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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.07.2019

Raffiniert, überraschend und spannend

STILL ALIVE - Sie weiß, wo sie dich findet
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"Still alive - Sie weiß, wo sie dich findet" ist ein wahrer Pageturner!
Claire Douglas hat mit einem raffinierten Aufbau einen umheimlich spannenden und nervenzerreibenden Thriller geschrieben, der mich ...

"Still alive - Sie weiß, wo sie dich findet" ist ein wahrer Pageturner!
Claire Douglas hat mit einem raffinierten Aufbau einen umheimlich spannenden und nervenzerreibenden Thriller geschrieben, der mich mehrfach mit tollen Wendungen überraschen konnte.

Kurz zum Inhalt:
Libby und ihr Mann Jaime haben zum Beginn ihrer Ehe eine schwere Zeit durchlebt. Als sich im Briefkasten das Angebot zu einem Haustausch findet, zögern die beiden nicht lang und nutzen die Chance ein paar Tage an der Küste zu verbringen. Es häufen sich jedoch seltsame Vorfälle, die Libby beunruhigen. Recht schnell ahnt man, dass sie nicht einfach nur besorgt ist. Sie hat etwas zu verbergen. Aber was?

Claire Douglas hat mit "Still alive" einen sehr abwechslungsreichen Thriller geschrieben. Im Gegensatz zum recht beliebten "Gegenwart-wechselt-mit-Vergangenheits-Modus" schreibt die Autorin zunächst nur in der Gegenwart. Dieser Teil des Buchs umfasst überwiegend den Haustausch. Ich konnte mich ganz toll in diese tolle Villa denken und die Meerluft fast riechen, als ich es gelesen habe. Auch die Gänsehaut-Momente hat Claire Douglas ganz toll eingefangen. Im zweiten Teil erfahren wir dann etwas über Libbys Vergangenheit und begleiten sie auf ihre Thailand-Reise, die im ersten Teil schon öfter angedeutet wurde. Auch hier kam bei mir direkt Urlaubsfeeling auf. Der Schreibstil ist so flüssig und bildlich, dass man super in dieses Buch abtauchen kann. Teil zwei war meine Lieblingspassage. Hier gab es mehrere Wendungen, die mich mit offenem Mund zurückließen. Den dritten und letzten Teil würde ich als Showdown bezeichnen. Nach und nach lüften sich die Geheimnisse und man erfährt, was geschehen ist. Natürlich wird es im letzten Teil dann auch etwas actionreicher - aber nicht viel. Die Autorin bedient eher die psychologische Komponente - und das fantastisch.

Das Buch wurde in der Ich-Perspektive geschrieben, was ich persönlich unheimlich gern mag. Ich kann mich immer noch besser in die Figuren denken und habe einen leichteren Zugang zu ihnen. Hier wäre das nicht einmal unbedingt nötig gewesen. Die Hauptfiguren konnten mich sofort überzeugen. Sie sind gut gezeichnet, nicht oberflächlich und außerdem handeln sie authentisch. Besonders der letzte Punkt ist mir immer sehr wichtig.

"Still alive - Sie weiß, wo sie dich findet" ließ mich einmal tief durchseufzen als ich es beendet hatte: Ein Thriller, wie ich ihn mir wünsche.
Ich empfehle dieses Buch jedem Thriller- und Spannungsfan, der auf ausgeklügelte Plottwists steht und Lust hat, ein Buch in kurzer Zeit zu wegzulesen, weil man einfach wissen muss, wie es weitergeht. Für mich war es ein unheimlich spannendes und tolles Buch, dass ich so schnell nicht vergessen werde.

Veröffentlicht am 26.07.2019

Horror oder Märchen?

Harz
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Harz hat in Skandinavien so richtig abgeräumt! Ane Riel hat mit ihrem Roman den dänischen, norwegischen und schwedischen Krimipreis gewonnen. Als ob es nicht schon genug wäre, natürlich auch noch den Preis ...

Harz hat in Skandinavien so richtig abgeräumt! Ane Riel hat mit ihrem Roman den dänischen, norwegischen und schwedischen Krimipreis gewonnen. Als ob es nicht schon genug wäre, natürlich auch noch den Preis für den besten skandinavischen Kriminalroman.

