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Veröffentlicht am 29.11.2018

Konnte mich nicht fesseln....

Lenz (Ein Kommissar-Eschenbach-Krimi 6)
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Kommissar Eschenbach kehrt nach dreimonatiger Auszeit zurück zur Kriminalpolizei Zürich. Und muss sich nicht nur mit seiner Vertretung, Ivy Köhler, arrangieren, sondern auch einen Mordfall lösen. Der 62 ...

Kommissar Eschenbach kehrt nach dreimonatiger Auszeit zurück zur Kriminalpolizei Zürich. Und muss sich nicht nur mit seiner Vertretung, Ivy Köhler, arrangieren, sondern auch einen Mordfall lösen. Der 62 jährige Walter Habbich, wird tot in seiner Wohnung aufgefunden, alles deutet auf Selbstmord hin. Als eine wertvolle Münze aus Habbichs Besitz gefunden wird, ist Eschenbach noch weniger davon überzeugt, dass der Tote sich selbst umgebracht hat. Gleichzeitig fährt Ewald Lenz, der das Archiv der Kantonspolizei betreut, auf Geheiss des Toten nach Freiburg in Breisgau, um dort ein Päckchen zu überbringen.

Beinahe hätte ich nach wenigen Kapiteln, das Buch schon wieder abgebrochen. Als Einstieg in eine Geschichte einen tiefsinnigen Prolog zu wählen, ist erstmal clever. Sofort fühlte ich mich angesprochen und habe voller Spannung weitergelesen. Im Prinzip wäre die Idee der Story gut. Der Plot geht auf und ich empfand ihn als abwechslungsreich. Denn in zwei Perspektiven wird eine Geschichte rund um Wirtschaft und Terrorismus erzählt, die gut ausgearbeitet ist. Im Vordergrund stehen die Figur Eschenbach und Lenz. Einerseits ein Kommissar, der nach längerer Abwesenheit im Job, seine Felle davon schwimmen sieht. Und andererseits ein hochintelligenter und unter seinem Niveau arbeitender Angestellter des Archivs bei der Polizei.
Leider wird es nach dem Prolog ziemlich langatmig. Immer wieder schweift der Autor ab in zähe Monologe über die NATO, den Krieg in Syrien oder die Herkunft von Münzen. Auch tiefsinnige Gespräche über Gott und die Welt, die zwar einigermassen interessant zu lesen sind, lassen die Hauptgeschichte immer wieder aussen vor. Ich habe mich öfters ertappt, grob zu überlesen. Je länger ich las, je weniger fesselte mich die Story. Gut unterhalten haben mich hingegen die witzigen Dialoge zwischen Eschenbach und dem Pathologen Kurt.
Die Geschichte spielt hauptsächlich in Zürich. Der Autor ist Schweizer, was man auch sehr gut im Schreibstil merkt. Behäbig und gespickt mit Schweizer Ausdrücken wie "Handkehrum" oder "Apéro".
Dies ist nicht der erste Teil, jedoch mein erstes Buch rund um Kommissar Eschenbach. Ich hatte nie das Gefühl, dass mit Vorwissen fehlt.
Leider konnte mich die Geschichte nicht so wirklich packen, dafür hätte man einige langatmige Stellen streichen müssen.

Veröffentlicht am 21.11.2018

Zu viele Fragen und Ungereimtheiten...

Der Ruf der toten Mädchen
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In Kirkdale, einer ländlichen Gemeinde im englischen Lake District, verüben innerhalb von 4 Monaten zwei Mädchen Selbstmord. Beide haben vor dem Tod einen Engel, den sie gesehen haben wollen, erwähnt. ...

In Kirkdale, einer ländlichen Gemeinde im englischen Lake District, verüben innerhalb von 4 Monaten zwei Mädchen Selbstmord. Beide haben vor dem Tod einen Engel, den sie gesehen haben wollen, erwähnt. Die Dorfbewohner, die sehr gläubig sind, sind entsetzt: Selbstmord ist eine Todsünde und so werden die Familien der toten Mädchen geächtet. Alex Ripley, die ein Buch über Wunderheilungen geschrieben hat, wird von ihrer Freundin DI Emma Drysdale, gebeten, Nachforschungen anzustellen. Sie soll herausfinden, ob es eine Verbindung zwischen den Selbstmorden gibt.

