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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2019

Spannend, mit liebenswerten Figuren mitfiebern und hoffen …

Vernichtung 2
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Band 2 von 3 (geplante Trilogie von Pascal Wokan nicht mitgerechnet, da optional) setzt ca. 6 bis 8 Wochen nach Band 1 ein und ist klar als Joshua-Tree-Werk zu erkennen. Stilistisch und in Handlung und ...

Band 2 von 3 (geplante Trilogie von Pascal Wokan nicht mitgerechnet, da optional) setzt ca. 6 bis 8 Wochen nach Band 1 ein und ist klar als Joshua-Tree-Werk zu erkennen. Stilistisch und in Handlung und Figurenzeichnung finden sich Parallelen zu den Reihen Ganymed, The Dark Invasion, The Wall, Das Signal, Das Fossil, Das Artefakt. Es ist den Genres Military-SF, Nahe-Zukunft-Thrilller, Agenten-Thriller, Dystopie, Alien-Erstkontakt zuzuordnen. Es teilt sich auf in zwei linear verlaufende und kapitelweise wechselnde Perspektiven mit bekannten Gesichtern in extremen Gegenden.
Es gelingt eine gute Mischung aus Action, Ruhe vor dem Sturm und Charakterstudie.
Die Handlung ist körperbetont und militärisch geprägt, was grundsätzlich nicht so meins ist. Ich habe es so wahrgenommen, davon zu profitieren, im Vorgängerband eine emotionale Bindung zu den Protagonisten eingegangen zu sein. Das Mitverfolgen der Gefühle und Gedanken wird dadurch intensiviert. Den zwei Hauptfiguren wird eine gewisse Tiefe verliehen. So unterschiedlich sie auch sein mögen, sind es im Kern gute, bodenständige Kerle, die zum Sympathisieren animieren und die Handlung (auch wenn sie streckenweise nicht besonders innovativ ist) gut tragen. Angst, Frieren, Schwitzen, Beklemmung, Erschöpfung, die Atmosphäre finde ich gut eingefangen. Auch die Nebenfiguren, allen voran das KSK-Team, mag ich, wenn auch oberflächlich, doch menschlich, mit coolen Sprüchen, ohne in Klamauk abzurutschen.
Ich wollte immer wissen, wie es weitergeht, habe mich über Wendungen und Überraschungen gefreut.
Die Militarisierung und Entrechtung der Gesellschaft wird gelungen angerissen. Hiervon gern mehr.
Diese Reihe bietet im Vergleich zu anderen Werken nicht so viele Denkanstöße für das gegenwärtige Leben, da die Handlung (glücklicherweise) ziemlich abgedreht ist.
Man erfährt diesmal viel über die Aliens, ihre Beweggründe und wie sich die Menschheit im Erstkontakt verhält. Das Ende ist turbulent, hat mich emotional mitgerissen, weist einen Wow-Effekt und neue Fragen auf. Ich hoffe, Abschlussband 3 lässt nicht lange auf sich warten.

Veröffentlicht am 14.11.2019

Mitfiebern im dystopischen Athen und bei Alien-Mission im afrikanischen Dschungel

Vernichtung 1
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Neben der Signal-Reihe ist dies bisher das Beste, was ich von Joshua Tree gelesen habe.
Die erste Hälfte wird erzählt aus der Perspektive des Erziehers Nikos im dystopischen, abgeriegelten Athen. Ich empfand ...

