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Veröffentlicht am 04.04.2024

Melodramatisch!

The Family Guest
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Als Austauschschülerin Tanya Blackstone bei der Familie Merritt in Los Angeles ankommt, ist Austauschschwester Paige geschockt. Denn Tanya ähnelt ihrer verstorbenen Schwester Anabel aufs Haar. Paige ist ...

Als Austauschschülerin Tanya Blackstone bei der Familie Merritt in Los Angeles ankommt, ist Austauschschwester Paige geschockt. Denn Tanya ähnelt ihrer verstorbenen Schwester Anabel aufs Haar. Paige ist davon überzeugt, dass ihre Mutter Natalie Tanya nur deswegen ausgesucht hat. Denn mit Anabel ist zwei Jahre zuvor ja auch Natalies Lieblingskind gestorben. Tanya versucht sich bei Natalie und Vater Matt einzuschleimen, ganz zum Verdruss von Paige. Zudem kommt Paige dahinter, dass ihre neue Gastschwester nicht immer die Wahrheit sagt. Doch das ist erst die Spitze des Eisberges, denn Tanya kann noch ganz anders.


Rosarot und zuckersüss wie die Ausstattung des Buches ist die Geschichte keinesfalls.

Im Gegenteil! Ganz viel böse Energien geistern durch die Seiten. Viele Fragen, die relativ schnell auftauchen, haben mich durch die Geschichte getrieben. Eine Geschichte, die sehr amerikanisch ist. Nicht nur, dass sie vorwiegend in Los Angeles handelt. Familie Merritt, die im Zentrum steht, ist durch und durch amerikanisch. Die Familie ist so was wie das Vorzeigemodell von Amerikas Klischeebild. Ein Pool im Garten, die Kinder werden jeden Morgen zur Schule gekarrt, die Zimmer der imposanten Villa kitschig eingerichtet, die Mutter füllt ihre Tage mit Yoga, Schönheitsbehandlungen und Wohltätigkeits-Galas.

Die Geschichte beginnt wie ein Teenagerroman, da die Sicht der 17 Jahre alten Paige die Einführung bestimmt. Man lernt die privilegierte Familie Merritt kennen, die in einer riesigen Villa residiert.

Mutter Natalie füllt ihre Tage mit Wohltätigkeitsarbeit und kocht aufwendige Abendessen für ihre Familie. Natalie hat eine Vergangenheit, die für mich mit Fragezeichen behaftet war und hier verstecken sich die ersten Fragen. Warum benimmt sich Natalie so seltsam?

Vater Matt arbeitet, ruht sich nach der Arbeit aus und stählt seinen Körper mit diversen sportlichen Betätigungen. Er ist über weite Teile das Familienmitglied, das am blassesten ist.

Tochter Paige ist seltsam, wehrt sich zuerst wenig gegen Gastschwester Tanya und gab mir viele Rätsel auf. Einerseits mochte ich ihre unkonventionelle Art, andererseits verhält sie sich wie eine reiche Zicke, die verwöhnt ist... obwohl sie das rigoros abstreitet.

Einzig der Jüngste der Familie, der 12-jährige Will, ist einigermassen sympathisch. Doch es wird noch schlimmer mit der Ankunft des neuen Familienmitgliedes Tanya. Der Teenager hat eine Art, die mich durchwegs genervt hat. Ausdauernd und provokativ kitzelt sie aus jedem Familienmitglied seine schlechtesten Seiten. Allerdings hätte ich es begrüsst, wenn ihre fiese Art subtiler integriert worden wäre. Das hätte wohl die Spannung erhöht im Hinblick auf die restliche Geschichte. Tatsächlich empfand ich Tanya als zu offensichtlich fies und böse. Viele ihrer Reaktionen zudem sehr melodramatisch und unverschämt. Es hat mich erstaunt, dass vor allem Matt da nicht durchgegriffen hat.

Die Autorin hat in Ich Perspektive die 17-jährige Paige und ihre Mutter Natalie erzählen lassen. Die anderen Familienmitglieder, sowie Austauschschülerin Tanya, kommen nur in der fortlaufenden Handlung zu Wort. Ganz zum Schluss bekommt Matt noch ein eigenes Kapitel, in dem er sich erklären darf. Dabei sind Will und Tanya jedoch keineswegs Nebenfiguren. Im Gegenteil, sie mischen ordentlich mit. Dabei habe ich sehr rasch den Figuren die "böse" oder " gute" Rolle zugewiesen.

