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Veröffentlicht am 21.03.2022

Leicht enttäuscht!

Der dreizehnte Mann
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Anja Liebig, Reporterin bei der „Tagespost“ in Berlin und Timo Krampe wenden sich an Rocco Erhardt. Krampe und sein Freund, Jörg Grünwald, sollten der Reporterin ein Interview geben. Die beiden waren Opfer ...

Anja Liebig, Reporterin bei der „Tagespost“ in Berlin und Timo Krampe wenden sich an Rocco Erhardt. Krampe und sein Freund, Jörg Grünwald, sollten der Reporterin ein Interview geben. Die beiden waren Opfer und Zeugen eines bislang nicht aufgeklärten Verbrechens. Kurz vor dem Interview ist Grünwald verschwunden. Timo Krampe und Anja Liebig bitten den Strafverteidiger Ricco Eberhardt um Hilfe und der entdeckt schon bald, dass die Leiche, die auf dem Tisch von Rechtsmediziner Justus Jarmer liegt, Jörg Grünwald ist.





Dies ist also der zweite Streich des Autorenduos Schweicker & Tsokos. Nach „ Die siebte Zeugin“ hat es Strafverteidiger Ricco Eberhardt mit einem Fall zu tun, der weite Kreise zieht. Der Auslöser für das Verbrechen an Jörg Grünwald liegt in der Vergangenheit und ist eine dieser Straftaten, die garantiert keinen kaltlässt. Es ist eines dieser Verbrechen, die einfach abscheulich sind und bei denen einem die Haare zu Berge stehen.



Das Autorenduo ergänzt sich perfekt. Florian Schwiecker hat jahrelang als Strafverteidiger gearbeitet und so sind die Passagen, die sich um Gericht und Verteidigung drehen, sehr authentisch. Michael Tsokos hingegen deckt die rechtsmedizinischen Details hervorragend ab, da er Professor für Rechtsmedizin ist. Auch das merkt man beim Lesen der Passagen, in denen Dr. Justus Jammer agiert.

Gefallen hat mir, dass der Rechtsmediziner in diesem zweiten Band mehr Raum bekommt. Wo er mir im ersten Band zu blass war, kommt die Figur nun so richtig zur Geltung.

Allerdings empfand ich die Ermittlungen als langatmig und es kam einfach kaum Spannung auf. Die Auflösung habe ich so nicht kommen sehen, was eine gewisse in die Länge gezogenen Ermittlungen wieder wett gemacht hat.

Die zu Beginn einzelnen Stränge verbinden sich sehr rasch und man tappt als Leser nicht lange im Dunkeln und fragt sich, wie denn diese Stränge zusammenhängen könnten. Ricco Eberhardt findet in Claudia Spatzierer eine alte Bekannte und damit wird auch die amouröse Seite in diesem Krimi bedient. Dies jedoch sehr dezent und zurückhaltend. Ich bin doch etwas enttäuscht von diesem zweiten Fall, auf den ich mich lange gefreut habe.

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Veröffentlicht am 16.03.2022

...sich nicht vom Cover täuschen lassen!

Für diesen Sommer
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Franziska Roth wird von ihrer Schwester Monika mehr oder weniger vor Tatsachen gestellt. Nachdem Monika jahrelang zu Vater Heinrich geschaut hat, ist nun Franziska für die kommenden drei Wochen dran. Heinrich ...

Franziska Roth wird von ihrer Schwester Monika mehr oder weniger vor Tatsachen gestellt. Nachdem Monika jahrelang zu Vater Heinrich geschaut hat, ist nun Franziska für die kommenden drei Wochen dran. Heinrich lebt mit seinen 84 Jahren und seit dem Tod von Ehefrau Johanne alleine in dem Haus, in dem die beiden Mädchen groß geworden sind. Franziska, die nach einem Streit seit Jahren keinen Kontakt mehr zu Heinrich pflegt, soll das Haus entrümpeln, um Platz für die dringend nötige Renovierung zu machen. Einfacher gesagt als getan. Denn Heinrich und Franziska geraten in alte Fahrwasser und müssen sich zusammenraufen. Wie früher!



Die wechselnden Perspektiven, einmal aus der Sicht von Franziska, dann wieder von Heinrich, lassen tief blicken in der Vater-Tochter Beziehung.

