würde. Nur so viel- durch Esthers Werdegang erfährt Emilys Leben am Ende eine große Wende und sie lernt aus Esthers Fehlern. Ein wenig erinnert dieser schöne Frauenroman, an frühere Romane von Nora Roberts, denn auch Sarah Jios Romanfiguren sind sympathische Figuren mit all ihren guten und schlechten Seiten und auch wenn die Liebesgeschichten in diesem Roman nur am Rande eine Rolle spielen, kommt die Romantik dennoch nicht zu kurz- wobei ich jedoch ein kleines Problem damit hatte, wie schnell sich einer der männlichen Romanfiguren in Emily verliebt und sofort Sätze von sich gibt, die man eigentlich erst sagt, wenn man sich schon eine ganze Weile länger kennt.

Dies ist aber nur ein kleiner Schönheitsfehler am Rande. Wer nette, leichte und romantische Lektüre sucht, die auch noch mit einem Familiengeheimnis aufwarten kann und zudem einige spannende Momente beinhaltet, wird an Sarah Jios Roman sicherlich seine helle Freude haben.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Für einen Jugend-Psychothriller fehlten mir mehr Schockeffekte, obwohl der Roman an sich recht spannend war, doch abgesehen davon habe ich mich im Großen und Ganzen gut unterhalten gefühlt.

Die Wahrheit über Alice
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Katherine versucht nach einem traumatischen Erlebnis einen Neuanfang in einer anderen Stadt. Sie lebt bei ihrer Tante und hat einen anderen Nachnamen angenommen, der sie schützen soll- schützen vor neugierigen ...

Katherine versucht nach einem traumatischen Erlebnis einen Neuanfang in einer anderen Stadt. Sie lebt bei ihrer Tante und hat einen anderen Nachnamen angenommen, der sie schützen soll- schützen vor neugierigen Menschen, die in ihrer Vergangenheit bohren wollen. Katherine hat nämlich ein dunkles Geheimnis. Ihre jüngere Schwester Rachel wurde vergewaltigt und ermordet und sie selbst konnte es nicht verhindern, obwohl auch sie Zeugin des Verbrechens wurde.

Eines Tages tritt ein unter den Mitschülern beliebtes Mädchen an Katherine heran. Alice, möchte sie zu ihrer Geburtstagsfeier einladen und obwohl Katherine zunächst kleine Skrupel hat, feiern zu gehen, lässt sie sich von dem gutgelaunten Mädchen doch dazu überreden zu kommen. Von da an sind Katherine und Alice unzertrennlich und Katherine ist froh, endlich eine neue Freundin gefunden zu haben, die ihr Ablenkung von den Sorgen und Nöten des Alltags zu schenken vermag.

Als auch noch der Dritte im Bunde, der gutmütige und freundliche Robbie dazu stößt, der über beide Ohren in Alice verliebt ist und ebenso wie Katherine jüngst einen schmerzlichen Verlust hinnehmen musste ist das Trio komplett und sie verleben gemeinsam viele schöne Tage miteinander. Doch immer öfters zeigt Alice ihren Freunden auch eine andere Seite von sich- die beide sehr verstört. Alice scheint sich nicht für die Gefühle anderer zu interessieren und stößt sie brüsk vor den Kopf. Als sie sich auch Robbie gegenüber äußerst schuftig benimmt, kommt es zum Bruch zwischen Katherine und Alice…. mit ungeahnten Folgen…

Ich bin ein wenig hin und her gerissen bei meiner Einschätzung. Zum einen war ich sehr von der Handlung gefesselt und konnte den Roman schwer zur Seite legen, zum anderen gab es aber auch kleine Kritikpunkte, die mich davon abhielten, dem Roman eine höhere Bewertung zu geben.

Die Hauptakteure in diesem Roman sind alle noch sehr jung, bis auf Philippa, die erst später in Aktion tritt, und zwar unter zwanzig. Doch gerade Katherines Gedankengänge und Empfindungen sind so komplex beschrieben, auch Dialoge zwischen Haupt und Nebenakteuren, so dass man das Gefühl bekommt, man hätte es hier nicht mit Teenagern zu tun- will sagen, die Figuren wirken reifer, als sie es für ihr Alter eigentlich sein dürften.

Die Autorin erzählt ihre Story abwechselnd auf verschiedenen Zeitebenen und serviert ihren Lesern häppchenweise, was in der Vergangenheit geschah, wie sich ihre Freundschaft zu Alice vertiefte und zuletzt lässt sie uns an Geschehnissen der Gegenwart teilhaben. Auch wenn ich diese Erzählweise, die die Spannung noch vertiefen sollte, interessant fand- die dritte Zeitebene, also die, die in der Gegenwart spielte, hätte die Autorin meiner Meinung nach völlig weglassen sollen, da dadurch einfach schon im Vorfeld zu viel verraten wurde.