Vorweg: Für mich ist es aber kein Kriminalroman. Auch nicht unbedingt ein (PsychThriller. Ich kann mich gar nicht recht entscheiden, wie ich es einstufen soll, da ich noch nichts Vergleichbares gelesen habe. Ich tendiere zur Bezeichnung „Familiendrama mit Horror-Elementen“. Am besten hat es Ane Riel in ihrem Buch vermutlich selbst formuliert: „Ich weiß nicht, ob ich unser Leben als Märchen oder als Horrorgeschichte bezeichnen soll. Vielleicht ein bisschen von beidem? Ich hoffe, du kannst das Märchen sehen.“ – Maria zu ihrer Tochter Liv

Den Inhalt des Buchs möchte ich nicht vorweg nehmen – die Leser werden mit vielerlei Kuriositäten der Familie Haarder konfrontiert. Tote Großmütter am Weihnachtsbaum, extreme Fettleibigkeit, Messi-Verhalten, ein Kind, dass in einem Baucontainer wohnt, Einbalsamierungen und viele weitere ungewöhnliche Umstände.

Zunächst beginnt das Buch in der Gegenwart mit der Erzählung von Liv. Danach erfährt man in einer Rückblende etwas über die Kindheit und Jugend ihres Vaters. Es wird auch darauf eingegangen, wie Jens und Maria Haarder sich kennenlernten. Erst danach kehrt die Geschichte zurück zu Liv. Später im Buch kommen dann noch Eindrücke von Jens selbst und vom Gastwirt des Dorfes hinzu. Der Gastwirt macht merkwürdige Feststellungen in seinem Lokal, die mit der Familie Haarder in Verbindung stehen. Davon ahnt er jedoch nichts.

Liv ist für mich die tragende Figur in diesem Psychogramm einer nicht ganz normalen Familie – nett ausgedrückt. Einer Familie, in der Liebe zu Obsession wird. Eine Familie, in der die Grenzen von Eigenarten überschritten werden und in psychischen Erkrankungen enden. Eine Familie, die sich vielleicht hätte selber retten können, retten müssen. Liv zu Liebe! Liv ist für ihr Alter unheimlich intelligent, manchmal altklug, in anderen Momenten aber wieder ganz naiv und träumerisch. Ich fand diese Mischung durchaus glaubhaft dargestellt aufgrund der Umstände unter denen sie aufgewachsen ist und der Erziehung, die sie erlebte. Besonders gefiel mir ein Ausspruch von Liv zu Beginn: „Eigentlich habe ich nie darüber nachgedacht, was ich bin. Ich glaube, ich bin das, was sie sehen. Und ab und zu sehe ich etwas, das sie nicht sehen.“ Aber Liv ist nicht die Hauptfigur in „Harz“. Ihr Vater Jens ist das Bindeglied in dieser unheimlichen Geschichte. Das hätte ich aufgrund des Klappentextes nicht vermutet und hat die Geschichte daher auch in einen ganz andere Richtung getrieben, als ich erwartet hätte. Jens ist absolut empathisch, sensibel und tief im Innern – so bin ich überzeugt – ein wirklich guter Mensch. Aber Jens kann nicht loslassen, keine Dinge, keinen Müll und erst recht nicht seine Familie! Egal, ob tot oder lebendig. Jens hat sich nicht helfen lassen und konnte sich auch nicht selbst helfen. Und so nimmt das Schicksal der Familie seinen Lauf.

Wer jetzt immer noch nicht überzeugt ist, dem habe ich die aussagekräftigsten Beschreibungen aus vielen Rezensionen zusammengetragen:
Bewegend und verstörend, eindringlich, anders, schwer zu ertragen, beklemmend, überraschend und bizarr, erschütternd und krank, Gänsehaut, verstörend, berührend, fesselnd und faszinierend, makaber, großartig und spannend, erzählerische Wucht, zart und brutal, schockierend!

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung und volle Punktzahl – mit Bonussternchen!

Veröffentlicht am 24.07.2019

Abenteuer, Freundschaft, Drachen - Buch für die ganze Familie

Silberdrache (Silberdrache 1)
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"Silberdrache" ist ein spannendes Fantasy-Abenteuer von Bestseller-Autorin Angie Sage. Ich muss gestehen von ihr bisher noch nichts gelesen zu haben, aber ich wage mich auch nicht so oft an das Genre. ...

