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Veröffentlicht am 16.12.2018

Schnitzeljagd im viktorianischen Zeitalter

Die Reise der Amy Snow
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Als ich gesehen habe, dass dieser Roman 1848 spielt, dachte ich natürlich sofort an Aufstände und Auseinandersetzungen. Erst nach einiger Zeit fiel mir ein, dass es in diesem Jahr in England keine wirkliche ...

Als ich gesehen habe, dass dieser Roman 1848 spielt, dachte ich natürlich sofort an Aufstände und Auseinandersetzungen. Erst nach einiger Zeit fiel mir ein, dass es in diesem Jahr in England keine wirkliche Revolution gab.
Der historische Hintergrund dieser Geschichte ist also ziemlich friedlich. Dafür hat das Leben der Hauptdarstellerin umso dramatischer begonnen. Als Baby wurde sie 1831 im Schnee ausgesetzt und konnte dem Tod nur deshalb knapp entkommen, weil sie von der damals achtjährigen Aurelia Vennaway, Tochter einer wohlhabenden Familie, gefunden wurde. Die Vennaways nahmen sie nur widerwillig auf und nun ist Aurelia tot und Amy muss das einzige Zuhause verlassen, das sie jemals kannte.
Doch Aurelia hat Vorsorge für ihre beste Freundin betroffen und so findet sich Amy mitten in einer Art Schnitzeljagd wieder, die ihr helfen soll, für sich einen Platz in der Welt zu finden und ihr schließlich auch Aurelias größtes Geheimnis offenbart.

Von all dem erzählt Amy in Ich-Form, sodass man sich gut in sie hineinversetzen kann. Obwohl ich nicht alle ihre Gedankengänge nachvollziehen konnte, war es doch schön, sie auf ihrer Reise zu begleiten und zu beobachten, wie ihre Persönlichkeit sich entwickelt.
Die Handlung als solches ist jedoch eher banal. Nicht nur, dass die ganze „Schatzsuche“ etwas unrealistisch wirkt, es kommt auch selten echte Spannung auf. Das meiste war im Wesentlichen vorhersehbar. Von wenigen Ausnahmen abgesehen sind auch die Protagonisten eher eindimensional gezeichnet, es gibt hinsichtlich ihrer Charaktere kaum Überraschungen.

Für Fans gefühlsbetonter Romane und als Porträt einer interessanten Epoche ist dieses Buch aber dennoch lesenswert.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Das Geheimnis des Tagebuchs

Die Ludwig-Verschwörung
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Das Leben und vor allem die Umstände des Todes des bayrischen „Märchenkönigs“ Ludwig II sorgen immer wieder für allerlei Spekulationen und Verschwörungstheorien. So ist es eigentlich erstaunlich, dass ...

Das Leben und vor allem die Umstände des Todes des bayrischen „Märchenkönigs“ Ludwig II sorgen immer wieder für allerlei Spekulationen und Verschwörungstheorien. So ist es eigentlich erstaunlich, dass dies der erste Roman zu dieser Materie ist, den ich gelesen habe.
Oliver Pötzsch hat seine Geschichte auf zwei verschiedenen Zeitebenen angesiedelt. Der Großteil spiel im Jahr 2010, wo das bisher beschauliche Leben des Münchner Antiquars Steven Lukas plötzlich aus den Fugen gerät, als er ein geheimnisvolles Kästchen mit einem verschlüsselten Tagebuch erhält. Dieses wurde 1886 von Theodor Marot, dem Assistenten von Ludwigs Leibarzt, verfasst und verspricht daher sensationelle Enthüllungen.
Gemeinsam mit der Kunstdetektivin Sara Lengfeld geht Lukas auf Spurensuche an bedeutenden Stationen von Ludwigs Leben. Dabei werden sie von gefährlichen Gegnern verfolgt, denen jedes Mittel recht zu sein scheint, um in den Besitz des Buches zu gelangen.
Dazwischen werden immer wieder die von Lukas entschlüsselten Passagen aus Marots Erinnerungen wiedergegeben. Dieser gehört zu den letzten Getreuen des Königs und ist verzweifelt darum bemüht, dessen Entmachtung zu verhindern.

