Profilbild von Karin1910

Karin1910

Lesejury Star
offline

Karin1910 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Karin1910 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Dramen vor der Kulisse des Zweiten Weltkriegs

Das Vermächtnis des Vaters
0

Der zweite Teil der Clifton Chronicles setzt genau dort ein, wo der erste Teil geendet hat. Und diesen sollte man unbedingt vorher gelesen haben, da sonst viele Hintergründe und Anspielungen nicht verständlich ...

Der zweite Teil der Clifton Chronicles setzt genau dort ein, wo der erste Teil geendet hat. Und diesen sollte man unbedingt vorher gelesen haben, da sonst viele Hintergründe und Anspielungen nicht verständlich sind!

Die Protagonisten finden sich hier in einer schwierigen Ausganssituation wieder: Harry Clifton wurde offiziell für tot erklärt, befindet sich aber unter falschem Namen in einem amerikanischen Gefängnis. Emma glaubt nicht an den Tod ihres Geliebten und Vaters ihres Sohnes und fährt nach New York, um nach ihm zu suchen. Inzwischen muss Giles sich als Soldat einem gefährlichen Einsatz im afrikanischen Tobruk stellen.
Wenngleich es wenige Kampfesszenen gibt, bildet der Zweite Weltkrieg den Rahmen für diese Handlung, das Leben sämtlicher Cliftons und Barringtons wird durch seine Folgen beeinflusst und überschattet.

Die Geschichte ist spannungsgeladener als im ersten Teil und es gibt einige überraschende Wendungen.
Wieder wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei ich vor allem Emmas Erlebnisse in New York einschließlich der Sichtweise einer jungen Engländerin auf den amerikanischen Lebensstil sehr interessant fand.
Andere Handlungsstränge sind dagegen weniger gelungen. Es gibt doch einige unrealistische Entwicklungen und bisweilen viel Hin-und-Her.

Außerdem sollte der Autor bezüglich der in seinen Büchern verwendeten biologischen Fakten besser recherchieren. Nachdem im ersten Teil bereits eine fragwürdige Konstellation betreffend die mögliche Vererbung von Farbenblindheit konstruiert wurde, werden hier die Vererbungsregeln des Rhesusfaktors falsch geschildert.

Der Roman endet wieder mit einem Cliffhanger, was durchaus zum Lesen der Fortsetzung animieren kann. Ich persönlich bevorzuge es aber, wenn auch die Teile einer Reihe jeweils in sich abgeschlossen sind.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Interessanter Serien-Auftakt mit einigen Schwächen

Spiel der Zeit
0

Dieser Band ist der erste Teil der auf sieben Teile konzipierten Clifton Chronicles, in deren Mittelpunkt das Leben des Harry Clifton steht.
Der 1920 geborene Harry wächst in der Hafenstadt Bristol in ...

Dieser Band ist der erste Teil der auf sieben Teile konzipierten Clifton Chronicles, in deren Mittelpunkt das Leben des Harry Clifton steht.
Der 1920 geborene Harry wächst in der Hafenstadt Bristol in bescheidenen Verhältnissen auf. Seinen Vater hat er nie kennen gelernt, um seinen Tod rankt sich ein dunkles Geheimnis. Doch Harrys Talente sowie die große Einsatzbereitschaft seiner Mutter ermöglichen es ihm, gute Schulen zu besuchen. Dort freundet er sich unter anderem mit Giles Barrington, einem Sprössling aus reichem Hause, an. Doch Giles Vater Hugo hegt ihm gegenüber eine seltsame Abneigung. Als Harry Giles Schwester Emma kennen lernt, droht die Situation zu eskalieren...

Der Roman ist in einem interessanten Stil geschrieben: Die Geschichte wird nacheinander aus der Perspektive verschiedener Personen erzählt, wobei sich diese Abschnitte zeitlich überschneiden, sodass manche Ereignisse mehrmals aus verschiedenen Blickwinkeln geschildert werden. Dadurch tritt die Handlung zwar bisweilen etwas auf der Stelle, dennoch fand ich diese Vorgehensweise sehr interessant und man bekommt dadurch einen guten Eindruck von den unterschiedlichen Protagonisten.

