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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.09.2020

Was geschah wirklich mit Sophie?

Ein gutes Mädchen
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Kate arbeitet bei einer Flaschenpost Hotline. Menschen, die von Zuhause weggelaufen sind können hier anonym eine Nachricht für ihre Familie hinterlassen. Die Organisation leitet diese dann an die Zurückgelassenen ...

Kate arbeitet bei einer Flaschenpost Hotline. Menschen, die von Zuhause weggelaufen sind können hier anonym eine Nachricht für ihre Familie hinterlassen. Die Organisation leitet diese dann an die Zurückgelassenen weiter. Oft ist es ruhig, manche Anrufe sind vage oder sogar Telefonstreiche. Doch heute rief ein Mädchen Namens Sophie an und hinterließ eine deutliche Nachricht. Nun ist es an Kate, die Eltern zu benachrichtigen, dass das Mädchen in Sicherheit ist und sie aufhören sollen nach ihr zu suchen. Es gibt jedoch zwei Probleme. Sophie klang nicht als wäre sie in Sicherheit und ihre Mutter weiß schon von der Nachricht, denn Kate selbst ist Sophies Mutter.
Emma Rowley ist Schriftstellerin und Journalistin, hat gerade in England ihren 2. Thriller veröffentlicht, war jedoch schon bei vielen Büchern als Ghostwriter beteiligt. „Ein gutes Mädchen“ ist der erste, unter ihrem Namen veröffentlichte Thriller. Zu Beginn sah es eher unspektakulär aus, die übliche Story eben. Die ersten 180 Seiten waren nicht langweilig aber sie quollen auch nicht gerade vor Spannung über. Es war interessant zu lesen, ging jedoch in viele verschiedene Richtungen. Es war unmöglich eine Tendenz abzuschätzen und vorherzusagen, welche Entwicklung die Story nehmen wird. Der Schreibstil war flüssig und die Tendenz weckte mein Interesse, was mich wahrscheinlich am Lesen hielt. Meine Erwartungen waren nicht die höchsten und ich fürchtete, dass es im durcheinander der Möglichkeiten enden würde. Doch dann kam das Ende des ersten Teils, mit einem Durchbruch für Kate und die Spannung. Die Befürchtung, dass mich der 2. Teil durch den Wechsel der Perspektive erst einmal ohne weitere Informationen schmachten lassen würde war unbegründet. Ab dem Zeitpunkt konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, ich musste einfach herausfinden, was passiert war. Selbst als ich glaubte zu wissen, was vorgefallen war, zogen mich die wechselnden Perspektiven immer noch in ihren Bann. Bis hier her war es gut aber das Ende hat mich komplett überrumpelt. Kate und ich haben wohl unsere Gegner unterschätzt. Auch wenn mein Lesevergnügen nicht ewig währte, da ich den Rest des Buches binnen einem Tag nieder gerissen habe, zählt „Ein gutes Mädchen“ definitiv genau deswegen für mich zu den Jahreshighlights 2020. Es ist großartig, wenn ein Buch es schafft dich in den Bann zu ziehen und hinterrücks zu überrumpeln. Trotz der anfänglichen Bedenken ergab zum Schluss alles einen Sinn, doch erst als die Puzzleteile an ihrem Platz lagen konnte man das ganze Bild erkennen. Endlich wieder ein Buch, dass zurecht als Psychothriller bezeichnet wird.
Fazit: großartig und zurecht im Genre Psychothriller Zuhause. Ich war süchtig nach dem Ende. Ganz klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 10.09.2020

Die abenteuerliche Reise einer Maus, durch die Zeit

Einstein
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Eine kleine Maus verpasst ihren großen Traum, das Käse Fest in Bern, um genau einen Tag. Da muss etwas schiefgelaufen sein. Wenn sie nur die Zeit zurückdrehen könnte. Doch so einfach, wie zunächst gedacht ...

