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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.10.2017

Leichte Unterhaltung

Mein wunderbares Gartencafé
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Fay führt im Elternhaus ein Gartencafé, pflegt ihre Mutter und arbeitet von früh bis spät. Zum Glück ist ihr langjähriger Freund Anthony einer der genügsamen Sorte Männer,kommt er doch nur ab und zu einer ...

Fay führt im Elternhaus ein Gartencafé, pflegt ihre Mutter und arbeitet von früh bis spät. Zum Glück ist ihr langjähriger Freund Anthony einer der genügsamen Sorte Männer,kommt er doch nur ab und zu einer warmen Mahlzeit vorbei. Fay hat sich mit ihrem Leben abgefunden und opfert sich auf für Mutter, Freund und Gäste. Auch ihr grosser Traum, die Instandstellung des Bootes ihres verstorbenen Vaters, muss warten. Dafür fehlt ihr die Zeit und das Geld. Eines Tages legt ein Hausboot an der Anlegestelle des Cafés an und Danny , in den sich Fay sofort verliebt, wirbelt ihr Leben ganz schön durcheinander.

Die Geschichte spielt in England und die Landschaft, das Wetter und die Atmosphäre am Kanal sind hervorragend beschrieben. Sehr bildlich sieht man beim Lesen die Nebelschwaden, die über dem Kanal wabern.
Fay ist eine patente Frau, die ein riesiges Arbeitspensum stemmt. Nur mit ihrer Aushilfe Lija bewirtschaftet sie ein Café, welches sehr gut läuft. Da die beiden alle Kuchen, Suppen , Konfitüren und Salate, die sie verkaufen selbst machen, haben sie ordentlich zu tun. Erstaunt habe ich immer wieder gelesen, wie effizient da Kuchen gebacken werden. Lija zum Beispiel backt morgens vor dem Oeffnen des Cafés "rasch ein paar Kuchen". Etwas unrealistisch, denn wer auch schon selbst Kuchen gebacken hat, weiss wieviel Arbeit in einem steckt. Und Lija und Fay backen mehrere in verschiedenen Geschmacksrichtungen!Und das täglich nebenbei.
Fay ist zu gut für diese Welt. So bügelt sie "nebenbei" noch die Hemden ihres Freundes, mit dem sie nicht einmal zusammen lebt. Manchmal hätte ich sie schütteln können, so naiv lässt sie sich ausnutzen. Und das nicht nur vom Freund, sondern auch von Mutter und Schwester.
Gerade die Beziehung zu Anthony war mir zu eindeutig schwarz gezeichnet. Daraus ergibt sich dann auch eine sehr vorhersehbare Liebesgeschichte. Eine grosse Überraschung in der Handlung, die nicht die Liebesangelegenheiten betrifft, hat diese Vorhersehbarkeit etwas eingedämmt. Leider gibt es gegen Schluss eine unrealistische Situation Punkto Geldbeschaffung, die sehr aufgesetzt und konstruiert ist.
Die Geschichte hat mich gut unterhalten, fällt jedoch eindeutig in die Sparte leichte Unterhaltung, die man nach wenigen Tagen vergessen hat.

Veröffentlicht am 21.10.2017

Der etwas andere Thriller

Das Apartment
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Steph und Mark leben mit der zweijährigen Hayden in Kapstadt. Ihr Leben wird durcheinander gewirbelt, als eines nachts Einbrecher gewaltsam eindringen. Der Einbruch geschieht, während sie zu Hause sind! ...

Steph und Mark leben mit der zweijährigen Hayden in Kapstadt. Ihr Leben wird durcheinander gewirbelt, als eines nachts Einbrecher gewaltsam eindringen. Der Einbruch geschieht, während sie zu Hause sind! Dieses Trauma belastet ihre Beziehung und die Ehe steht auf wackeligen Füssen. Einfach mal raus, das ist es, was in der Situation angebracht ist und gut tut. So entschliessen sich Steph und Mark, per Internet einen Wohnungstausch mit einem jungen Pärchen aus Paris zu machen.
Mit viel Vorfreude auf die Stadt der Liebe, fliegen Steph und Mark nach Paris. Und landen im grössten Albtraum, denn das Apartment ist nicht nur eine Absteige, es geschehen auch seltsame Dinge während ihres Aufenthaltes.