"Silberdrache" ist ein spannendes Fantasy-Abenteuer von Bestseller-Autorin Angie Sage. Ich muss gestehen von ihr bisher noch nichts gelesen zu haben, aber ich wage mich auch nicht so oft an das Genre.
"Silberdrache" wird der erste Band einer fantastischen Serie um Drachen, Freundschaft und Magie für Jungen und Mädchen ab 11 Jahren. Das hat mich jedoch nicht vom Lesen abgehalten. Immerhin fand ich schon einige Bücher für jüngeres Publikum grandios (man denke nur an Harry Potter).
Den Großteil der Geschichte begleitet man Joss und seine Schwester Allie. Beide leben als Angestellte bei der Familie Zoll. Die Familie von Joss und Allie fiel einem Raptoren-Angriff zum Opfer. Raptoren sind Drachen, die zum Kampf ausgebildet wurden und Menschenfleisch als Nahrungsmittel bevorzugen. Diese Drachen wiederum werden von der Familie Lennix "verwaltet". Beherrscht wäre zu viel gesagt. Die Drachen sind natürlich trotz Zugehörigkeit zum Lennix-Clan noch sehr mächtig und haben ihren eigenen Willen. Das einzige, was die Lennix´ nicht haben, ist ein silberner Drache. Ihre Existenz wird von vielen mittlerweile sogar angezweifelt.
Fernab in einer anderen Welt durchleidet Sirin die wohl schwierigste Phase ihres Lebens. Sirins Mutter ist sehr schwer erkrankt. Sirin liebte es, sich von ihrer Mutter Geschichten über Drachen und ihre Reiter erzählen zu lassen. Diese Welt voller Magie ließ sie träumen und hoffen. Doch mittlerweile sind Hoffnung und Träume aufgrund der Erkrankung ihrer Mutter für Sirin weit, weit weg.
Die Geschichte ist sehr schön geschrieben. Kindgerecht, aber nicht anspruchslos. „Silberdrache“ ist oft kindlich gehalten, immerhin wird sie von Joss, Allie und Sirin getragen. Aber trotzdem sind die Schauplätze, die Eigenschaften der Figuren und die ganze Fantasiewelt sehr detailreich dargestellt. Die kleinen Besonderheiten, die eine Geschichte für mich ausmachen, waren hier zu finden und toll in die Story integriert. Zum Beispiel halten Jungdrachen dreimal in ihrer Entwicklung einen tiefen Drachenschlaf, der ca. 24 Stunden andauert und aus dem sie nichts und niemand wecken kann. In diesen Phasen erlernen sie neue Fähigkeiten, wie beispielsweise das Feuerspucken. Spannende Wendungen und kurze Kapitel verleiten zum Weiterlesen - was sicher auch der Zielgruppe entgegen kommt.
Obwohl es sich um ein Kinderbuch handelt, habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und konnte das Buch nur ungern weglegen. Den zweiten Teil werde ich auf jeden Fall lesen, da ich wissen möchte, wie es mit meinen liebgewonnenen Figuren weitergeht. Vor allem Lysander, der kleine Silberdrache, hat es mir angetan. Ich empfehle dieses Buch gern allen Junggebliebenen, Drachen-Fans und natürlich der eigentlichen Zielgruppe, Mädchen und Jungen ab 11 Jahren.

Veröffentlicht am 02.07.2019

Psychothrill mit Urlaubsfeeling

Something in the Water – Im Sog des Verbrechens
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Something in the water ist ein richtig gutes Buch, dass man vielleicht nicht gerade im Urlaub oder kurz vor der Hochzeit lesen sollte.

Das Buch beginnt mit einem echt krassen Prolog - zumindest für mich, ...

Something in the water ist ein richtig gutes Buch, dass man vielleicht nicht gerade im Urlaub oder kurz vor der Hochzeit lesen sollte.

Das Buch beginnt mit einem echt krassen Prolog - zumindest für mich, die auf Psychothrill Bock hat, war er das. Was mir direkt im Prolog aber auch im restlichen Buch besonders gut gefiel, war, dass die Autorin die sogenannte vierte Wand durchbricht. Zumindest nennt es sich im Comics so, wenn eine der Figuren den Lesenden direkt anspricht. Das tut auch Erin, die weibliche Hauptfigur des Buchs.

Ich will hier inhaltlich gar nicht vorgreifen - auch über den Prolog, möchte ich nichts schreiben. Man sollte die Worte direkt auf sich wirken lassen. Ich fand es ziemlich Gänsehaut-verdächtig. Ein toller Einstieg.
Nach dem Prolog gibt es einen Zeitsprung in der Geschichte und Erin berichtet, wie es so weit kommen konnte.

