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Veröffentlicht am 10.05.2022

✎ Inés María Jiménez - Gustav glotzt

Gustav glotzt
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Mit dem Wort 'glotzen' verbinde ich eher schlechte Erinnerungen - in Form von Beleidigungen zum Beispiel. ("Glotz nicht so!") Dennoch war ich neugierig auf das Buch, weil ich gehofft habe, dass es hier ...

Mit dem Wort 'glotzen' verbinde ich eher schlechte Erinnerungen - in Form von Beleidigungen zum Beispiel. ("Glotz nicht so!") Dennoch war ich neugierig auf das Buch, weil ich gehofft habe, dass es hier eine amüsante Herangehensweise an dieses Wort gibt.

Tatsächlich steht dieses Wort dann gar nicht im Vordergrund, obwohl es immer wieder erwähnt wird.

Es geht darum, den Kindern auf spielerische Art und Weise die verschiedenen Formen näher zu bringen. Vierecke, Dreiecke, runde Sachen - all das (er)kennt Gustav auf seinem Weg draußen. Ob es wohl ebenso Zwei- und Einecke gibt?

Bei uns ist zu viel Fernsehschauen kein Thema - mein Kind hat einfach andere Interessen.
Auch würde ich die Androhung der Mutter niemals nutzen, um mein Kind vom TV wegbekommen zu wollen. Das ist einfach nicht kindgerecht. Die Mutter gibt ihre Verantwortung ans Kind ab, welches diese jedoch noch nicht tragen kann.

Dennoch finde ich es eine lustige Geschichte für Kinder ab 4 oder 5 Jahren. Diese verstehen bereits, dass es nur ausgedacht ist und niemals so geschehen wird und verstehen den Witz hinter den Worten. Kleinere könnten eher Angst bekommen, da sie alles, was ihnen erzählt wird, (erstmal) als wahr betrachten. Meine (frisch) 4-Jährige zumindest hat über die amüsanten Stellen im Buch gelacht.

Irgendwann bekommt sogar Gustav Angst. Er möchte wieder normale Augen haben, doch nichts scheint zu klappen. Wodurch es dann endgültig funktioniert, bleibt ein wenig offen bzw. der (vor)lesenden oder zuhörenden Person überlassen.

Es ist kein offenes Ende, doch wird einem auch nicht kleinlich vorgekaut, was genau man denn nun machen soll / kann, damit die Kinder nicht zu viel in die Glotze glotzen.
Trotzdem findet sich am Ende des Buches ein QR-Code, der zu Memoryspielen und didaktischen Informationen führt.

Die Illustrationen sind ok.
Mir, einer Erwachsenen, gefallen sie leider nicht so gut. Man sieht, dass alles einzelne Elemente sind und erst am Schluss mit dem PC zusammengefügt wurden. Das sieht für mich sehr holprig aus. Sie bilden keine (richtige) Einheit.
Meine 4-Jährige hingegen findet sie toll. Sie sind großflächig und es gibt viel zu entdecken. Durch die Zeichnungen bin ich super gut mit meinem Kind ins Gespräch gekommen. Sie hat von sich aus erzählt, was bei uns alles rund oder eckig ist. Wir haben festgestellt, dass es nichts Zweieckiges oder Eineckiges bei uns Zuhause gibt. Und wir haben sogar ein paar Mal zusammen über die Bilder gelacht.

An der Geschichte hat mir am besten gefallen, dass die Mutter zwar anfangs ständig sagt, dass Gustavs Augen 4-eckig werden, aber zum Schluss nicht mit dem Zeigefinger kommt und sagt: "Ich habe es dir doch gesagt!" Kinder wissen, wenn / dass sie etwas falsch gemacht haben. Man muss sie nicht ewig daran erinnern. Das ist uns schließlich ebenfalls unangenehm.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 09.05.2022

✎ Sjoerd Kuyper - Robin ist verliebt

Robin ist verliebt
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Als ich den Klappentext gelesen hatte, rechnete ich mit vielen kleinen heiteren Geschichten rund um Robin und sein Verliebtsein. Ich wollte ein Buch, welches ich meiner 4-Jährigen vorlesen kann und bei ...

Als ich den Klappentext gelesen hatte, rechnete ich mit vielen kleinen heiteren Geschichten rund um Robin und sein Verliebtsein. Ich wollte ein Buch, welches ich meiner 4-Jährigen vorlesen kann und bei dem wir beide oft lachen - sie vielleicht ein bisschen weniger als ich, da sie die verschiedenen Situationen eventuell noch nicht kennt.

