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Veröffentlicht am 28.03.2021

Der Zustand der Straße muss immer berücksichtigt werden

Das Leben ist zu kurz für irgendwann
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Terry möchte ihren dementen Vater im Pflegeheim „Sonnenschein“ besuchen und anschließend ihrer besten Freundin Iris einen Geburtstagskuchen vorbeibringen – sie weiß noch nicht, dass dieser Tag alles in ...

Terry möchte ihren dementen Vater im Pflegeheim „Sonnenschein“ besuchen und anschließend ihrer besten Freundin Iris einen Geburtstagskuchen vorbeibringen – sie weiß noch nicht, dass dieser Tag alles in ihrem Leben verändern wird.

Im Pflegeheim „Sonnenschein“ gibt es einen Schädlingsbefall, weswegen Terry kurzerhand entscheidet, dass sie ihren Vater vorübergehend bei sich zu Hause aufnimmt. Der Kammerjäger sollte in einer Woche mit seiner Arbeit fertig sein und dann kann Eugene wieder in seine gewohnte Umgebung zurück. Demenzpatienten vertragen es nicht so gut, wenn man sie aus ihrem Umfeld herausreißt.

Auf dem Weg nach Hause möchte Terry noch einen Überraschungsbesuch im Yoga-Zentrum machen, in dem ihre Freundin Iris zu ihrem 58. Geburtstag einen Yoga-Kurs gebucht hat. Bevor sie losfährt, ruft sie sicherheitshalber im Yoga-Zentrum an und erfährt, dass keine Anmeldung von einer Iris Armstong vorliegt und nie vorgelegen hat. Zu Hause ist Iris auch nicht anzutreffen. Terry vermutet, dass Iris etwas passiert sein muss und sie dringt mit dem Ersatzschlüssel ins Haus ein. Sie findet das Haus in allen Zimmern aufgeräumt und leer vor. In einem an sie adressierten Brief, den sie auf dem Laptop findet, erklärt Iris ihr, dass sie in die Schweiz reist, um dort die Möglichkeit der Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen.

Iris hat Multiple Sklerose in einer aggressiven Form und sie möchte handeln, bevor sie selbst im späteren Verlauf ihrer Erkrankung nicht mehr in der Lage ist, handeln zu können.

Auf dem Laptop findet Terry die Reisebuchung der Fähre von Dublin (Irland) nach Holyhead (Großbritannien) und glücklicherweise hat diese noch nicht abgelegt. Mit ihrem Vater im Auto rast sie nach Dublin zum Fähranleger um Iris zur Rede zu stellen und dazu zu bewegen, ihren Plan aufzugeben. Iris lässt sich jedoch nicht umstimmen und Terry lässt sich nicht abwimmeln ……. so beginnt die Reise von Terry, ihrem dementen Vater Eugene und ihrer kranken Freundin Iris, die sie gemeinsam bis nach Zürich in der Schweiz führt, wo Iris in einem dafür vorgesehenen Spital ihre Sterbehilfe gebucht hat.



Der Klappentext des Buches verrät schon die ganze Geschichte, von daher kann man sich als Leser voll und ganz auf die Geschehnisse einlassen und Iris, Terry und Eugene auf ihrer Reise begleiten. Das Buch wurde von Sibylle Schmidt übersetzt, es umfasst 384 Seiten, aufgeteilt in 34 Kapitel, die jeweils mit einer Fahrschul-Regel überschrieben sind, ein Tribut an Terrys Vater Eugene, der früher Taxi gefahren ist. Die Regel hat aber auch immer einen Bezug zum aktuellen Kapitel.

Es geht in diesem Buch gar nicht um Iris und ihre MS, sondern um Terry und ihre Erkenntnisse über ihr eigenes Leben. Auf der Reise mit ihrem dementen Vater und ihrer kranken Freundin erkennt sie, dass sie bisher nur funktioniert hat. Ihre Ehe mit Brendan, ihre beiden Töchter, ihr ganzes Leben folgt einem Plan, den sie selbst aufgestellt hat. Niemals wäre sie spontan verreist, weswegen die Tatsache, dass sie Hals über Kopf eine Autofahrt über 1.600 km antritt, am meisten sie selbst schockiert. Durch die anfänglichen Telefonate mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern bekommt sie ein schlechtes Gewissen – aber sie wird um nichts in der Welt ihre Freundin im Stich lassen, weswegen sie die Anrufe ihrer Familie mehr oder weniger ignoriert und beginnt, ihr bisheriges Leben zu hinterfragen. Für sie ist es schon ein Meilenstein im Leben, dass sie auf einer Autobahn statt auf der Landstraße fährt und in einem ihr fremden Land auch noch auf der verkehrten Straßenseite. An solchen Dingen wächst Terry und in Zürich angekommen ist sie nicht mehr die Terry, die vor 4 Tagen in Dublin gestartet ist.