Neben der Signal-Reihe ist dies bisher das Beste, was ich von Joshua Tree gelesen habe.
Die erste Hälfte wird erzählt aus der Perspektive des Erziehers Nikos im dystopischen, abgeriegelten Athen. Ich empfand das als sehr atmosphärisch, wie in einem guten Apokalypse-, Endzeit- oder Zombie-Thriller. Es wurden bei mir z. B. positiv gemeinte Assoziationen zu Maze Runner und 28 Weeks Later hervorgerufen, wobei ich nicht um die Grübelei herumkam, ob ich einigen Menschen hier Zombies vorgezogen hätte … Strapazen werden einfühlsam beschrieben. Ich habe mit Freude gerätselt und war vor allem dank der sympathischen, authentischen Gefühle und Gedanken des Protagonisten und der realistischen, greifbaren Umgebung emotional voll dabei, habe mitgelitten, mitgehofft und mich gefragt, wie ich mich verhalten würde.
Stark und prägnant sind philosophische Exkurse eingebettet, z. B. „Jeder Mensch besaß eine solche Grenze, die eine Trennwand zwischen dem, was sich zu leben lohnte, und dem, was das Leben zu etwas Unaushaltbarem machte, darstellte.“
In der zweiten Hälfte wird linear weitererzählt, anderenorts rund um ein militärisches Fünfergespann plus Zivilist auf Erkundungs- und Kampfmission. Das Team versteht sich auf familiär anmutenden Zusammenhalt und derben Witz, der auf die Lachmuskeln geht (besonders „Uffe“) und ins Herz trifft. Viel mehr als Materialschlacht. Joshua Tree versteht sich auf Stilmittel, die zum Ende hin Tempo und Spannung anziehen. Die bildmalerische Sprache bis hin zu Geräuschen generiert dabei allerbestes Kopfkino.
Trotz der ungewöhnlichen Idee und der exotischen Schauplätze gewinne ich den Eindruck, dass es sich in der Realität tatsächlich so abspielen könnte.
Wie vom Autor gewohnt, sei es dennoch lobend erwähnt: Es gibt Nachwort, Glossar und Personenverzeichnis. Ich bestätige, dass spürbar geworden ist, dass Joshua Tree mit Leidenschaft geschrieben hat. Band 1 bildet einen Abschluss der im Mittelpunkt stehenden Mission, klärt also fairerweise viele Fragen und endet nicht auf einem Spannungshöhepunkt. Gleichzeitig ist für mich klar, dass ich wissen muss, wie es mit der Welt und den liebgewonnenen Helden weitergeht. Übrigens bildet der Alienkontakt die Initialzündung zur Story, der Fokus liegt in Band 1 aber eindeutig auf menschlichen Schicksalen. Auch für Neulinge im SF-Genre geeignet.
Die Fortsetzung ist bereits für November 2019 angekündigt – juchu! Weil mir dieser Roman so gut gefiel, habe ich mir ergänzend das optionale Werk von Pascal Wokan gekauft. Zwar habe ich keine Wissenslücken verspürt, bin aber umso gespannter, welcher größere Kontext sich hieraus ergeben wird.

Veröffentlicht am 14.11.2019

Megalustige Anekdoten aus den letzten drei Jahren

Es ist nie zu spät, unpünktlich zu sein
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Super, meine Rezension ist online, und ich musste keinen Versand-Schakal einsetzen! Tolle Bildungslektüre, denn man lernt im Buch nicht nur was das ist, sondern auch den richtigen Umgang.
Abgebildet werden ...

Super, meine Rezension ist online, und ich musste keinen Versand-Schakal einsetzen! Tolle Bildungslektüre, denn man lernt im Buch nicht nur was das ist, sondern auch den richtigen Umgang.
Abgebildet werden Highlights der Fernsehauftritte von Torsten Sträter der letzten drei Jahre, nach Sendeformat gruppiert und mit Vorworten versehen.
Auch wenn ich einiges kannte, habe ich mich über weite Strecken köstlich amüsiert. Meine Highlights sind die trocken wiedergegebenen, vor Wortwitz und Situationskomik sprühenden Geschichten, teils augenzwinkernd mitten aus dem Leben (z. B. Starbucks, SMS an Mutter), teils völlig abstrus-abenteuerlich (z. B. Escape Room, diverse Reisen). Dass sie unzusammenhängend wiedergegeben sind, schmälert die Komik überhaupt nicht. Ich konnte es mir lebhaft vorstellen. Genial und treffend finde ich auch Torsten Sträter als Vizeersatzpressesprecher zu Institutionen und Politikern für extra3.
Nicht gänzlich überzeugt haben mich Auszüge aus Sträters Männerhaushalt und Laudationes. Diese wirken wahrscheinlich im Gesamtkontext und inklusive Betonung, Pausen und Körpersprache besser.
In der Beurteilung schwanke ich zwischen vier und fünf Sternen. Und Wahlen sind ja ganz gefährliche Tiere, lehrt uns Torsten. Schutz suchend und den eBook-Preis von 14,99 € berücksichtigend, vergebe ich vier.
Empfehlung, insbesondere wenn man sich seinem Fan-Dasein im eigenen Tempo, jederzeit zugreifbar und losgelöst von Sendeterminen, YouTube usw. hingeben möchte.

Veröffentlicht am 01.11.2019

Authentisch, menschlich, detailreich, mit laienkompatiblen Bildnissen

Permanent Record
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Snowden erzählt chronologisch, mit prägnanten Kapitelüberschriften. Dabei setzt er die Geschehnisse, Wahrnehmungen und Gefühle ständig in Relation zu späteren Empfindungen. Diese Reflektionen bilden eine ...

Snowden erzählt chronologisch, mit prägnanten Kapitelüberschriften. Dabei setzt er die Geschehnisse, Wahrnehmungen und Gefühle ständig in Relation zu späteren Empfindungen. Diese Reflektionen bilden eine große Stärke der Biografie.
Es ist ein sympathischer Zug, dass er sich nicht als Übermenschen darstellt. Zu Fehlern, die er z. B. unter dem Deckmantel der Anonymität über’s Internet begangen hat, steht er und betrachtet diese als Teil seiner persönlichen Entwicklung.
Ich halte es für eine gute Wahl des Übersetzers Kay Greiners, mit dem „Du“ zu arbeiten. Hierdurch fühlte ich mich adressiert, konnte mich hineindenken und -fühlen.
Sehr eindringlich und bildhaft finde ich angeführte laienkompatible Gleichnisse. Anspruchsvolle Technik, Funktionsweisen und Prozesse werden hierdurch verständlich und greifbar.

Zu Beginn geht Snowden auf die patriotische Prägung seiner Vorfahren ein und schlägt sodann den Bogen zu seiner Kindheit und Jugend. Sein Vater ermöglicht ihm im Alter von sechs Jahren erste Berührungspunkte mit Computern und do-it-yourself. Dies liest sich süß, witzig und fesselnd. Man nimmt daran teil, wie ihn die Technik anfangs überfordert, dann fordert, zunehmend fasziniert, mit Leidenschaft erfüllt und fortan prägt.
Er beschreibt zudem auf interessante Weise die Entwicklung vom nutzerorientierten zum kommerzorientierten Internet.
Des Weiteren beschreibt er seine Beobachtungen zu den Auswirkungen des 11. September 2001 auf Bevölkerung und Staatsapparat, dessen Zeuge er bei verschiedenen beruflichen Stationen wird. Schlimm muss es gewesen sein, als er begriff, dass es sehr wohl einen Unterschied macht, dem Staat oder der Gesellschaft zu dienen. Dieser schleichende Prozess, das Gefühl des Zerrissenwerdens, wird eindringlich geschildert. Erstaunlich, dass viele Bedienstete von der Massenüberwachung wussten, aber weggesehen oder zu ihrem eigenen Vorteil missbraucht haben.
Der Mittelteil ist versachlicht und wirkt streckenweise ein bisschen trocken. Das ist aber keine Kritik, sondern eine Feststellung. Snowden erläutert die Strukturen der US-Militär- und Geheimdienstbehörden und angegliederter Privatunternehmen und die Wirkungsweise der vielfältigen eingesetzten Programme. Ich nehme an, dies belegt die umfassende Expertise und gehört für Interessierte so dargestellt, auch wenn ich als Laie diesen hohen Detailierungsgrad nicht benötigt hätte. Deutlich wird im weiteren Verlauf, wenn auf das monatelange zielgerichtete Zusammentragen und Herausschmuggeln der sensiblen Informationen eingegangen wird, dass er große Risiken auf sich genommen hat. Er hätte ein privilegiertes Leben führen können, hat stattdessen idealistisch, mutig und uneigennützig gehandelt.
Als besonders reizvoll und gut nachvollziehbar empfinde ich den Abwägungsprozess, welche Form der Veröffentlichung er wählt (u. a. Bezüge zu Assange und Wikileaks), wo und gegenüber wem er sich offenbart. Spannend sind auch Einblicke zu darauf folgenden Tagen, selbst wenn man das Ergebnis kennt.

Der Fokus der Biografie liegt auf Snowdens Enthüllungen und vor allem dem Weg dahin. Zum Privatleben geht er auf das Kennenlernen von Lindsay ein, ansonsten kommen seine Freundin, Familie und Freundschaften nur beiläufig vor. In diesem Aspekt war phasenweise sogar der Hollywood-Film ergiebiger. Nichtsdestotrotz: Der elementare Beitrag dieser Mitmenschen, Edwards Snowdens Dankbarkeit und seine eigene Menschlichkeit kommen klar zum Ausdruck. Ich mag die uneitle Art und den hervorblitzenden Humor. Darin kann man sich auch selbst wiederfinden. Als bereichernde, packende Ergänzung empfand ich das vorletzte Kapitel, in dem Tagebucheinträge seiner Freundin wiedergegeben werden.

