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Veröffentlicht am 24.03.2024

Eine wichtige (aber vergessene) Frau

Das verborgene Genie
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Marie Benedict hat es sich wieder einmal zur Aufgabe gemacht, ihren Leser:innen eine (nicht so) bekannte Frau und ihr Lebenswerk näher zu bringen. Dieses Mal geht es um Rosalind Franklin, die Frau, die ...

Marie Benedict hat es sich wieder einmal zur Aufgabe gemacht, ihren Leser:innen eine (nicht so) bekannte Frau und ihr Lebenswerk näher zu bringen. Dieses Mal geht es um Rosalind Franklin, die Frau, die das Geheimnis um die DNA gelüftet hat und zu Lebzeiten nicht die Anerkennung bekommen hat, die sie verdient hätte.
Benedicts biographical fiction Bücher zeichnen sich dadurch aus, dass sie ganze Leben in einer angenehmen Länge präsentieren, ohne dass das Pacing darunter leidet. Die Ereignisse im Buch wirken werden gehetzt, noch langatmig erzählt und am Ende hat man das Gefühl, dass die Geschichte zur Gänze erzählt wurde. Auch schafft es Benedict die Geschichte verständlich zu erzählen und trotzdem den Leser:innen nicht das Gefühl zu geben, dass sie dumm sind. Gerade bei dem Thema der wissenschaftlichen Forschung an Dingen wie der DNA ist es schwierig, die richtige Waage zwischen wissenschaftlicher Sprache und allgemeiner Verständlichkeit zu finden.
Trotzdem konnte es mich nicht so sehr überzeugen, wie der Roman über Hedy Lamarr, vielleicht aber einfach nur deshalb, weil ich von Lamarr schon davor fasziniert war und Franklin für mich unbekannt war.

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Veröffentlicht am 15.03.2024

Heiß diskutiert

Yellowface
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Ich habe R.F. Kuang durch "Babel" kennengelernt, ein historischer, dark acadamia , Fantasyroman. Yellowface ist wohl so ziemlich das Gegenteil, außer dass es wieder um eine "geschlossene Gesellschaft" ...

Ich habe R.F. Kuang durch "Babel" kennengelernt, ein historischer, dark acadamia , Fantasyroman. Yellowface ist wohl so ziemlich das Gegenteil, außer dass es wieder um eine "geschlossene Gesellschaft" von oft hochnäsigen Personen geht, dieses Mal eben Autor:innen.
Oft habe ich das Problem, dass die Romane von Autor:innen austauschbar sind, dass sie eigentlich immer ein Muster verwenden und nur neue Farben zum Ausmalen nutzen. Doch nicht bei R.F. Kuang, sie schafft es nicht nur, komplett neue und einzigartige Charaktere zu kreieren, sie schafft es auch, dass ihr Schreibstil zu diesen Charakteren, der Zeit, in der das Buch spielt und dem Thema passt. June Hayward ist eine junge Autorin in unserer Zeit und dementsprechend ist Yellowface modern geschrieben. Zu keiner Zeit wirkt June künstlich oder falsch, zumindest sprachlich. Es ist zwar ein Stil, an den zumindest ich mich erst mal gewöhnen musste, aber das wichtige: Er hat gepasst! Er liest sich schnell und er ist angenehm.
Inhaltlich war ich in den ersten 3/4 sehr interessiert, ich wollte unbedingt weiterlesen, konnte nicht erwarten, was als nächstes passiert und wie June ihren Kopf dieses Mal aus der Schlinge zieht. Am Ende wurde es jedoch zu kompliziert. Zu viele Ansätze, die sich miteinander vermischt haben und nicht richtig auserzählt wurden, mischen sich zu einem Gewirr, dass man kaum noch lösen kann.
June mag ein Charakter sein, der von Anfang an nicht vertrauenswürdig und unsympathisch ist, aber sie ist eine Protagonistin, die "funktioniert". Dieser Roman braucht June, so wie sie ist. Ab und zu klappt es eben, auch wenn die Ich-Erzählerin nicht gemocht wird. Das braucht aber ganz viel Fingerfertigkeit der Autorin.
Am Ende bleibt doch ein Gefühl der Unzufriedenheit, etwas das fehlt. Es fühlt sich nicht abgeschlossen an und man denkt sich: "Was ist jetzt Yellowface?"
Großer Pluspunkt: Das Buch spricht sehr viele wichtige Themen in der Verlagswelt an und regt hitzige Diskussionen an. Meine Empfehlung ist deshalb, es nicht alleine zu lesen.