Wie das Nachwort zeigt, dürften die historischen Hintergründe gründlich recherchiert sein, wobei es aber dennoch schwierig ist, Wahrheit und Fiktion zu unterscheiden.
Die Abschnitte aus der Vergangenheit bieten interessante Einblicke in die damalige Zeit. Man kann nachvollziehen, wie die Situation sich immer mehr zuspitzt, und auch Ludwigs Persönlichkeit wird gut ausgeleuchtet.

Die Grundidee der übrigen Handlung wirkt dagegen eher wie ein Abklatsch der Dan-Brown-Romane, einschließlich des Entschlüsselns diverser Codes. Die Umsetzung ist jedoch ganz gelungen. Zwar wirken manche Action-Szenen für meinen Geschmack etwas übertrieben, es wird aber jedenfalls einige Spannung erzeugt und es gibt ein paar überraschende Wendungen.
Die Protagonisten sind allerdings eher eindimensional gezeichnet, weshalb ich keine richtige Beziehung zu ihnen aufbauen konnte. Dies ist schade, da vor allem Sara viel Potential hätte.

Auf Grund des faszinierenden Themas ist die Lektüre dennoch unterhaltsam und ein Glossar im Anhang liefert nützliche Ausgangspunkte, um zu den Fragen rund um Ludwigs Tod weiter nachzuforschen.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Wie können wir die Zukunft meistern?

21 Lektionen für das 21. Jahrhundert
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Bereits in seinen vorherigen Büchern („Eine kurze Geschichte der Menschheit“ und „Homo Deus“) hat Yuval Noah Harari viele interessante Informationen und Gedanken zu Vergangenheit und Zukunft der Menschheit ...

Bereits in seinen vorherigen Büchern („Eine kurze Geschichte der Menschheit“ und „Homo Deus“) hat Yuval Noah Harari viele interessante Informationen und Gedanken zu Vergangenheit und Zukunft der Menschheit zusammengetragen. Rein inhaltlich bietet dieses Werk diesbezüglich wenig Neues.
Der Autor hat vielmehr Bekanntes neu arrangiert und mit seinen eigenen Meinungen angereichert.

Er hat seine Ausführungen in 21 Kapitel unterteilt, welche Begriffen wie „Freiheit“, „Terrorismus“, „Gott“ oder „Gerechtigkeit“ gewidmet sind.
Ein wesentlicher Teil des Textes besteht in eher düsteren Zukunftsprognosen. Was bleibt von unserer Freiheit übrig, wenn Algorithmen uns bald besser kennen als wir uns selbst? Kann noch die Rede von Gleichheit sein, wenn manche Menschen die Möglichkeit haben, sich mittels Biotechnologie überragende Fähigkeiten anzueignen? Wird es der Menschheit gelingen, gemeinsam mit Herausforderungen wie dem Klimawandel fertig zu werden? In den nächsten Jahren und Jahrzehnten werden wir gezwungen sein, uns mit diesen und vielen weiten Fragen auseinander zu setzen. Bisher gern verwendete Konzepte wie Nationalismus, Religion aber auch Humanismus sind für Harari nicht dazu geeignet, passende Antworten zu finden.
Echte Lösungsansätze hat aber auch er nicht anzubieten. Dies gesteht er jedoch ein und betont beispielsweise, dass seine bevorzugten Methoden, das Leben zu bewältigen, (insbesondere Meditation) nicht für jeden funktionieren müssen.
Weiters ist ihm zugute zu halten, dass er sich zumindest um eine gewisse Objektivität bemüht und die Problemstellungen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Seine Gedankengänge sind dabei oftmals durchaus ungewöhnlich und heben sich von dem ab, was man in Medienberichten in der Regel zu hören bzw lesen bekommt.