Erin hat einen interessanten Job. Sie dreht einen Dokumentarfilm über Sträflinge, die in Kürze das Gefängnis verlassen werden. Jeder wurde aus einem anderen Grund verurteilt. Sie begleitet die Häftlinge nun bei ihrer Entlassung. Erin hat also zur rechten Zeit natürlich total zufällig die richtigen Kontakte in Bereiche, der weniger gesetzestreuen Bürger. Aber gut, solche "Zufälle" sind halt nötig, damit eine Geschichte funktioniert. Es sei Catherine Steadman verziehen, hier in die Trickkiste zu greifen.

Die Autorin baute dafür sehr gut und kurzweilig auch Ereignisse aus der weiteren Vergangenheit in ihren Erzählstrang ein, z.B. durch Erinnerungen der Protagonisten. Ganz ohne es störend zu empfinden, bekam ich als Leserin so Zusatzinformationen über die beiden Eheleute Mark und Erin.

Sehr gut gefiel mir Stil und Aufbau des Buchs. Insbesondere fiel mir positiv auf, dass die Kapitel neben den Zeitangaben auch "richtige Überschriften" hatten. Das kommt mittlerweile immer seltener vor, zumindest in den Büchern, die ich lese. Je nach Kapitelnamen hat es meine Neugier noch mehr geweckt als die beliebten Cliffhanger.
Auch die Spannung war für mich im ausreichenden Maß gegeben. Allein der gesellschaftskritische Aspekt, was Geld aus den Menschen machen kann, gefiel mir unheimlich gut. Einen kleinen Kritikpunkt habe ich am sonst so tollen Schreibstil von Catherine Steadman. Hin und wieder verlor sie sich doch gern in Nebensächlichkeiten und in eine Detailtiefe, die es nicht unbedingt gebraucht hätte. Eventuell wollte sie hier absichtlich in die Irre führen. Hin und wieder wirkten die Details auch als stilistisches Mittel. An manchen Stellen hätten es jedoch auch etwas weniger Informationen getan.

Der Plot war definitiv mal etwas anderes. Zum Ende hin wurde es meiner Meinung nach jedoch zu wenig spektakulär und auch zu wenig wendungsreich aufgelöst. Da war doch mehr drin. Schade. Trotzdem gefiel mir Something in the water echt gut und alle, die psychologische Spannung mögen, sind hier gut aufgehoben.

Achja: Übrigens ist das Cover in der Realität wunderschön und schimmert grandios. Ein echter Hingucker!

Veröffentlicht am 13.06.2019

Famoses Debüt - sprachlich einzigartig und bildgewaltig - spannend und wendungsreich

Liebes Kind
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Entweder man findet es großartig oder man kann damit nicht viel anfangen. Das ist zumindest mein Empfinden, wenn ich durch die Rezensionen für „Liebes Kind“ scrolle. Ich möchte mit meiner Bewertung jedoch ...

Entweder man findet es großartig oder man kann damit nicht viel anfangen. Das ist zumindest mein Empfinden, wenn ich durch die Rezensionen für „Liebes Kind“ scrolle. Ich möchte mit meiner Bewertung jedoch jedem interessierten Leser mitteilen, dass es sich definitiv lohnt, herauszufinden zu welcher Gruppe man gehört. Denn sollte man zu denen zählen, die es fantastisch fanden, wird man dieses Buch so schnell nicht vergessen.
„Liebes Kind“ ist das 432 Seiten umfassende Thriller-Debüt von der Autorin Romy Hausmann. Ihr Debüt hat einen unfassbar tollen Start hingelegt. Nach einem Einstieg unterhalb der Top Ten landete es direkt auf Platz 2, verweilte dort und ergatterte sich in einer Woche sogar Platz 1. Und ja, man muss es erwähnen: Mittlerweile existiert ein riesiger Hype um dieses Buch – und es ist immer noch in den Top 3 der Belletristik-Paperbacks!


Ich habe das Buch einige Zeit vor Erscheinungstermin bereits auf meiner Wunschliste notiert und es auch direkt vorbestellt. Es gibt Bücher, die möchte ich einfach direkt lesen. Dieses hier gehörte aufgrund des Klappentextes und des außergewöhnlichen Covers definitiv dazu. Prägnant und doch irgendwie schlicht, wirkt es sehr geheimnisvoll – genau wie der Klappentext. Der überall auftauchende Vergleich „Dieser Thriller beginnt, wo andere enden.“ ist dabei nicht nur treffend, sondern für mich ein Kaufargument, denn wie viele Thriller dieser Art kennt man schon?