Der eigentliche Inhalt konnte mich allerdings weniger überzeugen. Vieles ist vorhersehbar und es gibt einige Logik-Fehler.
So wird beispielsweise Farbenblindheit normalerweise nicht vom Vater an den Sohn vererbt! Auch scheint es schwer vorstellbar, dass einer allem Anschein nach intelligenten und gewitzten Frau keine bessere Ausrede eingefallen ist, als ihrem 1920 geborenen Sohn zu erklären, sein Vater sei im Krieg gestorben. (Sicher hat man sich damals mit der Aufklärung länger Zeit gelassen als heute üblich, aber irgendwann musste dem Jungen doch auffallen, dass eine Schwangerschaft nur neun Monate dauert.)

Dennoch macht der Auftakt neugierig darauf, wie es mit Harry, Giles und Emma weitergehen wird und durch den Cliffhanger am Ende wird einige Spannung erzeugt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Interessante Geschichte mit einigen Längen

Der Architekt des Sultans
0

Dieser Roman entführt die Leser ins Istanbul des 16. Jahrhunderts:
Jahan ist kaum zwölf Jahre alt, als er die Stadt betritt, die den Rest seines Lebens prägen wird. Seine Aufgabe besteht darin, für den ...

Dieser Roman entführt die Leser ins Istanbul des 16. Jahrhunderts:
Jahan ist kaum zwölf Jahre alt, als er die Stadt betritt, die den Rest seines Lebens prägen wird. Seine Aufgabe besteht darin, für den weißen Elefanten Chota zu sorgen, bei dem es sich um ein Geschenkt des indischen Schahs an den Sultan handelt. Bald findet er noch eine zweite Berufung, als der Hofarchitekt Sinan sein Talent entdeckt und ihn zu einem seiner Schüler macht. In den darauffolgenden Jahren sind er und Chota am Bau vieler eindrucksvoller Gebäude beteiligt, doch er wird auch mit Schattenseiten und Intrigen der Mächtigen konfrontiert.

Es ist durchaus interessant, Jahan auf seinem Weg zu begleiten und dabei das orientalische Flair zu spüren. Vom Leben im Palast als solchem bekommt man zwar relativ wenig mit, weil sich die Tierbändiger großteils in ihrem abgeschiedenen Bereich aufhalten, dafür werden eine Reihe an Schauplätzen in Istanbul und darüber hinaus besucht. Die Schilderungen sind dabei ausführlich und anschaulich, sodass lebendige Bilder entstehen.

Die Ausgestaltung der Protagonisten ist allerdings weniger gut gelungen. Obwohl die Handlung sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt, macht Jahan kaum eine persönliche Entwicklung durch und wirkt am Ende noch fast genauso naiv wie zu Beginn. Die meisten sonstigen Figuren bleiben, auch wenn sie häufige Auftritte haben, überhaupt blass und weisen keine charakteristischen Eigenschaften auf.
Dazu kommt noch, dass die Geschichte über weite Strecken nur so dahinplätschert. Es fehlt an Spannung und wenn doch mal was Aufregendes geschieht, wird dies oft nur in einem Nebensatz erwähnt. Richtig fesselnd wird die Handlung erst kurz vor Schluss.
Daher musste ich mich im Mittelteil zum Weiterlesen oft richtiggehend durchringen, was schade ist, da die Geschichte viel Potential hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Faszinierendes Thema in leider fehlerhafter Ausführung

Unglaubliche Zahlen
0

Alle Zahlen sind interessant: Ian Stewart hat es sich hier zum Ziel gesetzt, die Richtigkeit dieser Aussage zu beweisen.

Natürlich kann er sich dabei nicht „alle“ Zahlen vornehmen – schon allein deshalb, ...

Alle Zahlen sind interessant: Ian Stewart hat es sich hier zum Ziel gesetzt, die Richtigkeit dieser Aussage zu beweisen.

Natürlich kann er sich dabei nicht „alle“ Zahlen vornehmen – schon allein deshalb, weil es davon unendlich viele (wie wir im letzten Kapitel erfahren sogar mehr als abzählbar unendlich viele) gibt – doch er greift ca 40 Exemplare aus verschiedenen Gruppen heraus und stellt deren besondere Eigenschaften vor.
Dabei erläutert er auch, wie sich der Begriff der Zahl im Lauf der Jahrtausende gewandelt hat, beginnend mit den natürlichen Zahlen, welche wir zum Zählen verwenden, über rationale Zahlen (Brüche), negative Zahlen und reelle Zahlen bis hin zu komplexen Zahlen, die es ermöglichen, die Quadratwurzel einer negativen Zahl zu ziehen – und vieles mehr. Er spricht dabei eine Reihe spannender Themen an, etwa die Geheimnisse der Primzahlen und deren Anwendung bei Verschlüsselungsverfahren, diverse Probleme der Geometrie oder die Frage, wie viele unterschiedliche Sudoko-Gitter es gibt.

