Eine spannende Idee: In der Zukunft hat sich die Menschheit im Weltall ausgebreitet, neue Kulturen gebildet und außerirdisches Leben entdeckt. Dennoch können Milliarden Menschen jedes Jahr zusammen, um an einer primitiven Spielshow teilzuhaben.
Die Spielshow Dungeoncrawler dreht sich um den Planeten Laurel, dessen Inneres größtenteils ausgehöhlt ist und aus einem riesigen Labyrinth besteht und jedes Jahr mit neuen außerirdischen Wesen bestückt, gegen die 50 freiwillige Teilnehmer 10 Tage lang auf Leben und Tod kämpfen. Diese Teilnehmer partizipieren aus verschiedenen Gründen: Mut (oder Leichtsinn, wer weiß), Ruhm, Reichtum, oder in Jephrons Fall moralischer Zwang.
Jephron Girant ist einer der Survivors von Dungeoncrawler, hat also bereits einen Crawl überlebt. Er weiß also, worauf sich die Teilnehmer, meist unwissender-, oder unterschätzenderweise einlassen. Dennoch kehrt er ein weiteres Mal in den Kampf zurück, als die Schwestern Bjanje und Syonje Cillings ihn kurz vor knapp als bezahlten Wächter bzw. Partner für Bjanjes Crawl anheuern.
Zu Beginn braucht die Geschichte etwas, bis Jephron und Bjanje in die Dungeons einkehren und die Handlung Fahrt und Spannung aufnimmt. Dabei ist der Schreibstil anfangs etwas gewöhnungsbedürftig; Sätze haben eine unübliche Struktur und erfundene „futuristische“, oder „außerirdische“ Namen sind bei der Aussprache reine Interpretationssache. Auch die klare Aufteilung in zwei Teile mit einem längeren Zeitsprung ist ungewöhnlich, gerade weil nicht behandelt wird, was in der Zwischenzeit passiert. Alles in allem aber eine gute SciFi-Geschichte, die Spaß beim Lesen bereitet hat.
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Ich (weiblich - schade, dass man das hierfür explizit erwähnen muss) habe das Buch gemeinsam mit meinem Freund gelesen.
Im Gegensatz zu MISSFOXYREADS sind uns keine »sexistische Gedanken«, oder gar »das wiederholte Ansprechen auf “typisch männliche Gedanken”« aufgefallen, geschweige denn Passagen, die an »Erotikromane und Pornos« erinnern würden. Wenn man aber solche Gedanken in einem Buch sucht selbst hineininterpretiert … Im Gegenteil versucht Jephron die Schwestern zu schützen. Wenn dabei die Rede von ihren körperlichen Fähigkeiten die Rede ist, geht es nicht um sexistische Kommentare.
»Und Jephron, der einzige Charakter, bei dem man von ausgearbeitet reden kann, wäre mir etwas blasser lieber gewesen. Er ist schwarz. Obwohl ich für mehr Diversity bin, verstehe ich immer noch nicht, weshalb man als weißer deutscher Mann unbedingt meint, aus der Sicht eines Schwarzen schreiben zu müssen.« Tatsächlich ist Jephrons Hautfarbe für die Handlung des Buches natürlich völlig irrelevant. Ja, es gibt die Erwähnung von Rassismus und Unterdrückung. Da es sich aber um eine SciFi-Erzählung handelt, die weit in der Zukunft spielt, kann es sich demnach genauso gut um Fiktion handeln. Zumal hier nicht nur von Hautfarben die Rede, sonder auch von außerirdischen Spezies.
Wen das dennoch noch stört, kann hinten im Buch das Schlusswort des Autors Tobias O. Meißner lesen, in dem er erklärt, dass ihn Kultur schon immer faszinierte und begeisterte und er damit absichtlich mehr Aufmerksamkeit auf solche Thematiken lenken wollte (daher übrigens auch die ganzen Referenzen auf Songs in Jephrons Playlist).
»Die fehlende Tiefe zeigt sich für mich auch im Umgang mit den sogenannten Monstern dieses Dungeons. […] Bin ich nur zu empathisch oder bricht der Gedanke, dass Lebewesen dort auf engstem Raum gehalten werden auch euer Herz? Diese Tiere werden getötet, ohne dass seitens der Charaktere nur einmal die Frage aufkommt, ob man hier tatsächlich von “bösen Monstern” sprechen kann?«
Das entspricht nicht den Entwicklungen im Buch. Natürlich ist im allgemeinen Verständnis von »Monstern« die Rede - das ist schlicht dem Konzept der Sendung »Mensch gegen Monster« geschuldet, schließlich sollen die Lebewesen die Teilnehmer ja (möglichst brutal) umbringen und da ist Mitleid mit den »Monstern« seitens der Teilnehmer und Zuschauer natürlich von Nachteil. Syonje dagegen ist sehr emphatisch gegenüber den eingesperrten Wesen. Dadurch vermeiden sie und Jephron jeden Kampf und Tod, soweit möglich. Noch dazu wird über die Schönheit der Tiere geredet und wie sehr es Syonje Leid tut sie töten zu müssen.