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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.12.2016

Wie Mathematiker an Probleme herangehen

Das kleine Einmaleins des klaren Denkens
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Nach einer kurzen Einführung in die generelle Wirkungsweise der Mathematik beschreibt Christian Hesse hier 22 Werkzeuge, welche Mathematiker einsetzen, wenn sie diversesten Fragestellungen zu Leibe rücken.
Dazu ...

Nach einer kurzen Einführung in die generelle Wirkungsweise der Mathematik beschreibt Christian Hesse hier 22 Werkzeuge, welche Mathematiker einsetzen, wenn sie diversesten Fragestellungen zu Leibe rücken.
Dazu führt er jeweils einige Beispiele an, bei denen es sich– bei allem erkennbaren Bemühen um das Aufzeigen von praktischer Relevanz – allerdings doch meist „nur“ um mathematische (oder auf mathematische Problemstellungen zurückführbare) Rätsel handelt.
Besonders große Schlüsse für das „richtige Leben“ kann man daraus also wohl nicht ableiten, Mathematik-Interessierte werden an diesem Buch aber sicher dennoch ihre Freude haben, bietet es doch eine interessante wie auch amüsante Einführung in die mathematische Denkweise. Ein gewisses Mitdenken wird dafür aber schon verlangt und man darf auch keine Scheu vor der mathematischen Schreibweise und auf den ersten Blick etwas kompliziert anmutenden Formeln haben.

Veröffentlicht am 18.12.2016

Die Verbrechen des Jurek Walter

Der Sandmann
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Seit 13 Jahren sitzt Jurek Walter unter strenger Isolation im Sicherheitstrakt der Gerichtspsychiatrie. Er gilt als schlimmster Serienmörder in Schwedens Geschichte.
Da taucht eines Tages plötzlich eines ...

Seit 13 Jahren sitzt Jurek Walter unter strenger Isolation im Sicherheitstrakt der Gerichtspsychiatrie. Er gilt als schlimmster Serienmörder in Schwedens Geschichte.
Da taucht eines Tages plötzlich eines seiner mutmaßlichen Opfer auf – lebend.
Mikael Kohler-Frost, der 13 Jahre zuvor als Zehnjähriger zusammen mit seiner jüngeren Schwester entführt und vor sieben Jahren für tot erklärt worden war, irrt über eine verschneite Eisenbahnbrücke.
Wer ist der seltsame „Sandmann“, der ihn all die Jahre gefangen hielt?
Kommissar Joona Linna hegte schon immer den Verdacht, dass Jurek einen Komplizen hatte. Wird es dem Ermittlerteam jetzt endlich gelingen, den Fall restlos aufzuklären und mögliche weitere Opfer zu retten? Sie entschließen sich zu einem riskanten Manöver.
Für Joona hat das Ganze auch eine sehr persönliche Komponente, lag es doch an Jurek, dass er sich von seiner Familie trennen musste.

„Der Sandmann“ ist ein flott erzählter und spannender Thriller, der mit einiger Dramatik, rasanten Actionszenen und teilweise überraschenden Wendungen aufwartet und den Leser durchaus zu fesseln versteht.

Um das Buch wirklich genießen zu können, darf man allerdings keine allzu hohen Anforderungen an den Realismus stellen und muss bereit sein, über einige Ungereimtheiten hinwegzusehen.
Vor allem die Darstellung des Jurek Walter fand ich reichlich übertrieben. Er scheint geradezu ein Genius des Bösen zu sein, ist mühelos in der Lage, sämtliche Menschen zu manipulieren, durchschaut sofort jede Situation, ist den anderen immer einen Schritt voraus und verfügt nebenbei auch noch, obwohl er schon ein älterer Herr ist und nach jahrelanger Haft, über überdurchschnittliche physische Kräfte. Das war einfach zu viel „des Guten“, sollte wohl ein besonders dramatisches Bedrohungsszenario konstruieren, wirkte aber teilweise beinahe lächerlich.
Auch sonst passt einiges nicht zusammen – Mikael ist nach langer Gefangenschaft unter schlimmsten Bedingungen in erstaunlich gutem Gesundheitszustand, die Verantwortlichen der Gerichtspsychiatrie agieren oftmals geradezu himmelschreiend fahrlässig, etc – und zum Ende hin hatte ich überhaupt den Eindruck, dass die Logik oftmals der Dramatik geopfert wird.

