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Veröffentlicht am 15.09.2016

Langatmig ab der Mitte

Das Kleid meiner Mutter
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Madrid im Jahre 2012:Die Stadt ist gezeichnet von Arbeitslosigkeit,die vor allem die Jugendlichen der Stadt betrifft.Ana, genannt Anita ist eine davon. Eigentlich Vorschullehrerin, lebt sie notgedrungen ...

Madrid im Jahre 2012:Die Stadt ist gezeichnet von Arbeitslosigkeit,die vor allem die Jugendlichen der Stadt betrifft.Ana, genannt Anita ist eine davon. Eigentlich Vorschullehrerin, lebt sie notgedrungen immer noch bei ihren Eltern Oscar und Blanca.Bruder Angel ist vor der Arbeitslosigkeit nach Deutschland geflüchtet und Anita vermisst ihn sehr.
Als die Eltern von Anita unerwartet sterben, flüchtet sie in andere Rollen,verkleidet sich mal als Blanca, dann wieder als Angel. Völlig in ihrer neuen Welt gefangen, driftet sie in die Vergangenheit ab und entdeckt, dass Etliches bei ihren Eltern nur Fassade war.

Toll.Habe ich mir gedacht.Eine Geschichte, die die Jugendarbeitslosigkeit thematisiert. Noch dazu in meinem Lieblingsland Spanien...doch leider wurde dieses Thema zwar zu Beginn auf eindrückliche Weise thematisiert, doch gegen Mitte fallen gelassen wie eine heisse Kartoffel.
Statt dessen driftet Anita völlig in den Wahnsinn ab.Sie lebt in ihren Verkleidungen das Leben der Mutter bzw. versucht die zarte Liebe zwischen Angel und seiner Freundin zu kitten. Wie das funktionieren soll, dass Anita ohne von dieser Freundin oder den Bekannten und Nachbarn der Eltern erkannt zu werden in andere Rollen schlüpft ,ist die grosse Frage, die ich mir auch nach Beendigung des Buches noch stelle. Zudem sind die toten Eltern, in der Hitze des Sommers in Madrid wochenlang im Schlafzimmer...und niemand riecht das?Weitere Baustelle!In Sachen Logik steht die Geschichte auf wackeligen Füssen.
Anita wühlt in den Briefen und dem Smartphon ihrer Mutter und schreibt sogar Rezensionen an Stelle ihres Vaters um deren Tod zu vertuschen. Diese Briefe/Berichte und die Rezension sind seitenweise wieder gegeben und hier hat sich bei mir leider Langeweile eingestellt.
Leider verliert sich die Autorin immer wieder in Nebengeschichtchen, deren Sinn ich nicht einordnen konnte und die die Story sehr langatmig machen.
Schade, ein bisschen weniger reingedrückte Themen(Jugendarbeitslosigkeit, Vergangenheit Eltern, Liebe zu Literatur, Bruder in Deutschland, in andere Rollen schlüpfen,Adoption einer Schildkröte,...) und das Buch hätte mich mehr gefesselt.Dazu kommt noch das total unbefriedigte
Ende!!!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unterhaltsam

Unterleuten
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Gerhard und Jule ziehen mit ihrem Baby nach Unterleuten, einem kleinen Kaff,eine Stunde von Berlin entfernt.Sie erhoffen sich Friede, Natur und Glück in dem 100 Häuser grossen Dorf.Doch die Freude ist ...

Gerhard und Jule ziehen mit ihrem Baby nach Unterleuten, einem kleinen Kaff,eine Stunde von Berlin entfernt.Sie erhoffen sich Friede, Natur und Glück in dem 100 Häuser grossen Dorf.Doch die Freude ist von kurzer Dauer, denn sie liegen im Dauerclinch mit ihrem neuen Nachbarn Schaller, der jeden Tag so viel Müll verbrennt, dass die kleine Familie nicht einmal mehr die Fenster öffnen kann.Als auch noch eine Windkraftanlage nahe am Naturschutzgebiet gebaut werden soll, lehnt sich Gerhard, der sich im Naturschutzbund für seltene Vogelarten einsetzt,auf und sticht in Unterleuten tief in ein Wespennest von Intrige, Eifersüchteleien und Nachbarschaftsstreit.