Iris ist eine toughe Frau. Sie hat Multiple Sklerose in einer aggressiven Form und bevor ihr die Krankheit ihre Handlungsfähigkeit raubt, möchte sie selbst ihrem Leben ein Ende setzen. Auch in Irland ist es nicht erlaubt Sterbehilfe zu leisten, weswegen sie sich einen Platz in einem Spital in der Schweiz gebucht hat, um dort zu sterben. Ihre Freundin Terry lässt sich jede Menge einfallen um sie von ihrem Plan abzuhalten, aber Iris ist fest entschlossen das durchzuziehen. Sie ist nicht begeistert davon, dass Terry sie begleitet, eigentlich findet sie das Verhalten ihrer Freundin mehr als übergriffig, aber da sie sich nicht abwimmeln lässt, nimmt Iris den Komfort an, den ihr die Reise im PKW bietet.

Eugene Keogh, Terrys dementer Vater, ist ungewollt und ungeplant in einen Road-Trip reingeraten, den seine Tochter mit ihrer Freundin macht. Bei seiner Figur bin ich sehr gespalten mit meiner Meinung. Auf der einen Seite muss ich schmunzeln bei seinen Geschichten, an die er sich erinnert, auf der anderen Seite finde ich es teilweise entwürdigend, was er auf der Reise alles über sich ergehen lassen muss. Ein Gutes hat die Sache jedoch, Terry kommt auch ihrem Vater wieder etwas näher. Sie kümmert sich um seine Körperpflege und muss rund um die Uhr auf ihn aufpassen, etwas, was ihr durch die Pflegekräfte im „Sonnenschein“ bisher abgenommen wurde.

Der Schreibstil der Autorin ist durchgehend angenehm zu lesen, die Geschichte wird aus der Sicht von Terry in der Ich-Form erzählt. Die Autorin hat hier gleich mehrere Themen miteinander verwoben: Demenz, Multiple Sklerose und Sterbehilfe. Wie würde man selbst an Iris‘ Stelle mit der Krankheit umgehen? Ich für meinen Teil habe Iris‘ Entscheidung als für zu früh empfunden, aber das ist subjektiv, denn ich leide nicht unter dieser Krankheit und kann ihre Gedanken somit nicht nachvollziehen. Gleichwohl kenne ich 2 Menschen mit MS, die beide an unterschiedlichen Stadien dieser Krankheit angekommen sind und keiner möchte bisher sein Leben beenden.

Die Geschichte hat mich an einigen Stellen nachdenklich werden lassen, an anderen Stellen empfand ich die Geschehnisse als deutlich zu überzogen. Der Schreibstil der Autorin ist durchgehend angenehm zu lesen, den Charakteren fehlt meiner Meinung nach aber etwas Tiefe, denn weder Iris noch Terry haben mich wirklich berühren können. Mr. Keogh, um den es aber eigentlich nur nebenbei ging, konnte mich da schon mehr ansprechen.

Auch wenn es in dieser Geschichte kein Happy End gibt, so gibt es doch die Erkenntnis, dass man sein Leben – auch (oder gerade) als Ehefrau und Mutter – nicht ausschließlich auf die Familie ausrichten soll, denn „Das Leben ist zu kurz für irgendwann“.

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Veröffentlicht am 12.03.2021

Die Weihnachtstern-Saga geht weiter

Wiedersehen im Land der Weihnachtssterne (Die Weihnachtsstern-Saga 2)
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Vor knapp 2 Wochen hat Stella ihre neu gewonnene Familie in Kalifornien verlassen und ist in ihre WG nach München zurückgekehrt. Auf der einen Seite ist es Stella nicht leicht gefallen, ihre Familie wieder ...

