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Veröffentlicht am 26.05.2019

Konflikte und Dramen im Irland des 12. Jahrhunderts

Der Thron der Wölfe
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Auch der zweite Teil der Irland-Saga von Kiera Brennan ist im Irland des 12. Jahrhunderts angesiedelt. Thematisiert wird das Verhältnis zwischen den Normannen, welche ihre Herrschaft über diese Insel immer ...

Auch der zweite Teil der Irland-Saga von Kiera Brennan ist im Irland des 12. Jahrhunderts angesiedelt. Thematisiert wird das Verhältnis zwischen den Normannen, welche ihre Herrschaft über diese Insel immer mehr festigen und dabei vor allem untereinander um die Führungsrolle ringen, und den Iren, von denen einige die Normannen erbittert bekämpfen, während andere dabei sind, sich mit ihren neuen Herren zu arrangieren.
Diese Geschichte wird aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt. So etwa aus jener von Ascall, der als Anführer der „Ritter des roten Zweiges“ bestrebt ist, die normannischen Eindringlinge abzuwehren, vor allem aber seinen Bruder Ailillan beschützen möchte. Auch Tuan schließt sich dieser Truppe an. Eigentlich träumt er davon, Goldschmied zu werden, doch das Schicksal zwingt sein Leben in ganz andere Bahnen. Der normannische Ritter Amaury fühlt keinen Schmerz und gibt vor, die Wahrheit zu lieben. Doch seine Taten sprechen eher von Grausamkeit und Machtgier. Währenddessen versucht die Hure Rudnat auf ihre ganz eigene Weise, zum Frieden in ihrer Heimat beizutragen.

Im Vergleich zum Vorgänger („Die Herren der grünen Insel“) konnte ich mich diesmal besser in die Protagonisten hineinversetzen. Sie alle werden als komplexe Charaktere mit (unterschiedlichen Anteilen an) positiven wie negativen Eigenschaften gezeichnet und sind mit einer Vergangenheit versehen, durch die ihr Verhalten zumindest weitgehend verständlich wird.
Der Erzählstil ist jedoch ziemlich sachlich und viele Geschehnisse sind von Gewalt geprägt. Dafür schreitet die Handlung flott voran und kann mit ein paar überraschenden Wendungen aufwarten. In seinen Grundzügen ist der Inhalt dennoch eher vorhersehbar, trotzdem wird immer wieder etwas Spannung aufgebaut.
Außerdem ist der historische Hintergrund interessant. Bezüglich der Interpretation der auftretenden historischen Persönlichkeiten dürfte sich die Autorin zwar einigen Spielraum genommen haben, insgesamt wird aber doch ein realistisches Bild eines Landes gezeichnet, das von vielen Bruchlinien und Konflikten geprägt ist.

Fazit: Für Fans historischer Romane, die mehr über eine wegweisende Epoche der irischen Geschichte erfahren möchten, ist dieses Buch empfehlenswert. In punkto Lesespaß kann es allerdings nicht ganz überzeugen.

Veröffentlicht am 26.05.2019

25 Biographien

Größen der Mathematik
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Ian Stewart, der bereits eine Reihe von Büchern zu diversen Aspekten der Mathematik veröffentlicht hat, befasst sich diesmal mit den Menschen, denen wir bedeutende Erkenntnisse in diesem Bereich zu verdanken ...

Ian Stewart, der bereits eine Reihe von Büchern zu diversen Aspekten der Mathematik veröffentlicht hat, befasst sich diesmal mit den Menschen, denen wir bedeutende Erkenntnisse in diesem Bereich zu verdanken haben.
Er hat 22 Mathematiker und drei Mathematikerinnen ausgewählt, wobei eine gewisse Ausgewogenheit hinsichtlich Herkunftsland, historischer Epoche und Geschlecht angestrebt wurde.
In meist ca 15 bis 20 Seiten langen Kapiteln beschreibt er jeweils ihren familiären Hintergrund, die Eckdaten ihres Lebensweges und natürlich ihre wichtigsten Beiträge zur Mathematik.

Es ist dabei durchaus interessant, sowohl die Vielfalt dieses Fachgebiets und seine Entwicklung im Lauf der Jahrhunderte als auch die Vielfalt der dabei tätigen Persönlichkeiten zu beobachten.
Bei den biographischen Angaben handelt es sich allerdings hauptsächlich um eine nüchterne Aneinanderreihung von Faken, die nur hin und wieder mit einer kurzen Anekdote aufgelockert wird. Es ist daher schwer, eine wirkliche Beziehung zu den Personen aufzubauen. Auch die fachlichen Ausführungen sind häufig ziemlich oberflächlich. Manche Themen werden zwar genauer beleuchtet, immer wieder gibt es aber auch längere Aufzählungen von Fachbegriffen ohne nähere Erläuterungen.
Außerdem haben sich leider ein paar Fehler in den Text eingeschlichen – wenn beispielsweise davon die Rede ist, dass ein 1928 in Bologna abgehaltener Mathematik-Kongress der erste „seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs“ gewesen sei – und ich habe den Verdacht, dass im Zuge der Übersetzung an manchen Stellen die Begriffe „ganze Zahlen“ und „natürliche Zahlen“ (die im Englischen verwirrenderweise bisweilen als „whole numbers“ bezeichnet werden) verwechselt wurden.

Fazit: Der Gedanke, diejenigen Leute vor den Vorhang zu holen, deren Namen man regelmäßig in diversen Mathematikbüchern liest, über die man sonst jedoch meist kaum etwas erfährt, ist großartig. Es wäre aber vielleicht besser gewesen, wenn der Autor sich auf weniger Personen konzentriert und deren Geschichten dafür genauer ausgeleuchtet hätte.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Was geschah an Bord der „Mary Russell“

Sieben Lichter
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Dieser auf einer wahren Begebenheit beruhende Roman dreht sich um ein düsteres Geheimnis der Seefahrt des Jahres 1828. Wir begegnen dem als Grönlandreisender und Forscher berühmt gewordenen William Scoresby, ...

Dieser auf einer wahren Begebenheit beruhende Roman dreht sich um ein düsteres Geheimnis der Seefahrt des Jahres 1828. Wir begegnen dem als Grönlandreisender und Forscher berühmt gewordenen William Scoresby, der inzwischen seine Profession gewechselt hat und Pastor wurde. Im Zuge eines Besuchs bei Verwandten seiner frisch angetrauten Ehefrau trifft er im Hafen von Cove zufällig auf ein Schiff, dessen Schicksal gerade für einige Aufregung sorgt: An Bord der „Mary Russell“ wurden sieben Menschen getötet und ihr Kapitän William Stewart ist geflohen.
Scoresby befragt einige Überlebende sowie den Kapitän eines anderen Schiffes, der die „Mary Russell“ auf dem offenen Meer treibend vorgefunden und zum Hafen gebracht hat. Ihre Aussagen deuten darauf hin, dass Stewart den Verstand verloren und unschuldige Männer abgeschlachtet hat. Doch ist dies die ganze Wahrheit? Scoresby ist fest entschlossen, weitere Nachforschungen anzustellen.

Diese Geschichte wird von Scoresbys Schwager in Ich-Form erzählt. Er erstattet einen eher sachlichen und objektiven Bericht, aus dem sowohl seine Bewunderung für als auch ein etwas ambivalentes Verhältnis zu diesem großen Mann erkennbar wird. Bei seinen Schilderungen der Ereignisse nimmt er sich selbst weitgehend zurück, steuert aber nichtsdestotrotz auch einige aufschlussreiche Überlegungen und Beobachtungen bei. Das Alles wirkt insgesamt sehr authentisch.
Bei einer Gesamtlänge von nur 161 Seiten schreitet die Handlung zwangsläufig flott voran.
Vor allem in den ersten Kapiteln wird viel Spannung aufgebaut. Es ist interessant, die verschiedenen Zeugenaussagen mitzuverfolgen, miteinander zu vergleichen und auf Schwachstellen und Widersprüche hin zu untersuchen.
Die Auflösung ist dann allerdings …. praktisch nicht vorhanden. Man weiß am Ende über die wahren Hintergründe der Tragödie nicht viel mehr als am Anfang. Da sich der Inhalt an der Realität orientieren musste, ist dies zwar verständlich. Es hinterlässt aber doch ein unbefriedigendes Gefühl.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Heitere Zusammenstellung von Anekdoten und Faken

Das gibt's nur bei uns
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Wie die übrigen Bücher von Georg Markus bietet auch dieses eine kurzweilige Zusammenstellung von Fakten und Anekdoten zu (mehr oder weniger) prominenten Österreichern.
Er berichtet hier unter anderem ...

Wie die übrigen Bücher von Georg Markus bietet auch dieses eine kurzweilige Zusammenstellung von Fakten und Anekdoten zu (mehr oder weniger) prominenten Österreichern.
Er berichtet hier unter anderem von tragischen Liebschaften und überbordendem Ehrgeiz, beschreibt aufsehenerregende Kriminalfälle, die inzwischen leider in Vergessenheit geraten sind, enthüllt Insider-Informationen zu Kaiser Franz Josef und Kronprinz Rudolf, beleuchtet die Entstehung des Fiaker-Liedes und die Dramen im Privatleben von dessen erstem Interpreten oder geht der Frage nach, wer die echte Tante Jolesch war.
All dies wird in lockerem Tonfall erzählt. Die Lektüre ist daher sowohl unterhaltsam als auch informativ und lässt stellenweise vergangene Zeiten wiederauferstehen.

Einziger Nachteil: Ein Großteil des hier verarbeiteten Inhalts wurde bereits in anderen Werken des Autors oder seinen Zeitungs-Beiträgen veröffentlicht. Spektakuläre Neuigkeiten darf man also nicht erwarten.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Interessante Darstellung mit einigen Mängeln

Warum wir sesshaft wurden und uns seither bekriegen
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Bis vor einiger Zeit wurde die Erfindung der Landwirtschaft in der Regel als großartigstes Ereignis der Menschheitsgeschichte und als Ausgangspunkt für einen stetigen Aufschwung hin zu immer höher entwickelten ...

Bis vor einiger Zeit wurde die Erfindung der Landwirtschaft in der Regel als großartigstes Ereignis der Menschheitsgeschichte und als Ausgangspunkt für einen stetigen Aufschwung hin zu immer höher entwickelten Zivilisationen dargestellt, sodass man sich fragte, warum die Menschen nicht schon viel früher auf diese tolle Idee gekommen waren.
In den letzten Jahren hat diesbezüglich allerdings ein Umschwung stattgefunden. Die neolithische Revolution sowie die darauf folgende Entstehung von Städten wird nun vielfach als „Wurzel allen Übels“ gesehen, insbesondere von falscher Ernährung und diversen Krankheiten. Weshalb sich inzwischen eher die Frage stellt, wie eine derart blöde Idee sich überhaupt durchsetzen konnte.

Die Bioarchäologin Brenna Hassett beleuchtet diesen Themenkomplex hier in verschiedenen Aspekten. Sie besucht diverse Orte (insbesondere im nahen Osten, Europa und den USA), an denen sich bedeutsame Änderungen der menschlichen Lebensweise ereignet haben und beschreibt, welche Erkenntnisse sich aus den dortigen Funden gewinnen lassen. Dabei ist es immer wieder faszinierend, wie viel aus ein paar Knochen und vor allem Zähnen über die Lebens- und Sterbensumstände der damaligen Bevölkerung abgeleitet werden kann.
Die Autorin verhehlt aber auch nicht, dass die derzeitigen Methoden Schwächen haben und wir vieles noch nicht wissen.
Durch die häufigen Schauplatzwechsel wirkt die Darstellung allerdings bisweilen etwas zerfahren und es ist nicht leicht, den Überblick zu behalten.
Jedenfalls wird durch die Lektüre aber deutlich, dass der Verlauf der sogenannten neolithischen Revolution sowie auch ihre Folgen weitaus facettenreicher und komplexer waren, als häufig – insbesondere in Medienberichten (beispielsweise zum Thema „Paläo-Diät“) - angenommen wird und dass viele Fragen in diesem Zusammenhang nicht eindeutig beantwortet werden können.
Nach vielen Seiten über Krankheit, Gewalt und Ungleichheit bietet dieses Buch außerdem nichtdestotrotz zumindest einen positiv gestimmten Abschluss.

Der Inhalt ist also sehr interessant, es gibt aber doch auch zwei wesentliche Kritikpunkte:
Zum einen ist die Autorin zu sehr darum bemüht, ihren Text mit flapsigen Bemerkungen und „witzigen“ Anekdoten aufzupeppen. Vor allem die vielen eigentlich überflüssigen Fußnoten unterbrechen immer wieder der Lesefluss.
Zum anderen ist die deutsche Übersetzung ausgesprochen mangelhaft. Einige Sätze sind nicht nur grammatikalisch falsch, sondern so entstellt, dass es schwer ist, zu erkennen, was sie eigentlich aussagen sollen.