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Veröffentlicht am 27.02.2024

Rimini ist out! Camaiore ist in!

Toskanaträume im Weingut Monte Rosso (Verliebt in Italien)
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Das war mein erstes Buch von Hanna Holmgren, ich habe erst beim Recherchieren festgestellt, dass es bereits drei Vorgänger gibt, die ebenfalls im schönen Camaiore in der Toskana spielen. Die drei Vorgängerbände ...

Das war mein erstes Buch von Hanna Holmgren, ich habe erst beim Recherchieren festgestellt, dass es bereits drei Vorgänger gibt, die ebenfalls im schönen Camaiore in der Toskana spielen. Die drei Vorgängerbände widmen sich Personen, die auch im 4. Band wieder auftauchen, aber man muss sie zum Verständnis nicht gelesen haben.

Das Cover mit einer Weinflasche und zwei Gläsern im Vordergrund, einer Cascina im Hintergrund und einem traumhaften Blick auf die etwas tiefer liegende Landschaft stimmt schon mal ins Geschehen ein.

Das Buch startete mit lustigen Szenen und viel Humor. Es hatte schon etwas, wie Cecilia die High Society Roms und die erfolgreichen Manager dort beschrieb.

Cecilia ist Journalistin und soll in Camaiore eine Restaurantbesitzerin interviewen. Sie hat sich in einem kleinen schicken Hotel eingemietet und lernt dort auch die ersten Dorfbewohner kennen. Obwohl sie sich immer für einen Stadtmenschen gehalten hätte, merkt sie schon am ersten Tag, dass die Toskana ihr gut tut.

Per Zufall liest sie in einer alten Zeitschrift über den Monte Rosso, ein zauberhaft gelegenes Weingut, etwas heruntergewirtschaftet, aber mit alten Rebstöcken und guten Anlagen für hervorragende Weine. Passenderweise hatte sie Stefano, den neuen Besitzer des Weinguts bereits kennengelernt, sie erzählt ihm aber zunächst nichts von ihren Nachforschungen.

Das Buch lässt die sanften und manchmal auch etwas steileren Hügel der Toskana vor unseren Augen erscheinen, die Vögel zwitschern und zirpen, der Wind weht lau. Dazu spielt die Geschichte ja zum Teil in einem Hotel mit guter Küche, wunderbare Aromen treffen unsere Nase, der warme Duft von frischgebackenem Brot kommt aus dem Backofen, buntes Gemüse wird auf Tellern angerichtet. Alle Sinne sind also beim Lesen mit beteiligt.

Ich würde das Buch als Cozy Romance bezeichnen, denn natürlich geht es auch um die Liebe und um die Verwirrungen, die entstehen, wenn zwei sich finden, aber noch nicht gut kennen. Es liest sich gut, ich war an einem Nachmittag und Abend durch und kann es als Vorgeschmack auf den Urlaub in Italien und als kleine Liebesgeschichte gerne weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Zwischen Loyalität und Liebe

Wiedersehen in Stockholm
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Es geht zunächst einmal um Ella und Ben, die sich zufällig kennenlernen, sich sofort verstehen und schon nach wenigen Stunden das Gefühl haben, einfach zueinander zu gehören. Aber es kommt anders. Sie ...

Es geht zunächst einmal um Ella und Ben, die sich zufällig kennenlernen, sich sofort verstehen und schon nach wenigen Stunden das Gefühl haben, einfach zueinander zu gehören. Aber es kommt anders. Sie hören nicht wieder voneinander.

Zwölf Jahre gehen ins Land. Ella arrangiert sich mit ihrem Leben und tut sich mit Leon, ihrem Freund aus Kindheitstagen zusammen.

Ella muss als freiberufliche Lektorin den Kontakt zu Verlagen pflegen. Auf einem dieser Social Events trifft sie Ben wieder und alles tritt wieder an die Oberfläche. Sie erinnert sich an ihr Gespräch, an die Zärtlichkeiten zwischen ihnen und leider auch an den Abschied, dem nichts mehr folgte. Sie lernt an diesem Abend aber auch Fredrika Bergh kennen, die Seniorchefin eines großen schwedischen Unternehmens, dem auch der Verlag angeschlossen ist, für den sie arbeitet. Und aus dem Gespräch ergibt sich ein Auftrag, der ihr Leben in andere Bahnen lenken wird. Fredrika ist ein eher zurückhaltender Mensch, die nicht so schnell zu anderen Vertrauen fasst. Nur auf Ella scheint sie sich direkt einzulassen und erzählt ihr schon im ersten Gespräch aus ihrem Leben. Fredrikas Nichte Marielle, die Leiterin des Verlags, plant eine Biografie ihrer Tante. Schließlich war es in den 70er Jahren nicht alltäglich, dass eine Frau ein großes Unternehmen leitete und dann auch noch erfolgreich. Sie beauftragt Ella mit den Recherchen und Gesprächen, Ella würde als Ghostwriterin für ihre Tante auftreten.