Und ein weiterer Punkt, der mir nicht so zusagte, war, dass ich mir ein wenig mehr charakterliche Facetten an Robbie, Alice, Philippa und Mick gewünscht hätte. Besonders die Figur von Alice wäre in dieser Hinsicht noch ein wenig ausbaufähiger gewesen. Zwar schwankt man als Leser immer zwischen dem Eindruck sie wäre verrückt und neurotisch oder einfach nur soziopathisch, doch eigentlich ist da ja noch so viel mehr (Kindheit usw.) und am Ende fand ich den Aufhänger für ihr Verhalten dann doch ein wenig zu lasch konstruiert.

Alice Psychospielchen werden zu rasch abgehandelt und besonders zum Ende hin fehlten mir ein paar Seiten mehr, da die Story nicht mehr so komplex wie zu Anfang wirkte- so als ob die Autorin bloß noch schnell zu Ende kommen wollte.

Kurz gefasst: Für einen Jugend-Psychothriller fehlten mir mehr Schockeffekte, obwohl der Roman an sich recht spannend war, doch abgesehen davon habe ich mich im Großen und Ganzen gut unterhalten gefühlt.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Aschenputtel kann auch anders- märchenhafter Liebesroman, der mit dem Humor des jeweiligen Lesers steht oder fällt.

Ein Kuss um Mitternacht
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Kate Daltrys Vater starb kurze Zeit später, nachdem er ein zweites Mal geheiratet hatte und überließ seine erstgeborene Tochter und jeglichen Besitz somit seiner raffgierigen zweiten Frau, die Kate sogleich ...

Kate Daltrys Vater starb kurze Zeit später, nachdem er ein zweites Mal geheiratet hatte und überließ seine erstgeborene Tochter und jeglichen Besitz somit seiner raffgierigen zweiten Frau, die Kate sogleich zum besseren Dienstmädchen degradierte und von nun an in Saus und Braus mit ihrer Tochter Victoria auf dem Landbesitz lebte, der schon nach wenigen Jahren heruntergewirtschaftet war, weil sich Kates Stiefmutter keinen Deut um die Angestellten und Pächter scherte. Lediglich Kates Anwesenheit und ihre zupackende Art verhinderte den völligen Ruin…

Mittlerweile ist Kate über zwanzig Jahre alt und gilt bereits als alte Jungfer. Da sie nicht daran glaubt, dass von der Mitgift ihrer Mutter überhaupt etwas übrig ist und sie die Pächter und Mitarbeiter nicht im Stich lassen möchte, bleibt sie weiterhin bei ihrer Stiefmutter und Schwester, obwohl ihr deren Gebaren ein Graus ist.
Als Victoria von einem ihrer drei Schoßhunde in die Lippe gebissen wird, ist das Geschrei groß, denn Victoria muss unbedingt an einer Gesellschaft des Prinzen Gabriel teilnehmen, der ein Verwandter ihres zukünftigen Mannes „Algie“ ist und von dem zunächst ein Einverständnis zur Hochzeit eingeholt werden muss. Doch Victoria sieht so entstellt aus durch den Biss, dass sie nicht reisen kann und so soll Kate sich als Victoria bei Prinz Gabriel vorstellen. Kate würde sich allzu gerne weigern, doch sie hat auch ein wenig Mitleid mit ihrer bereits schwangeren Schwester und so macht sie sich mit Victorias Verlobten auf die Reise nach Schloss Pomeroy.

Im Gepäck lauter schöne Kleider und Perücken ihrer Schwester und auch die drei Schoßhunde, die sie nun in den nächsten Tagen auf Schritt und Tritt begleiten sollen, damit die Maskerade nicht auffliegt. Schloss Pomeroy und sein Besitzer Prinz Gabriel entpuppen sich als prächtig anzuschauen, doch hat Kate letzterem gegenüber durchaus einige Vorbehalte; schließlich weiß doch jedes Kind und jede Frau sowieso, dass einem Prinzen, dazu einem gut aussehenden, sämtliche Frauenherzen zufliegen, was dieser gütlich auszunutzen weiß. Da Kate aber aus gutem Grund verhindern möchte, an einen Mann zu geraten, der sich als solcher Tunichtgut und Frauenheld wie einst ihr Vater entpuppt, lässt sie Prinz Gabriel deutlich spüren, dass sie Prinzen verachtet. Ihre Ablehnung jedoch stachelt den Prinzen besonders an, was er sich eigentlich nicht erklären kann, da er zum einen findet, dass Kate die abscheulichsten Perücken trägt und zum anderen, weil er bereits verlobt ist mit der russischen Prinzessin Tatiana, die in Bälde im Schloss erwartet wird. Dass sich Prinz Gabriel, obwohl er doch weiß, dass sie mit einem seiner Verwandten verlobt ist, zu einer Tändelei mit ihr hinreißen lassen würde, findet Kate unerhört. Dennoch kann sie es nicht verhindern, dass ihr Herz in der Nähe des Prinzen schneller schlägt…