Eine kleine Maus verpasst ihren großen Traum, das Käse Fest in Bern, um genau einen Tag. Da muss etwas schiefgelaufen sein. Wenn sie nur die Zeit zurückdrehen könnte. Doch so einfach, wie zunächst gedacht ist es nicht die Zeit zu beeinflussen. Einstein sagte mal „Die Zeit ist relativ“ woher er das wohl gewusst hat?
Torben Kuhlmann ist deutscher Illustrator und erfolgreicher Bilderbuchautor. Sein erstes Buch (Lindbergh, 2014 veröffentlicht) entstand aus seiner Abschlussarbeit an der Hochschule. Einstein ist nunmehr das fünfte Werk aus seiner Feder. Es ist, wie auch die anderen Bücher, bezaubernd von ihm Illustriert, mit so unfassbar viel Liebe zum Detail und harmonischen Farben, ist die Optik eher realistisch gehalten. Keine Seite bleibt farblos. Oft füllen die Bilder ganze Seiten und auf den Text Seiten finden sich mehrere kleinere Bilder. Dabei spielt es keine Rolle ob groß oder klein, diese detailliebe und akribische Darstellung des Geschehens bleibt immer gleich intensiv. Schon allein optisch ist das Buch faszinierend, da man auf jeder Seite verweilen und sich in den Bildern verlieren möchte, doch die Geschichte steht dem Ganzen in nichts nach. Die kleine Maus macht sich auf die Reise in ein Abenteuer, was völlig anders verläuft als geplant, dennoch wird am Ende alles gut. Liebevoll ist die Geschichte durchdacht und der Kontext ist sehr schön mit Einstein in Verbindung gebracht. Die kindgerechte Verknüpfung zwischen der Geschichte und historischem Hintergrund war toll. Die Darstellung Einsteins sehr gelungen und der Bezug zu einer reellen und geschichtsträchtigen Person gefiel mir sehr gut. Torben Kuhlmann widmet sich in dieser Story dem Verständnis von Zeit und geht ganz in diesem Thema auf, er nennt nicht zuletzt eine Katze Chronos, der bekanntlich die Personifikation der Zeit ist. Genau diese detailreiche Umsetzung hat mich in Text-, wie Bild Form an diesem Buch fasziniert. Nach der Geschichte findet sich im Anhang noch eine ein Teil von Einsteins Vita und Gedankenexperimenten die, die Relativitätstheorie versuchen darzustellen. Wieder veranschaulicht mit Illustrationen und für den Laien gut verständlich. Die Altersangabe ist alles in allem passend, nur Leseniveau und Interesse sollte dementsprechend hoch sein. Trotz der Einteilung als Bilderbuch sollte die Geduld dem ganzen 120 Seiten zu folgen vorhanden sein. Da die Geschichte aber durch mehrere Kapitel unterteilt ist, stellt auch das etappenweise Lesen kein Problem dar.
Fazit: ein wunderschönes Kinderbuch, was abenteuerliche Geschichte, Wissen und bezaubernde Illustrationen miteinander vereint und auch bei den großen (Vor-) Lesern für Begeisterung sorgen wird.

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Veröffentlicht am 28.08.2020

Sehr schöne Idee, die Umsetzung des Textes ist jedoch fragwürdig

Das Faultier und die Motte
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Gibt es Freundschaft auch im Tierreich? Der Kater Homer zieht aus um den perfekten Freund für sich zu finden und stellt Kindern ab 3 Jahren zum Teil lustige Freundschaften, Symbiosen oder auch egoistische ...