Sehr gefallen hat mir, dass man als Leser beide Seiten zu lesen bekommt und sich seine eigene Meinung bilden kann. Was nämlich zum Beispiel von Heinrich als stur bei Franziska ankommt, entpuppt sich als den natürlichen Kampf eines alten und gebrechlichen Mannes.

Heinrich kämpft um das letzte bisschen Autonomie, die er sich bewahren will.

Franziska hingegen, die sozial und ökologisch denkende Frau um die 50, hat es ihrem Vater in der Jugendzeit nicht einfach gemacht. Zu verschieden war und ist ihre Einstellung, ihre Werte und Ideale.

Immer wieder „denkt“ sich einer der beiden zurück in die Vergangenheit und hier zeigt sich das grosse Spektrum an Erinnerungen an eine glückliche Familienzeit. In jedem Winkel, in jedem Schrank des Hauses, bergen sich haufenweise Erinnerungen. Wo dann schlussendlich auch eine Menge Konfliktpotential zutage gefördert wird und das Verhältnis zwischen Franziska und ihrem Vater, jedoch auch zu ihrer Schwester Monika, verändert. Lange Verschwiegenes blubbert an die Oberfläche und reisst Franziska in einen Strudel der Gefühle.

Die Perspektiv und Zeitwechsel geschehen abrupt. Die Wechsel der Zeiten sind so gestaltet, dass Franziska oder Heinrich zurück an die Vergangenheit, an glückliche und weniger glückliche Zeiten denken. Was mir in anderen Büchern oft den Lesefluss nimmt, war hier unproblematisch. Ich denke, der Grund war, dass Vater und Tochter so verschieden waren, dass man praktisch im ersten Satz nach dem Wechsel begriffen hat, wer denn nun gerade im Mittelpunkt steht.

Der Schreibstil von Gisa Klönne wirkte auf mich oft abgehackt und atemlos, was mich ab im Lesefluss beeinträchtigt hat.

Man sollte nicht den Fehler machen und vom Cover auf eine heitere und leichte Lektüre schließen. Denn das ist dieser Roman auf keinen Fall. Die Themen sind ernste und haben mich zum Nachdenken gebracht. Es geht ums Älterwerden, Tod, aber auch die Beziehung in einer Familie. Ungesagtes kommt ans Licht und auch Erinnerungen, die nicht nur schön sind.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Land Italien allgegenwärtig!

Via Torino
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1969 schließt sich Eleonora in Turin einer kommunenähnlichen WG an und versucht mit ihren Mitbewohnern gegen das Fiat-Werk aufzubegehren. Demonstrationen und Streiks bestimmen ihr Leben. Bis sie ihre große ...

1969 schließt sich Eleonora in Turin einer kommunenähnlichen WG an und versucht mit ihren Mitbewohnern gegen das Fiat-Werk aufzubegehren. Demonstrationen und Streiks bestimmen ihr Leben. Bis sie ihre große Liebe kennenlernt und Mutter wird. 15 Jahre später hat ihre Tochter Rosalia einen großen Traum. Sie möchte als Fußballerin Karriere machen und von einem namhaften Club unter Vertrag genommen werden. Eine ungeplante Schwangerschaft, einige Jahre später, verändert ihr Leben von Grund auf. Tochter Milena lernt ihren Vater nie kennen und wächst bei ihren Großeltern auf. Als ihr Großvater, Eleonoras Mann, stirbt, wachsen die drei Frauen zusammen und finden auf einer Reise nach Italien wieder zusammen.



„Via Torino“ wird als Familienroman beworben, was meiner Meinung nach so nicht richtig ist. Drei Frauen aus drei Generationen derselben Familie machen halt noch keinen Familienroman aus. Die Autorin hat das halbe Buch über in zwei Erzählsträngen Großmutter und Mutter in das Zentrum gestellt. Diese laufen ohne Berührungspunkte, nur mit dem Wissen des Klappentextes, dass es sich hier um Mutter und Tochter handelt, nebeneinanderher. So sind die beiden Stränge wie Einzelgeschichten, andere Berührungspunkte gibt es keine.