Es hat einige unglückliche Uebersetzungsfehler in der Geschichte. Wie zum Beispiel Seite 209 : "... mit einem vergipsten Handgelenk..."

Mich hat das Buch gut unterhalten, auch wenn ich manchmal innerlich die Augen verdreht habe vor soviel Naivität ( Natalie), Bosheit ( Tanja) und Duldsamkeit ( Paige).

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Brutal und mit Action!

Tannenstein
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In Tannenstein, kurz vor der tschechischen Grenze, trifft sich abends der örtliche Kulturverein zum Stammtisch. Im Verlaufe des Abends werden 11 Menschen getötet. Sieben Männer und vier Frauen werden erschossen. ...

In Tannenstein, kurz vor der tschechischen Grenze, trifft sich abends der örtliche Kulturverein zum Stammtisch. Im Verlaufe des Abends werden 11 Menschen getötet. Sieben Männer und vier Frauen werden erschossen. Der Täter, der Wanderer genannt wird, ergreift die Flucht.

Drei Jahre später will Alexander Born, ein Ex Polizist, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde, nur eines: Rache. Denn der Wanderer hat seine Freundin Lydia Wollstedt getötet. Er verbündet sich mit der Polizistin Norah Bernsen, denn sie kommt an Informationen, die ihm vorenthalten werden.


"Tannenstein" ist der erste Teil der Trilogie von Linus Geschke rund um den ehemaligen Polizisten Alexander Born. Ein gelungener Auftakt, der Thriller- Liebhabern alles bietet, was das Herz begehrt. Mord, Kriminalität, fesselnde Passagen, Action und Figuren, die es einem leicht machen, mitzufiebern.

Born, der im Gefängnis sass, ist mit allen Wassern gewaschen und weiss genau, was er will. Er agiert ab und zu sehr unkonventionell. Mit einem Netzwerk im Rücken, das an von ihm benötigte Informationen kommt, will er den Mörder seiner Freundin Lydia überführen. Dass derselbe Täter zudem elf Menschen ermordet hat, scheint ihm nur wichtig, da er dadurch an Informationen kommt. Damit taucht er tief ein in die organisierte Kriminalität Russlands und deckt abscheuliche Verbrechen auf. Dafür bekommt man als Leser einige Passagen in Deutschlands Bordellen zu lesen. Orte, an denen Menschenhandel noch das geringste Verbrechen ist. Nachdem Born schon seine Freundin durch dieses Umfeld verloren hat, verstehe ich es nicht im Geringsten, dass er seine Mitstreiterin, die Polizistin Norah Bernsen, dahin mitnimmt. Das hat schon was von Servieren auf dem Silbertablett. Born zeigt Superman Tendenzen, denn er streckt in Nahkämpfen sogar ausgebildete Bordell- Türsteher nieder. Und zwar zwei auf einen Streich. Da musste ich oft ein Auge zudrücken, denn er kriegt oft nicht einmal eine Schramme ab.

Linus Geschke überzeugt mit einem rasanten Tempo, es geschieht immer irgendetwas und dies meist brutal und / oder kriminell. Die Perspektiv und zahlreichen Ortswechsel machen die Geschichte lebendig, bedingen jedoch auch sehr konzentriertes Lesen. Kapitel mit Figuren, die scheinbar zuerst abgelöst von der eigentlichen Geschichte agieren, bekommen oft erst viele Seiten später eine Bedeutung. Sehr gefallen hat mir das Thema, das erst gegen Schluss an die Oberfläche kommt. Schwierig, dies zu beschreiben, ohne zu viel zu verraten. Nur so viel: Manchmal sind die Bösen, die Guten. Auch wenn sie sich nicht auf die Rechtsprechung verlassen.

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Veröffentlicht am 31.03.2024

Rätselhaft!

Trust Me – Ein Kind. Eine unmögliche Entscheidung. Wem traust du?
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Ellen Devlin ist auf dem Heimweg, als sich in der Bahn eine junge Mutter zu ihr setzt. Als Kathryn , wie die junge Frau sich vorstellt, telefonieren muss, bittet sie Ellen auf das Baby aufzupassen. Plötzlich ...