Vor knapp 2 Wochen hat Stella ihre neu gewonnene Familie in Kalifornien verlassen und ist in ihre WG nach München zurückgekehrt. Auf der einen Seite ist es Stella nicht leicht gefallen, ihre Familie wieder zu verlassen, auf der anderen Seite fehlt ihr noch der Mut, in Deutschland alles hinter sich zu lassen und ganz nach Kalifornien überzusiedeln. Als ihr ihre WG-Mitbewohner offenbaren, dass sie eine andere Wohnung gefunden haben und ausziehen werden, entschließt sich Stella dazu, wieder in ihr Elternhaus mit angrenzender Gärtnerei zu ziehen. Zurück dorthin, wo sie jahrelang alleine mit ihrer Mutter gelebt hat.

Kurz nachdem sich Stella wieder häuslich eingerichtet hat, steht Max Licht vor der Türe – Davids Zwillingsbruder. Da auch ihm ein Teil des Hauses gehört, in dem Stella wohnt, zieht er in die Villa ein. Stella weiß nichts über ihn. Nur, dass er sich 1941 mit seiner Familie zerstritten hat und von Kalifornien nach Deutschland gegangen ist. Warum, wieso, weshalb … das verspricht Max ihr zu erzählen, wenn sie ihm in einer Sache hilft: Stella soll dafür sorgen, dass seine Familie ihm vergibt.

Also fliegt Stella erneut nach Kalifornien um die die ganze Geschichte ihrer Familie zu erfahren.

„Wiedersehen im Land der Weihnachtssterne“ knüpft nahtlos an den 1. Teil der Weihnachtsstern-Saga an. Tatsächlich ist der Einstieg in dieses Buch ein wenig langatmig, so dass ich mich tatsächlich schon bald fragte, ob wirklich jede Geschichte eine Fortsetzung braucht. In diesem Buch geht es jedoch nicht mehr vordergründig um die Erfolgsgeschichte des Weihnachtssterns, sondern es wird die Familiengeschichte aufgerollt.

In diesem Buch gliedert sich die Story gleich auf 3 Zeitebenen, was mich manchmal verwirrt hat. Da gibt es die Handlungen im Jahr 2006, als Stella erneut nach Kalifornien fliegt, um ihre Familiengeschichte restlos zu erfahren. Der 2. Handlungsstrang in den 1940er Jahren erzählt von den Kindern von Feli und Philipp: Lizzy, David und Max sowie Theresa, Lizzys Freundin und im 3. Handlungsstrang folgen wir den Geschehnissen in den 1960er Jahren, die sich um Stellas Mutter Inge drehen. Findet Stella bei der Gelegenheit sogar heraus, wer ihr Vater ist?

Stella erfährt die Hintergründe, warum ihre Großmutter eigentlich gar nicht ihre leibliche Großmutter ist und was damals passiert ist, dass Max und David sich nach der Hochzeit von David und Theresa zerstritten haben und Max kurz darauf ohne Abschied das Land verlassen hat. Die Handlungsstränge laufen am Ende des Buches alle auf eine Zeitebene zusammen, zumindest soweit das machbar ist – schafft Stella es, dass Lizzy und Max ihrem Bruder verzeihen ??

Der Schreibstil der Autorin ist auch in diesem Buch wieder gut zu lesen. Die Charaktere haben ihre Eigenschaften behalten und machen auch in diesem Band eine entsprechende Entwicklung durch. Der Leser verfolgt diese Entwicklung über 3 Zeitebenen, was an manchen Stellen durchaus verwirrend sein kann.

Es ist interessant zu verfolgen, wie sich alles von den 1940ern bis ins Jahr 2006 entwickelt hat, an manchen Stellen war es mir aber auch einfach zu langatmig erzählt. Die Geschichte des Weihnachtssterns steht hier nicht mehr so sehr im Vordergrund. Für mich war der 1. Teil wesentlich interessanter.

Um die Geschehnisse im 2. Band zu verstehen, ist es unabdingbar, auch den 1. Band zu lesen.

Veröffentlicht am 06.03.2021

War es Mord, Selbstmord oder einfach nur ein Unfall?

Die Frau vom Strand
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Rebecca und Lucy, die seit 6 Jahren verheiratet sind, wohnen seit etwas mehr als 1 Jahr in ihrem Haus im Ostseebad Rerik.