Obwohl oder gerade weil man nicht allen Aussagen zustimmen muss, kann die Lektüre zum Nachdenken anregen und bietet spannenden Stoff für Diskussionen.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Weiteres spannendes Abenteuer für die Knickerbocker

Knickerbocker4immer - Schatten der Zukunft
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Auch bei diesem zweiten Band von Knickerbocker4immer ist der Sprung vom Kinder- zum Erwachsenenbuch gut gelungen.
Lilo, Axel, Poppi und Dominik freuen sich schon auf ein Treffen in New York, wo Dominik ...

Auch bei diesem zweiten Band von Knickerbocker4immer ist der Sprung vom Kinder- zum Erwachsenenbuch gut gelungen.
Lilo, Axel, Poppi und Dominik freuen sich schon auf ein Treffen in New York, wo Dominik einigen Erfolg als Schauspieler feiert. Doch im letzten Moment muss ihre Zusammenkunft nach London verlegt werden, was nicht nur die vier Freunde, sondern auch einige ihrer Feinde dazu zwingt, ihre Pläne zu modifizieren.
Kaum in London angekommen, sehen sich die Knickerbocker mit seltsamen Vorkommnissen wie einem plötzlich auftauchenden Datenstick und überraschenden Angriffen konfrontiert. Daneben müssen die Vier auch mit privaten Problemen kämpfen.

Dieses Buch bietet nicht nur einen packenden Krimi, sondern spricht auch einige aktuelle Themen wie neue Entwicklungen in der Nanotechnologie oder die Gefahren der Cyberkriminalität an.
Von Beginn an wird viel Spannung erzeugt. Die kurzen Kapitel und häufigen Wechsel der Erzählperspektive sorgen dafür, dass die Handlung rasant fortschreitet und sich die Lektüre sehr mitreißend und fesselnd gestaltet.
Deshalb fiel es mir leichter, über ein paar Ungereimtheiten hinwegzusehen.
Auch die persönliche Entwicklung der Vier ist interessant und ich hätte diesbezüglich gern mehr gelesen.
Aber vielleicht kommt das ja in der Fortsetzung, auf die das Ende hoffen lässt.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Scha(r)fsinnige Ermittlungen

Garou
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Diesmal hat es die schon aus Glennkill bekannte Schafsherde ins winterliche Frankreich verschlagen. Dort müssen sie sich mit verrückten Ziegen auf der Nachbarweide und den seltsamen Bewohnern des nahegelegenen ...

Diesmal hat es die schon aus Glennkill bekannte Schafsherde ins winterliche Frankreich verschlagen. Dort müssen sie sich mit verrückten Ziegen auf der Nachbarweide und den seltsamen Bewohnern des nahegelegenen Schlosses herumärgern.
Als wäre das nicht schon schlimm genug, tauchen im angrenzenden Wald plötzlich tote Rehe auf und es macht das Gerücht die Runde, dass in dieser Gegend ein Werwolf sein Unwesen treibe.
Da ist natürlich wieder der kriminalistische Scha(r)fsinn unserer wolligen Freunde gefragt.

Wenn man sich erstmal darauf einlässt, die Welt mit den Augen (und den Ohren und vor allem der Nase) eines Schafes zu betrachten, kann man mit diesem Buch einige unterhaltsame Stunden verbringen.
Es ist schon herrlich komisch, zu beobachten, wie die Schafe das (aus ihrer Sicht oftmals reichlich skurrile) Verhalten der Menschen bewerten und wie sie ihre Ermittlungsarbeit angehen, wobei sie alle ihre persönlichen Stärken einbringen – von Maude, die über die beste Nase verfügt, über Mopple, das (reichlich verfressene) „Gedächtnisschaf“, bis zu Miss Maple, die alle verfügbaren Informationen messerscharf kombinieren kann.
Zugegeben: Die Auflösung der Werwolfsgeschichte ist nicht 100%ig schlüssig, dies wird durch den großen Lesespaß aber mehr als wettgemacht.