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Veröffentlicht am 11.03.2024

Faszinierende Welt des Zirkus

Sparks
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In "Sparks" entführt uns J.R. Dawson in die bunte Welt des Zirkus der Goldenen Zwanziger. Wir treten ein in Ringmasters Manege und erleben eine Mischung, die sich kurzgefasst als guter Cocktail zwischen ...

In "Sparks" entführt uns J.R. Dawson in die bunte Welt des Zirkus der Goldenen Zwanziger. Wir treten ein in Ringmasters Manege und erleben eine Mischung, die sich kurzgefasst als guter Cocktail zwischen Greatest Showman und X-Men beschreiben lässt.
Mitten im Ersten Weltkrieg entsteht auf einmal der Spark (wie er zumindest in Amerika genannt wird), ganz normale Menschen bekommen auf einmal übernatürliche Fähigkeiten, können heilen, Illusionen erschaffen, durch Raum und Zeit springen und noch sie viele andere Dinge. Doch diese Sparks sind in der Gesellschaft nicht gerne gesehen, weshalb Ringmaster sie in ihre Zirkusfamilie aufnimmt.
J.R. Dawson schafft es meisterhaft, eine magische Welt zu erschaffen, die die Leser:innen in den Bann zieht und nicht mehr loslässt. Die handelnden Charaktere sind allesamt gut gezeichnet und deren Gedanken, Gefühle und Handlungen sind nachvollziehbar. Dawson setzt uns keine fehlerlosen, moralisch immer korrekt handelnden Protagonist:innen vor, die wir einfach in Schwarz und Weiß einteilen können. All ihre Charaktere haben ihre eigene Geschichte, ihre Fehler und ihre Gründe für ihr Tun, die ist zwar nicht immer ethisch korrekt, doch niemals unglaubwürdig.
Manchmal scheint sich der Roman in den verschiedenen Handlungsstricken zu verlieren und an anderen Stellen bekommen die Leser:innen Angst, dass die Handlung nicht mehr angemessen zu einem zufriedenstellenden Ende gebracht werden kann, aber all diese Befürchtungen bzgl. falschem Timing sind grundlos.
Der einzige "Minuspunkt": Der Roman ist in sich geschlossen und es wird (vermutlich) keinen zweiten Teil geben.

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Veröffentlicht am 07.03.2024

Langatmig

Die geheime Gesellschaft
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Mit "Die geheime Gesellschaft" hat Sarah Penner schon ihren zweiten historischen Roman über Frauen geschrieben, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und das Unrecht ausgleichen, das anderen Frauen ...