Ellen Devlin ist auf dem Heimweg, als sich in der Bahn eine junge Mutter zu ihr setzt. Als Kathryn , wie die junge Frau sich vorstellt, telefonieren muss, bittet sie Ellen auf das Baby aufzupassen. Plötzlich findet sich Ellen alleine mit dem Baby. Denn Kathryn steigt am nächsten Bahnhof aus und lässt die kleine Mia einfach zurück. Ellen durchsucht den Rucksack, den Kathryn ebenfalls zurückgelassen hat. Darin steckt ein Zettel, auf dem steht: "Bitte beschütze Mia. Traue niemandem, auch nicht der Polizei". Was soll Ellen nun bloss tun?






Beim Start in die Geschichte werden schon sehr viele Fragen aufgeworfen. Die spannende Frage, warum eine junge Mutter ihr Baby einfach so einer Fremden in der Bahn überlässt, hat mich durch das Buch getrieben. Was ist zuvor geschehen, wenn eine junge Frau zu so einem Mittel greift?

In wechselnden Kapiteln wird die Geschichte chronologisch aus der Sicht von Ellen, einem der ermittelnden Beamten und von wichtigen Figuren erzählt. Protagonistin Ellen nimmt den grössten Teil der Kapitel für sich in Anspruch. Sie ist auf dem Rückweg von einem Termin, der ihr eine niederschmetternde Nachricht brachte, als sie auf Kathryn und Mia trifft. Ellen ist sofort von dem Baby verzaubert. Da hat Kathryn genau die richtige Person ausgewählt, um das Kind zu beschützen. Ellen hat zudem eine Navi-Vergangenheit und verfügt über den nötigen Biss, die mysteriöse Bitte aufzuklären.

Zu Beginn muss man sich geduldig durch allerlei "Babygeplänkel" arbeiten, man wird aber dafür später mit brisanten Szenen und allerhand krimineller Energie belohnt. Immer wieder hat der Autor falsche Fährten gestreut und damit ist der Rätselfaktor hoch. Gegen Schluss, das heisst als die Zusammenhänge klar werden, wurde leicht über konstruiert. Die Handlung ist zwar rasant, wird aber doch auch unrealistisch.

Irgendwann taucht auch eine Leiche auf und T.M Logan spielt geschickt mit der Ueberraschung, wer als Leiche endet.

Sehr wohltuend empfand ich, dass es für einmal in einem Thriller nur eine kleine Liebelei zwischen den Figuren gab. Zudem wird nur ganz kurz in einem Gespräch das Privatleben der Ermittler erwähnt. Die kriminelle Handlung steht im Zentrum und hält den Leser in Atem.

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Veröffentlicht am 27.03.2024

Sommerfeeling!

Der blaue Salamander
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Auf Capri, an einem sonnigen und heissen Sommermorgen im Juli: Es wird eine tote Frau im Beichtstuhl der örtlichen Kirche aufgefunden. Ladenbesitzerin und Designerin Rosalinda Fervidi wurde ermordet, das ...

Auf Capri, an einem sonnigen und heissen Sommermorgen im Juli: Es wird eine tote Frau im Beichtstuhl der örtlichen Kirche aufgefunden. Ladenbesitzerin und Designerin Rosalinda Fervidi wurde ermordet, das Motiv ist unbekannt.

Die Ermittlungen führen Commissario Enricco Rizzi und seine Kollegin Antonia Cirillo in die Villa von Signora de Lulla. Bei ihr war die Ermordete zuletzt zu Besuch und hat eine kostbare Handtasche begutachtet.






Mit dieser Geschichte bekommt man eine grosse Prise Italien. Der Krimi spielt sich auf Capri ab und es drückt jede Menge Italien Feeling durch. Es wird nicht nur Tiramisu gegessen, der Commissario nimmt bequem das Aliscafo nach Neapoli und abends erwachen die Strassen und Gassen zum Leben. Das Ganze wird auch mit immer wieder eingefügten italienischen Ausdrücken unterstrichen. Der Fall, die Krimihandlung und die Ermittlungen plätschern eher nebenbei daher. Man darf nicht die grosse Spannung oder fesselnde Passagen erwarten. Dafür bekommt man Sommeratmosphäre und eine gute Beschreibung, sowie eingeworfene Details zu Capri.

Obwohl "der blaue Salamander" schon der fünfte Fall der Reihe ist, hatte ich keinerlei Verständigungsprobleme. Denn dieser Fall ist in sich abgeschlossen und die privaten Belange der Ermittler sind eher einfach gehalten.