Weite Teile des Buches sind aus der Sicht von Ella in der „Ich-Form“ geschrieben. Hin und wieder stockt man beim Lesen, wenn es zwischen gedachtem und gesprochenem Wort hin und her geht, das gleiche gilt, wenn Gespräche mit anderen wiedergegeben werden. Ich musste ein paarmal nachlesen, wer denn nun was gesagt hatte. Die Einschübe zu Fredrika aus dem Sommer 1968 sind in der 3. Person verfasst, hier schien es mir einfacher zu folgen.

Die Rückblende zu Fredrikas Leben läuft parallel zu den Entwicklungen, die sich in Ellas Leben ergeben. Ihr Partner Leon hat sich immer mehr zu einem Menschen entwickelt, der über ihr Leben bestimmt. Ella ist nach jedem zufälligen Zusammentreffen mit Ben, der auch mit der Familie Bergh gut bekannt ist, mehr auseinandergerissen, ihre Gefühle fahren Achterbahn. Ihr Gedankenkarussell nimmt sehr viel Raum ein und manchmal wiederholt es sich auch.

Insgesamt ist es – mit den kleinen Einschränkungen – ein gut zu lesendes Buch, das selbst für Fredrika versöhnlich endet. Für Ben und Ella hatte ich es, schon aufgrund der Einordnung als Second Chance-Roman, sowieso erwartet.

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Veröffentlicht am 23.02.2024

Schöner Krimi für den nächsten Urlaub in der Toskana

Vino, Mord und Bella Italia! Folge 1: Das vergiftete Fest
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Fontenaia ist ein kleines Dorf in der malerischen Toskana. Dort hat Anna das verfallene Haus ihrer Oma geerbt. Es hängen schöne Kindheitserinnerungen daran und deswegen möchte sie es auf jeden Fall erhalten. ...

Fontenaia ist ein kleines Dorf in der malerischen Toskana. Dort hat Anna das verfallene Haus ihrer Oma geerbt. Es hängen schöne Kindheitserinnerungen daran und deswegen möchte sie es auf jeden Fall erhalten. Allerdings wird das teuer und Anna hat wenig Geld.

Ihr neuer Job als Kellnerin beschert ihr schon in den ersten Tagen gleich zwei Todesfälle. Dummerweise hatte sie die tödlichen Cocktails gemischt und gerät daher unter Mordverdacht. Zeitgleich wird im Wald ein menschliches Skelett gefunden und auch hier ist von einem lange zurückliegenden Mord auszugehen.

Mit der Aufklärung beauftragt wird Commissario Vico Martinelli, zunächst einmal eher unwillig bei der Sache. Hier lastet die „Ruhe und Beschaulichkeit wie ein zu schweres Betttuch auf Vico, seit er in die Pampa strafversetzt worden war“. Er tut das Naheliegendste und verdächtigt die Kellnerin Anna und ihre Kollegin Chiara.

Das kann Anna nicht auf sich sitzenlassen, sie startet ihre eigenen Ermittlungen und tritt in so manches Fettnäpfchen.

Der Krimi ist zunächst einmal das, was er zu sein vorgibt, nämlich ein Cozy Crime. Das kleine Dorf Fontenaia ersteht vor unseren Augen, wir können uns vorstellen, wie der kleine Tameo und sein Hund durch die Hecken aufs Grundstück krabbeln und auch der marode Zustand des Hauses wird so geschildert, dass jeder Leser meint, in einer Bruchbude zu stehen. Allerdings einer Bruchbude, die gerettet werden kann.

Was mir an Cozy Crimes gefällt, ist, dass sie nicht grausam oder blutrünstig sind, den Leser aber trotzdem an der Lösung eines Kriminalfalles mitwirken lassen. Und den beiden Autoren ist es hier gelungen, mich lange im Unklaren zu lassen. Das Ganze gewürzt mit einer Prise Humor ergibt einen gut zu lesenden Krimi für den nächsten Urlaub in der Toskana.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Wer ist der eingemauerte Tote?

Madame le Commissaire und die Mauer des Schweigens
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Aus dem Nachlass des ehemaligen Bürgermeisters soll ein Gemeindezentrum errichtet werden. Dafür müssen einige Häuser in Fragolin weichen. Während des Abrisses einer Garage findet man hinter einer zusätzlich ...

Aus dem Nachlass des ehemaligen Bürgermeisters soll ein Gemeindezentrum errichtet werden. Dafür müssen einige Häuser in Fragolin weichen. Während des Abrisses einer Garage findet man hinter einer zusätzlich eingezogenen Wand ein Skelett.

Niemand wird vermisst und die Tat könnte lange zurückliegen. Daher werden zunächst einmal die ehemaligen Besitzer des Hauses eruiert. Ein Immobilienmakler, unsympathischer Typ mit krimineller Vergangenheit, kann leider nicht dafür verantwortlich gemacht werden. Die Besitzer davor rücken in den Blick. Während Madame le Commissaire sich nur halb konzentriert den Ermittlungen zuwendet, hat sie mehr mit ihren Beziehungen zu tun. Von Nicolas hat sie länger nichts gehört, er hat sie nur um Geduld gebeten. Plötzlich erreicht sie sein Anruf aus einem Gefängnis in Marokko. Ihm wird Drogenschmuggel vorgeworfen.