Doch irgendwie bin ich nicht so ganz warm geworden mit dem kleinen Jungen ...

Bereits auf den ersten ist da ein Humor, der leider nicht so ganz den meinen trifft. Auch kommen da Schimpfwörter vor, die ich meinem Kind nicht vorlesen möchte. Sie kennt diese Art des Beschimpfens (noch) nicht und ich möchte sie ihr nicht beibringen.

Und dann? Dann stirbt die Uroma.

Es folgen einige traurige Seiten, die meine Tochter nicht hören wollte. Sie wollte sich mit so einem schweren Thema nicht auseinander setzen. Auch durfte ich oft mit Ach und Krach gerade so 1 Geschichte vorlesen, bevor sie ein anderes Buch holte. Man merkte richtig, dass dieses Werk ihr so gar nicht zusagte.

Einige Szenen sind mir als Erwachsene dann noch im Gedächtnis geblieben:

Als Robin einen Freund zu Besuch hat und sie Kasperle-Theater spielen, wählt Robin die Prinzessin. Ein Statement, welches der Verfasser setzt.

Einmal fragt Opa Robin: »"Welche (s Mädchen) gefällt dir am besten? Das kleine Pummelchen?" (S. 118) Robin antwortet: "Alle", [...] (S. 118)«
Ich bin froh, dass Robin über die Aussage seines Opas einfach hinweg geht. Ich finde es jedoch sehr bedenklich, solch eine Äußerung überhaupt in einem (Kinder)Buch zu finden! Bodyshaming in seiner reinsten Form!

Ebenso eine Unterhaltung zwischen Oma und Robin lief ähnlich ab.
»"Schnuff ist verliebt", sagte Robin. [...] "In ein Mädchen", sagte Robin. "Ein hübsches Mädchen?" "Schnuff war noch nie so verliebt", sagte Robin.« (S. 132)
Was spielt es für eine Rolle, ob das Mädchen hübsch ist oder nicht? Und wer definiert 'hübsch'? Robin hat scheinbar mehr verstanden als die Oma, denn er geht gar nicht auf ihre Frage ein.

Am Strand steht ein Junge, der eine Qualle in der Hand hält.
"Er (Robin) würde sich auch gern trauen, eine Qualle mit bloßen Händen anzufassen." (S. 118)
Natürlich fragte mich meine Tochter direkt, warum wir letztes Jahr, als eine Qualle an den Strand gespült worden war, nicht ebenfalls das Tier in die Hand genommen haben. Weil es nicht geht!? Weil ihr Gift trotzdem noch gefährlich ist und / oder weh tun kann?! Wie soll ich diese Szene einer 4-Jährigen erklären?

Wie gesagt, ich bin nicht ganz grün mit "Robin ist verliebt" ...
Es gibt Szenen, die sehr deutlich zeigen, was Kinder wirklich denken, wenn man ihnen nicht irgendetwas in den Mund legt. Aber warum muss man solche Negativszenen überhaupt erst schaffen?
Ich möchte nicht, dass meine Tochter das Wort 'Pummelchen' mit einem Kind verbindet, welches scheinbar nicht der Norm (wer definiert diese?) entspricht.
Ich möchte nicht, dass jemand anderes beurteilt, was 'hübsch' ist.

Meine Erwartungen an Robin waren leider ganz andere. Heiter, lustig, mitunter auch mal traurig, weil er sich in die falsche Person verliebt hat - so habe ich mir die Geschichte(n) vorgestellt.
Was wir bekamen, war hingegen oft geprägt vom Tod und unterschwellig ständig etwas Negatives mitschwingend. Das hat uns bedauerlicherweise nicht gefallen.

Ich möchte nicht generell sagen, dass das Buch schlecht ist. Das ist es nicht. Aber in meinen Augen - und das hat mir mein Kind auch deutlich zu verstehen gegeben - ist 4 vielleicht nicht das richtige Alter. Meine Empfehlung geht eher in Richtung 6 Jahre. Und dann intensiv begleitet. Denn es gibt nun mal ein paar Aussagen, die man so nicht im Raum stehen lassen kann.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 06.05.2022

✎ Juri Johansson - Von Schildflöten, Herdmännchen und Großmaulnashörnern

Von Schildflöten, Herdmännchen und Großmaulnashörnern.
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Als ich dieses Buch das erste Mal sah, wusste ich: Das müssen wir haben! Allein der Klappentext hat mich zum Lachen gebracht. Und ein kurzer Blick hinein hat meinen ersten Impuls bestätigt.

Nun habe ich ...