„Ein Kuss um Mitternacht“ ist der erste Teil einer neuen Serie, die im Gegensatz zu Eloisa James anderen Romanen nicht der Sparte historischer Liebesroman einzuordnen ist. Wie die Autorin in ihrem Nachwort schreibt, sind alle Romane der „Fairy Tale“ Serie eher reine Märchen, so dass man hier keine wahren historischen Hintergründe erwarten soll. So kam es dann, dass ich relativ entspannt an diesen Roman mit „Aschenputtel“-Plot herangegangen bin und es mich auch nicht sehr gestört hat, dass der Held des Romans ein Prinz aus einem Fürstentum namens Marburg ist und die Autorin somit mal schnell die wahre Historie völlig außer Kraft gesetzt hat. Auch legt Eloisa James diesmal sehr viel Humor und Witz in ihre Geschichte hinein, die dadurch ein wenig anders geartet wirkt, als dass, was man ansonsten von der Autorin im Historical Romance Genre kennt oder erwartet. Vielmehr scheint es hier, als ob man einen historischen, sehr märchenlastigen Liebesroman aus der Feder von Lynsay Sands vor sich hat, die ja, das wissen Leser der genannten Autorin genau, gerne mal zu deftigeren Zoten neigt. Und so ist „Ein Kuss um Mitternacht“ dann eher ein Roman für alle diejenigen Leser, die softe, aber amüsante und nicht ganz so realistisch anmutende Historicals mögen. Zwar kommt auch hier Eloisa James bislang immer sehr ansprechende Schreibstil und Ausdruck zum Tragen, jedoch ist der schon sehr zünftige Humor, der hier vorherrscht, schon reine Geschmackssache. Die einen werden ihn mögen, die anderen womöglich „too much“ finden.

Die Heldin Kate, ist jedoch kein typisches Aschenputtel. Sie hat durchaus ihren eigenen Kopf und lässt sich nur aus einem Grund von ihrer Stiefmutter gängeln- und zwar, weil sie ein großes, mitfühlendes Herz für die Untergebenen und Pächter hat und diese nicht im Stich lassen möchte, was ihre Figur sehr sympathisch macht. Auch wenn ihr starker Charakter im Laufe der Geschichte ein wenig strauchelt und sie sich plötzlich in ein willenloses Weibchen verwandelt, konnte ich mich trotzdem in ihren Kopf hineindenken, was mir leider etwas schlechter bei der männlichen Hauptfigur, Prinz Gabriel, gelang. Man merkt ihm eine Spur zu oft an, dass er mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde, was sich darin niederschlägt, dass er es gewohnt ist, stets seinen Willen zu bekommen. Besonders gegen Ende des Romans hätte ich mir gewünscht, dass er etwas schneller zur Besinnung in Bezug auf Kates Gefühle, die er verletzt, kommt.

Für einige humorvolle Szenen in der Geschichte, sorgt Henry, bzw. Kates etwas vulgäre Patentante Henrietta, die eine recht deutliche Sprache spricht, was, wenn man daran denkt, dass der Roman zeitlich um 1813 spielen soll, schon hier und da ein wenig deplatziert wirkt. Solch eine gewöhnliche, freizügige Ausdrucksweise hätte es im realen Leben wohl kaum im ton gegeben. Aber da „Ein Kuss um Mitternacht“ ja ein Märchen ist, möchte ich diesem Kritikpunkt nicht allzu viel Bedeutung beimessen. Was mich schon ein wenig überrascht hat, war das Nachwort der Autorin, denn ich empfand es beim Lesen ein wenig so, als ob die Geschichte viel früher spielt, weil Perücken, Schuhe mit Absatz für Herren und Gesichtspuder hier oftmals erwähnt werden.

Kurz gefasst: Aschenputtel kann auch anders- märchenhafter Liebesroman, der mit dem Humor des jeweiligen Lesers steht oder fällt.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Die beschwingte Leichtigkeit des Erzählens, der zeitgemäße Schreibstil und die hintersinnigen und amüsanten Dialoge lassen den Leser die unsympathisch gestrickten Nebenfiguren fast Vergessen machen

Keine Lady ohne Tadel
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Die hochschwangere Esme langweilt sich fürchterlich auf ihrem Landsitz. Besonders die wöchentlichen Nähkränzchen mit namenhaften, aber langweiligen Matronen der Umgebung machen die Sache nicht besser. ...

