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Veröffentlicht am 01.06.2025

Magische Welten, starke Schwestern

Faebound
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„Faebound: Divided by Blood“ von Saara El-Arifi hat mich überrascht, im besten Sinne. Obwohl der Einstieg etwas holprig war und ich fast 30% gebraucht habe, um wirklich reinzukommen, hat mich die Geschichte ...

„Faebound: Divided by Blood“ von Saara El-Arifi hat mich überrascht, im besten Sinne. Obwohl der Einstieg etwas holprig war und ich fast 30% gebraucht habe, um wirklich reinzukommen, hat mich die Geschichte danach nicht mehr losgelassen. Das Setting ist ungewöhnlich und faszinierend: eine Welt mit Elfen, Fae und Menschen, die einst von Göttern erschaffen wurden und nun durch Misstrauen, Macht und uralte Prophezeiungen voneinander getrennt sind.

Was mich besonders begeistert hat, ist das Worldbuilding. Es ist fantasievoll, lebendig und vor allem mal was anderes. Die magischen Elemente wie Trommelmagie oder die Bindung zu tierischen Begleitern haben dem Buch einen frischen Anstrich gegeben. Mosima, die Stadt der Fae, war für mich ein Highlight, so detailreich beschrieben, dass ich mir sofort vorgestellt habe, wie es wäre, dort selbst durch die Straßen zu laufen.

Die beiden Hauptfiguren, Yeeran und ihre Schwester Lettle, sind sehr unterschiedlich, aber genau das macht ihre Dynamik aus. Während Yeeran die kühle, kontrollierte Soldatin ist, bringt Lettle mit ihrer emotionalen und intuitiven Art einen schönen Kontrast rein. Ihre Beziehung war glaubwürdig, nicht perfekt, aber echt. Man merkt, wie tief ihre Loyalität zueinander geht, auch wenn sie sich gegenseitig in den Wahnsinn treiben.

Ein großer Pluspunkt ist für mich die Selbstverständlichkeit, mit der queere Identitäten im Buch integriert wurden. Es ist wohltuend, wenn Diversität nicht zum Thema gemacht, sondern einfach gelebt wird.

Ein kleiner Wermutstropfen war für mich die Liebesgeschichten. Beide fühlten sich eher gehetzt und oberflächlich an. Ich hätte mir da mehr Tiefe und Zeit gewünscht, um echte Chemie zu spüren. Auch das Tempo gegen Ende war mir zu überstürzt. Viel wurde auf einmal aufgelöst, was etwas von der emotionalen Wirkung genommen hat.

Unterm Strich: Eine fesselnde Geschichte mit beeindruckender Welt, zwei spannenden Protagonistinnen und einem kreativen Magiesystem. Kein perfektes Buch, aber eines, das mich neugierig auf den zweiten Band macht. Von mir gibt’s solide 4 Sterne.

Wer Lust auf ein inklusives, frisches Fantasy-Abenteuer hat und nicht an makellosem Pacing hängt, sollte Faebound definitiv eine Chance geben!

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Veröffentlicht am 27.05.2025

Dunkel, chaotisch, faszinierend - ein wilder Auftakt mit Potential

The Deer and the Dragon
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„The Deer and the Dragon“ von Piper C.J. hat mich komplett überrascht, auf die gute Art, aber mit ein paar Stolpersteinen. Man merkt einfach, dass die Autorin in Thema Mythologie richtig tief drin steckt. ...

„The Deer and the Dragon“ von Piper C.J. hat mich komplett überrascht, auf die gute Art, aber mit ein paar Stolpersteinen. Man merkt einfach, dass die Autorin in Thema Mythologie richtig tief drin steckt. An manchen Stellen hatte ich wirklich das Gefühl, ich müsste mir Notizen machen, um der ganzen Symbolik und den Verbindungen gerecht zu werden. Es ist beeindruckend, wie viel Wissen und Details hier eingeflossen sind, manchmal vielleicht etwas zu viel für den Auftaktband.