Lucy abeitet als Softwareentwicklerin und ist nur mittwochs und an den Wochenenden ...

Rebecca und Lucy, die seit 6 Jahren verheiratet sind, wohnen seit etwas mehr als 1 Jahr in ihrem Haus im Ostseebad Rerik.

Lucy abeitet als Softwareentwicklerin und ist nur mittwochs und an den Wochenenden in Rerik, an den anderen Tagen wohnt sie in der Hamburger Wohnung, nahe ihres Arbeitsplatzes.

Rebecca ist gelernte Physiotherapeutin, ist jedoch gerade in Elternzeit, weil ihr Wunsch nach einem eigenen Kind vor 5 Monaten endlich in Erfüllung gegangen ist. Obwohl Rebecca die Zeit mit der kleinen Greta genießt und die Ruhe dringend braucht, scheint sie irgendwie doch auch einsam zu sein. Am Strand lernt sie Julia kennen und hilft ihr aus einer peinlichen Situation. In den nächsten Tagen verbringen die beiden Frauen viel Zeit miteinander. Rebecca weiß, dass am kommenden Wochenende Lucy ihre beiden Freunde und Geschäftspartner Finn und Priska Hofmeister zum Essen eingeladen hat und so lädt sie Julia spontan ein, ebenfalls zu kommen.

Julia kommt jedoch nicht, meldet sich aber auch nicht, so dass Rebecca glaubt, dass ihr etwas zugestoßen sein muss. Sie sucht jeden Fleck in Rerik nach ihrer neuen Freundin ab und die Wahrheit, auf die sie bei ihrer Suche stößt, offenbart ihr, dass es diese Julia gar nicht gibt. Niemand hat die Frau gesehen. Es sieht so aus, als ob sich jemand ganz gezielt ihr Vertrauen erschlichen hat und dann wieder untergetaucht ist.

Kurz darauf wird am Fuße der Steilküste eine Frauenleiche entdeckt.
Es handelt sich dabei jedoch nicht um Julia ….

Edda Timm und den Kollegen von der Kripo Rostock stellen sich beim Anblick des Fundortes drei Fragen: Ist die Tote unglücklicherweise abgestürzt, aus eigenem Antrieb über die Klippe gesprungen oder eventuell sogar gestürzt worden?

Nach ihrer eigenen Aussage ist Edda ein Nussknacker – sie knackt jedes Rätsel; bei Computerspielen genauso wie in ihrem Job.


„Die Frau am Strand“ ist das neueste Werk der Autorin Petra Johann. Ich habe bisher jeden ihrer Kriminalromane gelesen, alle sind in meinen Augen überdurchschnittlich gut und und deswegen waren meine Erwartungen an dieses Buch recht hoch. Die Autorin hat mich aber auch dieses Mal nicht enttäuscht.

Das Buch beginnt mit einem Prolog, dessen Sinn sich erst am Ende des Buches erschließt. Es handelt sich um die letzten Gedanken einer sterbenden Person; der Person, die tot am Fuße der Klippen gefunden wurde.

Dann beginnt Rebecca damit, rückwirkend die Geschichte zu erzählen. Rebecca hat die direkte Anrede gewählt – sie spricht direkt zu mir, so als wenn mir eine Freundin eine Begebenheit aus ihrem Leben erzählen würde. Sie erzählt von ihrer Frau Lucy und der kleinen Greta, wie sie Julia kennengelernt hat und sie anschließend fieberhaft sucht und so wird der Leser aus 1. Hand informiert und direkt ins Geschehen eingesogen. Die Erzählung Rebeccas endet vorerst an der Stelle, an der die Kriminalkommissarin Edda Timm in die Geschichte involviert wird – und zwar mit dem Fund der Leiche am Fuße des Steilufers. Von diesem Moment an erzählt eine außenstehende dritte Person und beleuchtet die Ermittlungen und die damit zusammenhängenden Fortschritte von Edda und ihrem Team. Ganz kurz vor der finalen Auflösung des Falles übernimmt Rebecca wieder das Wort und erzählt erneut aus ihrer Sicht und wieder direkt an den Leser gewandt, was sich wirklich zugetragen hat. Für mich war diese Erzählweise neu. In all den Büchern, die ich schon gelesen habe, wurde ich – zumindest nicht wissentlich - noch niemals direkt von einem Protagonisten angesprochen, was für mich das Leseerlebnis schon mal außergewöhnlich machte.