Ohne grosse Einführung in die Figuren und ihr Leben platzt man als Leser sehr schnell in das Wohnzimmer in Kapstadt.
Erst war ich etwas enttäuscht von diesem Thriller…Thriller bedeutet für mich: Gänsehaut , Mord oder Psychospielchen. "Das Apartment" beginnt wie eine Beziehungsgeschichte, in der die Protagonisten ihre persönlichen Probleme miteinander zu bewältigen haben. Es wird zwar immer wieder auf den Einbruch, der in dem Haus der Familie Sebastian geschehen ist, hingewiesen. Doch erst nach und nach stellt sich heraus, wie gross das Trauma ist und wie schwer die Erinnerung daran. Meiner Meinung nach sehr gut beschrieben und man kann nachvollziehen, wie so ein Einbruch in die eigene Wohnung das Leben durcheinander wirbelt.
Man muss dem Thriller etwas Zeit lassen, erst nach und nach entwickelt sich die vielschichtige und gruselige Story. Durch einige nebensächliche Sätze ahnt man zwar schon vorher, dass noch was Gravierendes geschehen ist. Und gerade dieses Warten macht die Sache ganz schön spannend. Ich kam mir vor, als ob ich auf einem Pulverfass sitze. Wie die Protagonisten begibt man sich als Leser auch auf eine ungewisse Reise. Gegen Mitte habe ich mir überlegt, wann denn die Bombe platzen wird…und ob diese ein Bömbchen oder eine Bombe ist ? Worauf die Autoren lange hin gearbeitet haben, hat sich dann doch als Thriller heraus gestellt! Wenn auch nicht so, wie ich es mir gedacht habe. Denn die Story rutscht etwas in die paranormale Schiene ab . Und genau mit diesem Thema habe ich leider meine liebe Mühe. Da dies eine persönliche Abneigung ist, ziehe ich das für meine Bewertung auch nicht in Betracht. Leider wird die Story jedoch gerade dadurch gegen Ende etwas wirr und viel zu viele Fäden laufen zusammen.
In abwechselnden Kapiteln wird aus der Sicht von Steph und von Mark in der Ich-Perspektive geschrieben. Obwohl man so die Gedanken und Ängste nachvollziehen kann, sind mir die Figuren seltsam fremd geblieben . Ich habe mich gefragt, ob es an dem teilweise seltsamen Verhalten oder dem eher distanzierten Schreibstil gelegen hat ? Das Autorenduo zelebriert Details, die ansonsten in Storys langatmig sein könnten. Hier in diesem Buch erzeugen sie jedoch Spannung. Paris, die Stadt der Liebe, ist sehr gut beschrieben. Sehr bildlich habe ich die verschiedenen Strassen, die Cafés, die ganze Atmosphäre vor mir gesehen. Da habe ich auch grosses Stück von dem Paris, wie ich es kenne, wieder erkannt.
Für mich war dieses Buch "der etwas andere Thriller", der sich wohltuend vom Thriller- Einheitsbrei "Mord- Ermittlungen- Aufklärung" abhebt!

Veröffentlicht am 16.10.2017

Ich sehe schwarz...

Verschieben Sie die Deutscharbeit - mein Sohn hat Geburtstag!
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Kinder sind wunderbar, Kinder bereichern das Leben. Da sind sich viele Eltern einig…doch was, wenn das Gleichgewicht zwischen Mamas und Papas Leben und das ihrer Kinder nicht mehr im Lot ist. Wenn das ...

Kinder sind wunderbar, Kinder bereichern das Leben. Da sind sich viele Eltern einig…doch was, wenn das Gleichgewicht zwischen Mamas und Papas Leben und das ihrer Kinder nicht mehr im Lot ist. Wenn das Wichtigste im Leben der Eltern bedeutet : ihren Kindern alles aus dem Weg zu räumen ? Helikoptereltern kreisen um das Wertvollste in ihrem Leben: um ihre Kinder. Egal ob es umKinderärzte,Kita Personal oder Lehrpersonen geht. Die Eltern verlangen ,dass auch diese das Kind in den Mittelpunkt stellen…und vergessen damit ,dass diese noch andere Kinder anleiten, betreuen und beaufsichtigen müssen.