In Ausführungen zu Jahren im Exil, zum Status Quo und einem Ausblick hält sich Snowden bedeckt. Hierzu werden nur 3,5 Seiten geliefert, mit geringem Erkenntnisgewinn. Soll wohl heißen: Es lebe die Gedankenfreiheit, und es gilt, wachsam zu bleiben und sich auf vielfältigen Wegen informiert zu halten. Übrigens: Zu aktuellen politischen Geschehnissen (z. B. Trump, Hongkong) äußert sich Snowden verständlicherweise als Asylsuchender nicht explizit. Nichtsdestotrotz dürfte im größeren Kontext seine Meinung bei allen findigen Lesern angekommen sein.

Auch wenn die Fokussierung nicht ganz meinem Geschmack entspricht und das Allermeiste bereits bekannt ist, fünf Sterne für die packende, hochinteressante und flüssig lesbare Biografie eines der wichtigsten Freiheitskämpfer unserer Zeit.

Veröffentlicht am 01.11.2019

Großartiges Finale: ideenreich, unerwartet, lustig, packend

Nebula Rising 4
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Band 4 von 4 ist ein echtes Thariot-Original. Man liebt ihn oder man hasst ihn.

Die Charaktere sind in vielen Fällen überzeichnet, eben sehr speziell, und dabei ungekünstelt, ehrlich, direkt und (zumindest ...

Band 4 von 4 ist ein echtes Thariot-Original. Man liebt ihn oder man hasst ihn.

Die Charaktere sind in vielen Fällen überzeichnet, eben sehr speziell, und dabei ungekünstelt, ehrlich, direkt und (zumindest mittelfristig) zum Liebhaben. Sie sind anhand des prägnanten Gedanken- und Sprachmusters leicht zu identifizieren und bleiben mir dauerhaft im Gedächtnis. In Emma konnte ich mich diesmal besonders gut hineinfühlen. Kenan und Jonah, immer politisch inkorrekt drauf, sorgen auf derbe Weise für gute Laune. Auch wenn ich mich wohl an die menschlichen Kollateralschäden, wie sie in der SF gängige Praxis sind, nie ganz gewöhnen werde. Nebula, Kono und Liz entführen in aufregende, andersartige Welten. Auch diesmal lässt es sich Thariot nicht nehmen, im finalen Band noch eine neue Hauptfigur zu etablieren. Trotz dieser späten Einführung erlebe ich auch Nerd/Intelligenzbestie Roger als reizvollen Charakter mit Persönlichkeit und glaubhaften Hintergründen und Motiven. Toll und immer wieder erwähnenswert ist der trockene Humor. Beispiel: „Ansonsten kannte Carl den General als rücksichtsloses und geldgieriges Arschloch. Mit ihm konnte man sehr gut arbeiten.“ Cool sind auch unauffällige Anekdoten, die von einer gewissen Detailverliebtheit zeugen, z. B. das Dackel-Poster.

Dankenswerterweise war die Wartezeit seit dem zweiten und dritten Band nicht allzu lang und der werte Autor hat Erinnerungsstützen im Text eingebaut. Angesetzt wird wieder sieben Jahre später an unterschiedlichsten Orten. Die Handlung ist schwer vorhersehbar. Dabei empfinde ich jede einzelne Perspektive als megaspannend, mit vielen Wendungen und Überraschungen.

Die technischen und naturwissenschaftlichen Beschreibungen habe ich als Laie nachvollziehen können. Von der Umgebung habe ich ein lebhaftes Bild bekommen.

Was erneut nicht fehlt, sind Denkanstöße und Botschaften für geneigte Leser. Freiheit im weitesten Sinne fällt als Motiv aller Thariot-Romane auf. Es werden Chancen und Risiken der Digitalisierung und künstlicher Intelligenz aufgezeigt. Und nicht zuletzt, wie erstrebenswert es ist, der Klimakrise zu begegnen und eine Erde zu bewahren, in der Flora, Fauna und nachfolgende Generationen einen schönen Ort zum Leben vorfinden.

Man möchte immer weiterlesen, wissen, wie es weitergeht und ist andererseits traurig, dass immer weniger Buch übrig ist. Das Ende hat mich dann auch überzeugt. Wenn man das so wahrnimmt, sind fünf Sterne fällig. Auf weitere Werke freue ich mich schon sehr.