Einen Punkt muss ich der Autorin zu Gute halten: Ihre Ermittlerin Edda Timm hat zwar auch ihre Macken und Nauben (Schrullen und Launen), sie trägt aber keinen Sack voller Dämonen mit sich, die im Laufe der Geschichte den Fall zu einer persönlichen Sache werden lassen. Vielen Dank dafür!!

Die Anzahl der handelnden Personen ist überschaubar und alle Personen werden realistisch dargestellt.

Lucy ist die Behütende, sie sorgt sich um ihre Frau Rebecca, möchte immer jedem alles recht machen und auch ihr Freund und Geschäftspartner Finn Hofmeister kann sich in jeder Lebenslage auf Lucy verlassen.

Rebecca leidet seit einigen Monaten an Depressionen, weswegen sie mit ihrer Frau Lucy und Greta nach Rerik gezogen ist. Dort genießt sie die Stille, kann ihrer Tochter die ungeteilte Aufmerksamkeit widmen, fühlt sich aber scheinbar doch im tiefsten Inneren einsam, sonst hätte sie sich nicht so gedankenlos auf Julia eingelassen. Diese Begegnung wird sie noch bereuen, das merkt sie aber viel zu spät.

Bei Edda Timm scheiden sich die Meinungen. Entweder man mag sie, oder man mag sie nicht. Sie behandelt ihre Kollegen von oben herab, fühlt sich als etwas besseres, ist pedantisch, übergenau und verbissen – aus meiner Sicht ist es aber genau das, was gute Polizeiarbeit braucht, um einen Fall aufzulösen. Aber auch eine Edda ist nicht unfehlbar, weswegen sie ab und zu einen Ex-Kollegen zum Gedankenaustausch hinzuzieht.

Die Autorin schafft es, von Anfang an Spannung in den Fall zu bringen und diese auch bis zum Schluss zu halten. Als Leser ist es mir die ganze Zeit über unmöglich, den Täter zu benennen, der kristallisiert sich tatsächlich erst zum Ende des Buches heraus. Auch wenn der Kreis der handelnden Personen überschaubar ist, ist der Täter tatsächlich nicht greifbar.

Das Buch umfasst 458 Seiten und ist in 4 Teile eingeteilt. Teil 1 und Teil 4 sind den Erzählungen von Rebecca zugeordnet, Teil 2 und Teil 3 beziehen sich auf die Ermittlungen von Edda und ihrem Team und umfassen die Wochentage Donnerstag bis Sonntag.

Für mich war auch das wieder ein tolles Buch der Autorin Petra Johann. Ich hadere jedoch nur ein klein wenig mit der vom Verlag vorgenommenen Einteilung als „Thriller“. Für mich liegt der Schwerpunkt des Buches eindeutig auf der Ermittlungsarbeit, von daher ist es in meinen Augen eher ein Krimi als ein Thriller. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

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Veröffentlicht am 12.02.2021

Die Geschiche der Poinsettia

Im Land der Weihnachtssterne (Die Weihnachtsstern-Saga 1)
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Stellas Mutter Inge ist vor kurzem bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Stella fühlt sich schuldig an ihrem Tod, da sie kurz vor dem Unfall miteinander gestritten haben. Bei Durchsicht von Inges Unterlagen ...

Stellas Mutter Inge ist vor kurzem bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Stella fühlt sich schuldig an ihrem Tod, da sie kurz vor dem Unfall miteinander gestritten haben. Bei Durchsicht von Inges Unterlagen fällt Stella eine Einladung in die Hände …. eine Einladung zum Poinsettia-Day in Kalifornien. Stella geht davon aus, dass die Absenderin der Einladung eine gute Freundin ihrer Mutter ist und als sie sie telefonisch über den Tod von Inge informiert, lädt Lizzy sie ein, nach Californien zu kommen um den kalifornischen Teil ihrer Familie kennenzulernen. Warum hat ihre Mutter ihr nicht erzählt, dass sie Verwandtschaft in Californien hat? Inge hat eigentlich nie etwas über ihre eigene Familie erzählt. Warum eigentlich nicht?

Um das herauszufinden nimmt Stella die Einladung von Lizzy an und fliegt für ein paar Tage nach Laguna Beach/LosAngeles, Kalifornien. Es ist ein kleiner Schock für Stella, herauszufinden, dass es sich bei Lizzy Licht um die Mutter von Inge handelt – also ihre Großmutter. Die Lichts züchten auch heute noch Poinsettia – Weihnachtssterne – genau wie Lizzys Eltern, Philipp und Felizitas, die diese Pflanze vor vielen Jahren entdeckt und kultiviert haben.

Während ihr Cousin Adam ihr die Gewächshäuser für die Zucht der Weihnachtssterne zeigt und auch sonst die Tage kurzweilig gestaltet, erfährt Stella von Lizzy, wie im Jahr 1910 alles begann, als die Familie Schönberger aus München in Kalifornien ein neues Leben beginnt. Aller Anfang ist schwer und so haben sie natürlich auch die ein oder andere Hürde zu überwinden, aber gemeinsam mit ihren neuen Nachbarn, der Familie Licht, die auch aus Deutschland ausgewandert sind, ist alles nur noch halb so schwer.

Philipp ist der Meinung, dass Feli zwar schön wie eine Blume ist, aber eben nur wie eine Gewächshauspflanze. Er traut ihr nicht zu, dass sie dem harten Leben in der Wildnis Kaliforniens gewachsen ist. Feli beweist ihm das Gegenteil, sie hilft ihm sogar dabei, die bisher unbekannte und wildlebende Pflanze Poinsettia zu kultivieren und unterstützt ihn beim Aufbau seiner Zucht. Philipps Traum ist es, aus einer bisherigen Schnittpflanze eine Topfpflanze zu züchten. Aber bis dahin ist es ein langer Weg – und mit seinen „Blumenträumen“ zieht Philipp sich mehr als ein Mal den Unmut seines Vaters zu, denn eigentlich verdient die Familie Licht ihren Lebensunterhalt durch Milchwirtschaft.

Schafft Philipp es, den Weihnachtsstern so zu kultivieren, dass er zukünftig an Weihnachten in allen Haushalten zu finden sein wird?

„Im Land der Weihnachtssterne“ ist eine fiktive Erzählung, die auf wahren Begebenheiten basiert, nämlich der Entdeckung der Poinsettia und ihrer anstrengenden Kultivierung, bis zu der Version, die wir heute kennen – dem Weihnachtsstern, der kurz vor Weihnachten seine grünen Blätter in ein sattes rot verfärbt.

Die Autorin verknüpft hier 2 Handlungsstränge miteinander. Einmal die Jahre 1910 – 1918, in denen der Leser die Geschichte von Feli und ihrer Familie verfolgt, die im Jahr 1910 von München nach Kalifornien ausgewandert sind und die Jahre ab 2005, in denen der Leser Stella zum Besuch ihrer bisher unbekannten Familienmitglieder in Laguna Beach begleitet, wo sie die Geschichte der 3 Generationen vor ihr erfährt.

Die Charaktere sind liebevoll und glaubwürdig ausgearbeitet, wobei ich Stella als ein wenig kühl empfinde. Die Familienverhältnisse im kalifornischen Teil der Familie sind auch nicht das, was sie auf den 1. Blick zu sein scheinen. In der Familie liegt einiges im Argen, aber Stella erfährt nicht die ganze Wahrheit, was sich dann im mir bereits vorliegenden 2. Teil der Weihnachtsstern-Saga auflösen wird.

Auf beiden Zeitebenen gibt es einige handelnden Personen und ich hätte mir besser zu Beginn einen Stammbaum gezeichnet, damit ich den Überblick nicht verliere. Wer also – wie ich – ein Problem damit hat, dass es mehrere Familien mit mehreren handelnden Charakteren gibt, der sollte sich gleich zu Anfang eine Übersicht aufbauen.

Die Autorin hat es hervorragend geschafft, eine wahre Begebenheit mit einer fiktiven Familiengeschichte zu vermischen und daraus einen ansprechenden historischen Roman entstehen zu lassen. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und es entwickelt sich genau ausreichend Spannung, die einen immer weiterlesen lässt. Obwohl man als Leser natürlich weiß, wie die Sache ausgehen wird, ist es interessant zu lesen, wie sich Feli und Philipp entwickeln und wie sie – trotz der anfänglichen Abneigung – schlussendlich zueinander finden.

Natürlich fehlt in keinem der beiden Handlungsstränge die Romantik. Logischerweise haben sich im Vergangenheitsstrang Feli und Philipp als Paar gefunden, in der Gegenwart bandelt Stella mit ihrem Cousin Adam an, der in Wirklichkeit gar nicht ihr Cousin ist. Warum er das nicht ist, verrate ich hier natürlich nicht. Die dahinterstehende Wahrheit ist auch ein kleiner Schock für Stella.

Bei mir geht es jetzt gleich weiter mit Band 2 „Wiedersehen im Land der Weihnachtssterne“.

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Veröffentlicht am 31.01.2021

Ein Hundebiss verändert das ganze Leben

Auf sieben Beinen
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Als Franzi 17 war, hat sie hat bei einem Angriff durch einen unkontrolliert freilaufenden Schäferhund ihren rechten Unterschenkel verloren, ihr Bein musste unterhalb des Knies amputiert werden. Von diesem ...

Als Franzi 17 war, hat sie hat bei einem Angriff durch einen unkontrolliert freilaufenden Schäferhund ihren rechten Unterschenkel verloren, ihr Bein musste unterhalb des Knies amputiert werden. Von diesem Tag an ist ihr Leben nicht mehr, wie es einmal war. Nach Krankenhaus und Reha ist sie für Monate an ihrer Schule Gesprächsstoff Nr. 1 und auch die Jungs interessieren sich nicht mehr für das eigentlich hübsche Mädchen. Aus diesem Grund igelt sie sich mehr und mehr ein, schämt sich für ihre Behinderung und auch 10 Jahre danach wissen nur ihre Eltern und ihre beste Freundin Kicki, dass Franzis rechtes Bein vom Knie ab aus einer Prothese besteht. Zudem hat sie – verständlicherweise – panische Angst vor Hunden, egal ob groß oder klein.

Nach ihrem hervorragend abgeschlossenen Architektur-Studium ist sie auf der Suche nach einer Anstellung und in ihren Bewerbungsunterlagen gibt sie ihre Behinderung wahrheitsgemäß an, bekommt aber nur Absagen. Wahrscheinlich, weil eine Architektin mit Beinprothese auf einer Baustelle nicht unbedingt die beste Wahl ist.

Um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, jobbt Franzi in einer Eisdiele und eines morgens landet ein über die Theke gereichtes Eis im Gesicht eines Kunden, statt in dessen Hand.

Als in der Tageszeitung nach einem/einer ArchitektIn gesucht wird, bewirbt sich Franzi und gibt in diesem einen Fall ihre Behinderung nicht an. Sie wird zu einem Gespräch eingeladen und als sie im Büro des Geschäftsführers eintrifft, realisiert sie 2 Dinge: 1) Der Geschäftsführer – Jan Zeder - ist der Typ aus der Eisdiele. Ja genau, der mit dem Eis im Gesicht. Und 2) auf seiner Couch liegt ein HUND.

Der Schalter in Franzis Gehirn schaltet auf Fluchtmodus und natürlich bekommt sie den Job nicht. In den nächsten Tagen trifft sie aber immer wieder auf Jan, und stets mit dabei: Hansi, seine etwas übergewichtige Bulldogge.

Zwischen den Beiden funkt es, aber vor Franzi bauen sich 2 schier unüberwindbare Hürden auf. Jan darf nicht erfahren, dass sie behindert ist und ihre extreme Angst vor Hunden.

Hat ihre Liebe trotzdem eine Chance?

Das Buch „Auf sieben Beinen“ hat mein Interesse erweckt, da ich selbst seit 20 Jahren Hunde habe und neugierig war auf eine (Liebes-)Geschichte, in der ein Part einen Hund, der andere Part jedoch große Angst vor diesen Tieren hat. Ich war sehr gespannt darauf, wie und ob Franzi ihre Angst in den Griff bekommt und sich damit zu einer Liebe bekennt, die ihr am Anfang wirklich vieles abverlangt. Leider konnte mich die Geschichte nicht gänzlich überzeugen.