Das Buch ist in Kapitel eingeteilt, die die einzelnen Lebensabschnitte der Kinder beleuchten.Dies immer im Hinblick auf die Eltern , speziell die Spezies Helikoptereltern. Von Schwangerschaft über Kitabetreuung bis zu Studium erfahren wir wie überfürsorgliche Eltern agieren. Die witzigen Illustrationen,Cartoons, sind hervorragend getroffen und haben mich lachen lassen. Dies gibt dem Thema einen humorvollen Touch.
Immer wieder wurden Zitate von Helikoptereltern oder von Menschen ,die mit ihnen zu tun haben, eingeschoben. Laut Autorinnen sind diese Tatsachenberichte. Etwas, was ich kaum glauben konnte, denn ich empfand diese als sehr überspitzt. Wenn die alle wahr sind, sehe ich schwarz für die Zukunft von gewissen Mitgliedern der nächsten Generation. Allerdings sind auch Zitate dabei, die mich den Kopf haben schütteln lassen.Wie dieses der Musikpädagogin,die Eltern für ihren Bildungseifer der Sprösslinge kritisiert,jedoch Singkurse für Eltern und Babys(!) anbietet . Konsequenz geht anders…
Teilweise sind die Zwischentexte in all den Tatsachenberichten sehr sarkastisch. Auch erfahren wir den Unterscheid zwischen Helikopter, Schneepflug und Curlingeltern. Totale Überwachung von Herztönen beim Fötus bis Studienwahlfach inklusive.
Ich habe mich in diesem Buch nicht wiedergefunden….Test bestanden ?

Veröffentlicht am 24.09.2017

Ein konstruiertes Szenario...oder nicht ?

AchtNacht
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Millionen Menschen jagen zwei Personen. Ben Rühmann, Musiker ,und die Psychologiestudentin Arezu Herzsprung wurden in einem Internetspiel dazu bestimmt, dass sie sterben müssen. Während einer bestimmten ...

Millionen Menschen jagen zwei Personen. Ben Rühmann, Musiker ,und die Psychologiestudentin Arezu Herzsprung wurden in einem Internetspiel dazu bestimmt, dass sie sterben müssen. Während einer bestimmten Zeitspanne,die genau zwölf Stunden beträgt, sind sie zum Abschuss frei gegeben. Der Mörder geht nicht nur straffrei aus, sondern bekommt auch noch Geld für seine Tat.

Eine konstruierte Geschichte, die das Bild einer gedankenlosen, internethörigen Gesellschaft zeichnet und doch kleine Fragezeichen beim Leser hinterlässt. Wäre diese fiktive Geschichte auch in der Realität möglich ?Ich kann das nicht strikte verneinen, und gerade darum hat mir die Story Eindruck gemacht. Denn Sebastian Fitzek zeichnet ein Szenario, das man auf den ersten Blick als fiktiv und konstruiert abtut…je länger man liest, je mehr regt sich die Unsicherheit, ob es nicht doch so weit her geholt ist und nicht auch in der realen Welt möglich wäre?

Die kurzen Kapitel, in denen immer wieder einer der beiden Verfolgten in den Mittelpunkt rückt,sind abwechslungsreich gestaltet und der Spannungsbogen baut sich sehr rasch auf.

Ab und zu hatte ich das Gefühl, der Autor widerspricht sich. Wie zum Beispiel als die Tochter von Ben auf Seite 46 als Smartphone Junkie bezeichnet wird und kurz darauf auf Seite 50 Whatsapp Nachrichten als unpersönlich abtut.

Wenn ich gerade so schön im Lesefluss war, die Story immer spannender wird, ist bei mir plötzlich ein Gedanke aufgeblitzt: Die Geschichte wirkt fast von einer Seite zur anderen reichlich überzogen und wird dann doch sehr konstruiert. So habe ich zum Beispiel nicht verstanden, warum Ben's Vater, der Polizist ist, einen Kollegen schickt um seinen Sohn zu beschützen. Warum geht er denn nicht selbst hin ?

Der Schreibstil von Fitzek gefällt mir sehr, wie schon in anderen seiner Bücher finde ich auch in AchtNacht seine runden, stimmigen und sehr flüssigen Stil.

Die Figuren waren etwas unausgegoren. Ben empfand ich als sehr gut ausgearbeitet. Man bekommt durch die Beschreibung seines Berufsfeldes und die familiäre Situation ein gutes Gefühl für diese Figur. Seine Mitstreiterin Arezu bleibt leider sehr blass und hier hätte ich noch ein paar Sätze mehr um sie zu charakterisieren begrüsst.