Was mich aber absolut bei der Stange gehalten hat, waren die Charaktere. Caliban und Az haben mich regelrecht um den Verstand gebracht, zwischen Schmachten und Kichern war alles dabei. Fauna? Ein Highlight. So herrlich eigen und präsent. Mar, die Hauptfigur, blieb für mich noch ein bisschen blass, aber ich habe das Gefühl, wir kratzen bisher nur an ihrer Oberfläche, und da kommt noch einiges.

Der größte Kritikpunkt für mich: Die ersten Kapitel wirkten etwas sprunghaft und unübersichtlich. Die Welt ist unfassbar komplex, und ich hätte mir gewünscht, dass bestimmte Rückblicke oder Erklärungen besser über das Buch verteilt wären, gerade, was die Geschichte zwischen Mar und Caliban angeht. Die emotionale Tiefe hätte noch mehr treffen können, wenn man mehr von ihrer Vergangenheit gespürt hätte.

Trotzdem: Es war spannend, düster, stellenweise sexy, und ich habe mich nie gelangweilt. Es ist keine cosy Romantasy, es ist wild, dunkel und ein bisschen überfordernd, aber auf eine gute Art. Und ich bin sehr gespannt, wie es in Band zwei weitergeht.

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Veröffentlicht am 21.05.2025

Geheimnisse unter der heißen Sonne – eine fesselnde Reise in die Vergangenheit

Der dunkle Sommer
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"Der dunkle Sommer" von Vera Buck war für mich ein intensives Leseerlebnis, atmosphärisch, düster und stellenweise erschütternd.

Tilda, eine Architektin mit italienischen Wurzeln, kauft für einen symbolischen ...

"Der dunkle Sommer" von Vera Buck war für mich ein intensives Leseerlebnis, atmosphärisch, düster und stellenweise erschütternd.

Tilda, eine Architektin mit italienischen Wurzeln, kauft für einen symbolischen Euro ein altes Haus in einem scheinbar verlassenen Dorf auf Sardinien. Was zunächst wie ein mutiger Neuanfang wirkt, entpuppt sich bald als düstere Reise in die Vergangenheit, nicht nur die des Ortes, sondern auch ihre eigene. Schnell wird klar: Das Haus birgt mehr als nur bauliche Mängel.
Die Geschichte entfaltet sich auf zwei Zeitebenen, wobei besonders die Rückblicke ins Jahr 1982 durch ihre Intensität hervorstechen. Francas Erlebnisse haben mich stark berührt, die sozialen Zwänge, das Schweigen, die Ungerechtigkeit. Gerade weil die Ereignisse auf wahren Begebenheiten basieren, bleibt einiges noch lange im Kopf.

In der Gegenwart wird Tildas Geschichte durch das Auftauchen ihres Bruders und das plötzliche Verschwinden weiterer Personen zunehmend bedrohlich. Enzo, der Journalist, bringt zusätzlich Spannung ins Spiel, auch wenn manche Entwicklungen zwischen den Figuren etwas konstruiert wirkten. Dennoch fand ich es spannend zu beobachten, wie sich Vergangenheit und Gegenwart immer enger verweben.

Der Roman lebt nicht von rasantem Tempo, sondern von seiner dichten Atmosphäre und den emotionalen Themen. Das ländliche Sardinien, die Hitze, das Schweigen der wenigen Dorfbewohner, all das sorgt für Gänsehaut. Die kulinarischen, sprachlichen und landschaftlichen Details sorgen zusätzlich für authentisches italienisches Flair.

Warum also "nur" 4 Sterne? Für einen Thriller war mir der Spannungsbogen stellenweise zu flach, manche Kapitel zogen sich ein wenig, und nicht alle Figuren haben mich komplett überzeugt. Trotzdem bleibt ein sehr lesenswerter Roman, der ein düsteres Kapitel sardischer Geschichte aufgreift, packend erzählt und dabei nie den Respekt vor dem wahren Kern der Ereignisse verliert.