Bis zu einem gewissen Grad muss man bei Büchern dieses Genres aber eben mit derartigem rechnen. Daher vergebe ich dennoch vier Sterne, denn gut geschrieben ist der Roman allemal.

Veröffentlicht am 18.12.2016

Panorama eines geschichtsträchtigen Jahres

Schöne Tage 1914
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1914, das Jahr, das die Welt für immer verändern sollte, beginnt ganz normal: mit Silvesterfeiern, Opernpremieren und sportlichen Wettkämpfen.
Bertha von Suttner ist mit den Vorbereitungen für eine im ...

1914, das Jahr, das die Welt für immer verändern sollte, beginnt ganz normal: mit Silvesterfeiern, Opernpremieren und sportlichen Wettkämpfen.
Bertha von Suttner ist mit den Vorbereitungen für eine im September geplante Friedenskonferenz beschäftigt, und die interessierte Öffentlichkeit kann via Medien an politischen Auseinandersetzungen im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn oder auch an der Aufklärung spektakulärer Verbrechen teilhaben.
Doch während die Bürger ihr normales Leben führen und sich an den Segnungen der Moderne erfreuen, wird hinter den Kulissen bereits die Notwendigkeit eines baldigen Krieges erörtert.
Selbst als mit der Ermordung des Thronfolgers der spätere Kriegsgrund eintritt, hat dies zunächst wenig Auswirkungen auf den gewohnten Alltag – bis schließlich tausende junge Männer einberufen werden, für einen Krieg, der sogar von vielen Angehörigen der kulturellen Elite zunächst freudig begrüßt wird.

Von all dem erzählt Gerhard Jelinek in diesem Buch. Er berichtet von weltgeschichtlich bedeutsamen wie auch von banalen Geschehnissen, die sich zwischen dem 1. Jänner und dem 3. August 1914, dem Tag, an dem mit der Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich endgültig der Weltkrieg ausbrach, ereignet haben. Dabei stützt er sich auf Zeitungsartikel sowie auf Briefe und Tagebuchentragungen von Zeitzeugen. Dadurch gelingt es sehr gut, die Stimmungslage jener Zeit einzufangen, wobei der Autor es nicht versäumt, in knappen Kommentaren immer wieder auf das bevorstehende Unheil hinzuweisen.

So ist dieses Werk nicht nur als historische Rückschau interessant, sondern zeigt auch, wie schnell aus scheinbar heiterem Himmel eine Katastrophe hereinbrechen konnte und wie gut es den Mächtigen gelang, das einfache Volk in die Irre zu führen und zu manipulieren.

Veröffentlicht am 18.12.2016

Die vier Leben eines Hundes

Bailey - Ein Freund fürs Leben
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Ein Hund berichtet hier von seinen Erlebnissen – und da hat er einiges zu erzählen, hatte er doch nicht nur ein Leben, sondern deren vier. Denn nach jedem Tod wird er zu seiner eigenen großen Überraschung ...

Ein Hund berichtet hier von seinen Erlebnissen – und da hat er einiges zu erzählen, hatte er doch nicht nur ein Leben, sondern deren vier. Denn nach jedem Tod wird er zu seiner eigenen großen Überraschung als Welpe wiedergeboren. Er findet sich dabei jeweils nicht nur als Angehöriger einer anderen Hunderasse, sondern auch unter ganz unterschiedlichen Lebensumständen wieder, begegnet den unterschiedlichsten Menschen und erfährt die verschiedenen Rollen, welche Hunde in der menschlichen Gesellschaft einnehmen.
Währenddessen fragt er sich zunehmend, was das alles soll und worin der Sinn seiner Existenz besteht.

