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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.01.2025

Erzählstil spannender als Inhalt

Only Margo
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In "Only Margo" schreibt Rufi Thorpe über die jugendliche Margo, die von ihrem Professor schwanger und danach gedrängt wird, das Baby abzutreiben und ja niemandem etwas zu erzählen. Doch Margo entscheidet ...

In "Only Margo" schreibt Rufi Thorpe über die jugendliche Margo, die von ihrem Professor schwanger und danach gedrängt wird, das Baby abzutreiben und ja niemandem etwas zu erzählen. Doch Margo entscheidet sich für das Kind und schon bald gerät sie in finanzielle Schwierigkeiten - bis sie die Social Media Plattform OnlyFans für sich entdeckt.
Die Handlung ist solide und wirkt realistisch, Margo ist eine sympathische Protagonistin, der man nur das Beste wünscht und der Roman ist ausgewogen erzählt. Er hat keine Längen und unterhält durchgehend. Doch noch spannender als der Inhalt ist die Art, wie die Autorin die Geschichte erzählt. Margo, die den Professor in einem Literaturseminar über unzuverlässige und außergewöhnliche Erzählstimmen (oder so ähnlich) kennengelernt hat, entscheidet sich nämlich dazu, manchmal in der ersten Person zu erzählen, manchmal in der dritten Person, damit sie die Margo so erschaffen kann, wie sie sie haben möchte. Der Erzählstil lädt praktisch dazu ein, den gesamten Roman zu analysieren und teilweise hat man das Gefühl, man verpasst etwas, wenn man ihn einfach nur zum Vergnügen liest.

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Veröffentlicht am 03.12.2024

Wunderschöne Neuauflage

Carmilla
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Joseph Sheridan Le Fanou's zeitloser Vampirklassiker "Carmilla" wurde in wunderschöner Hard-Cover-Ausgabe neuer verlegt. Das freut mich, denn ich habe mich schon vor Jahren in Carmilla, die weibliche Vampirin, ...

Joseph Sheridan Le Fanou's zeitloser Vampirklassiker "Carmilla" wurde in wunderschöner Hard-Cover-Ausgabe neuer verlegt. Das freut mich, denn ich habe mich schon vor Jahren in Carmilla, die weibliche Vampirin, unsterblich - haha, wie lustig - verliebt.
Am leichtesten lässt sich meine Liebe für diesen Roman durch den Vergleich mit dem (leider) wesentlich erfolgreicheren Dracula erklären:
1. Dracula ist für lange Stellen als Briefroman konzipiert und als Leser:in hat man das Gefühl, dass eine halbe Ewigkeit absolut gar nichts passiert. Carmilla ist wesentlich kürzer und konzentriert sich darauf, die Handlung zu erzählen, ohne Langeweile aufkommen zu lassen.
2. Ziemlich offensichtlich, aber Carmilla ist mir um einiges sympathischer als Dracula. Dracula sucht sich, als Mann, weibliche Opfer, die er in seinen Bann zieht, um sich von ihnen zu ernähren. Carmilla verliebt sich in eine junge Frau und verbringt die Nächte mit ihr.
3. Als Österreicherin gefällt es mir natürlich auch, dass Carmilla in meiner Heimat spielt. Irgendjemand musste damals ja unbedingt Bram Stoker auf Rumänien aufmerksam machen, sonst hätte auch Dracula in Wien gelebt.
4. Vielleicht ein eher schwaches Argument, aber Carmilla kann sich in eine Katze verwandelt, was schon um einiges cooler ist als eine Fledermaus.
Insgesamt kann ich nur sagen: Wenn man Carmilla gelesen hat, wirkt Dracula wie die abgeschriebene und leicht veränderte Hausaufgabe eines Mitschülers Sheridan Le Fanous, weshalb Carmilla auch immer einen speziellen Platz in meinem Herzen haben wird.

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Veröffentlicht am 22.11.2024

Spannende Einblicke

Unversehrt. Frauen und Schmerz
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Eva Biringer erzählt uns in "Unversehrt" die Geschichte ihrer Großmutter, die ihr Leben lang mit ungeklärten gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, der gesagt wurde, sie solle nicht so hysterisch ...