Als ich dieses Buch das erste Mal sah, wusste ich: Das müssen wir haben! Allein der Klappentext hat mich zum Lachen gebracht. Und ein kurzer Blick hinein hat meinen ersten Impuls bestätigt.

Nun habe ich es vor mir liegen und ich liebe es, darin zu blättern und zu lesen.

Auf 20 Doppelseiten lernen wir ebenso viele ungewöhnliche Tiere kennen. Allen ist eine riesengroße Illustration gewidmet, die durch einen Nonsense Text begleitet wird. Ganz oft mussten wir dabei lachen, sind ins Gespräch gekommen und haben geschaut, welche Eigenschaften der Tiere wir auch in unserem Alltag wiederfinden.

Der Kraus Verlag vergibt eine Altersempfehlung ab 5 Jahren. Ich denke, das ist gut gewählt. Meine 4-Jährige hat mit mir zwar hin und wieder gelesen und findet die Pyjamalamas zum Beispiel irre witzig, doch alles kann sie noch nicht so richtig erfassen.

Was jedoch nicht schlimm ist! Letztens haben wir beispielsweise im Garten unter einem Stein ganz viele Asseln gesehen. Meine Tochter fragte natürlich, was das für Tiere sind und ich erinnerte mich, dass die Schlamasselassel ebenfalls im Werk vorkommt und so haben wir direkt mal nachgelesen, was Juri Johansson dazu sagt.

Nicht alles trifft meinen Humor - voll allem den Magichnicht-Habicht überblätter ich gerne mal -, doch "Von Schildflöten, Herdmännchen und Großmaulnashörnern" ist originell und voll Sprachwitz. Die Zeichnungen sind kindgerecht, farbenfroh und nicht überladen. Mein Kindergartenkind schaut sich diese immer wieder an. Daher bekommt das Bilderbuch eine absolute (Vor)Leseempfehlung von uns!

Zum Schluss bleibt mir nur noch zu sagen: Wer zuletzt lacht, hat es nicht früher begriffen.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 05.05.2022

✎ Angelika Frank - Auf Zeitreise mit Raupen und Schmetterlingen

Auf Zeitreise mit Raupen und Schmetterlingen
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Schmetterlinge sind wunderbare Tiere. Meine 4-Jährige ist immer ganz aus dem Häuschen, wenn sie einen sieht. Letztes Jahr gab es sogar einen Schmetterling auf dem Spielplatz, der sich ab und zu auf die ...

Schmetterlinge sind wunderbare Tiere. Meine 4-Jährige ist immer ganz aus dem Häuschen, wenn sie einen sieht. Letztes Jahr gab es sogar einen Schmetterling auf dem Spielplatz, der sich ab und zu auf die Kinder gesetzt hat. Das war ganz besonders interessant.

Dieses kleine Sachbuch hat selbst mir noch einige Fakten näher gebracht, die mir nicht bekannt waren.
Ich wusste zum Beispiel nicht, dass es Schmetterlingsarten gibt, die als Falter überwintern.
Oder dass das kleine Nachtpfauenauge nur eine Woche ohne Nahrungsaufnahme lebt.
Und ebenso wenig war mir bewusst, dass 'Larve' der Fachbegriff für Schmetterlinge, Fliegen und Käfer ist und Raupe (Schmetterling), Made (Fliege) und Engerling / Made (Käfer) nur unsere Alltagssprache wiedergibt.

Neben zahlreichen Fotos enthält das Werk unzählige Illustrationen und sogar einige historische Zeichnungen.

Man kann von vorne nach hinten lesen - so habe ich es gemacht. Oder man sucht sich ein Stichwort, welches man als erstes entdecken möchte, und lässt sich dann von den Pfeilen inspirieren und springt kreuz und quer durchs Buch.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass solche kleinen Büchlein im Unterricht super ankommen, weil alle in ihrem eigenen Interesse vorgehen können und lebendige Gespräche entstehen, wenn man das Wissen mit den anderen teilt.

Einziger Kritikpunkt meinerseits ist, dass es die wissenschaftlichen Namen der hier vorgestellten Schmetterlingsarten nicht in die Lektüre geschafft haben.

"Auf Zeitreise mit Raupen und Schmetterlingen" findet bei uns im Regal auf alle Fälle seinen Platz und wurde bereits mehr als einmal von meiner 4-Jährigen aus dem Regal gezogen. Von uns bekommt es daher bereits eine Vorleseempfehlung für alle wissbegierigen Kinder.