Es gelingt dem Autor hier durchaus gut, die Perspektive eines Hundes einzunehmen und darzustellen, wie menschliche Verhaltensweisen und Beziehungsmuster auf ein solches Tierchen wirken müssen.
Natürlich dürfen dabei einige Klischees nicht fehlen und manchmal wirkt es etwas übertrieben, wie viel der Hund teilweise versteht und welch schlaue Pläne er entwickelt, während er in anderen Situationen wieder so gar nicht erfasst, worum es den Menschen eigentlich geht. Doch bei einer Geschichte, die aus der Sicht eines mehrmals wiedergeborenen Hundes erzählt wird, darf man selbstverständlich keinen Realismus erwarten.
Sehr gut gefallen hat mir jedenfalls, dass hier auch thematisiert wird, wie schlecht Hunde von uns Menschen bisweilen – teils aus Bosheit, teils aber auch einfach aus Unwissenheit oder mangelndem Einfühlungsvermögen – behandelt werden, sodass hier nicht nur fröhliche Geschichten erzählt, sondern diverse Facetten der Beziehung zwischen Mensch und Hund ausgeleuchtet werden.

Alles in allem ist dies ein nettes und flott lesbares Buch für alle Hundeliebhaber, das oftmals zum Schmunzeln animiert, aber auch traurige Momente nicht ausspart.

Veröffentlicht am 15.12.2016

Interessantes Thema mit blutleeren Charakteren

Der Ameisenhaufen
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Vera Russwurm, seit Jahrzehnten in verschiedenen Positionen beim Fernsehen tätig, hat hier quasi als Insiderin einen Roman zu diesem Thema verfasst – natürlich mit dem Hinweis, dass Ähnlichkeiten mit lebenden ...

Vera Russwurm, seit Jahrzehnten in verschiedenen Positionen beim Fernsehen tätig, hat hier quasi als Insiderin einen Roman zu diesem Thema verfasst – natürlich mit dem Hinweis, dass Ähnlichkeiten mit lebenden Personen nicht beabsichtigt sind.
Im Mittelpunkt steht die Produktionsfirma „Master-TV“ bzw deren Mitarbeiter, die sich mit einer Reihe von Problemen konfrontiert sehen. Als nach einem Einbruch in das Büro des CEOs Einsparungen vorgenommen werden müssen, werden die Kandidaten für die neue Show „Ameisenhaufen“ aus der eigenen Belegschaft zwangsrekrutiert. Die Gefahr einer öffentlichen Demütigung ist groß, doch als Preis winkt eine Million Euro. Daneben haben sie auch mit beruflichen Schwierigkeiten und privaten Verwicklungen zu kämpfen.

Die Grundidee hinter diesem Buch ist vielversprechend und auch die Protagonisten wären interessant angelegt. Sie haben Geheimnisse zu verbergen, kämpfen um das Sorgerecht für ihre Kinder oder ringen darum, eine alte Liebe vergessen zu können.
Allerdings ist den Figuren zu wenig Leben eingehaucht, sie wirken eher blass und der Erzählstil ist zu unpersönlich. Ich konnte daher nicht wirklich mit ihnen mitfiebern.
Außerdem enthält die Handlung kaum echte Spannung, es tauchen zwar immer wieder irgendwelche Probleme auf, diese lösen sich aber meist mehr oder weniger von selbst und der Schluss ist zu Happy-End-mäßig. Auch die Aufklärung des Kriminalfalls bietet keinen richtigen Überraschungseffekt.
Vielleicht hätte die Geschichte mehr als 200 Seiten gebraucht, um sich richtig entfalten zu können.

Obwohl das Buch einige Einblicke in eine aufregende Branche gewährt, bleibt alles in allem doch nur ein mittelmäßiger Eindruck zurück.