Profilbild von Karin1910

Karin1910

Lesejury Star
offline

Karin1910 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Karin1910 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.01.2022

Vom Osmanischen Reich zur Türkei

Die Gärten der Frauen
0

Dieser Roman von Peter Prange entführt an interessante Schauplätze und zu umwälzenden historischen Ereignissen.
Seinen Ausgang nimmt er im Harem von Abdülhamid, dem letzten Sultan des Osmanischen Reichs. ...

Dieser Roman von Peter Prange entführt an interessante Schauplätze und zu umwälzenden historischen Ereignissen.
Seinen Ausgang nimmt er im Harem von Abdülhamid, dem letzten Sultan des Osmanischen Reichs. Unzählige Frauen und Mädchen leben dort in großem Luxus, sind aber letztlich Gefangene und den Lauen des Sultans sowie dem Wohlwollen der Herrinnen des Serails ausgeliefert.
Unter ihnen sind auch die wunderschöne Fatima und die nicht ganz so hübsche dafür sehr musikalische Elisa. Anders als die übrigen Bewohnerinnen des Harems begreifen sie sich nicht als Rivalinnen, sondern sind seit ihrer Kindheit enge Freundinnen, fühlen sich beinahe wie Schwestern, trotz der Unterschiede zwischen ihnen. Denn während Fatima alles dafür tut, die neue Favoritin des Sultans zu werden, sehnt Elisa sich nach Freiheit und möchte die Welt außerhalb des Palastes kennen lernen.
Nach der Entmachtung Abdülhamids und der Auflösung des Harems schlagen die beiden letztlich sehr verschiedene Wege ein.

Diese Geschichte wird flott und lebendig erzählt. Historische Geschehnisse wie die Aktivitäten der Jungtürken, das Verhältnis von Deutschland und der Türkei vor und während des Ersten Weltkriegs oder die Massaker an den Armenieren werden mit einer fiktiven Handlung verknüpft.
Dabei bleibt allerdings oft unklar, bei welchen der auftretenden Personen es sich um reale historische Persönlichkeiten handelt. Hier wäre ein Personenverzeichnis mit entsprechenden Angaben sinnvoll gewesen. Immerhin gibt es im Anhang eine Zeitleiste mit den wichtigsten historisch verbürgten Ereignissen.
Die auftretenden Charaktere sind großteils gut und vielschichtig gezeichnet. Ich konnte ihre Gedankengänge und Aktionen zwar nicht immer nachvollziehen – vor allem Fatima ging mir mit ihrer Ichbezogenheit und Unselbstständigkeit öfters auf die Nerven. Gerade das macht eine Figur aber auch interessant.
Die Handlung weist ein paar Längen auf, wirkt alles in allem aber doch authentisch und ist spannend. Schön fand ich auch, dass es kein klassisches Happy End, jedoch einen insgesamt stimmigen Abschluss gibt.

Fazit: Für Liebhaber historischer Romane, die einige interessante Charaktere während des Zeitraums von den letzten Jahren des Osmanischen Reiches bis zur Ausrufung der Republik Türkei begleiten und damit eine in der deutschsprachigen Literatur selten betrachtete Epoche miterleben wollen, ist dieses Buch sicher empfehlenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.01.2022

Actionreich

Die Tochter des Präsidenten
0

Auch der zweite Roman des Autorenduos aus einem ehemaligen US-Präsidenten und einem erfolgreichen Schriftsteller hat einen (Ex)präsidenten als Hauptfigur, der hier noch dazu ein ehemaliger SEAL ist:
Matt ...

Auch der zweite Roman des Autorenduos aus einem ehemaligen US-Präsidenten und einem erfolgreichen Schriftsteller hat einen (Ex)präsidenten als Hauptfigur, der hier noch dazu ein ehemaliger SEAL ist:
Matt Keating hat seine Wiederwahl unter anderem wegen einer fehlgeschlagenen Aktion in Libyen verloren. Fast noch schlimmer ist, dass er sich dadurch einen gefährlichen Terroristen zum Feind gemacht hat, dem es einige Jahre später gelingt, seine Tochter Mel zu entführen. Matt ist fest entschlossen, sich zu rächen und Mel zu befreien, und hat dabei gegen einige Widerstände, nicht zuletzt durch seine Nachfolgerin, zu kämpfen.

