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Veröffentlicht am 12.01.2023

Toller Krimi in Island

Verschwiegen
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Elma ist noch nicht lange zurück im Städtchen Akranes, in dem sie aufgewachsen ist. Ihre neue Stelle bei der Kripo Akranes bietet ihr die Chance Reykjavik und ihrer verflossenen Liebe Davide den Rücken ...

Elma ist noch nicht lange zurück im Städtchen Akranes, in dem sie aufgewachsen ist. Ihre neue Stelle bei der Kripo Akranes bietet ihr die Chance Reykjavik und ihrer verflossenen Liebe Davide den Rücken zu kehren.

Unter der Leitung ihres neuen Chefs Hördur Höskuldsson untersucht Elma einen neuen Mordfall.

Eine tote Frau wurde im Meer, nahe am Leuchtturm aufgefunden und die Untersuchungen ergeben, dass sie gewaltsam zu Tode kam.



«Verschwiegen» ist der Start in eine neue Krimiserie in und aus Island. Im Städtchen Akranes, in dem die Polizistin Elma schon Angst hat, nicht genug zu tun zu haben, geschieht ein Mordfall. Damit beginnt ein solider Krimi mit Mord, Ermittlungen und Aufklärung. Stimmig sind die Ermittlungsergebnisse und es fügt sich Puzzleteil an Puzzleteil.

Rückblicke in die Kindheit des Opfers haben meine Neugierde angestachelt und mein Mitleid für dieses Kind ausgelöst. Diese, in anderem Schriftbild geschriebenen Passagen aus der Sicht eines Kindes, empfand ich als sehr eindringlich und verstörend.

Der Mittelpunkt der Geschichte und Schauplatz des Verbrechens ist ein Städtchen in den Weiten Islands, in dem die Bevölkerung einerseits aufeinander angewiesen ist und andererseits auch Verbrechen entstehen. Verbrechen, die manchmal unter den Teppich gekehrt werden und erst Jahre danach an die Öffentlichkeit gelangen. Die Autorin ist in Akranes aufgewachsen und lebt nun in Rejkavik, was man spürt.

Im Zentrum stehen die jungen Ermittler Elma und ihr Kollege Saevar, ihr Chef Hördur bleibt dabei eher blass. Elma trägt ebenfalls ein Geheimnis mit sich, das sie von Rejkavik nach Akranes mitgeschleppt hat und das ihren ehemaligen Freund betrifft.

Nicht wie so oft Krimis aus der Gegend ist dieser Islandkrimi nie düster. Auf ausschweifende Landschaftsbeschreibungen und durchwegs frierende Figuren hat die Autorin glücklicherweise verzichtet. Damit war meine grösste Herausforderung die fremdländisch klingenden Namen, doch ein persönlich angelegtes Glossar hat auch dieses Problem gelöst.

Endlich habe ich auch verstanden, wie in Island die unterschiedlichen Nachnamen innerhalb einer Familie zustande kommen. Ein eigenes Namenssystem, in dem der Nachname aus dem Namen des Vaters und "son" für Jungen und "dottir" für Mädchen zusammengesetzt wird, macht das möglich.

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Veröffentlicht am 16.08.2022

Mystery oder Thriller?

Der Gesang des Blutes
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Tom und Kristin träumen von einem Haus auf dem Land und entdecken ein passendes Objekt in Althausen. Architekt Tom Merbold sieht viel Potenzial in dem alten Haus. Doch seiner Frau Kristin ist das Haus, ...

Tom und Kristin träumen von einem Haus auf dem Land und entdecken ein passendes Objekt in Althausen. Architekt Tom Merbold sieht viel Potenzial in dem alten Haus. Doch seiner Frau Kristin ist das Haus, vor allem der Keller des Hauses, unheimlich. Tom zuliebe willigt sie ein nach Althausen zu ziehen und sie kaufen das Objekt und bauen um.

Das Glück auf dem Land währt nicht lange, denn Tom wird getötet und Kristin ist allein mit der 4-jährigen Lisa. Genau in dem Haus, das ihr Angst macht. Immer wieder geistern Albträume durch ihre Nächte. Sie träumt von dem Scherenschleifer, der genau in ihrem Haus vor Jahren eine Frau getötet haben soll. Als ihre Mutter einen Unfall erleidet, fleht sie Kristin an, sofort auszuziehen.