Eva Biringer erzählt uns in "Unversehrt" die Geschichte ihrer Großmutter, die ihr Leben lang mit ungeklärten gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, der gesagt wurde, sie solle nicht so hysterisch sein, die einfach mal irgendwelche Medikamente nahm - wird schon irgendwas helfen...
Ein Bild, dass, wie Biringers Sachbuch zeigt, absolut nicht veraltet ist, denn in der heutigen Medizin sieht es leider nicht viel anders auch, nur gibt es nettere Begriffe. Biringer hat sich mit dem Thema "weiblicher Schmerz" beschäftigt: Wie wird Schmerz bei Frauen wahrgenommen? Wie sehen Frauen selbst ihren Schmerz? Wie wird damit umgegangen? Und sie erkennt, dass Frauen immer noch von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem benachteiligt sind. Nachteile, die nicht nur die Lebensqualität von Frauen einschränken können, sondern auch tödlich enden können.
Eva Biringer zeigt diese Nachteile auf und behandelt das Thema "weiblicher Schmerz" auf verständliche Art und Weise. Das Buch macht wütend und das aus gutem Grund. Auch wenn vieles vielleicht nicht neu ist, sind es Dinge, die einem meist nicht bewusst sind und dieses Buch lenkt wieder die Aufmerksamkeit darauf.

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Veröffentlicht am 18.11.2024

Feministische Fantasy

When Women were Dragons – Unterdrückt. Entfesselt. Wiedergeboren: Eine feurige, feministische Fabel für Fans von Die Unbändigen
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"When Women Were Dragons" von Kelly Barnhill ist eines meiner Jahreshiglights.
Der Roman rund um Alex Green, die im Amerika der 1950er Jahre aufwächst, zeigt auf eindrückliche, aber nicht allzu belehrende ...

"When Women Were Dragons" von Kelly Barnhill ist eines meiner Jahreshiglights.
Der Roman rund um Alex Green, die im Amerika der 1950er Jahre aufwächst, zeigt auf eindrückliche, aber nicht allzu belehrende Art, wie wichtig Frauen und Emanzipation sind. Denn in der alternativen Geschichte Amerikas, die uns Barnhill zeigt, verwandeln sich im Jahr 1955 tausende weiblich gelesene Personen in Drachen. Ehefrauen, die von ihren Männern genug haben, Fabriksarbeiterinnen, die von ihren Chefs schlecht behandelt werden,... Und die amerikanische Bevölkerung? Die beschließt dieses Ereignis einfach totzuschweigen.
"When Women Were Dragons" ist trotz der Thematik kein schweres oder anstrengendes Buch. Die fast 500 Seiten lesen sich erstaunlich schnell und man ist sofort von der Geschichte gefesselt. Die Protagonistin, Alex, ist eine sympathische junge Frau, die viel zu oft vom Leben Steine in den Weg gelegt bekommt und trotzdem nie aufgibt. Natürlich hat sie ihre Fehler, natürlich trifft sie die eine oder andere fragwürdige Entscheidung, aber genau das macht sie menschlich und umso liebenswerter.
Der Fantasyroman ist eine fesselnde queere Erzählung, die Gleichberechtigung auf greifbare, aber auch nachdrückliche Art vermittelt, ohne dass man das Gefühl hat mit der Moralkeule erschlagen zu werden. Eine gelungene Geschichte, die in sich stimmig ist und kaum Lücken lässt - gerne mehr davon, aber bitte nicht künstlich einen zweiten Teil anhängen!

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Veröffentlicht am 23.09.2024

Unter den Erwartungen

Die Unmöglichkeit des Lebens
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Matt Haig hat wieder einen Roman veröffentlicht, etwas, auf das ich mich immer freue. Doch dieses Mal konnte es mich nicht abholen. Vielleicht lag es an der Protagonistin Grace, eine pensionierte Mathematiklehrerin, ...

Matt Haig hat wieder einen Roman veröffentlicht, etwas, auf das ich mich immer freue. Doch dieses Mal konnte es mich nicht abholen. Vielleicht lag es an der Protagonistin Grace, eine pensionierte Mathematiklehrerin, die nicht an Wunder glaubt und in der Logik und Berechenbarkeit der Zahlen ihren Halt findet, die von Anfang an so konträr zu mir selbst ist. Vielleicht war es das Setting in Ibiza, das mich nicht wirklich angezogen hat, da ich weder Strand-noch Partyurlaub wirklich gerne mache. Am Ende blieb einfach nicht viel hängen, da ich nie die Verbindung zu den Charakteren und der Geschichte aufgebaut habe und ich nur mehr gelesen habe, um das Buch zu beenden. Bestimmt beinhaltet es für den einen oder anderen wichtige, erhellende Lebensweisheiten, aber dieser Matt Haig wird wohl nicht mein Favorit. Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf, dass der nächste Roman wieder mehr meinen Geschmack trifft.

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