Einerseits ist da Großmutter Eleonora, die 1969 aus dem behüteten Elternhaus in München nach Tübingen zum Studium geht, dieses abbricht und schlussendlich in Turin landet. Studentenunruhen, Demonstrationen und Streiks im Fiat- Werk werden hier kapitelweise und sehr langatmig beschrieben. Da Eleonora in einer kommunenähnlichen WG in Turin lebt, werden immer mehr Figuren in ihr Leben involviert. Die Autorin hat seltsamerweise reine Nebenfiguren sehr detailliert beschrieben. Man erfährt von ihnen Wichtiges aus ihrem Leben oder ihrer Familie, sowie zu ihrer Vergangenheit. Kaum erfahren, verschwinden diese Figuren wieder in der Versenkung. All diese detaillierten Beschreibungen sind nicht nur ermüdend, sondern auch unnötig.

Im zweiten Strang erfährt man, wie Mutter Rosalia 1984 ihren Traum von einer Profifußballkarriere zu leben versucht und schlussendlich einen anderen Weg einschlägt. Dieser Strang empfand als weniger schleppend als die Kapitel um Eleonora. Allerdings werden auch hier Nebenfiguren zu viel Platz eingeräumt.

Ansatzweise Familienroman findet man, als Enkelin Milena 2009 und auf Seite 168 ins Spiel kommt. Hier machen sich die drei Frauen auf zu einer Reise nach Süditalien, was umfangreicher hätte erzählt werden dürfen. Dafür hätte man die Kapitel „Eleonora 1969“ mit den seitenlangen Beschreibungen von Demonstrationen und Streiks kürzen können.



Durch die rare direkte Rede kommt die Geschichte wie eine Erzählung daher. Leider beinhaltet diese Form auch, dass die Figuren blass blieben. Es ist immer anders, wenn eine Figur in einem Buch direkt sagt, was sie fühlt und denkt, als wenn da erzählt wird, wie sich die Figur gerade fühlt.


Das zweite Drittel des Buches zieht sich ganz schön und ich war froh um hin und wieder ein paar Passagen, die mich gefesselt haben. So konnte mich zum Beispiel Rosalia und ihr Traum einer Fußballkarriere fesseln. Das waren Aufblitzer, die mich bei der Stange gehalten haben.


Das Land Italien ist allgegenwärtig. Einerseits handelt ein grosser Teil des Romans in Italien, andererseits ist die Familie italienischstämmig und muss sich als italienische Gastarbeiter in München gegen Rassismus wehren. Immer wieder machen italienische Sätze oder Ausrufe die Herkunft der Frauen klar.

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Veröffentlicht am 11.03.2022

Was für eine Enttäuschung!

Wo dein Herz zu Hause ist
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Schon zum zweiten Mal lässt Harri Ryan ihren Verlobten vor dem Traualtar sitzen. Eine Panikattacke vor der Kirche und sie landet wieder im Krankenhaus. Hat Harri ein verstecktes Leiden oder woher rührt ...

Schon zum zweiten Mal lässt Harri Ryan ihren Verlobten vor dem Traualtar sitzen. Eine Panikattacke vor der Kirche und sie landet wieder im Krankenhaus. Hat Harri ein verstecktes Leiden oder woher rührt ihre Bindungsangst? Ihre Eltern, Gloria und Duncan halten sich bedeckt. Doch Harri und ihr Zwillingsbruder George spüren, dass etwas im Busch ist.



Beginnen wir mit dem positiven: Das Cover gefällt mir außerordentlich gut und hat Wiedererkennungswert für die Bücher von Anna McPartlin. Das wars leider auch schon mit positiven Aspekten zu diesem Buch.

Der Plot ist abstrus. Kann eine Frau, die eine liebevolle und behütete Kindheit erlebt hat mit 30 Jahren noch so traumatisiert sein für etwas, was als Baby geschehen ist? Was dieses „etwas“ ist, kann ich hier leider nicht verraten. Doch es ist eine an den Haaren herbeigezogene und mehr als abenteuerliche Geschichte. Damit kann man den Plot kippen.

