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Veröffentlicht am 15.09.2016

✎ Till Bastian - Auschwitz und die «Auschwitz-Lüge»

Auschwitz und die 'Auschwitz-Lüge'
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In letzter Zeit lese ich (wieder) einige Bücher aus der Zeit des Holocausts. Ich bin nämlich eine, die sagt: Ja, diese Zeit war sehr schlimm und ich muss mich nicht verantwortlich dafür fühlen. Aber ich ...

In letzter Zeit lese ich (wieder) einige Bücher aus der Zeit des Holocausts. Ich bin nämlich eine, die sagt: Ja, diese Zeit war sehr schlimm und ich muss mich nicht verantwortlich dafür fühlen. Aber ich möchte diese Zeit auch nicht vergessen (lassen), denn so etwas darf einfach NIE wieder passieren!

"Wir, die nach 1945 geboren sind, tragen daran keine Schuld, auch nicht als Deutsche. Sehr wohl aber stehen wir vor der Aufgabe, die Vergangenheit präsent zu halten und alles zu tun, was verhindern kann, dass Menschen noch einmal dieselben Wege und Irrwege bestreiten." (S. 92-93)

Meistens habe ich erfundene Geschichten oder Erfahrungsberichte / Biographien gelesen. Umso gespannter war ich auf dieses Büchlein, was sich (scheinbar) mit den Leugnern befasst.
Ich kann nicht verstehen, dass es diese Menschen tatsächlich geben soll(te) und wollte daher wissen, wie sie zu dieser Aussage kamen.

"[...] zum KZ Dachau über 150, zum KZ Buchenwald mehr als 12 Nebenlager. Schon aufgrund dieser räumlichen Verteilung wirkt äußerst unglaubhaft, dass so viele Deutsche rein gar nichts von dem bemerkt haben wollen, was im Land vor sich ging..." (S. 22)

Das Buch ist zweigeteilt.
Im ersten Teil wird sehr schlimm die Vernichtung der Juden geschildert. Es werden erschreckende Zahlen genannt, die ich so noch nie gehört habe und die mich schockierten, als ich sie schwarz auf weiß ausgeschrieben sah.

"[...] KZ Auschwitz [...], so bedeuten die dort ermordeten 1,2 Millionen Menschen 710 Todesopfer pro Tag über viereinhalb Jahre hinweg." (S. 28)

"Am polnischen Nationalfeiertag werden [...] 151 polnische Häftlinge [...] getötet." (S. 36)

Auch werden Aussagen niedergeschrieben, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ..

"Ihr seid hier nicht in ein Sanatorium gekommen, sondern in ein Konzentrationslager, aus dem es keinen anderen Ausgang gibt als durch den Schornstein des Krematoriums!" (S. 30)

Welche Gedanken schossen den Menschen durch den Kopf, die diesen Satz gehört haben?

Im zweiten Teil geht es dann um ein paar Leugner.
Leider ist dieser Part nicht wirklich lang. Ich hätte mir hier etwas Tiefgreifenderes gewünscht; etwas, was ausführlicher und besser greifbar ist; etwas, was die Argumente der Abstreiter wirklich widerlegt.
Vielleicht hätte man noch einige Seiten und vor allem einige Zeit mehr investieren sollen, um dieses Thema wirklich auszubauen - denn immerhin ist es der Titel des Werkes. Und manche Aussagen sind doch wirklich schlimm und einfach nicht nachzuvollziehen..

"[...] zu Spenden für den Erhalt der Gedenkstätte Auschwitz aufrief, [...] «Gerne werde ich eine größere Summe spenden, wenn dadurch Auschwitz betriebsbereit bleibt» [...]" (S. 83)

"[...] höchstens 200.000 bis 300.000 Juden [...] umgekommen, aber niemand unter ihnen durch Gas, denn Gaskammern habe es [...] gar nicht gegeben, [...]" (S. 80)

Einem kann ich zu 1000% zustimmen:

"Eine solche Tötungsart kann nur anordnen, wer gefühllos, roh und unbarmherzig ist." (S. 67)

Das Buch ist im Endeffekt vielleicht nicht das, was ich erwartet habe, denn ich hätte mir ein bisschen mehr Fokus auf den zweiten Teil gewünscht. (der erste sollte aber keinesfalls gekürzt werden) Aber ich finde es durch die Zahlen und Bilder sehr lesenswert.

Ich habe früher immer gesagt, ich will mir ein Konzentrationslager (am liebsten Auschwitz) unbedingt mal angucken, aber Bilder im Buch reichen nun. Von diesem Gedanken bin ich definitiv 'geheilt'..

Anmut sparet nicht noch Mühe
Leidenschaft nicht noch Verstand
Daß ein gutes Deutschland blühe
Wie ein andres gutes Land.