Mit "Die geheime Gesellschaft" hat Sarah Penner schon ihren zweiten historischen Roman über Frauen geschrieben, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und das Unrecht ausgleichen, das anderen Frauen angetan wurde.
Hier gibt es einerseits viele Ähnlichkeiten zu ihrem Debütroman "Die versteckte Apotheke", andererseits gibt es auch den ein oder anderen Unterschied.
In beiden Romanen stehen eine Frau, in einer männerdominierten Domäne, und deren junge Schülerin im Mittelpunkt. Dieses Mal ist es eine Spiritistin, die in Paris Seancen durchführt und nach London reist, um einen Mord an einem Mitglied der London Seance Society aufzuklären. Der Ablauf der Seancen und der Glauben der Spiritist:innen wurde sehr gut beschrieben und von allen Seiten ausreichend beleuchtet. Und damit ist auch schon der erste Unterschied zu Penners erstem Roman zu finden. "Die geheime Gesellschaft" bewegt sich an der Schwelle zwischen Realität und Fantasie, es bleibt den Leser:innen selbst überlassen, ob sie an Geister glauben oder nicht, im Roman ist es jedoch Fakt.
Wie auch schon in ihrem Erstlingsroman, benutzt Penner zwei Erzählinstanzen, anstatt jedoch einen der Handlungsstränge in die Gegenwart zu setzen, bekommen die Leser:innen diesmal einen Einblick in eine weitere (männliche) Figur, die für den Plot in London handlungsrelevant ist. Die verschiedenen Erzählinstanzen sind nicht nur durch die Kapitel getrennt, sondern auch dadurch, dass der Mann in der ersten Person erzählt, somit viel nahbarer wirkt. Das ist ein Unterschied zu "Die versteckte Apotheke", der mi nicht sehr gut gefallen hat. Einerseits mochte ich die Erzählung aus der Gegenwart, das Nachforschen, was damals passiert ist und wie es immer noch Leben beeinflussen kann, andererseits finde ich es schade, dass in einem Roman, der sich so mit starken Frauen beschäftigt, gerade eine Männerstimme die ist, die für die Leser:innen durch die Perspektive am zugänglichsten gemacht wird.
Neben diesen Punkten kommt noch hinzu, dass "Die geheime Gesellschaft" nicht genug Handlung für die Seitenzahl hatte. Durch die duale Erzählform, bei der aber beide Handlungsstränge zur selben Zeit spielen, werden sehr viele Information doppelt erwähnt. Wir bekommen die Auflösung, die doch recht simpel ist, mehrfach präsentiert, um noch Seiten zu füllen. Von den Leser:innen wird keinerlei Kombinationsfähigkeit verlangt, alles wird sofort auf dem Silbertablett serviert und sowieso noch einmal erklärt. Dadurch habe ich recht rasch das Interesse verloren und die Sympathien für die handelnden Personen kam nicht auf.

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Veröffentlicht am 28.02.2024

Vielleicht ein bisschen zu viel Emotion

i fell in love with hope
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Bei "i fell in love with hope" von Lancali hat mich schon der Klappentext fasziniert, weshalb ich es unbedingt lesen musste. Es geht um eine Gruppe Jugendlicher, alle von anderen schweren chronischen Krankheiten ...

Bei "i fell in love with hope" von Lancali hat mich schon der Klappentext fasziniert, weshalb ich es unbedingt lesen musste. Es geht um eine Gruppe Jugendlicher, alle von anderen schweren chronischen Krankheiten betroffen, die sich in einem Krankenhaus anfreunden und ihrem Schicksal (zumindest für eine Zeit) entkommen wollen.
Die Leser:innen verfolgen die Geschichten von Neo, C, Hikari und Sony durch die Augen Sams, eine nicht näher beschriebene Erzählerinstanz, die eine innovative Art der Figurengestalt darstellt, worauf ich hier jedoch, ohne zu viel zu verraten, nicht näher eingehen kann. Schnell baut man Sympathien zu den Jugendlichen auf, obwohl man von Anfang an weiß, dass dies vielleicht keine zu Gute ist. Immerhim sprechen wir immer noch von Sony, die nur noch einen Lungenflügel hat und C, Couer, dessen Herz ein baldiges Ablaufdatum hat. Am Ende bleibt eine Geschichte, die nicht großartig überrascht, eine Geschichte, die aber trotzdem schmerzt und das vielleicht zu viel. Irgendwo auf den 400 Seiten habe ich nämlich plötzlich mein Interesse verloren, die Motivation weiterzulesen kam nicht mehr auf und vielleicht lag es auch daran, dass ich unterbewusst wusste, dass ich mich nicht komplett darauf einlassen kann, dass es mein Herz und meine Psyche nicht ertragen würde, all diese Schicksale voll und ganz auf mich einwirken zu lassen. Vielleicht hätten dem Buch der ein oder andere Stich ins Herz der Leser:innen gutgetan.

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