Ich muss gestehen, dass ich Mühe hatte in die Geschichte reinzukommen, Die ersten zwei Kapitel, aus der Sicht der Opfer, sind dermassen kryptisch geschrieben, dass sie mir nicht unbedingt Lust auf die Story gemacht haben. Zum Glück wird es danach etwas besser, wenn ich auch Etliches nicht nachvollziehen konnte. Dass, zum Beispiel beim Leichenfund, der Ermittler seinen Sohn zu der Leiche zerrt, um sie als abschreckendes Beispiel zu nehmen. Oder, dass Emma einfach so eine externe Person, die nichts mit der Polizei zu tun hat, zuziehen kann. Ich habe auch nicht ganz verstanden, weshalb gerade Dr.Alex Ripley beigezogen wird….denn eigentlich glaubt niemand so richtig an den Engel, den die Mädchen gesehen haben sollen. Und da ist es einfach nur fahrlässig, eine Aussenstehende ohne die geringste Qualifikation in Ermittlungen, zu integrieren. Zudem die Ermittler Alex so ziemlich machen lassen, da sie über weite Passagen in den Hintergrund treten. So kann sie etwa ein traumatisiertes Mädchen befragen…Wohlverstanden, sie hat keinerlei psychologische Ausbildung. Solche Logiklöcher / nicht nachvollziehbare Handlungen gibt es zuhauf. Dadurch empfand ich diese Geschichte nicht unbedingt als Thriller, der mitreissen und mitfiebern lassen sollte. Wenn man sich ständig fragt beim Lesen "Was soll denn das?" oder "Das ist doch nicht logisch" nimmt es sehr viel Spannung aus einer Geschichte raus.
Man spürt es vielleicht: Meiner Meinung nach ist der Plot unausgegoren und weist Logiklöcher auf. Die Handlung wird suggestive vorangetrieben und manchmal musste ich beide Augen zudrücken, Punkto Glaubwürdigkeit. Da braucht es tatsächlich eine externe Person wie Alex, damit die Ermittler merken, dass es schon vor Jahren im Dorf eine Serie von Selbstmorden gab…und, dass eines der getöten Mädchen, einen Blog betrieb!
Der Schreibstil holpert ab und zu, phasenweise erinnerte das Ganze einem Auszug aus einem Lehrbuch "Mystische Wesen und übersinnliche Erscheinungen". Diese Passagen, in der einerseits die Arbeit von Alex beschrieben wird und sie anderseits gedanklich in dieses Gebiet abschweift, waren mir zu langatmig. Gleichzeitig erschien mir Alex sehr unnahbar. Vielleicht, weil ausser in zwei bis drei Sätzen ihre Person und ihr Privatleben keinerlei Platz hatten. Und, damit ich mich mit einer Figur anfreunden kann, braucht es für mich halt ein paar persönliche Details. Gerne hätte ich die Sicht der Dinge der Dorfbewohner gelesen. Toll und vielseitiger wäre gewesen, hier ein paar Personen, die die Meinung, dass Selbstmord verachtenswert ist, zu Wort kommen zu lassen. Leider wird diese Meinung durchgehend generalisiert und personifiziert "die Leute" genannt. Dadurch wirkt es einfach klischeehaft und flach.
Mich konnte diese Story nicht wirklich mitreissen, und ich werde die geplante, folgende Serie nicht weiter verfolgen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Handlung
  • Spannung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 29.10.2018

Ganz okay...

Couchsurfing in Russland
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Der Autor und Redakteur bei Spiegel online, Stephan Orth, reist für zehn Wochen nach Russland. Als Couchsurfer übernachtet er bei Einheimischen, quer durch Russland. Und lernt dabei Land und Leute so richtig ...

Der Autor und Redakteur bei Spiegel online, Stephan Orth, reist für zehn Wochen nach Russland. Als Couchsurfer übernachtet er bei Einheimischen, quer durch Russland. Und lernt dabei Land und Leute so richtig kennen, zementiert und / oder dementiert dabei auch so einige Klischees über Russland, die Politik, Land und Leute.

Eines vorneweg: ich war noch nie in Russland und so war ich doch gespannt, was mich erwartet. Und nun nach dem Lesen frage ich mich, als was ich dieses Buch ansehen soll. Reisebericht ? Reiseführer ? Reiseerlebnisse in Romanform? …oder Satire?
Der Autor reist von Wohnung zu Wohnung, von Couch zu Couch und trifft durchwegs interessante Menschen. Die sich stundenlang Zeit nehmen um mit ihm zu diskutieren und Wodka zu trinken. Schnell wird klar, dass er vor allem bei privilegierten Menschen übernachtet. Und so sind diese Übernachtungen und Diskussionen eine Momentaufnahme, die ein Russland ohne grosse finanzielle Probleme darstellen. Diese Passagen waren durchaus auch mal kritisch, vor allem gegenüber der russischen Politik, der eigenen Lebenssituation und der Regierung. Mal wird in der Küche der Gastgeber, mal auf einem Ausflug oder bei einem Kneipenbesuch, diskutiert. So sagt der Autor von sich selbst, dass unterwegs sein, für ihn keine Sache von Spass bedeutet. Sondern er dies als Suche nach Erkenntnis versteht. Stephan Orth nimmt kein Blatt vor den Mund und so thematisiert er auch mal die Westmedien, die alles aus, von und in Russland schlecht machen.
Ich habe viel Neues erfahren. Wie zum Beispiel, dass der Alkoholverkauf in Russland zwischen 23 Uhr und 8 Uhr verboten ist. Und wie findige Russen, dieses Verbot elegant umgehen. Oder, dass es Zeitcafés gibt, in denen nach Aufenthaltsdauer und nicht nach Konsum bezahlt wird. Stephan Orth klammert auch negative Erlebnisse nicht aus und so wirkt sein Reisebericht durch und durch authentisch.
Den Schreibstil habe ich als humorvoll und ansprechend empfunden …. ab und zu ausufernd in Details. Zeitweise haben mich nämlich diese Details und die Infos zu Russlands Geschichte, Bauwerken und Örtlichkeiten fast erschlagen. Viele Passagen lesen sich wie ein Geschichtsbuch und waren mir zu zäh. Da habe ich mich ab und zu gelangweilt und so habe ich mich ertappt, diese Stellen grob zu überlesen. Toll sind hingegen die eingefügten und zahlreichen Fotos, die immer wieder auflockern. Schlussendlich habe ich etwa ein Drittel der Lektüre grob überlesen, weil so viele Details erwähnt werden, die ich ohne Bezug zu dem Land als langweilig und zu sehr Insider empfunden habe.

Veröffentlicht am 17.08.2018

Nervige Protagonistin

Kühlschrank-Chroniken
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Die 17 jährige Billie Ball kriegt von ihrer Oma eine Wohnung in München geschenkt und zieht auch prompt ein. Sehr zur Sorge ihrer Eltern, die denken, dass Billie vor allem die finanzielle Seite einer eigenen ...

Die 17 jährige Billie Ball kriegt von ihrer Oma eine Wohnung in München geschenkt und zieht auch prompt ein. Sehr zur Sorge ihrer Eltern, die denken, dass Billie vor allem die finanzielle Seite einer eigenen Wohnung zu wenig durchgedacht hat. Billie organisiert flugs 3 Mitbewohnerinnen um die Miete stemmen zu können und bewirbt sich als Volontärin.


Die Protagonistin ist 17 und sehr pubertär, naiv und hat mich immer wieder mal genervt. So schwärmt sie vom Nachbarsjungen, was für sie ein grosses Problem darstellt. Da dieser tolle Typ erst 16 und sie schon 17 3/4 Jahre alt ist. Aber was kann man auch von jemandem erwarten, der beim Bewerbungsgespräch ein Viertel-Altersjahr hinzu schummelt, damit nicht die Zahl 17, die doof aussieht, auf dem Formular steht? Billie nimmt das Leben wie es kommt, und sie hat das grosse Glück, dass sich immer was ergibt. Egal ob die geschenkte Wohnung, eine Stelle als Volontärin oder die neuen Mitbewohnerinnen, die sie unbedingt haben muss, um die Wohnung zu finanzieren. Eine liest sie an der Bäckertheke im Supermarkt auf, die andere bei der neuen Arbeitsstelle. Die Dritte ist nach einem schrecklichen Casting, noch nach Wochen zufälligerweise ohne WG Zimmer und zieht umgehend ein, als Billie sie anruft. Sehr grosse Zufälle, die mich nicht befriedigt haben. Okay, dieses Buch ist ein Jugendbuch (Altersempfehlung 12-15 Jahre), und kommt leicht und locker daher. Bedenklich finde ich, dass Jugendlichen vorgegaukelt wird, wie einfach es ist mit 17 eine eigene Wohnung zu beziehen, zu finanzieren und in Schuss zu halten. Komischerweise putzt nie jemand der WG irgendwas in der Wohnung. Ich fühle mich gerade als Spassbremse, doch unrealistischer geht's einfach nicht mehr. Einmal Fingerschnippen und eins, zwei, nein drei neue Mitbewohnerinnen, mit denen sich Billie natürlich sofort blendend versteht., stehen auf der Matte. Beim zweiten Fingerschnippen winkt der neue Job, den Billie dank den Mieteinnahmen der drei anderen als unbezahlte Volontärin machen kann.
Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten, die Handlung auch. Eine Geschichte, die sich leicht liest, jedoch nicht lange in meinem Leserherz haften bleiben wird.
Zeitweise plätschert die Handlung etwas und teilweise sind Situationen arg überspitzt dargestellt. Ab und zu konnte mir Billie mit ihrer naiven Art doch ein kleines Schmunzeln entlocken.
Ich reihe die "Kühlschrank- Chroniken" unter leichte Lektüre ohne viel Tiefgang ein.

Veröffentlicht am 18.05.2018

Langatmig...

Das Eis
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Die Arktis! Stille, Eis, Kälte und Gletscher.
Als die Passagiere des Kreuzfahrtschiffes "Vanir" gespannt darauf warten, einen Bären zu sehen, bricht ein Gletscher ein und gibt eine Leiche frei. Es ist ...

Die Arktis! Stille, Eis, Kälte und Gletscher.
Als die Passagiere des Kreuzfahrtschiffes "Vanir" gespannt darauf warten, einen Bären zu sehen, bricht ein Gletscher ein und gibt eine Leiche frei. Es ist der Körper von Tom Harding, der 4 Jahre zuvor spurlos verschwand. Der britische Umweltschützer war mit seinem Freund Sean Cawson am Midgardfjord unterwegs, als ein Unfall geschah. In einer Gerichtsverhandlung will die Familie von Tom endlich Gewissheit…was geschah damals?

Den Start in die Geschichte fand ich sehr gelungen und ist auch ein Stück weit wegweisend für die ganze Geschichte. Laline Paull zeichnet das Bild einer verwöhnten und anspruchsvollen Gesellschaft. Hier zu Beginn in Form von Passagieren auf dem Kreuzfahrtschiff, die mit einer Sammelklage drohen, wenn nicht sofort ein Bär vor ihre Kameralinse spaziert. Unglaublich und traurigerweise auch realitätsnah.
So spiegelt dann auch die weitere Geschichte unsere Gesellschaft wieder. Einer Gesellschaft die, die Natur ausbeutet, ausnutzt und schröpft bis zum Gehtnichtmehr.
Diese aufrüttelnde Seite ist jedoch nur ein Teil der Story. Auf der anderen Seite geht es um den Leichenfund und die Untersuchung was vor 4 Jahren mit Tom geschehen ist. Und diese waren leider sehr langatmig und ich habe mich des öfteren beim groben Ueberlesen ertappt. Schade finde ich, dass gerade die Themen Umweltschutz, Klimawandel und Artenschutz hinter diesen persönlichen und langatmigen Belangen der Freunde und Angehörigen des Toten zeitweise völlig ins Abseits geraten.
Denn gerade die Passagen, die Szenen dort im ewigen Eis beschreiben sind ausdrucksstark und authentisch beschrieben. Die Handlung rund um den Tod von Tom ist leider nicht sehr fesselnd.
Der Schreibstil ist wie gesagt ausdrucksstark, hätte jedoch unbedingt gestrafft werden müssen. Sehr ermüdend und nach dem 4, 5 Mal von mir übersprungen worden, sind die Eingangsabschnitte zu den verschiedensten Polarexpeditionen. Hätte man meiner Meinung nach weg lassen können.
Die Figuren sind alle irgendwie sonderbar. Sean, der Wasser predigt und Wein trinkt, mir sehr unsympathisch. Seine Erinnerungen an die Zeit, als Tom noch gelebt hat, gähnend langweilig. So wie auch der Rosenkrieg, den er mit seiner Exfrau führt. Er ist fremd gegangen, hat seine Frau und Tochter belogen, und wundert sich, dass die nicht gut auf ihn zu sprechen sind. Dass, ich hier nicht unbedingt Mitleid hatte, ist wohl verständlich. Leider ist Sean mit seiner überheblichen Art die Hauptfigur und mehr und mehr hat er mich nur noch genervt.
Dann die Freunde Ruth, Joe und Radiance.... und nicht zu vergessen Martine, der Scheidungsgrund von Sean und Exfrau. Sie sind exzentrisch und doch sehr auf ihr Geld und die Macht fixiert. Sehr klischeehaft empfand ich die Charakterisierung der Figuren, sogar von Tom, dem Umweltschützer.
Mich hat dieses Buch nicht gerade vom Hocker gehauen. Obwohl ich die Grundidee toll finde. Ein ganz klares Plus ist das Setting, die Szenen in der Arktis toll!