Anders als ich es aus den vorangegangenen Krimis gewohnt war, nehmen in diesem Fall die persönlichen Interessen der Commissaire einen größeren Platz ein. Der lange zurückliegende Fall des eingemauerten Skeletts interessiert sie weniger, das überlässt sie größtenteils ihrem Assistenten Apollinaire. Erst zum Schluss hin beschäftigt dann doch beide die Lösung des Falles, die sich dem Leser aber schon vorher erschlossen haben wird.

Mir schien es so, dass der Krimi als ein Übergangskrimi zu sehen ist. Der nächste scheint wieder spannender zu werden, zumindest deutet der Ausblick etwas in diese Richtung an.

Das Lebensgefühl Südfrankreichs mit guter Küche, kaltem Rosé, verschwiegenen Badebuchten und pulsierenden Badeorten, mit einem herrlichen Hinterland und Dörfern wie Fragolin spielen natürlich weiterhin eine Rolle und machen den Krimi zu einem Wohlfühlkrimi. Ganz so stark wie manche seiner Vorgänger war er allerdings nicht. Trotzdem lese ich weiter, denn Madame le Commissaire ist mir mittlerweile ans Herz gewachsen.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Ladies, wir haben nicht nur Abendessen gemacht, wir haben Geschichte geschrieben!

Eine Frage der Chemie
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Elisabeth Zott ist Wissenschaftlerin, sie ist Chemikerin und liebt ihren Beruf. Sie lebt in den 60er Jahren in den Vereinigten Staaten, es könnte aber auch Europa gewesen sein. Sie hätte liebend gerne ...

Elisabeth Zott ist Wissenschaftlerin, sie ist Chemikerin und liebt ihren Beruf. Sie lebt in den 60er Jahren in den Vereinigten Staaten, es könnte aber auch Europa gewesen sein. Sie hätte liebend gerne promoviert, das hatte ihr Doktorvater ihr vereitelt. Mittlerweile arbeitet sie an einem Institut im Süden von Kalifornien und erfährt von Vorgesetzten und Kollegen nicht die Unterstützung oder Kollegialität, die ihr eigentlich zusteht. Ganz im Gegenteil!

Elisabeth ist keine durchschnittliche Frau. Sie fordert ihr Recht ein und stößt damit mehr als einmal auf unüberwindliche Hindernisse. Aber sie hat auch einmal Glück, denn sie lernt den berühmtesten Wissenschaftler des Instituts, Calvin Evans, kennen und lieben. Evans wurde nicht nur schon mehrere Male für den Nobelpreis vorgeschlagen, er ist auch jemand, der Vorurteile nicht zu kennen scheint. Für ihn ist Elisabeth die beste Partnerin, die er sich vorstellen kann. „Wenn Beziehungen ein Puzzle sind, dann war ihres von Anfang an vollständig“.

Zwei Jahre lang sind die beiden glücklich, dann beendet ein Unglück diesen wunderbaren Zustand und Elisabeth muss feststellen, dass sie schwanger ist. Sie ist nicht verheiratet und erwartet ein uneheliches Kind, in den 60er Jahren ein Kündigungsgrund und der Beginn des sozialen Abstiegs.

Der reine Zufall verschafft ihr nach der Geburt ihrer Tochter den Job einer „Fernsehköchin“ bei einem regionalen Sender. Sie macht daraus eine Chemie-Lehrstunde und eine Nachhilfestunde in Selbstwertschätzung für die Frauen vor den Bildschirmen, zunächst nur in Kalifornien, später im ganzen Land. Und sie straft damit alle Männer Lügen, die ihr diesen Erfolg neiden und nicht zugetraut haben, allen voran den Direktor des Senders. Auch wenn es Fiktion ist, selbst der spätere Präsident der USA lobte sie mit den Worten: „Diese Zott, das ist eine patente Frau!“

Elisabeth Zott ist stur, sie kann nicht verstehen, dass eine vernünftige Position sich nicht durchsetzt, dass die Hälfte der Bevölkerung in Unwissenheit und ihre Arbeit für minderwertig gehalten wird, dass selbst Frauen manipuliert werden, ihr feindlich gegenüberzustehen und ihr das Leben schwerzumachen. Miss Frask, die selbst von Promotion und Aufstieg träumte, war bereit, ihr in einem ihrer schwersten Momente im Leben in den Rücken zu fallen. Erst als sie selbst abserviert wird und merkt, dass man sich ihrer nur bedient hat, schließt sie sich mit Elisabeth zusammen.

Man hat oft das Gefühl, man liest die Biografie einer außergewöhnlichen Frau, die ihren Weg nach vielen Hindernissen doch noch fand. Dabei ist alles Fiktion. Aber es könnte genau so gewesen sein. Elisabeths Vorbild, ihr Herangehen an Herausforderungen, ihr Starrsinn waren notwendig, um ein Umdenken in den Köpfen zu erzwingen.

Es war ihre Unerbittlichkeit, gepaart mit der Einsicht, dass man Freunde braucht und manchmal auch kooperieren muss, die ihr letztendlich zum Erfolg verhalf.


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