Gibt es Freundschaft auch im Tierreich? Der Kater Homer zieht aus um den perfekten Freund für sich zu finden und stellt Kindern ab 3 Jahren zum Teil lustige Freundschaften, Symbiosen oder auch egoistische Beziehungen vor. Tierische Freundschaft, in all ihren Facetten.
Die Illustrationen von Emilia Dziubak sind wirklich wundervoll. Die Darstellungen sind farbenfroh und sehr liebevoll. Dank ihrer detailreichen Art ein echter Hingucker für klein und groß. Es machte richtig Spaß die Tiere auf den Seiten zu entdecken. Optisch hat das ganze große Begeisterung bei uns hervorgerufen, was ich vom Text leider weniger behaupten kann. Die Beschreibung der Beziehungen ist zwar schon eher wissenschaftlich als kindlich verniedlicht, jedoch meist sehr lieblos und zu oft einfach nicht ausreichend. Es liest sich wie die jeweils erste Zeile eines Enzyklopädie Eintrags. Diese einzeilig heruntergebrochenen Informationen konnten den, für Kinder typischen Wissensdurst nicht im Ansatz stillen. Die Ausdrucksweise ist mitnichten etwas für Kinder ab 3 Jahren und dahingehend für ein Kinderbuch ungeeignet. Kinderbuch und Wissen vermitteln ist eine wunderbare Kombination aber bitte Altersgerecht und nicht nur so dahin gekleckerte Angaben. Der Sinn von lateinischen Bezeichnungen wollte sich mir auch nicht recht erschließen, da er in diesem Alter absolut nicht von Interesse ist und wahrscheinlich die wenigsten Eltern das beim Vorlesen versuchen herauszuwürgen. Möglicherweise ist das für ältere Kinder von Interesse, jedoch der Textinhalt und die Illustrationen würden dann wohl noch weniger passen. Auch die eingefügte Beschreibung zur Bestäubung war nicht im Ansatz Kindgerecht und führte nur zu mehr Verwirrung und Fragen. Vielleicht wäre bei Begriffen wie Staubgefäß und Stempel, für das Alter eine kleine Zeichnung hilfreich gewesen. Irgendwann beschlich mich das Gefühl das Buch musste mit irgendwas gefüllt werden. Von Erläuterungen im Sinne von „Wo der eine lebt, ist auch oft der andere anzutreffen“ waren wir beide sehr enttäuscht. Wenn ich während dem Vorlesen eines Kinderbuches, welches als „Wissen vermittelnd“ gehandelt wird, dank Google zum Erklär-Bär mutiere kann ich es auch gleich lassen. Leider war es beim „Großen Psychotest – Welcher Freundschaftstyp bist du?“ gänzlich vorbei. Die Fragen, samt Auflösungen waren zum Kopf schüttelnd sinnlos und passen wohl eher in eine Zeitschrift. Leider ging aus den einzeiligen Beschreibungen oft nur ein einseitiger Nutzen dieser Beziehung hervor, was wiederum den Grund der Freundschaft nur unzureichend erklärte. Einzeln für sich haben die Illustrationen eine deutlich höhere und der textliche Inhalt, eine bei weitem schlechtere Bewertung verdient. Ein Buch besteht aber leider aus beidem und lebt von dessen Harmonie. Sehr schade.
Fazit: Wunderschön illustriertes Kinderbuch, aber nicht mehr. Der Text nur ungenügend um den kindlichem Wissensdurst zu stillen.

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Veröffentlicht am 28.08.2020

Ein Buch, was mich wirklich überraschen konnte

Die Nacht in dir
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Als Lucy in Woodstock landet, hat sie so gut wie nichts bei sich. Eben nur das Nötigste, was man auf der Flucht braucht. Unauffällig bleiben ist gerade oberste Priorität, dennoch freundet sie sich mit ...

Als Lucy in Woodstock landet, hat sie so gut wie nichts bei sich. Eben nur das Nötigste, was man auf der Flucht braucht. Unauffällig bleiben ist gerade oberste Priorität, dennoch freundet sie sich mit ihren Nachbarn, John und Vera an. Diese haben ihre ganz eigenen Sorgen und eines Abends lässt der viele Wein die Geheimnisse auf den Tisch kommen. Die liebgewonnene Lucy wird kurzerhand ein Teil des Plans, den Tod von John zu fingieren. Was soll schon groß schiefgehen, wenn sich alle an den Plan halten?! Doch, was dann passiert, war nie Teil des Plans…
Leah Konen studierte Journalismus und englische Literatur. Im Young Adult Genre ist sie, dank mehreren Romanen, keine Unbekannte. Doch „die Nacht in dir“ ist ihr erster Thriller. Kann ein solcher Genre-Swipe gut gehen? Ja und Konen stellt das in diesem Buch deutlich unter Beweis. Ich war wirklich skeptisch, das Cover ist nicht gerade ein Blickfang, eher eine „90er Jahre Wühltisch“ Version, der Titel, der mich wirklich oft in Erklärungsnöte brachte und die reine Befürchtung, dass es schnulzig werden könnte. Falsch gedacht. Die Story ist wirklich gut aufgebaut. Es gibt ständig unerwartete Wendungen, man spürt zwar, dass irgendwas nicht ganz zusammenpasst, doch mehr als Vermutungen und ein ungutes Gefühl ist nicht auszumachen. Immer wenn man denkt, man kennt den Weg der Handlung, biegt Konen unerwartet ab. Der Verlauf konnte stellenweise wirklich überraschen, der Showdown war nicht mehr ganz so unvorhersehbar, dafür zog er sich nicht ins endlose. Der Weg dahin war aber wirklich gelungen und das Ende des Buches hatte definitiv das gewisse etwas. Die Charakterzeichnung war gut, denn Konen lässt für Lucy, wie auch für den Leser alles etwas undurchdringbar erscheinen. Trotz weniger offensichtlichen Feindseligkeiten wusste man oft nicht ob man Freund oder Feind vor sich hatte und war sich dessen auch bis zum Schluss nie gänzlich im Klaren. Komplett ohne innige Beziehung kam die Autorin natürlich trotzdem nicht aus, es war aber angenehm dosiert und tat in meinen Augen der Intensität der Geschichte sogar gut. Ab und zu hatte ich die Befürchtung, dass es zäh werden würde, doch sie hat den Bogen jedes Mal wieder rausbekommen und konnte sogar die Spannung steigern. Was Cover, Titel und Vita der Autorin zunächst befürchten ließen, hat der Inhalt bombastisch zerschlagen. Ein wirklich gelungener Thriller, der sich viel auf psychischer Ebene abspielt.
Fazit: Überraschend gutes Genre Debüt. Spannend, stimmig mit gelungenem psychologischen Verwirrspiel.