Juli Zeh ist etwas gelungen,das nicht vielen Autoren gelingt. Die Charaktere , die Geschichte ist so authentisch, dass dieses Dorf genau so, irgendwo in Deutschland existieren könnte.Absolut überzeugend die Thematik, der Bau der Windkraftanlage und die Auflehnung der Bevölkerung.....auch hier wie im echten Leben lockt das grosse Geld. Dieser Gesellschaftsroman behandelt nicht nur die Themen Naturschutz und das Gefüge und die Hierachien in einem kleinen Dorf,sondern widmet sich auch Nachbarschaftsstreitereien...auch das ein leidiges Thema ,das einige von uns kennen. Durch das Verschwinden zweier kleiner Kinder im Dorf ist der Roman auch ein klitzekleines bisschen Krimi .
Der Roman ist mit über 600 Seiten sehr gewichtig, doch nie langatmig oder von Wiederholungen geprägt.Juli Zeh hat zudem die Story sehr gut strukturiert.Da sich jedes Kapitel einer anderen Familie/Person widmet und ganz klar bei Kapitelbeginn deklariert ist, fällt es sehr leicht den Ueberblick zu behalten.Durch die wechselnden Perspektiven sieht der Leser eine Sache aus verschiedenen Gesichtspunkten.Etwas, das ich als bereichernd und unterhaltsam empfunden habe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hat mich in den Bann gezogen...

Herzvirus
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Eine junge Frau muss von ihrer Mutter Abschied nehmen .Nach deren Tod räumt sie ihre Sachen und reist 30 Jahre zurück in die Vergangenheit.
Aufgewachsen ohne Vater, mit 2 Brüdern ,war ihre Kinder- und ...

Eine junge Frau muss von ihrer Mutter Abschied nehmen .Nach deren Tod räumt sie ihre Sachen und reist 30 Jahre zurück in die Vergangenheit.
Aufgewachsen ohne Vater, mit 2 Brüdern ,war ihre Kinder- und Jugendzeit geprägt von der Zuwendung ihrer Mutter.Diese war sehr liebevoll, doch sie ging auch sehr unkonventionell mit ihren Kindern um. Egal ob die Feuerwehr an einer Geburtstagsfeier auftaucht,weil die Mutter ihren Kindern erlaubt mit Feuer zu spielen, oder in Gedanken Briefkästen in die Luft sprengt...das Leben der Familie ist sehr bunt. Und wird gleichzeitig auch beeinflusst von den Zwängen,wie die Kontrollsucht ob der Herd ausgeschaltet ist oder die Angst vor Keimen der Mutter.

Die Geschichte um die Protagonistin, die das ganze Buch über nicht mit dem Namen angesprochen wird, hat mich in den Bann gezogen.Was mit einer glücklichen Kindheit beginnt , gipfelt schlussendlich in einem unvorhersehbaren Höhepunkt. Die Geschichte ist so gestaltet, dass Erinnerungen, Episoden aneinander gereiht wurden,dass in rascher Reihenfolge und meist ohne erkennbaren ,roten Faden die Geschichte der Familie erzählt wird. Nach und nach begreift man als Leser, dass die Protagonistin zwar eine liebevolle doch auch schwierige Kind und Jugendzeit hatte.
Der Schreibstil ist abgehackt, kurz und eher detailarm. Da die Geschichte in der Schweiz spielt ,werden ab und zu Ausdrücke in Schweizer Dialekt wie beispielsweise "gstabig" benutzt.Teilweise werden die Namen der Dörfer mit A. oder S. bezeichnet...hat mich etwas gestört....die Autorin hätte ja auch fiktive Namen einsetzen können.
Eine fesselnde Geschichte, die mir persönlich etwas zu arm an Details war. Gerne hätte ich mehr über die Protagonistin, wie Namen und jetzige Lebensumstände erfahren.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hat mich enttäuscht

Und ein ganzes Jahr
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Willem kan den Tag in Paris und Allyson nicht vergessen und macht sich auf die Suche nach ihr. Dabei geht er auch nach Indien und trifft sich mit seiner Mutter Yael, mit der er praktisch keinen Kontakt ...