Der Spannungsbogen ist von Beginn her hoch. Denn als Leser liest man, wie Nachbarn über die drohende Katastrophe reden, die sich im Haus ereignen wird. In genau dem Haus, indem sich die kleine Familie gerade einrichtet, den Umbau plant und die Zukunft farbig anmalt.

Dann stirbt Tom und rund um seinen Tod wird eine Geschichte gewoben, die in Perspektivwechseln mündet. Die Trauer von Kristin und der kleinen Lisa ist greifbar und wird sehr gut zum Leser transportiert. Dan wandelt sich die Geschichte und neue Figuren kommen ins Spiel. Diese Perspektivwechsel, weg von Kristin und ihrem Umfeld, bedingen konzentriertes Lesen. Denn auf einen Schlag werden etliche Figuren eingebaut, die keine Vorgeschichte haben, sondern einfach ihre Geschichte von sich und rund um Toms Tod erzählen.

«Der Gesang des Blutes» ist eine Mischung aus Thriller, Fantasy und Schicksalsroman. Es geistert und spukt ganz schön durch die Räume und den Keller des alten Hauses.

Ich war mir nie sicher, was Kristins Träume, Einbildung und Angst vor den alten Geschichten, die ihr die Nachbarn erzählen, geschuldet ist und was sich in der Realität genauso abspielt, wie es beschrieben wird.

Schade fand ich, dass Andreas Winkelmann nicht den Mut gehabt hat, bei der Auflösung Stellung zu nehmen. Thriller oder Mystery? Er mogelt sich da einfach heraus, indem er den Lesern diese Antwort schuldig bleibt. Andererseits lässt der Autor viel Raum für eigene Gedanken, wie die mystische Seite in die Handlung passt. Damit bewerte ich diese Idee als gelungen für mich und honoriere sie dementsprechend.

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Veröffentlicht am 02.04.2022

Mitten aus dem Leben!

Eine perfekte Familie
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Jay Delaney lebt mit ihrem Mann Stan in der Nähe von Sydney und seit dem Auszug der vier Kinder und dem Verkauf der florierenden Tennisschule geraten die beiden immer wieder aneinander. Eine willkommene ...

Jay Delaney lebt mit ihrem Mann Stan in der Nähe von Sydney und seit dem Auszug der vier Kinder und dem Verkauf der florierenden Tennisschule geraten die beiden immer wieder aneinander. Eine willkommene Abwechslung für die beiden, als eines Abends eine junge Frau vor ihrer Türe steht und um Hilfe bittet. Jay und Stan nehmen Savannah vorübergehend auf, Platz haben sie ja genug. Kurz darauf verschwindet Jay spurlos und Stan gerät in Verdacht, mit dem Verschwinden seiner Frau etwas zu tun zu haben. Was Troy, Brooke, Amy und Logan, die vier Kinder, nicht so recht glauben können. Sie beginnen nachzuforschen, was vor dem Verschwinden Jays geschehen ist und entdecken, dass sie ihre Eltern und deren Leben nicht so wirklich gekannt haben.





Dieses Buch ist randvoll mit kleinen und großen Geschichten, Erinnerungen und Anekdoten der Familie Delaney. Oft dreht sich die Handlung um die Beziehung zwischen den Geschwistern, die mittlerweile alle ihr eigenes Leben führen und doch durch ihre Eltern untrennbar miteinander verbunden sind. Auch die Beziehung von Jay und Stan zu jedem ihrer Kinder und untereinander steht oft im Mittelpunkt. Dabei habe ich mich bestens unterhalten gefühlt, denn ich mag Familiengeschichten sehr, sehr gerne.

Wie der Buchtitel fast ironisch sagt, handelt es sich hier um alles andere als eine perfekte Familie. Nach und nach kommen nämlich Streitereien, Bevorzugungen und Eifersüchteleien ans Licht, die alles andere als harmonisch sind. Und neben all dem steht das Unbekannte in der Gestalt von Savannah, aus der ich lange nicht schlau wurde.