Der Autor Luca Ventura hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil. Nur zu Beginn, das heisst nach dem Prolog, hat er es meiner Meinung nach etwas übertrieben mit einzuführenden Figuren. Ich fühlte mich regelrecht bombardiert mit Namen und Charakteren.

Titelgebend ist die " lucertola azzurra", eine Eidechsenart, die auf Capri heimisch ist. Der blaue Salamander ist ein Mythos und soll so gar nicht existieren auf der Insel. Die Tasche, die von der Ermordeten vor ihrem Tod begutachtet wurde, trägt den Namen "die blaue Salamander". Auf dem Titel wurde die männliche Form, also nach dem Mythos, gewählt.

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Veröffentlicht am 03.03.2024

Pageturner!

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
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Eine einwöchige Tour in den Bergen unternehmen Anna Samuelsson, ihr Freund Henrik Ljungman und ihre beste Freundin Milena Tankovic in jedem Jahr. Die drei Freunde sind ein eingespieltes Team und so sind ...

Eine einwöchige Tour in den Bergen unternehmen Anna Samuelsson, ihr Freund Henrik Ljungman und ihre beste Freundin Milena Tankovic in jedem Jahr. Die drei Freunde sind ein eingespieltes Team und so sind Anna und Henrik zuerst nicht begeistert, als Milena bittet, ihren neuen Freund Jacob Tessin dazu einzuladen. Anna und Henrik geben nach und die Vier brechen auf. Als Jacob vorschlägt die Route zu ändern und stattdessen den weitaus anspruchsvolleren Nationalpark Sarek zu durchqueren, willigen die drei Freunde ein. Sehr schnell kommt es aber zu Unstimmigkeiten und die Gruppe droht auseinanderzubrechen, was in dem einsamen und unwirtlichen Gelände ein Todesurteil bedeuten kann. Ende der Woche wird nur eine Person der Vierergruppe gefunden, von den anderen fehlt jede Spur.


Ich kann sehr gut verstehen, weshalb dieses Buch es in Schweden auf die Bestsellerliste geschafft hat! Ulf Kvensler schreibt mitreissend, fesselnd und die Spannung hat mich wortwörtlich vorangetrieben. Ich hatte "Der Ausflug" in zwei Tagen gelesen und jede freie Minute dazu genutzt.

Die Hauptfigur ist Anna, eine Anwältin, die sehr sportlich und fokussiert ist. Sie ist sich gewohnt an die Grenzen ihres Körpers zu gehen. Sie ist es sich aber auch gewohnt, bei ihren Freunden für ihre Meinung einzustehen und diese direkt zu sagen. In Ich Perspektive erzählt Anna was vor, während und nach der Wandertour geschieht. Das "Danach" wird in Form eines Befragungsprotokolles geführt. So wird sehr schnell klar, dass dort in den Bergen etwas Schlimmes geschehen ist.

Durch die Ich - Form Annas erfährt der Leser ihre Sicht der Dinge und was sie fühlt und denkt. Dies empfand ich überhaupt nicht einseitig, sondern bereichernd und es haucht der Handlung eine grosse Ruhe ein. Die hat man auch bitter nötig, denn mit jedem Schritt, den die Wandergruppe geht, entwickelt sich ein psychologisch sehr gut gemachter Thriller.

Nicht nur, dass das Wetter nicht mitspielt, innerhalb der Gruppe brechen viele Konflikte auf. Ein Perspektivwechsel fast am Schluss des Buches kam für mich sehr überraschend. Plötzlich entstand eine ganz andere Sicht auf das Geschehen am Berg. Leider blieben für mich auch nach der Beendigung des Buches einige Fragen offen. Das Ende hätte meiner Meinung nach besser ausgearbeitet und klarer sein dürfen.

Die Landschaft, die Eiseskälte, Regen, Schnee und die Route sind sehr atmosphärisch beschrieben. Dazu kommt, dass immer das körperliche Durchhalten von Henrik ein grosses Fragezeichen darstellt. Er gerät fast die ganze Zeit an die Grenze seiner körperlichen Verfassung und Anna macht sich grosse Sorgen um ihren Freund.

Der Autor hat mit diesem Buch ein Debüt abgeliefert, das mich hoffen lässt auf weitere tolle Bücher aus seiner Feder. Dazu kommt, dass ich erwähnen muss, was ich sonst nie vermerke: Die Ausstattung, die prägnante Farbe und der Farbschnitt sind ausserordentlich schön und gefallen mir sehr gut.

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