Willem kan den Tag in Paris und Allyson nicht vergessen und macht sich auf die Suche nach ihr. Dabei geht er auch nach Indien und trifft sich mit seiner Mutter Yael, mit der er praktisch keinen Kontakt mehr hat. Was hat er erlebt während diese ihn ebenfalls verzweifelt gesucht hat?

Dieses Buch ist nicht etwa, wie viele Leser denken, die Fortsetzung von "nur ein Tag"...sondern die Geschichte aus der Sicht von Willem.Wobei auch das meiner Meinung nicht ganz richtig ist. Genauer wäre: Willems Leben aus seiner Sicht während Allyson ihn sucht.Denn die Suche nach " Lulu " ist das Thema ganz am Anfang des Buches .Und dieser Teil liess sich auch am flüssigsten lesen.Was danach kam ,kann ich eigentlich nur als plätschernde Handlung betiteln. Willem ist zu Besuch bei seiner Mutter, die Beziehung mit ihr wird gestreift, doch leider nichts was wirklich in die Tiefe geht.Hier hatte ich das Gefühl,dass die Autorin Seiten füllen musste um ein ordentlich dickes Buch hinzukriegen.
Was ich an dem ersten Teil noch sehr geschätzt habe:eine romantische Liebesgeschichte bei der man sich fragt, ob die beiden zusammen kommen werden,ist hier in diesem Buch leider nicht mal mehr vorhanden.
Enttäuschend!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Novelle!

Memory Wall
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Die 74 jährige Alma Konachek lebt in einem Vorort von Kapstadt.Sie ist seit dem Tod ihres Mannes Harold auf die Hilfe ihres Hausangestellten Pheko angewiesen, denn sie leidet an Demenz. Eines nachts brechen ...

Die 74 jährige Alma Konachek lebt in einem Vorort von Kapstadt.Sie ist seit dem Tod ihres Mannes Harold auf die Hilfe ihres Hausangestellten Pheko angewiesen, denn sie leidet an Demenz. Eines nachts brechen 2 Männer in ihr Haus ein und versuchen herauszufinden wo sich das kostbare Fossil, das ihr Mann gefunden hat, befindet.

Diese Geschichte wird als Novelle eingeordnet, scheint mir jedoch auch ein Krimi zu sein...oder zumindest eine Geschichte mit Krimi Elementen..Sie erzählt eindrücklich die Krankheit Demenz und wie sich ein Mensch verändert, wenn er mit dieser Diagnose leben muss. Da die Story immer wieder sowohl das Leben der 74 jährigen Alma, wie auch die Vergangenheit in der sie 24 Jahre alt ist, beleuchtet, erkennt man deutlich den geistigen Verfall. Sehr nachdenklich hat mich die Idee gemacht, dass man Erinnerungen auf Kassetten speichern könnte und bei Bedarf die vergangenen, schönen Momente im Leben zurückholen kann.
Ebenfalls hat die Archäologie und das Zusammenleben von Schwarz und weiss, reich und arm einen hohen Stellenwert in diesem Buch.
Ich brauchte eine Weile, bis ich "hinter das Prinzip" der Erzählform, das Wechseln (und der Grund dafür) der verschiedenen Zeiten kam.Daher musste ich mich einlesen,das Gelesene wiederholen und sehr konzentriert lesen.
Mir hat der Schreibstil sehr gefallen,denn er ist präzise, auf den Punkt gebracht ohne unnützes Geschwätz und lässt sich sehr flüssig lesen.