Ist die junge Frau Freund oder Feind? Das war die zentrale Frage und die Würze, die mich durch das Buch getrieben hat. Ich empfand diesen Punkt als sehr fesselnd und spannend. Sie und auch die Familie, allen voran Brooke, Troy, Logan und Amy sind sehr gut ausgearbeitet. So gut, dass man von Beginn weg weiss, wer denn wer ist und Verwechslungen praktisch unmöglich sind.



Die Familie Delaney ist eng mit dem Tennis - Sport verbunden. Nicht nur, dass die Eltern eine Tennisschule geleitet haben, auch die vier Kinder wurden mehr oder weniger gezwungen, diesen Sport auszuüben. Indirekt schimmert durch, wie es für Kinder von ehrgeizigen Eltern ist, mit diesem Druck aufzuwachsen.



Die Geschichte wandert hin und her zwischen „Jetzt“ und „ein Jahr zuvor“ und nach und nach ergänzen sich die zwei Stränge. Beide Stränge enthalten immer wieder Passagen aus der Vergangenheit der Familie, als sie noch im Tennisgeschäft tätig und die Kinder klein waren. Da erfährt zum Beispiel Logan in der Gegenwart, bei seinen Recherchen, was ein Jahr zuvor, als Savannah bei den Delaney eingezogen ist, geschah. Man blickt jedoch auch mehr und mehr hinter Verhaltensweisen der einzelnen Familienmitglieder und versteht dann, weshalb eine Reaktion in der Gegenwart genau so geschieht. Daraus entstand eine abwechslungsreiche Story, die bei mir einen regelrechten Sog entwickelt hat.

Ich mag die Bücher mit Familiengeschichten von Liane Moriarty sehr gerne, denn sie versteht es sehr gut, die Figuren sehr lebendig zu charakterisieren. Auch in "Eine perfekte Familie" ist ihr dies hervorragend gelungen. Die Familie Delaney könnte eine sein, wie es sie auch im realen Leben gibt.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Dauerlächeln im Gesicht!

Menschenskinder ... nicht schon wieder!
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Wenn die Tochter heiratet, ist die Brautmutter oft gefordert, denn so eine Hochzeit gibt ordentlich was zu tun. Da müssen mindestens zwei Zentner Kartoffelsalat für den Polterabend bereitgestellt werden ...

Wenn die Tochter heiratet, ist die Brautmutter oft gefordert, denn so eine Hochzeit gibt ordentlich was zu tun. Da müssen mindestens zwei Zentner Kartoffelsalat für den Polterabend bereitgestellt werden und was man als Brautmutter zum Polterabend anziehen soll, steht in den Sternen. Evelyn Sanders, die als Autorin Erlebnisse ihrer nun flügge gewordenen fünf Kindern beschreibt, sieht sich nicht nur mit der Rolle als Brautmutter konfrontiert, sondern teilweise auch mit der Organisation der Hochzeitsfeier.



Die fünf Kinder der Familie Sanders sind indessen also alle ausgezogen und teilweise verheiratet. Mit den inzwischen 2 ¾ unter die Haube gebrachten Sprösslingen sollte das Leben von Evelyn Sanders und Ehemann Rolf ruhiger werden.

Sollte man denken!

Die Probleme sind andere als in der Kinder und Jugendzeit des Nachwuchses. Die Kinder sind selbstständig und leben nicht mehr zu Hause bei den Eltern. Nun muss sich Evelyn Sanders noch mehr um Mann Rolf kümmern, der meiner Meinung nach, immer unselbstständiger wird. Ich habe mich köstlich amüsiert über das Ehepaar Sanders, das schon mal Grundsatzdiskussionen hat, wann der Wagen vollgetankt werden sollte. Szenen, mitten aus dem Leben, die wohl jeder und jede von uns kennt.

Die Autorin beschreibt diese jedoch auf eine so humorvolle Art, bei der man beim Lesen ein Dauerlächeln im Gesicht hat. So verfliegen die Seiten unheimlich schnell, es wird nicht langweilig. Eine Kunst zum Beispiel über 100 Seiten einen Urlaub im fernen Manila mit Tochter Steffi und Schwiegersohn Hannes so zu beschreiben, dass es keine langatmigen Stellen gibt.

Die Hochzeit von Tochter Nicky ist ein regelrechter Familienevent und ich habe Wiedersehen mit den Sprösslingen der Familie Sanders gefeiert. Echt schön war es zu lesen, was aus ihnen geworden ist.

Die Figuren sind so lebensecht beschrieben, dass ich oft das Gefühl hatte, das könnte die Familie sein, die nebenan wohnt.


Evelyn Sanders ist wohl noch einen Schuss sarkastischer als in den früheren Büchern. Ihre schnodderige, jedoch nie beleidigende Art, gefällt mir immer noch außerordentlich gut. Und das, obwohl das letzte Buch, das ich von ihr gelesen habe, 35 Jahre zurückliegt.

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Würdiger Abschluss der Reihe!

Violas Versteck (Tom-Babylon-Serie 4)
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Tom Babylon von der Mordkommission 11 in Berlin erwacht in einem Krankenhaus in London. Er weiß weder wie er verletzt wurde noch seit wann und weshalb er in London ist. Erst als er in seinen Sachen ein ...

Tom Babylon von der Mordkommission 11 in Berlin erwacht in einem Krankenhaus in London. Er weiß weder wie er verletzt wurde noch seit wann und weshalb er in London ist. Erst als er in seinen Sachen ein Foto findet, kehrt die Erinnerung langsam zurück und er erinnert sich vage an den Grund für seine Reise. In einer Blechbüchse im Keller seines Elternhauses hat Tom ein Foto gefunden, das seine verschwundene Schwester Viola als erwachsene Frau zeigt. Sicher seine Schwester nun endlich zu finden, reiste er von Berlin nach London.



„Violas Versteck“ ist der vierte und letzte Teil der Serie rund um Tom Babylon und der Suche nach seiner Schwester Viola. Nach "Die Hornisse", "Zimmer 19" und " Schlüssel 17" jetzt also leider der letzte Band.

Vi verschwand als 10-Jährige und seit 23 Jahren sucht Tom nach seiner kleinen Schwester. Die Suche geht über alle vier Teile der Reihe. Was ziemlich langatmig tönt, ist nicht so. Denn für Tom gibt es sehr viele brisante Momente zu überstehen, Leute zu entlarven, die es nicht gut meinen und immer wieder steht er nah am Tod. Meiner Meinung sollte man unbedingt die ersten drei Teile gelesen haben, denn sonst könnte das Verständnis fehlen, da die Handlung weiterläuft.

Was mich im dritten Teil gestört hat, ist hier in diesem Buch weniger ausgeprägt. Tom führt zwar immer noch Selbstgespräche mit seiner kleinen Schwester, doch diese sind weniger ausschlaggebend für Ermittlungserfolge. Sondern stehen als das, was sie sind: Selbstgespräche.



Eine nahe Vertraute Toms, die Polizeipsychologin Sita Johanns, wird in der geschlossenen Psychiatrie „ Festung Tauenstein“ für Strafgefangene eingewiesen. Diese kursiv geschriebenen Kapitel empfand ich als sehr gruselig und beklemmend. Atmosphärisch und unterschwellig aggressiv ist die Stimmung dort in dieser geschlossenen Haftanstalt beschrieben. Sita muss regelrecht über Leichen gehen und viele brenzlige Szenen haben mich atemlos lesen lassen.

Dazu kommt, dass sie in der Klinik alte Bekannte aus vorderen Bänden wieder trifft und die meinen es nicht unbedingt gut mit ihr.

Einige Details darf man hier nicht zu sehr hinterfragen. Wie zum Beispiel die Tatsache, woher ein Patient ein Mobiltelefon von spezieller Größe hat? Das in einer penibel überwachten Spezialklinik für gefährliche Strafgefangene.



Viele Zeitsprünge, Kapitel kreuz und quer und weit entfernt von einer chronologischen Abfolge, sind eine Herausforderung und bedingen sehr konzentriertes Lesen.



Die über 600 Seiten sind wie im Flug vergangen und ich hatte das Buch in 3 Tagen gelesen. Der Grund dafür ist, dass der Spannungsbogen von der ersten bis zur letzten Seite sehr hoch ist und Cliffhanger bei Kapitelende oft animieren schnellstens weiterzulesen.

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