Gegen Schluss überrollen sich die Ereignisse, Fitzek wartet noch mit einigen überraschenden Wendungen auf und so empfand ich das Ende als stimmig und sehr überraschend.

Veröffentlicht am 22.09.2017

Gut, doch nicht überragend...

Durst
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Nach einem Tinder-Date wird eine junge Frau brutal ermordet. Elise Hermansen,die Anwältin für Vergewaltigungsopfer war, wird zu Tode gebissen und der Mörder wird von Beginn weg "Der Vampirist" genannt. ...

Nach einem Tinder-Date wird eine junge Frau brutal ermordet. Elise Hermansen,die Anwältin für Vergewaltigungsopfer war, wird zu Tode gebissen und der Mörder wird von Beginn weg "Der Vampirist" genannt. Was mit einem Mord begonnen hat, entwickelt sich zu einer Mordserie , denn weitere, getötete Frauen folgen dem ersten Opfer. Das Ermittlerteam vom Dezernat für Gewaltverbrechen wird von Kriminalkommissarin Katherine Bratt geleitet und holt Harry Hole, Spezialist für Serienmorde und zur Zeit Dozent an der Polizeihochschule ins Team.

Dies ist der elfte Fall ,in dem Harry Hole , die Rolle des Ermittlers inne hat. Ich kenne nur einzelne Bücher rund um ihn und kann bestätigen,dass auch "Durst" bedenkenlos ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann.

Erst war ich ein wenig enttäuscht, denn ich habe mich auf dieses Buch vor allem wegen Harry Hole gefreut. Es braucht ein wenig Geduld, bis man als Leser in den Genuss seines Könnens kommt. Denn er hat einen kurzen Auftritt zu Beginn des Buches und dann liest man 67 Ebook Seiten nichts mehr von ihm. Dafür überzeugt er auf den restlichen 420 Seine auf ganzer Linie. Ich weiss gar nicht so genau, was mich an dieser Figur so fasziniert.Vielleicht ist es, dass er eher unkonventionell ermittelt ?Oder ,dass er sehr intelligent ist, einen Tatort "fühlt" und sich sehr gut in einen Täter hinein versetzen kann ?Oder ,dass er obwohl vom Typ "einsamer Wolf" seine Frau Rakel und Sohn Oleg abgöttisch liebt? Wie auch immer, Harry Hole ist zutiefst menschlich, witzig und authentisch !

Harry Hole und Katherine Bratt scharen ein grosses Ermittlerteam um sich. Mir waren das fast zu viele Figuren,denn neben den Hauptermittlern gibt es noch jede Menge taktische Ermittler, Polizeianwärter,Analytikerinnen etc.

Als Leser erfährt man einiges aus der Sicht des Täters und man ist auch bei jedem Mord hautnah dabei. Die Art wie der Täter tötet, wird detailliert beschrieben und ist fast immer sehr brutal und blutig. Mich hat etwas gestört,dass die Sicht des Täters immer willkürlich und ohne Abgrenzung zum Rest eines Kapitels eingefügt wurde. Das hat mich doch etliche Male etwas verwirrt.

Die Geschichten einiger Nebenfiguren waren zudem ein paar Mal zu ausschweifend erzählt . Wenn der Minister sich eine halbe Seite über die Vorzüge von Leitungswasser gegenüber gekauftem Wasser auslässt, nimmt das doch ein grosses Stück Spannung aus der Story und rutscht leicht in die Langatmigkeit ab.

Relativ früh, kennt das Ermittlerteam und somit auch wir Leser die Identität des Täters. Ab da steht das Auffinden des Täters im Mittelpunkt. Ich habe geahnt und es wurde bestätigt, dass es so einfach nicht sein kann. Tatsächlich hat der Autor noch eine besondere Überraschung eingebaut….absolut unvorhersehbar und ich empfand die Idee dieser Entwicklung als sehr gelungen.Dass ich lange Zeit auf die falsche Fährte von Jo Nesbo rein gefallen bin, muss ich ja hier nicht extra erwähnen…

Ebenfalls als gelungen sehe ich den Titel des Buches. Selten hat ein Titel so gut gepasst wie hier in diesem Buch.