Dann die Figuren: Harri ist theatralisch und nervig. Freunde, Familie und ihr Verlobter sollen nach ihren Launen tanzen. Harri hätte ich am liebsten ordentlich durchgeschüttelt und ihr gesagt, dass sie keine 5 Jahre mehr alt ist. Zudem scheint Harri nicht so viel zu arbeiten, wie sie ihren Lebensunterhalt verdient, bleibt im Dunklen. Arbeit hätte der Frau gutgetan, so wäre sie weniger auf sich konzentriert und hätte was zu tun. Denn sie heult, klagt und hadert das ganze lange Buch über. Ihre Eltern Gloria und Duncan hüpfen, wenn Harri mit dem Finger schnippt. So bekommt Harri an ihrem Geburtstag das Frühstück ans Bett serviert, ihr Zwillingsbruder George jedoch nicht.

Der Schreibstil ist einfach nur langatmig. Es wurden zum Beispiel kurze Kapitel, die 1975 handeln eingeschoben. Die sind nicht nur mühsam und langatmig, sondern auch noch langweilig. Diese Kapitel habe ich großzügig überschlagen. Aber auch die Hauptgeschichte zieht sich wie Kaugummi und ich habe mich immer öfters ertappt ganze Seiten grosszügig zu überlesen.

Schade, ich kenne die Romane von Anna McPartlin als gefühlvolle und fesselnde Bücher. „Wo dein Herz zu Hause ist“ hat mich einfach nur enttäuscht.

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Veröffentlicht am 09.03.2022

Highlight!

Unser Glück
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Auf den ersten Blick scheint die Wohnung nahe am englischen Garten in München ein Glücksgriff für Franziska und Coordt zu sein. Endlich eine größere Wohnung und genug Platz für sie und Söhnchen Frieder!

Doch ...

Auf den ersten Blick scheint die Wohnung nahe am englischen Garten in München ein Glücksgriff für Franziska und Coordt zu sein. Endlich eine größere Wohnung und genug Platz für sie und Söhnchen Frieder!

Doch leider hat die geräumige Altbauwohnung einen Haken! Denn ein Zimmer der Wohnung ist untervermietet und die kleine Familie muss sich mit einem fremden Mann in der Wohnung arrangieren. Was gar nicht so einfach ist. Nicht für Franziska und noch weniger für Coordt.





Zwei Handvoll Figuren bestreiten die ganze Geschichte. Coordt, seine Frau Franziska, der 10 Monate alte Frieder, der seltsame Untermieter und ein paar Nebenfiguren. Natalie Buchholz hat es geschafft, mit dieser kleinen Menge an Figuren eine abwechslungsreiche und reizvolle Geschichte zu schaffen. Ich denke, der Grund dafür ist die Tiefgründigkeit der Darstellung der Figuren. Sie sind facettenreich und authentisch charakterisiert. Coordt, der in Ich Perspektive erzählt, wirft dem Leser immer wieder Details hin, die nachdenklich machen. Denn sehr schnell ist klar, dass die Ehe auf wackeligen Füssen steht und Franziska…nun sagen wir mal… ein Problem hat.



Doch Coordt sieht sich noch mit weiteren Problemen konfrontiert, die sein ganzes Leben und die Beziehung zu seinem kleinen Sohn verändern. Die Geschichte ist so unvorhersehbar, dass die vielen überraschenden Wendungen mich von der ersten bis zur letzten Seite sehr gut unterhalten haben. Coordt hat mir leidgetan, denn in seinem Leben gibt es so viele Baustellen, dass man förmlich zusehen kann, wie er strampelt und strampelt, um seine Beziehung, die Wohnung und seine Vaterrolle zu retten. Nicht immer habe ich auf den ersten Blick seine Reaktion auf Handlungen seiner Frau verstanden. Die Autorin hat es geschafft, dass ich oft gedanklich diesen Reaktionen nachhing, um zu verstehen, weshalb Coordt nun genau so reagiert, wie er eben reagiert.



Der Schreibstil von Natalie Buchholz ist klar, prägnant und sehr fesselnd. Mit kurzen Sätzen schafft sie es, dass ich mich nicht nur in die Figur Coordt hineinversetzen konnte, sondern auch Mitleid mit ihm empfand. Schon zu Beginn des Buches bekommt man nach wenigen Absätzen, einen guten Einblick in die kleine Familie und ihre Beziehung untereinander. Ab da war mein Interesse geweckt und hat die ganze Geschichte über nicht nachgelassen.



"Unser Glück" : Ein Highlight im Bücherangebot!

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