Zum Inhalt von „Liebes Kind“ möchte ich definitiv nichts sagen. Überall würden Spoiler lauern und ich möchte doch niemandem den Lesegenuss nehmen. Ich verrate nur, dass für mich viele Wendungen und Überraschungen zu finden waren, die dieses Buch zu einem wahren Pageturner machen konnten. Allein die ersten Sätze lassen jedem Leser das Blut in den Adern gefrieren (oder zumindest den Mund offen stehen). „Am ersten Tag verliere ich mein Zeitgefühl, meine Würde und einen Backenzahn. Dafür habe ich jetzt zwei Kinder und eine Katze. Ihre Namen habe ich vergessen, bis auf den der Katze, Fräulein Tinky.“ Ich dachte mir nur: „Wie bitte?!“, und las es noch einmal. Genau solche Bücher braucht es im Thriller-Einheitsbrei.
Die Geschichte wird aus mehreren Ich-Perspektiven erzählt. Es sprechen abwechselnd das Entführungsopfer, der Vater der vermissten Lena Beck und das Mädchen aus der Hütte, Hannah. Neben diesen Kapiteln finden sich jedoch auch Zeitungsartikel, die über die Vermisste berichten. Das hat mir persönlich sehr gut gefallen. Es lockerte aber nicht auf. Es brachte die ganze Geschichte noch mehr an die Realität und machte mich noch ergriffener.

Ohne zu viel vom Inhalt zu verraten, möchte ich nun doch noch kurz auf die Figuren eingehen. Beginnend mit dem Vater von Lena: Matthias Beck. Er war für mich eine der schwierigsten Figuren in diesem Buch. Seine Kapitel zu lesen, war oft „unbequem“. Ich empfand Mitgefühl. Der Verlust seiner Tochter, seines Sonnenscheins, hat ihn gebrochen. Leider war Matthias Beck auch eine ziemliche impulsiv reagierende Figur. Oft machte er es mit seinen Versuchen, etwas zu unternehmen, noch schlimmer. Oft wollte ich ihn schütteln und ihn zur Vernunft bringen.

Noch ergreifender waren dann die Kapitel aus Sicht des Entführungsopfers. Romy Hausmann schilderte hier teils sehr eindringlich und ungeschönt die Ankunft und den Alltag in der Hütte. Ich bin fast schon froh, dass es nur teilweise um die tatsächlichen Ereignisse in der Hütte ging. Was dort geschah, hat mir den Atem stocken lassen. Wirklich. Ich saß echt da (auf der Couch in Sicherheit) und hielt die Luft an. Ich lese viele Thriller. Aber wie hier die Regeln im Zusammenleben beschrieben wurden, das hat mich wirklich getroffen. Es war so, als stand ich tatenlos daneben und sah was dieses Monster der jungen Frau antat. Es war hart.
Die letzte Perspektive, die es gab, kam aus Sicht von Hannah. Sie war mir die liebste aller Figuren. Sie war so kindlich, aber auch so anders, so unheimlich. Ja, obwohl sie ein Kind war, war sie echt gruselig. Das Leben in der Hütte prägte sie und ihr Vater hat sie geformt. Ich war mir nie sicher, ob Hannah nicht mehr wusste, ob Hannah ein Ziel verfolgt, ob Hannah wirklich ein liebes Kind ist. Das machte diese Kapitel für mich jedes Mal zu einem Highlight!


„Liebes Kind“ zeichnet sich dadurch aus, das es anders ist. Nicht nur der Aufbau des Buchs, auch die Sprache. Alles fühlte sich so echt an. Ich fand es famos, wie Romy Hausmann schreibt. Die teils kurzen prägnanten Sätze. Die Wiederholungen. Die Wikipedia-ähnlichen Definitionen von Hannah. Die Bildgewalt der Wörter. Die Autorin hat sich direkt in mein thriller-liebendes Leserherz geschlichen und wird dort so schnell nicht mehr herausfinden. Also egal, was ihr bisher über das Buch gehört habt, macht euch selber ein Bild! „Liebes Kind“ hat es verdient! Von mir gibt es volle Punktzahl!