Auch wenn ich mir an manchen Stellen etwas ausführlichere Informationen gewünscht hätte, bietet dieses Buch doch faszinierende und anschaulich aufbereitete Einblicke in die weite Welt der Mathematik und ist daher für alle an diesem Gebiet Interessierten grundsätzlich absolut empfehlenswert.

Ein wesentliches Manko ist allerdings, dass zumindest die e-Book-Ausgabe mit ziemlich vielen Fehlern gespickt ist. Es kommt zu Zahlendrehern, Worte werden ausgelassen oder es ist beispielsweise von „ganzen“ statt „geraden“ Zahlen die Rede.
Dieses Werk hätte eine sorgfältigere Bearbeitung verdient!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Einfluss unserer Muttersprache

Im Spiegel der Sprache
0

Die Frage, ob und wie sehr die Eigenheiten unserer jeweiligen Muttersprache unsere Denkweise beeinflussen, wird seit Jahrhunderten kontrovers diskutiert, wobei die unter Wissenschaftlern vorherrschende ...

Die Frage, ob und wie sehr die Eigenheiten unserer jeweiligen Muttersprache unsere Denkweise beeinflussen, wird seit Jahrhunderten kontrovers diskutiert, wobei die unter Wissenschaftlern vorherrschende Meinung mal in die eine, mal in die andere Richtung ausschlägt.

Der Linguist Guy Deutscher wagt sich hier an eine Auseinandersetzung mit diesem Thema, deren Ergebnisse teilweise der derzeit von der Mehrheit seiner Kollegen vertretenen Ansicht, wonach der Einfluss der Sprache auf das Denken kaum vorhanden oder bestenfalls trivial sei, widersprechen.
Er führt zunächst Beispiele an, die illustrieren, welch unterschiedliche Wege diverse Sprachen einschlagen, um die Umwelt ihrer Sprecher abzubilden, und beschreibt anschließend eine Reihe von Experimenten, die belegen (sollen), dass derartige Unterschiede sich tatsächlich darauf auswirken, wie diese Sprecher die Welt sehen.
Ein relativ großer Teil des Buches befasst sich mit der Benennung von Farben – vom alten Griechisch bis zum modernen Russisch. Aber auch weniger bekannte Phänomene werden angesprochen, beispielsweise dass einige Sprachen keine Begriffe verwenden, die unserem „links“ und „rechts“ entsprechen, sondern die Position eines Objektes ausschließlich an Hand von Himmelsrichtungen beschreiben.
Doch auch die möglichen Folgen von scheinbar banalen Unterschieden zwischen uns vertrauten Sprachen werden behandelt. So könnte die Tatsache, dass die deutsche Brücke weiblich ist, dem spanischen Pendant el puente aber das männliche Geschlecht zugeordnet wird (und hier ließen sich natürlich noch eine Reihe ähnlicher Beispiele finden) tatsächlich beeinflussen, welche Assoziationen ein entsprechender Begriff bei den Sprechern verschiedener Sprachen auslöst.

Dieses Buch stellt einen unterhaltsamen Streifzug durch ein packendes Thema dar und wird durch viele Beispiele und Erklärungen anschaulich. Oftmals sind die Schilderungen richtiggehend spannend, wenn man den Untersuchungen und Mutmaßungen, welche die Linguisten im Laufe der Jahrhunderte anstellten, folgen kann.
Der Autor geht dabei durchaus kritisch mit seinen Kollegen um, diese Kritik ist aber immer sachlich begründet und er verhehlt auch nicht, dass noch weitere Nachforschungen nötig sind um die von ihm aufgestellten Thesen besser zu untermauern.

Die Lektüre ist interessant und immer wieder überraschend. Ich bin sicher, dass in diesem Bereich noch weitere faszinierende Entdeckungen zu erwarten sind.