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Veröffentlicht am 17.08.2020

Grubers Ausflug in H.P. Lovercrafts Universum

DER JUDAS-SCHREIN
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In einem abgeschiedenen Bergdorf wird eine verstümmelte Mädchenleiche entdeckt. Kommissar Körner und sein Team stellen am sehr merkwürdigen Tatort fest, dass dem Mädchen fasst alle Rückenwirbel fehlen. ...

In einem abgeschiedenen Bergdorf wird eine verstümmelte Mädchenleiche entdeckt. Kommissar Körner und sein Team stellen am sehr merkwürdigen Tatort fest, dass dem Mädchen fasst alle Rückenwirbel fehlen. Irgendetwas passt hier ganz und gar nicht zusammen. Während der Ermittlungen passiert ein weiterer Mord und Kommissar Körner wird klar, dass irgendjemand über Leichen geht um sein Geheimnis zu wahren. Vom Starkregen, dem anschwellenden Fluss und den Bergen im Rücken eingeschlossen, macht Alex Körner sich auf, das Geheimnis zu lüften. Doch diese Grauen übersteigt den menschlichen Verstand bei weitem.
Judasschrein ist die Neuauflage des gleichnamigen, bereits 2005, von Andreas Grubers veröffentlichten Werkes. Die neue Optik macht auf den ersten Blick klar, wo der Autor in dieser Geschichte mit dem Leser hinmöchte. Dass Gruber im Thriller Genre eine Nummer ist, ist oft bekannt. Doch hin und wieder tunkt er seine Feder gern in Horrortinte und versucht sich auch an anderen Geschichten. Judasschrein zählt zu seinen frühen Werken und möglicherweise ist Alex Körner die Urfassung, auf der spätere Protagonisten (Sneijder, Hogart und Polaski) basieren. Trotz der frühen schriftstellerischen Phase, merkt man deutlich, dass Gruber am Werk war. Nur wenige Autoren verstehen sich auf das subtile streuen von relevanten Informationen. Auch das Spiel mit Atmosphäre war ihm damals schon zu eigen. Die düstere Dorfgemeinde, unheilschwangere Stimmung und eine Bedrohung deren Ausmaße kaum jemand begreifen kann. Natürlich schimmern trotz des Talentes die ersten Versuche durch. Die Charaktere hatten alle so einen typischen „Zweck“, der Protagonist wirkt manchmal nicht ganz ausgereift und die glückliche Fügung durfte auch hier und da mal ran, um den Helden zu retten. Alles in allem hat Gruber hier aber mehr Geschick an den Tag gelegt als so manch anderer Autor. Wie er Stück für Stück dem Leser den Background offenbart ließ den Spannungsbogen stetig anschwellen. Der Mix aus Ermittlungen, Rückblicken und geheimnisvollen Tagebucheinträgen war eine sehr gelungene Kombination. Der Schreibstil wie gewohnt angenehm zu lesen. Wenn man den Einstig, bei dem alles zunächst nach 0815 Krimi aussieht, geschafft hat, legt Gruber los und man will das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Man sollte sich jedoch von vorn herein über die Horrorelemente á la H.P. Lovecraft im Klaren sein und sich darauf einlassen können. Wer hier einen typischen Krimi (Bulle- Ermittlungen- Mörder) erwartet, dem könnte Judasschrein too much sein. Wer sich allerdings auf Kreaturen aus dunklen Welten einlassen kann wird an Judasschrein schnell Geschmack finden.
Fazit: Für mich, trotz frühem Werk, ein gelungenes Buch. Man sollte sich allerding auf Mythen von beängstigende Geschöpfe einzulassen bereit sein.

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