©2022 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 04.05.2022

✎ Martha Strubinger - Buntes Mutgeflüster

Buntes Mutgeflüster
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Vorweg: Ich kenne niemanden persönlich, der an Parkinson leidet - und trotzdem interessieren mich die Menschen um mich herum. Ich habe gelernt, mich über ganz viele Sachen zu informieren, auch wenn sie ...

Vorweg: Ich kenne niemanden persönlich, der an Parkinson leidet - und trotzdem interessieren mich die Menschen um mich herum. Ich habe gelernt, mich über ganz viele Sachen zu informieren, auch wenn sie mich nicht persönlich betreffen, denn ich habe eine unheimlich wissbegierige 4-Jährige, die gerne mal einfach so fragt: "Mama, was hat der Mensch?"

Parkinson ist tatsächlich eine Krankheit, mit der ich noch nie in Berührung gekommen bin. (zumindest nicht wissentlich) Heutzutage kann sie medikamentös und durch verschiedene Therapien so eingestellt / behandelt werden, dass man als Außenstehende*r (fast) nichts bemerkt. Doch die Betroffenen haben arg zu leiden ...

In "Buntes Mutgeflüster" erzählen Erkrankte aus ihrem Leben.
Sie berichten, mit welchen Vorurteilen sie konfrontiert werden und wie sie darauf reagieren.
Sie verarbeiten ihre Gedanken in (kleinen) Gedichten.
Sie lassen uns an ihren Ängsten teilhaben.
Aber vor allem sprechen sie anderen Erkrankten Mut zu.

Einmal hatte ich sogar einen Kloß im Hals und fast Tränen in den Augen. Walter Schüberl dankt mit richtig warmen Worten seinen Freunden, Kindern und vor allem seiner lieben Frau. Aber nicht einfach nur mit einem 'Danke', sondern er lässt uns in 1, 2 Sätzen daran teilhaben, was genau er an ihnen so schätzt.

Nur eine Aussage eines Parkinson-Erkrankten hat mich regelrecht wütend gemacht, weil sie einfach falsch ist:

»[...] dass beide Diagnosen natürlich sehr unterschiedlich sind. Bei ihrer (Anm.: Krebs) kann man kämpfen und hat nach einiger Zeit die Chance, geheilt zu sein. « (S. 85)

Nicht jeder Mensch mit Krebs hat die Möglichkeit, zu "kämpfen und hat nach einiger Zeit die Chance, geheilt zu sein." Ich kenne leider einige, die an dieser Krankheit gestorben sind, die eben nicht das Glück hatten, geheilt zu werden. Und darunter sind auch sehr junge Menschen ...

Nichtsdestotrotz ist "Buntes Mutgeflüster" mit dem Regenbogencover ein Werk, welches mir als Interessierte einen Einblick gewährte, den ich sehr zu schätzen weiß. Denn hier berichten ganz authentische Personen von ihrem Leben mit "Mr. P" - wie die Krankheit im Buch mitunter genannt wird.

Es wird nichts beschönigt, doch es wird aufgezeigt, dass die Diagnose nicht das Ende des Lebens bedeutet.

Martha Strubinger hat mit ihrem Werk einen wichtigen Teil dazu beigetragen, Parkinson-Erkrankte sichtbar(er) zu machen. Sie hat ihnen eine Plattform geboten und ihnen Namen gegeben. Dadurch leistet sie eine enorme Aufklärungsarbeit.

Außerdem habe ich auf ihrer Website gelesen, dass sie den größten Teil der Einnahmen aus den Verkäufen des Buches an die 'Hilde-Ulrichs-Stiftung für Parkinsonforschung' spendet.

©2022 Mademoiselle Cake

Zitate:

»"Fragen Sie mich, was los ist, es kostet nichts."« (S. 19)

»Parkinson ist zwar (noch) nicht heilbar, aber es ist auch keine ansteckende Krankheit.« (S. 47)

»Wir können nicht beeinflussen, [sic!] was uns im Leben passiert, aber wir haben immer in der Hand, wie wir darauf reagieren.« (S. 55)

»Wir haben so viel mehr Kraft in uns, als wir alle glauben, so viel mehr Liebe, als wir geben können, und so viel mehr Zukunft, [sic!] als unsere Sorgen und Ängste uns weismachen wollen.« (S. 57)

»Ich richte meinen Fokus darauf, was noch geht, und nicht auf das, was nicht mehr geht.« (S. 73)

»Ja, das Leben kann hart sein. Man kann aber auch zulassen, dass das Leben hart wird, - oder sich eben bewusst dagegen entscheiden.« (S. 145)