Der Roman ist flott geschrieben und durch die häufigen Wechsel der Erzählperspektive abwechslungsreich. Matt Keating erzählt dabei als einziger in Ich-Form, was wohl zeigt, dass zumindest einer der Autoren sich mit ihm am meisten identifizieren kann.
Auch sonst hat Bill Clinton sicherlich einige Hintergrundinformationen beigesteuert, zur Tätigkeit des Secret Service, der Arbeit von Geheimdiensten und Spezialeinheiten, eventuell auch zur Außenpolitik etc.
Ich finde es aber schade, dass es sich hier weitgehend um einen typischen Actionthriller handelt. Wenn man schon auf die Expertise eines früheren Spitzenpolitikers zurückgreifen kann, hätte sich doch etwas in Richtung Politikthriller angeboten.
Außerdem ist die Geschichte sehr „amerikanisch“. Es geht viel um die militärische Überlegenheit der USA und einen Kampf Gut gegen Böse. Wobei von Anfang an feststeht, wer die Guten und wer die Bösen sind, und auch wie das Ganze ausgehen wird, bald in den Grundzügen vorhersehbar ist.
Alles in allem dennoch eine ganz unterhaltsame Lektüre mit ein paar Blicken hinter die Kulissen.

Veröffentlicht am 13.01.2022

Packender historischer Roman mit (zu) viel Übernatürlichem

Der Lehrmeister (Faustus-Serie 2)
0

In dieser Fortsetzung von „Der Spielmann“ begleiten wir Johann Georg Faustus, seine Tochter Greta und seinen Adlatus Karl Wagner auf ihrem Weg durch das Europa der frühen Neuzeit, wo sie zahlreichen mächtigen, ...

In dieser Fortsetzung von „Der Spielmann“ begleiten wir Johann Georg Faustus, seine Tochter Greta und seinen Adlatus Karl Wagner auf ihrem Weg durch das Europa der frühen Neuzeit, wo sie zahlreichen mächtigen, düsteren oder sonst wie herausragenden Persönlichkeiten bis hin zum Papst begegnen werden.
Faust ist ein im ganzen Deutschen Reich und darüber hinaus berühmt berüchtigter Zauberer, Astrologe, Chiromant und Alchimist. Doch er wird von einer seltsamen Krankheit geplagt und ist überzeugt, dass es sich hierbei um einen Fluch durch Tonio del Moravia handelt, mit dem er vor Jahren einen unheimlichen Pakt geschlossen hatte.
Gemeinsam mit Karl und Greta macht er sich auf, um sich Tonio zu stellen und die Sache zwischen ihnen endlich zu einem Abschluss zu bringen.

Die Handlung besteht also im Wesentlichen daraus, dass Faust und seine Mitstreiter von einem Ort zum anderen reisen in der Hoffnung, den Teufel und seine Anhänger konfrontieren bzw aufhalten zu können. Sie ist zwar durchaus spannend und es treten auch einige interessante Charaktere auf, enthält für meinen Geschmack aber zu viele übernatürliche Elemente. Während im ersten Teil zumindest noch öfters der Versuch gemacht wurde, Dinge rational zu erklären, spielen hier Zauberei und Teufelsbeschwörungen eine zunehmend größere Rolle,
Der Erzählstil ist aber wieder sehr lebendig und mitreißend, sodass ich trotzdem gut in die Geschichte eintauchen konnte.

Alles in allem ein historischer Roman mit einigen Fantasy-Elementen, der flott geschrieben und was die Schauplätze der Handlung angeht gründlich recherchiert ist. (Der Autor gibt im Anhang Einblicke in seine Recherchereisen.)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.01.2022

Interessante, aber keine leichte Lektüre

Urknall, Sterne, Schwarze Löcher
0

Dieser Band versammelt Beiträge, die in den Jahren 2011 bis 2017 in den Zeitschriften „Spektrum der Wissenschaften“ oder „Sterne und Weltraum“ erschienen sind.
Sie berichten von Vergangenheit, Gegenwart ...