Die hochschwangere Esme langweilt sich fürchterlich auf ihrem Landsitz. Besonders die wöchentlichen Nähkränzchen mit namenhaften, aber langweiligen Matronen der Umgebung machen die Sache nicht besser. Und das, obwohl sie ihrem verstorbenen Mann doch versprochen hatte, sich zu bessern und sich um ihren angeknacksten Ruf zu kümmern.
Sie plant eine Hausparty und lädt unter anderem ihre unkonventionelle Tante Arabella, die berüchtigte junge Dame Beatrix die bereits einen Skandal hinter sich hat, Lady Helene, die immer noch auf der Suche nach einem Liebhaber ist, da sie von ihrem Mann, der Helene für frigide hält, nach Strich und Faden betrogen wird und gewisse Herren der Schöpfung ein; auch um Helene einen Gefallen zu tun.

Es kristallisiert sich schnell heraus, dass der ehrenwerte Stephen Fairfax- Lacy von den Ladys heiß begehrt wird. Während er sich zu Beatrix dem frechen Ding, hingezogen fühlt, obwohl er ihr frivoles Verhalten und ihre übermäßige Schminke verachtet, könnte er sich sehr gut eine Affäre mit Lady Helene vorstellen, die kein Hehl daraus macht, dass sie ihn zum Liebhaber begehrt. Doch dass Lady Esmee ihn schließlich als ihren Verlobten präsentiert und das auch noch vor dem Marquis of Bonnington, schlägt dem Fass den Boden aus! Vor allem als Bonnington und der Ehegatte von Lady Helene ebenfalls der Hausparty beiwohnen…

Nachdem ich vom zweiten Teil der Reihe etwas enttäuscht war und Chris zum dritten Teil ebenfalls nicht viel Gutes zu berichten hatte, ging ich mit ziemlich gemischten Gefühlen an „Keine Lady ohne Tadel“. Doch auch wenn Chris und ich so oft lesetechnisch auf gleicher Wellenlänge sind; diesmal geht unsere Meinung zum Buch doch ziemlich auseinander, was ich sehr witzig fand.
Ob es daran liegt, dass ich mich mittlerweile daran gewöhnt habe, dass Eloisa James in ihren Romanen kein eindeutig im Fokus stehendes Liebespaar auftreten lässt, oder ich ihre Romane einfach nicht mehr als historische Liebesromane sehe, sondern als vergnügliche Sittengemälde, weiß ich nicht genau.

Doch auch wenn Esme und Helene erneut meine Lesernerven arg strapaziert haben mit ihren seltsamen Anwandlungen (Esmes Jammerei bezüglich ihres Gewichts und ihr Selbstmitleid oder Helenes alberne Versuche sich einen Liebhaber zu angeln, der sie eigentlich so gar nicht interessiert, sind mir dabei sehr negativ aufgefallen) hat mich der gesamte Roman doch sehr gut unterhalten.
Denn obwohl die einzelnen Nebenfiguren des Romans für sich allein ziemlich unsympathisch sind (bis auf Beatrix) mutieren sie im Team, zu einer sehr unterschiedlich gestrickten aber interessanten Gesellschaft. Da die Autorin zudem wieder einmal mit einem sehr gehobenen, ansprechenden und vor allem zeitgemäßen Schreibstil und amüsanten, hintersinnigen Dialogen aufwartet, habe ich viele Male beim Lesen schmunzeln müssen und war sehr angetan von diesem Roman, der auf mich fast wie ein kleines Bühnenstück a la Oscar Wilde wirkte.

Punktabzüge gibt es aber dafür für die Liebesgeschichte zwischen Beatrix und Stephen. Besonders sauer aufgestoßen ist mir dabei, dass Stephen praktisch ein charakterliches Abziehbild des Marquis of Bonnington ist, (der im dritten Teil dieser Serie dagegen nun zum abenteuerlichen Draufgänger mutiert und der sogar so weit geht, sich bei Lady Esmee als Gärtner zu verdingen, um sie heimlich in der Nacht zu einem Schäferstündchen aufzusuchen) der die Nase sehr hoch trägt und sich zunächst über Beatrixs Äußeres mokiert und das in ziemlich herablassender Art und Weise. Auch seine an Beatrix gerichtete Bitte, sie solle ihn doch zusammen mit den anderen Damen des Hauses umwerben, wenn sie ihn zum Liebhaber begehre, fand ich völlig daneben.
Und trotz der Tatsache, dass ich Stephen, genau wie Bonnington einfach keine Sympathiepunkte zugestehen konnte, habe ich die unkonventionelle aber ehrliche Beatrix um so mehr in mein Leserherz schließen können.

Kurz gefasst: Die beschwingte Leichtigkeit des Erzählens, der zeitgemäße Schreibstil und die hintersinnigen und amüsanten Dialoge lassen den Leser die unsympathisch gestrickten Nebenfiguren fast Vergessen machen.

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