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Veröffentlicht am 30.05.2020

Über die (Un-)Vereinbarkeit von Recht und Gerechtigkeit

Echo des Schweigens
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Rezension zu „Echo des Schweigens“ von Markus Thiele
Mit „Echo des Schweigens“ hat Markus Thiele einen interessanten Roman über die Frage nach Schuld und Gerechtigkeit und deren (Un-)vereinbarkeit geschrieben. ...

Rezension zu „Echo des Schweigens“ von Markus Thiele
Mit „Echo des Schweigens“ hat Markus Thiele einen interessanten Roman über die Frage nach Schuld und Gerechtigkeit und deren (Un-)vereinbarkeit geschrieben. Klug und rasant beschreibt er Ereignisse aus der Gegenwart und der NS-Zeit und verwebt diese geschickt zu einer Geschichte, die fesselt und zum Nachdenken anregt.
Im Zentrum des Erzählstrang der Gegenwart stehen Hannes Jansen und Sophie Tauber.
Aus dem Klappentext wissen wir, dass die beiden ein Paar werden. Allerdings wird schnell klar, dass die beiden sich ihrer beruflichen Verbindung nicht bewusst sind. Dieser Fakt macht ihre Beziehung interessant zu verfolgen, wartet man irgendwann doch nur noch auf den großen Knall. Was das Buch aber eigentlich ausmacht, sind die Einstellungen der beiden zu Recht und Gerechtigkeit. Sophie hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Und auch Hannes Vorstellung von Gerechtigkeit ist gut nachzuvollziehen, lässt sich aber nicht allzu gut mit seiner Rolle als Verteidiger vor Gericht vereinbaren. Diese innere Diskrepanz muss auch Hannes entdecken und mit ihr umzugehen lernen. Dies bringt auch den Leser dazu, über Recht und Gerechtigkeit nachzudenken. Steht das Recht über der Gerechtigkeit oder ist die Gerechtigkeit der Maßstab, nach dem immer zu Handeln ist?
Spannung verleiht dem Roman ein weiterer Handlungsstrang in der Vergangenheit. Die Spannung entsteht dabei dadurch, dass die Geschichte von Sophies Großmutter erzählt wird, auf die Sophie nach dem Tod ihrer Mutter stößt. Die Nachforschungen führen den Leser mitten in die NS-Zeit und bringen eine Geschichte ans Licht, deren tiefere Verbindung mit der Gegenwart erst nach und nach ans Licht kommt.
Insgesamt hat Markus Thiele mit „Echo der Schweigens“ einen interessanten Roman geschrieben. Wer Geschichten mag, die Gegenwart und Vergangenheit miteinander verknüpfen und vor allem zum Nachdenken über eigene Wertvorstellungen anregen, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt.

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Veröffentlicht am 22.05.2020

Das Schicksal einer jungen Frau

Riviera - Der Traum vom Meer
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Rezension zu „Riviera – Der Traum vom Meer“ von Julia Kröhn
Julia Kröhn lädt zu einer Reise ans Meer ein und katapultiert ihre Leser direkt in den Sommer – zumindest vorerst. Der Schreibstil der Autorin ...

Rezension zu „Riviera – Der Traum vom Meer“ von Julia Kröhn
Julia Kröhn lädt zu einer Reise ans Meer ein und katapultiert ihre Leser direkt in den Sommer – zumindest vorerst. Der Schreibstil der Autorin ist gut gewählt, da er sich leicht liest und die Beschreibungen den Leser direkt nach Italien entführen. Im Zentrum stehen zunächst die Figuren. Die Protagonistin Salome ist sympathisch und angenehm ist, dass man sie beim Erwachsenwerden begleitet. So erfährt der Leser zunächst einiges aus der kindlichen Sicht Salomes, was interessant ist. Erst später kann sie die Ereignisse differenzierter betrachten. Dies ist vor allem deshalb interessant, da die politischen Ereignisse in Italien und Deutschland einen immer größeren Einfluss auf die Figuren haben. Deshalb entführt das Buch auch nur vorerst in den Sommer und mit zunehmender Geschichte wird deutlich, dass einem nicht immer warm sein muss, nur, weil die Sonne scheint.
Wichtig ist auch Ornella, Salomes Freundin, die sie bei ihrem ersten Italienaufenthalt kennenlernt. Die Freundschaft der beiden ist spannend und begleitet die Geschichte. Ornella als Figur tat mir von Beginn an etwas leid, da immer wieder betont wird, dass sie keine Schönheit ist. Dennoch lernt man sie als liebenswerten Charakter kennen, auch wenn sie, wie viele Figuren, Entscheidungen trifft, die nicht immer richtig sind. Sowohl Salome als auch Ornella bewegen sich in einem Spektrum zwischen falschen Entscheidungen und den Handlungen einer starken Frau.
Für Furore sorgen auch Salomes Vater, Paola und Ornellas Vater. Salomes Vater scheint von Beginn an verloren und es wird immer deutlicher, wie verloren er eigentlich ist. Paola und Ornellas Vater scheinen eine Stütze zu sein, oder auch wieder nicht. Um nicht zu viel zu verraten, sei hier nichts weiter erwähnt.
Zu diesen Charakteren gesellen sich weitere, die das Leben Salomes und Ornellas durcheinanderwirbeln. Aber auch hier sollte nicht zu viel verraten werden außer: es wird unterhaltsam und spannend. Dieser erste Band der Dilogie macht in jedem Fall Lust auf mehr.
Insgesamt empfehle ich dieses Buch jedem, der Geschichten mag, bei denen das Schicksal der Figuren im Fokus steht, aber auch die Geschichte eine zunehmend wichtige Rolle spielt. Außerdem ist das Buch interessant für diejenigen, die dem Regen entfliehen wollen und eine starke Protagonistin mögen.

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Veröffentlicht am 02.05.2020

Unterhaltsam trotz Schwächen

Der gute Cop
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Rezension zu „Der gute Cop“ von Scott Thornley
Zu Beginn zum Schreibstil: Insgesamt mochte ich den Stil, auch wenn ich zunächst ein paar Seiten gebraucht habe, bis ich konzentriert lesen konnte. Dies lag ...

Rezension zu „Der gute Cop“ von Scott Thornley
Zu Beginn zum Schreibstil: Insgesamt mochte ich den Stil, auch wenn ich zunächst ein paar Seiten gebraucht habe, bis ich konzentriert lesen konnte. Dies lag aber auch an den vielen Figuren, die früh eingeführt wurden und die sich der Leser erstmal merken muss. Die anfängliche Verwirrung legt sich dann aber und die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander werden deutlich. Das Setting ist gut. Der Kleinstadtcharakter passt gut dazu, dass sich einige Figuren untereinander kennen und der Protagonist Superintendent MacNeice hier und da gefallen einfordern kann.
Mac ist ein intelligenter und gewissenhaft arbeitender Ermittler. Er hat seine Frau verloren und leidet offensichtlich darunter, was die Qualität seiner Arbeit aber nicht beeinflusst. Aufgrund seiner Erfolge wird er geschätzt. Insgesamt hätte er gerne noch mehr Ecken und Kanten haben dürfen. Gelungen sind auch einige der Nebencharaktere. Vor allem die Rechtsmedizinerin und ihr Assistent Junior sorgen hier und da für ein Schmunzeln, da Junior ein eher schräges Verhalten an den Tag legt.
Spannend ist zu Beginn, dass es zwei Fälle gibt und nicht klar ist, ob sie vielleicht zusammenhängen oder nicht. Lange werden dem Leser immer wieder kleine Häppchen der Fälle aufgedeckt, sodass der Ausgang aber unersichtlich bleibt. Zum Ende hin wird dann jedoch etwas zu schnell offensichtlich, wie die Zusammenhänge sind. Einige aktionreichen Szenen retten das Ganze aber etwas. Insgesamt ging durch die zwei Fälle der Fokus etwas verloren, was schade ist, da die Fälle einzeln einiges an Potenzial bieten. Dennoch habe ich mich die meiste Zeit unterhalten gefühlt und würde den Krimi auch weiterempfehlen. Ich bin gespannt, wie der nachfolgende Band sich macht.

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Veröffentlicht am 31.03.2020

Für Krimileser und Geschichtsinteressierte

1965 - Der erste Fall für Thomas Engel
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Rezension zu „1965“ von Thomas Christos
„1965“ ist vom Erzählstil her spannend erzählt. Außerdem lässt sich das Buch schnell und flüssig lesen. Lesenswert wird der Krimi vor allem durch die zwei Zeitebenen, ...

Rezension zu „1965“ von Thomas Christos
„1965“ ist vom Erzählstil her spannend erzählt. Außerdem lässt sich das Buch schnell und flüssig lesen. Lesenswert wird der Krimi vor allem durch die zwei Zeitebenen, die geschickt miteinander verwoben werden. Der Leser erfährt so nicht nur einiges über die Polizeiarbeit und andere Aspekte der Nazi-Diktatur, sondern auch über die Vergangenheit einiger Figuren.

Der Anfang ist interessant, jedoch sinkt die Spannungskurve dann, nimmt aber ab der Mitte zum Ende hin wieder so an Fahrt auf, dass die Lektüre insgesamt lohnenswert ist. Am Protagonisten Thomas kann man sich zunächst stören, ist er doch recht naiv und äußerst kindlich. Zum Glück nimmt der Charakter aber eine gute Entwicklung, was dem Krimi sehr gut tut, die Figur sympathischer macht und mich zum mitfiebern gebracht hat. Es lohnt sich diese ersten Kapitel mit einem etwas anstrengenden Protagonisten durchzuhalten.
Zudem wartet das Buch mit vielen weiteren Charakteren auf. Von interessanten „zweiten Gesichtern“ und leisen Helden sind so einige dabei, die dem Buch neue Spannung verleihen. Der Leser muss Grausamkeiten aushalten, erfährt aber auch Menschlichkeit.
Vor allem aber der historische Aspekt und die das teilweise noch vorhandene Gedankengut aus den 30er und 40er Jahren machen den Krimi interessant. Wer also nicht nur Krimis liest, sondern zudem an Geschichte interessiert ist, sollte zu „1965“ greifen.

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Veröffentlicht am 24.03.2020

Kein Highlight, aber für Interessierte

Per Anhalter durch den Nahen Osten
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Rezension zu „Per Anhalter durch den Nahen Osten“ von Patrick Bambach
Der Erzählstil ist etwas salopp und ironisch. Zu Beginn und in einigen Situationen ist dies auch passend und amüsant, an einigen Stellen ...


Rezension zu „Per Anhalter durch den Nahen Osten“ von Patrick Bambach
Der Erzählstil ist etwas salopp und ironisch. Zu Beginn und in einigen Situationen ist dies auch passend und amüsant, an einigen Stellen hätte dem Buch aber mehr Ernsthaftigkeit und Tiefe gutgetan. Die Geschehnisse sind interessant, auch wenn ich mir vor allem etwas mehr Tiefe gewünscht hätte, wenn es um die Kulturen und/oder Konflikte in den Ländern und zwischen den Ländern/Kulturen/Volksgruppen geht. An einigen Stellen ist dies auch gelungen, allerdings fehlte hier die Stringenz. Insgesamt erfährt man weniger als erwartet über einige Länder, obwohl der Autor gerade mit den Einheimischen in engen Kontakt kommt. Der Aufenthalt im Iran z.B. wird gut geschildert. Der Leser erfährt einiges über die politischen Probleme und das alltägliche Leben. Es werden viele Eindrücke geschildert, anstatt den Fokus sehr auf das Trampen als Aktion zu legen und dabei die negativen Aspekte des Trampens auszuführen. Denn dieser Eindruck entstand: Trampen ist ein tolles Konzept mit vielen Möglichkeiten. Die Erwartungen treten jedoch selten ein. Dennoch lohnt sich das Trampen laut Bambach. Ob der Leser dies genauso empfindet, muss jeder selbst entscheiden. Insgesamt ist „Per Anhalter durch den Nahen Osten“ eine durchwachsene Lektüre. Es lohnt sich vor allem der Teil über die Türkei, den Iran und Israel. Andere Abschnitte geraten zu kurz und oberflächlich. Dennoch ist es ein nettes Buch für jeden, der sich für Reiseeindrücke, das Trampen oder den Nahen Osten und die Kulturen dort interessiert.

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