Dieser Band versammelt Beiträge, die in den Jahren 2011 bis 2017 in den Zeitschriften „Spektrum der Wissenschaften“ oder „Sterne und Weltraum“ erschienen sind.
Sie berichten von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Universums und decken ein breites Spektrum an Themen ab. Sie überlegen beispielsweise, was Zeit ist und wie diese enden kann, stellen Für und Wider der Inflationstheorie dar, beschreiben Leben und Sterben von Sternen oder erzählen von der Suche nach Exoplaneten.
Die Ausführungen sind vielfach interessant und wirken wissenschaftlich fundiert.
Manche Artikel sind jedoch für ein populärwissenschaftliches Werk zu trocken und abstrakt. Obwohl ich schon zahlreiche Bücher über Astronomie gelesen habe, musste ich manche Abschnitte mehrmals lesen, um sie zu verstehen.
Wenn man sich aber die Mühe macht, sich in die Materie hineinzudenken, kann man hier faszinierende Erkenntnisse gewinnen.

Veröffentlicht am 13.01.2022

Kreative Idee lahm umgesetzt

Der Wolkenatlas
0

Dieser Roman umfasst gleich sechs Geschichten, die zu verschiedenen Zeiten spielen und mit verschiedenen Protagonisten besetzt sind.
Sie befassen sich mit einem amerikanischen Notar, der um 1850 von den ...

Dieser Roman umfasst gleich sechs Geschichten, die zu verschiedenen Zeiten spielen und mit verschiedenen Protagonisten besetzt sind.
Sie befassen sich mit einem amerikanischen Notar, der um 1850 von den Chathaminseln nach Hawaii reist und dabei mit widrigen Bedingungen konfrontiert ist und diversen unterschiedlichen Menschen begegnet, mit einem stark verschuldeten jungen Mann, der 1931 als Assistent eines schwer kranken Komponisten anheuert, mit einer Journalistin, die Mitte der 1970er Jahre einen Skandal um ein Atomkraftwerk aufdeckt, mit einem alternden Verleger, der auf der Flucht vor seinen Widersachern vom Regen in die Traufe gerät, mit einer „Duplikantin“, die in der Zukunft als Bedienerin arbeitet, jedoch beginnt, ihr Dasein zu hinterfragen, und mit einem Burschen aus einer weiter entfernten Zukunft, dessen Volk den Untergang der Zivilisation überlebt hat.

Von der letzten abgesehen sind die Geschichten in zwei Teile aufgespalten. Zunächst werden die ersten Teile in zeitlich aufsteigender (von der Vergangenheit in die Zukunft), dann die zweiten Teile in absteigender Reihenfolge erzählt.
Die Idee dahinter ist kreativ, die Umsetzung hat mir jedoch weniger gefallen.
Vor allem die erste Hälfte ist ziemlich langatmig und kaum hatte ich einigermaßen in eine Geschichte hineingefunden, wurde sie schon unterbrochen und von der nächsten abgelöst. Der zweite Besuch an den Schauplätzen ist dann meist ein bisschen spannender, wirklich fesseln konnte er mich aber selten.
Die einzelnen Geschichten für sich betrachtet sind von unterschiedlicher Qualität, immerhin abwechslungsreich gestaltet, aber häufig auch mit Ungereimtheiten gespickt.

Die Art der Zusammenstellung macht das Ganze zwar etwas interessanter, die Verbindungen zwischen den Handlungssträngen sind jedoch nur lose. Sie alle haben auf die eine oder andere Weise mit Freiheit und Unterdrückung bzw Sklaverei zu tun. Auch die Folgen des Fortschritts, der Umgang mit weniger entwickelten Völkern oder religiöse Vorstellungen werden immer wieder thematisiert.
Obwohl dies bisweilen doch zum Nachdenken anregt und es auch sonst ein paar gute Ansätze gibt, konnte mich das Buch in seiner Gesamtheit leider nicht überzeugen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere