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Veröffentlicht am 12.07.2017

Die Hintergründe der Bibel

Das Tagebuch der Menschheit
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Auf die Frage, was die Bibel uns heutzutage noch zu sagen hat, geben mehr und mehr Leute die Antwort „Nichts“, während andere immer noch darauf bestehen, dass es sich dabei um eine getreuliche Schilderung ...

Auf die Frage, was die Bibel uns heutzutage noch zu sagen hat, geben mehr und mehr Leute die Antwort „Nichts“, während andere immer noch darauf bestehen, dass es sich dabei um eine getreuliche Schilderung der Realität handelt.
Der Anthropologe Carel van Schaik und der Historiker Kai Michel verfolgen hier einen ganz anderen Ansatz. Sie fragen nicht nach der theologischen Wahrheit, sondern betrachten sie als Möglichkeit, einen Blick auf die kulturelle Evolution der Menschheit zu werfen.

Sie stellen die These auf, dass die Bibel die Schwierigkeiten wiederspiegle, welche sich aus der neolithischen Revolution ergaben.
Tiefgreifende Wandlungen der sozialen Strukturen, nie dagewesene Krankheitsepidemien oder das Aufkommen von Despoten mit ungeheurer Machtfülle seien einige der Folgen gewesen, weshalb wir heute in einer Welt leben, für die wir nicht geschaffen sind. So soll etwa die Vertreibung aus dem Paradies gerade diesen Übergang zur Sesshaftigkeit symbolisieren, die Definition dessen, was als „unrein“ gilt, die Ausbreitung von Krankheiten eindämmen oder die Geschichten der Patriarchen Probleme bei der Erbfolge aufzeigen.
Vor allem die Niederschrift des alten Testaments zog sich über viele Jahrhunderte hin und zahlreiche ihrer Elemente dürften auf weitaus ältere mündliche Überlieferungen zurückgehen. Die Verfasser der Bibel rangen dabei immer wieder darum, althergebrachte Denkmuster mit neuen Entwicklungen in Einklang zu bringen, was dazu führte, dass viele Glaubensinhalte und insbesondere auch das Bild Gottes einer Reihe von Änderungen unterworfen waren.

Die Autoren folgen der Chronologie der Bibel (wobei der Schwerpunkt auf dem alten Testament liegt), beschreiben deren wichtigste Episoden und stellen ihre Interpretationen vor. Es gelingt ihnen dabei sehr gut, ihre Theorien plausibel zu machen.
Daneben fließen auch viele interessante Informationen beispielswiese zu historischen Entwicklungslinien oder zur psychischen Ausstattung des Homo sapiens ein.

Einige Aussagen werden allerdings ziemlich oft wiederholt, an manchen Stellen hätte man sich kürzer fassen können. Auch wirkte Einiges doch sehr spekulativ und ich hatte den Eindruck, dass das Leben der Jäger und Sammler etwas zu idyllisch geschildert wird.

Nichtsdestotrotz ist dieses Buch absolut lesenswert. Auch wenn sicher nicht alle Experten jedem Detail zustimmen werden, bietet es doch eine Reihe faszinierender Überlegungen. Vieles, was an der Bibel aus heutiger Sicht unlogisch oder widersprüchlich erscheint, wird dadurch besser verständlich.

Veröffentlicht am 12.07.2017

Spannendes Thema

Sprachliche Relativität
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Bei der Lektüre diverser populärwissenschaftlicher Werke bin ich schon öfters auf die Frage gestoßen, inwieweit eine Sprache das Weltbild ihrer Sprecher beeinflusst. Deshalb habe ich dieses Buch gelesen, ...

Bei der Lektüre diverser populärwissenschaftlicher Werke bin ich schon öfters auf die Frage gestoßen, inwieweit eine Sprache das Weltbild ihrer Sprecher beeinflusst. Deshalb habe ich dieses Buch gelesen, um fundiertere Einblick in diese Thematik zu erhalten.

Vor allem das zweite Kapitel fand ich dabei sehr spannend, hier werden der (im Jahr 2002) aktuelle Stand der Dinge geschildert und einige sprachwissenschaftliche Experimente beschrieben. Diesbezüglich hätte ich mir etwas mehr gewünscht.
Der Rest des Buches befasst sich im Wesentlichen mit einer historischen Rückschau. Die Meinungen verschiedener Persönlichkeiten wie Johann Gottfried Herder, Franz Boas, Benjamin Lee Whorf, Ludwig Wittgenstein und vieler mehr werden wiedergegeben. Dabei ist es interessant, die diversen Ansichten zu vergleichen und die Entwicklung des Fachgebietes zu beobachten.

Für Laien ist es allerdings bisweilen schwierig, dem Inhalt zu folgen. Es kommen viele Fachbegriffe vor und die Ausführungen sind doch sehr trocken gehalten.
Wer sich davon nicht abschrecken lässt, kann hier aber nichtdestotrotz eine Reihe faszinierender Erkenntnisse gewinnen und Denkanstöße erhalten.

Veröffentlicht am 11.06.2017

Teilweise beängstigende Zukunftsvisionen

Homo Deus
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Yuval Noah Harari überlegt hier, wie es mit der Menschheit weitergehen könnte. Nachdem die großen Plagen der Vergangenheit wie Hunger, Krankheit und Krieg mehr und mehr überwunden werden, sind neue Ziele ...

Yuval Noah Harari überlegt hier, wie es mit der Menschheit weitergehen könnte. Nachdem die großen Plagen der Vergangenheit wie Hunger, Krankheit und Krieg mehr und mehr überwunden werden, sind neue Ziele für die nächsten Jahrhunderte zu definieren. Er denkt in diesem Zusammenhang beispielsweise an das Streben nach Glück und Unsterblichkeit und letztlich sogar den Versuch der Menschen, sich zu Göttern zu erheben.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Nach einer Einleitung wirft er zunächst einen Blick in die Vergangenheit, untersucht die Unterschiede zwischen Menschen und allen anderen Tieren und spürt der Frage nach, wie unsere Spezies die ganze Welt erobern und auf zuvor unbekannte Weise beeinflussen konnte.
Danach überlegt er, welchen Sinn die Menschen der Welt gegeben haben, wobei er vor allem die „Religion“ des Humanismus in seinen verschiedenen Ausprägungen beleuchtet.
Abschließend werden mögliche zukünftige Entwicklungen betrachtet, deren erste Ansätze schon heute spürbar sind. So verlieren die Menschen immer mehr ihren wirtschaftlichen oder militärischen Nutzen, weshalb die Bedeutung des Individuums sich verringert. Auch wird der Wert jedes Wesens zunehmend nach seinem Beitrag zur Datenverarbeitung bemessen, die Etablierung einer „Datenreligion“ scheint bevorzustehen.

Es gelingt dem Autor dabei ausgezeichnet, Kenntnisse aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen zusammenzuführen.
Seine Ausführungen und Gedankengänge sind sehr interessant, die Lektüre ist oftmals richtiggehend fesselnd. Auch wird der Inhalt anhand vieler Beispiele aus diversen Epochen der Menschheitsgeschichte anschaulich gemacht.
Dieses Buch regt aber auch sehr zum Nachdenken an. Manche der hier angestellten Prognosen haben durchaus einen gewissen Charme, vieles wirkt aber auch eher besorgniserregend. Wenn beispielsweise bald der Tag kommen könnte, da hochintelligente Algorithmen uns besser kennen als wir uns selbst.
Gerade deshalb ist es aber wichtig, sich mit derartigen Themen zu befassen! Auch wenn wir die Zukunft nicht (oder jedenfalls nur in stark eingeschränktem Maße) aufhalten können, können wir sie doch mitgestalten – oder zumindest das Beste daraus machen.

Veröffentlicht am 11.06.2017

Kurzkrimis ohne besondere Inspiration

Wer mordet schon in Salzburg?
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Die Grundidee hinter diesem Buch fand ich vielversprechend – es soll eine Art Kombination von Krimi und Reiseführer sein. Die Ausführung ist allerdings nicht besonders gut gelungen.
Hier sind elf Kurzkrimis ...

Die Grundidee hinter diesem Buch fand ich vielversprechend – es soll eine Art Kombination von Krimi und Reiseführer sein. Die Ausführung ist allerdings nicht besonders gut gelungen.
Hier sind elf Kurzkrimis versammelt, in denen diverse Sehenswürdigkeiten aus der Stadt und gelegentlich auch aus dem Bundesland Salzburg erwähnt werden. Am Ende jedes Kapitels finden sich dann noch kurze Beschreibungen der entsprechenden Freizeittipps.

Das Einflechten dieser Ausflugsziele in die Geschichten wirkt jedoch öfters ziemlich gezwungen, sie haben bisweilen keine echte Funktion in der Handlung, sondern es denkt zum Beispiel jemand nur so nebenbei daran, dass er seiner Frau versprochen hat, mal wieder nach XY zu fahren.
Auch aus kriminalistischer Sicht ist der Inhalt eher mäßig. Es wird kaum echte Spannung aufgebaut und von ein paar Ausnahmen abgesehen bleiben die Protagonisten eher blass, ich konnte mich nicht wirklich in sie hineinversetzen.
Natürlich muss man bei Kurzgeschichten gewisse Abstriche hinsichtlich einer raffinierten Ausgestaltung der Handlung machten, hier wäre aber definitiv mehr drinnen gewesen.

Veröffentlicht am 16.05.2017

Blick hinter die Kulissen

Dancing Stars - Backstage
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Seit 2005 ist „Dancing Stars“ ein Fixstarter im Österreichischen Fernsehen. Rechtzeitig zum Start der bereits elften Staffel ist nun dieses Buch erschienen, in welchem es Michael Maly sehr gut gelingt, ...

Seit 2005 ist „Dancing Stars“ ein Fixstarter im Österreichischen Fernsehen. Rechtzeitig zum Start der bereits elften Staffel ist nun dieses Buch erschienen, in welchem es Michael Maly sehr gut gelingt, seine Faszination für diese Show greifbar zu machen.
Er beantwortet eine Reihe von Fragen – beispielsweise: Nach welchen Kriterien werden die Promi- bzw die Profitänzer ausgesucht? Wie werden die Tanzpaare zusammengestellt? Entscheidet die Jury live in der Sendung? Wie läuft die Show hinter den Kulissen ab? und viele mehr. Ob die Antworten immer 100%ig der Wahrheit entsprechen sie dahingestellt, sie sind aber jedenfalls amüsant zu lesen und machen deutlich, wie viel Aufwand hinter dieser Sendung steckt und wie viele Personen in den unterschiedlichsten Positionen zu ihrem Gelingen beitragen.
Neben manchen Hintergrundinformationen und einigen Anekdoten kann dieses Werk auch mit vielen hübschen Fotos punkten.
Es enthält jedoch auch einige Fehler – eigenartige Satzkonstruktionen, mal wird dieselbe Geschichte zweimal erzählt etc. Dies dürfte vermutlich einem zu knapp angesetzten Erscheinungsdatum geschuldet sein.