Das Problem ist, dass ich meine Kritikpunkte nicht wirklich hier benennen kann, denn damit würde ich die ganze Geschichte spoilern. Nur so viel … am Ende des Buches kommen einige Fakten ans Tageslicht, die mir einfach zu sehr konstruiert sind. Man könnte das Gefühl haben, Franzi und Jan leben in einer Blase, die nur aus ihnen, ihren Eltern und Kicki besteht. Alles was passiert und in der Vergangenheit passierte, spielt sich scheinbar nur mit den Menschen in dieser Blase ab.

Fanzi ist eine Protagonistin, die es einem nicht leicht macht, sie zu mögen. Sie ist so in ihrem Schneckenhaus gefangen, dass sie anderen Menschen überhaupt keine Chance gibt, sie wirklich näher kennenzulernen. Sie hatte mit ihren 30 Jahren noch keine Beziehung, weil sie sich irgendwie nur auf ihren fehlenden Unterschenkel reduziert und denkt, sie wäre aufgrund ihrer Behinderung nicht liebenswürdig und abstoßend. Ihre Freundin Kicki setzt sie da hin und wieder schon mal ganz unsanft auf den Topf, indem sie ihr z. B. sagt, dass sie Franzis Selbstmitleid zum kotzen findet. Das ändert aber nichts dran, dass Franzi erst mal sich selbst annehmen muss, damit sie auch andere Menschen näher an sich heranlassen kann. Sie benimmt sich so, dass Jan sogar auf die Idee kommt, sie wäre in ihrer früheren Beziehung seelisch oder körperlich missbraucht worden. Im Laufe der Geschichte findet Franzi ihren Frieden mit ihrem fehlenden Bein, aber es ist echt ein harter Weg.

Jan mag ich da schon eher. Auch wenn ich nicht verstehen kann, wie man sich als Hundebesitzer so benehmen kann, wie er das tut, obwohl er spürt/sieht, dass Franzi Angst vor seinem Hund hat. Wenn jemand Angst vor etwas hat, dann hilft es nicht, nur zu sagen, dass nichts passiert. Die Szene zu Anfang beim Bewerbungsgespräch entlockt mir wirklich nur ein Kopfschütteln. Dann wird Jan mir immer sympathischer, weil er wirklich um Franzi bemüht ist. Er versteht ihr Verhalten überhaupt nicht und trotzdem gibt er nicht auf. Dadurch, dass Franzi nicht mit ihm redet, weiß er weder, warum sie solche panische Angst vor Hunden hat, noch, warum sie so schräg auf seine Berührungen reagiert. Mir scheint, Jan ist recht leidensfähig, denn er könnte sich auch umdrehen und gehen, auch andere Mütter haben schöne Töchter.

Kicki mag ich sehr. Sie ist die Einzige, die Franzi immer wieder erdet. Es gibt Situationen, da braucht man niemanden, der einen bemitleidet oder betüddelt, da braucht man einfach nur mal einen Tritt in den Hintern, damit man wieder funktionieren kann. Sie hat ihr eigenes Päckchen zu tragen, muss sich um ihre kleine Tochter kümmern und hat doch ein untrügliches Gespür dafür, wann ihre Freundin sie braucht. So funktioniert für mich Freundschaft.

Die Eltern und die Schwester von Jan huschen immer mal wieder durch die Story, betreten aber erst zum Schluss der Geschichte richtig die Bühne. Die Eltern von Franzi sind so, wie Eltern eben sind. Sie können Franzi nicht wirklich loslassen, tun sich schwer mit dem Auszug ihrer Tochter, gerade auch, weil sie anders ist als andere, aber sie müssen lernen, damit zu leben.

Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen und die Situationen mit Hansi, der Bulldogge, haben ihr ganz eigene Komik. Auch wenn ich manchmal den Kopf geschüttelt habe, weil ich die Darstellung einer Szene übertrieben fand, hat mich die Geschichte doch gut unterhalten. Bis kurz vor Schluss, als dann die von mir angesprochenen Dinge ans Tageslicht kamen…… das war mir eindeutig zu viel des Guten und tatsächlich hat mir das das Leseerlebnis versaut.

Bevor ich meine Rezension zu einem Buch schreibe, stöbere ich immer gerne auf diversen Rezensionsportalen um zu vergleichen, wie andere LeserInnen das Buch empfunden haben. Manchmal frage ich mich dann, ob zwischen meinem Cover und Buchrücken eine andere Geschichte steckt, als bei anderen LeserInnen. Oder ich bin einfach nur zu kritisch bei dem, was ich lese.

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