Daß die Völker nicht erbleichen
Wie vor einer Räuberin
Sondern ihre Hände reichen
Uns wie andern Völkern hin.

Und nicht über und nicht unter
Andern Völkern wolln wir sein
Von der See bis zu den Alpen
Von der Oder bis zum Rhein.

Und weil wir dies Land verbessern
Lieben und beschirmen wir's
Und das Liebsten mag's uns scheinen
So wie andern Völkern ihrs. (S. 95)

©2016

Veröffentlicht am 15.09.2016

✎ Renate Ahrens - Das gerettete Kind

Das gerettete Kind
1

Ich war super gespannt auf die Geschichte, denn ich interessiere mich wirklich sehr für das Schicksal der Juden bzw die Geschehnisse in dieser Zeit.

Der Einstieg war auch wirklich toll, denn Renate Ahrens ...

Ich war super gespannt auf die Geschichte, denn ich interessiere mich wirklich sehr für das Schicksal der Juden bzw die Geschehnisse in dieser Zeit.

Der Einstieg war auch wirklich toll, denn Renate Ahrens hat einen mega Schreibstil, der einen an das Buch förmlich fesselt. Man fliegt durch die Seiten, wird durch das Buch getragen.

Es ist gut eingeteilt: 3 Frauen erzählen jeweils aus ihrer Perspektive. Dabei sind die Abschnitte meist recht kurz, sodass man immer mal zwischendurch schnell noch was lesen kann.

Leider gefiel mir die Geschichte an sich aber nicht.
Man erfährt zwar einiges von Irma, Leah und Rebecca, aber nur wenig aus der Vergangenheit - und das war doch das, was mich eigentlich interessiert hat, was ich vom Klappentext her erwartete.
Auch die Dinge, die man über die Frauen erfährt, sind nicht so mitreißend, dass mich die Geschichte gefangen nehmen konnte. Nur der Schreibstil war durchweg mein Rettungsanker..

Das Geheimnis um das Verhältnis der gesamten Familie, was ich teilweise wirklich sehr schlimm fand, wurde für mich auch nicht zufriedenstellend erklärt.

Die Story lässt mich daher unbefriedigt zurück. Es wurde alles nur an der Oberfläche beschrieben und ich habe nichts Tiefgreifendes erfahren. Gerade nach dem Lesen des Buchrückens und aufgrund des Themas habe ich mit sehr vielen Emotionen gerechnet, die es in meinen Augen einfach nicht gab.

Renate Ahrens kann schreiben - das steht für mich außer Frage. Und sicher war dies auch nicht mein letztes Buch von ihr. Aber ich hoffe, dass sie in ihren anderen Geschichten ergreifender schreibt..

©2016

Veröffentlicht am 15.09.2016

✎ Khaled Hosseini - Tausend strahlende Sonnen

Tausend strahlende Sonnen
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Meine Erwartungen an dieses Buch waren sehr hoch - bei den Bewertungen wahrscheinlich kein Wunder..

Ich bin auch super in die Geschichte rein gekommen. Der Schreibstil ist angenehm. Keine ewig langen ...

Meine Erwartungen an dieses Buch waren sehr hoch - bei den Bewertungen wahrscheinlich kein Wunder..

Ich bin auch super in die Geschichte rein gekommen. Der Schreibstil ist angenehm. Keine ewig langen Schachtelsätze. Die Beschreibungen sind toll. ...
Aber direkt von Anfang an hatte ich so eine gewisse Distanz beim Lesen. Es war mir irgendwie nicht möglich, mich vollkommen auf das Werk einzulassen.

Durch das politische Geschehen, was einen unheimlich großen Teil der Geschichte einnimmt, kommen Mariam und Laila für mich viel zu kurz. Ich mein, ok, wenn die Sprache auf Raschids Brutalität kommt, dann geschieht dies wirklich heftig und ich hatte sooo viel Mitleid mit den Frauen, hab mit ihren gebangt, war wütend, aber auch verzweifelt oder in kleinen Teilen glücklich, wenn sie es waren. Ich fand die Leben der beiden Frauen wirklich gut gezeichnet, aber eben auch nicht herausragend.
Die Beschreibungen der politischen Situation jedoch waren mir mitunter ein bisschen zu genau - ein paar weniger Details hätten es für mich ebenso getan. Zumal ich mit den ganzen Namen, die keine gewichtige Rolle spielten, sowieso nicht klar kam. Vielleicht hätte hier auch ein Glossar Abhilfe schaffen können. Ich denke, es ist gut, wenn man sich im Voraus über die Geschichte Afghanistans informiert - ansonsten wird es einem vielleicht wie mir ergehen: Man ist stellenweise ein wenig überfordert.

Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, dass mehr das Drumherum im Mittelpunkt stand - weniger Mariam und Laila.. Das fand ich sehr schade. Für mich war es einfach zu viel von Allem, zu wenig auf den Punkt.

Meine Erwartungen wurden dahher nicht erfüllt. Den Hype kann dieses Buch in meinen Augen nicht standhalten.

Ob ich weitere Bücher des Autor lesen werde? Bisher sieht es nicht danach aus, denn die Klappentexte hören sich so an, als wäre es immer nur eine andere Geschichte hinter der gleichen Kulisse - und gerade die hat mich nicht besonders angesprochen.

©2016

Veröffentlicht am 17.09.2024

✎ Alicia Zett - Internat Schloss Mare 2 Wie Melodien im Wind

Wie Melodien im Wind
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Vor einem halben Jahr habe ich „Wie Wellen im Sturm“, den ersten Teil der Trilogie, gehört und war mäßig begeistert. Dennoch habe ich der Autorin eine weitere Chance gegeben, weil ich ihren locker-leichten ...

Vor einem halben Jahr habe ich „Wie Wellen im Sturm“, den ersten Teil der Trilogie, gehört und war mäßig begeistert. Dennoch habe ich der Autorin eine weitere Chance gegeben, weil ich ihren locker-leichten Schreibstil mochte.

Das Thema des zweiten Bandes war jetzt nicht sooo interessant, weil es da draußen bereits massenweise solcher Geschichten gibt, aber ich habe mich einfach darauf eingelassen, weil ich die Entwicklung der Personen auf dem Internat Schloss Mare mitverfolgen wollte.

Die Beziehung zwischen Toni und Lukas war dann, wie vorausgesehen, sehr klischeehaft. Da gab es keine Wendungen.

Ganz anders die Charaktere an sich.
Toni macht eine enorme Entwicklung durch. Sie war mir von Anfang an sympathisch, ist authentisch und liebenswert. Ihre Last ist enorm.
Auch Lukas und seine Art mochte ich. Er blieb zwar eher im Hintergrund, doch wenn er auftrat, dann nahm ich ihm seine Rolle ab.

Dieser Teil ist, wie bereits der Vorgänger, in meinen Augen eher ein Wohlfühlroman.
Obwohl hier einige Dinge mehr passieren, ist es nicht so, dass sich der Roman in die typischen Internatsgeschichten mit Intrigen und dergleichen einreiht.

Einmal hat die Autorin es geschafft, mir eine Gänsehaut zu entlocken. Der Moment, als Lukas Toni eine Überraschung macht, hat sogar mich überrascht.

Nun freue ich mich auf „Wie Farben im Regen“ (3. Band) und erhoffe mir eine Steigerung.

©2024 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 17.09.2024

✎ Duncan Beedie - Bär 2 Dieser Tag ist schwer, denkt der Bär

Dieser Tag ist schwer, denkt der Bär
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Ich habe das Gefühl, dieses Bilderbuch ab 3 Jahren ist eher mal wieder an Erwachsene gerichtet.

Kinder in diesem Alter leben nicht in der Vergangenheit. Sie schauen nicht, was schon alles schief gegangen ...

Ich habe das Gefühl, dieses Bilderbuch ab 3 Jahren ist eher mal wieder an Erwachsene gerichtet.

Kinder in diesem Alter leben nicht in der Vergangenheit. Sie schauen nicht, was schon alles schief gegangen ist und ärgern sich ewig darüber. Sie summieren die Ärgernisse nicht. Das machen Erwachsene.

Kinder leben im Jetzt.
Klar geht bei ihnen etwas schief. Klar weinen sie und / oder ärgern sich, wenn nichts so läuft, wie sie es gerne hätten. Doch sie haken das Ganze dann auch ganz schnell wieder ab.
Selbst jetzt noch, mit ihren 6 Jahren, sind Verletzungen oft nur im Moment, in dem sie passieren, wichtig. Missgeschicke werden direkt betrauert. Und dann geht‘s einfach weiter.

Dennoch bot uns die Geschichte ein paar Gesprächsanlässe:
- Man kann versuchen, in vermeintlich Schlechtem etwas Gutes zu sehen.
- Manchmal scheinen Dinge schwer zu wiegen / groß zu sein, die bei genauerem Betrachten den Schrecken verlieren.
- Es gibt manchmal 2 Seiten, die gesehen werden können.
- Freund*innen helfen dir, du bist nicht allein!

Wir mögen den Zeichenstil von Duncan Beedie. Klare Linien, ausdrucksstark, nicht überladen und trotzdem etwas zu entdecken.

Auch die Hörversion zum Buch fanden wir interessant. Vor allem meine Leseanfängerin. Zuerst hat sie selbst gelesen und es sich dann nochmal angehört. Durch „Seitenrascheln“ wusste sie genau, wann sie umblättern musste.

©2024 Mademoiselle Cake