Empfehlung für alle, die ruhige, atmosphärische Geschichten mögen – mit einem düsteren Geheimnis und einem Hauch echter Tragödie.

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Veröffentlicht am 19.05.2025

Ein Fitzek der anderen Art – und ich hab’s geliebt!

Horror-Date
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Ich hätte nie gedacht, dass ich bei einem Buch von Sebastian Fitzek mal laut lachen würde, und das nicht nur einmal. Horror-Date ist anders als seine typischen Thriller, aber gerade das macht es so besonders. ...

Ich hätte nie gedacht, dass ich bei einem Buch von Sebastian Fitzek mal laut lachen würde, und das nicht nur einmal. Horror-Date ist anders als seine typischen Thriller, aber gerade das macht es so besonders. Eine überraschende Mischung aus pechschwarzem Humor, völlig absurden Situationen und dennoch mit einem Hauch Ernsthaftigkeit, der nie ins Kitschige abdriftet.

Ursprünglich war ich ein wenig skeptisch, weil ich bisher nur Fitzeks düstere Psychothriller kenne. Doch dieses Buch hat mich im besten Sinne eines Besseren belehrt. Ich habe an einigen Stellen laut gelacht. Die Geschichte ist grandios, unterhaltsam, menschlich, und vor allem mal was ganz anderes.

Wer sich nicht daran stört, dass Fitzek hier bewusst mit Genre-Grenzen spielt und eher auf rabenschwarzen Humor als auf Nervenkitzel setzt, wird bestens unterhalten. Wir hoffen jedenfalls, dass er noch mehr solcher Ausflüge wagt. Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 08.05.2025

Mord im Morgengrauen – mit Croissants und Fernglas

Schräge Vögel – SOKO Neuntöter
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Ich wusste nicht, was mich bei diesem Buch genau erwartet, aber was ich bekommen habe, war eine herrlich erfrischende Mischung aus Krimi, Humor und ganz viel Menschlichkeit! „Schräge Vögel - SOKO Neuntöter“ ...

Ich wusste nicht, was mich bei diesem Buch genau erwartet, aber was ich bekommen habe, war eine herrlich erfrischende Mischung aus Krimi, Humor und ganz viel Menschlichkeit! „Schräge Vögel - SOKO Neuntöter“ hat mich von der ersten Seite an gepackt. Die vier Hobby-Ornithologen, die sich sonst nur am frühen Sonntagmorgen zur Vogelbeobachtung treffen, stolpern plötzlich mitten in einen Kriminalfall und übernehmen kurzerhand selbst die Ermittlungen, als die Polizei voreilig von einem Unfall ausgeht.

Was das Buch für mich besonders macht, sind die Figuren: Jede und jeder bringt seine ganz eigene Geschichte, seine Macken und Stärken mit , und trotzdem (oder gerade deshalb) funktionieren sie als Team. Ich mochte vor allem, wie sie sich gegenseitig herausfordern, ergänzen und im Laufe der Geschichte immer mehr zusammenwachsen. Dabei bleibt es nie albern, sondern wirkt authentisch und nahbar, fast so, als würde man sie selbst kennen.

Die Handlung selbst ist spannend, aber nie düster. Es gibt genug Wendungen, um dran zu bleiben, und gleichzeitig viele kleine, liebevoll erzählte Szenen, die einen schmunzeln oder kurz innehalten lassen. Und ganz ehrlich: Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal freiwillig mit heimischen Vogelarten beschäftige, aber das Buch hat mir sogar diesen Aspekt unterhaltsam nähergebracht.

Kurz: Ein charmanter Cosy Crime mit ganz viel Herz, Witz und Charakter. Für mich ein echtes Lese-Highlight, das Lust auf mehr macht. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Fall der „SOKO Neuntöter“!

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