Eine packende Geschichte voller großer Gefühle
Wie ein Leuchten in tiefer NachtEngländerin Alice folgt 1937 ihrem Verlobten Bennett nach Amerika, in einen abgelegenen Ort in den Bergen Kentuckys. Doch die Ehe entwickelt sich ganz anders als erwartet, Alice und Bennett kommen einander ...
Engländerin Alice folgt 1937 ihrem Verlobten Bennett nach Amerika, in einen abgelegenen Ort in den Bergen Kentuckys. Doch die Ehe entwickelt sich ganz anders als erwartet, Alice und Bennett kommen einander nicht nahe. Dazu mischt sich Alices Schwiegervater, der einflussreiche Minenbesitzer Geoffrey Van Cleve, permanent in die Beziehung ein. Als im Ort eine „Satteltaschenbibliothek“ gegründet wird, die die Leute in den Bergen mit Büchern versorgen soll, beschließt Alice gegen den Willen ihres Schwiegervaters am Projekt mitzuarbeiten. Sie freundet sich mit den anderen Bibliothekarinnen an. Vor allem mit Außenseiterin Margery O‘Hare versteht sie sich besonders. Doch dann folgt ein Unheil auf das nächste...
Jojo Moyes schreibt wie immer wunderbar flüssig, lebendig und sehr gefühlvoll. Dank ihrer angenehmen, mitreißenden Erzählweise fand ich mich sofort in der Geschichte wieder.
Zwei beeindruckende Frauen stehen im Fokus des Romans. Da ist zunächst Alice, die ihre Heimat England verlassen hat, um in Amerika zu leben. Doch hier fühlt sie sich fremd. Zu ihrem Mann Bennet, der unter dem Pantoffel seines Vaters steht, hat sie keinen Bezug. Die beiden verbindet nichts. Alices Entschluss, für die Satteltaschenbücherei zu arbeiten, führt sie in ein neues Leben. Sie fühlt sich nützlich, erfährt Dankbarkeit von den Kunden, findet in ihren Kolleginnen Freundinnen. Mir war Alice von Anfang an sympathisch, ich fühlte mit ihr, wünschte ihr nur das Beste, zumal sie anfangs so einsam und verloren wirkt.
Margery O’Hare hat sich noch nie darum geschert, was die Leute von ihr denken. Sie engagiert sich für andere, hat feste Prinzipien, wirkt erstaunlich selbstbewusst, ist eine überaus starke Frau. Das hat mir imponiert. Sie unterstützt Alice. Und als sie selbst Hilfe braucht, sind Alice und die anderen Bibliothekarinnen zur Stelle. Die tiefe Freundschaft der Frauen untereinander beschreibt Moyes sehr eindrücklich. Auch in diesem Roman hat die Autorineine sehr gelungene, überzeugende Figurenkonstellation geschaffen. Ich habe mit ihren Protagonistinnen mitgefühlt, die Figuren bewegen und berühren.
Mit „Wie ein Leuchten in tiefer Nacht“ beweist Jojo Moyes erneut, dass sie eine großartige Erzählerin ist. Ihre Geschichten fesseln. Ja, mitunter driftet sie ein wenig ins Kitschige, Rührselige ab. Aber das passiert eben, wenn starke Gefühle auftreten, wenn es um innige Freundschaft und große Liebe geht. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie viel Moyes mit einem einzigen Satz ausdrücken kann. Als sie ihre Figur Fred bei einer Bücherrettungsaktion sagen lässt: „Es sind nur Bücher.“, wurde mir sofort bewusst, dass es zwar „nur“ Bücher sind, denen da gerade die Zerstörung droht. Aber Bücher führt die Protagonisten zusammen, über Bücher reist Margery in der Welt umher, Bücher machen die Arbeit, ja phasenweise das Leben von Alice aus. Bücher haben eine unbeschreibliche Kraft, im Leben und in diesem Roman. Nein, es sind eben nicht „nur Bücher“. Und genau das erzählt Moyes mit einem ganz kleinen Satz.
Dieser Roman hat mich großartig unterhalten, gefesselt und emotional mitgerissen. Eine wunderbare Geschichte, die zu lesen lohnt.