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Veröffentlicht am 30.01.2022

Große Erkenntnisse über winzige Organismen

Eine Geschichte der Welt in 100 Mikroorganismen
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In der öffentlichen Darstellung und Wahrnehmung führen Mikroorganismen eher ein Schattendasein und werden, wenn überhaupt, meist nur in negativen Zusammenhängen, etwa als Krankheitserreger, erwähnt. Was ...

In der öffentlichen Darstellung und Wahrnehmung führen Mikroorganismen eher ein Schattendasein und werden, wenn überhaupt, meist nur in negativen Zusammenhängen, etwa als Krankheitserreger, erwähnt. Was gewissermaßen verständlich ist, handelt es sich dabei doch definitionsgemäß um mikroskopisch kleine, einzellige Organismen, wie Bakterien, Archaeen, Viren, aber auch winzige Algen, Pilze oder Amöben. Daher wurden sie lange Zeit im wahrsten Sinne des Wortes übersehen und auch heute hat die Wissenschaft längst noch nicht alle ihre Geheimnisse entschlüsselt.

Daher ist es schön, dass sich der Astronom Florian Freistetter und der Biologe Helmut Jungwirth hier dieses Themas annehmen. In 100 jeweils ca drei Seiten langen Kapiteln zeigen sie, wie vielfältig und facettenreich die Welt des Allerkleinsten ist, was wir durch die Beschäftigung damit schon alles gelernt haben und welche Entdeckungen die Zukunft noch bereithalten könnte. Natürlich kommen dabei auch so manche „Bösewichte“ vor, die Menschen, Tieren oder Pflanzen das Leben schwer machen. Die weitaus meisten sind aber durchaus nützlich oder auch einfach „nur“ faszinierend – weil sie Einblicke darin geben, wie das Leben entstanden sein könnte, an den unwirtlichsten und unerwartetsten Orten überleben können oder über erstaunliche Fähigkeiten verfügen.
Immer wieder zeigt sich dabei, welch großen Einfluss diese winzigen Organismen haben. Sie wirken sich beispielsweise sogar auf das Weltklima aus und können teilweise auch für die Bekämpfung des Klimawandels eingesetzt werden.

Ich kann dieses unterhaltsame Buch, das sich aufgrund der kurzen Kapitel auch gut zur Lektüre zwischendurch eignet, also nur weiterempfehlen.

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  • Cover
Veröffentlicht am 15.01.2022

Hochschulmathematik für Laien

Pi und die Primzahlen
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Gleich am Anfang kündigt der Autor an, dass dies kein Buch ist, das man gemütlich im Ohrensessel schmökern kann. Und tatsächlich zwingt es zum Mitdenken und verlangt dem Leser einige Arbeit ab. Doch die ...

Gleich am Anfang kündigt der Autor an, dass dies kein Buch ist, das man gemütlich im Ohrensessel schmökern kann. Und tatsächlich zwingt es zum Mitdenken und verlangt dem Leser einige Arbeit ab. Doch die Mühe lohnt sich!
Der Mathematik-Professor Edmund Weitz gibt hier einen Einblick darin, wie „richtige“ Mathematik funktioniert und was sie von der Schulmathematik unterscheidet.
Er nimmt sich ein Problem vor – die Berechnung der Kreiszahl Pi – und zeigt eine mögliche Vorgehensweise um es zu lösen. Anhand dieses Beispiels demonstriert er etwa, wie Mathematiker an eine solche Fragestellung herangehen oder wie mathematische Beweise funktionieren. Er stellt spannende mathematische Konzepte vor und zeigt auch, wie sich sein Fachgebiet im Lauf der Zeit gewandelt hat, beispielsweise bezüglich der Frage, ob Pi überhaupt eine Zahl ist.
Dabei wird unter anderem klar, dass Mathematiker viel weniger rechnen als gemeinhin angenommen wird, dass für diesen Beruf aber vielmehr eine gehörige Portion Kreativität und Vorstellungsvermögen erforderlich sind.
Besonders gut gefallen hat mir, dass die Leser hier immer wieder zum Mitmachen aufgefordert werden. Wenn man sich selbst daranmacht, einen Beweis niederzuschreiben oder eine aufgestellte Behauptung zu überprüfen (oder dies zumindest versucht), führt das doch zu einem tiefergehenderen Verständnis des Inhalts und hat zumindest für mich den Lesespaß erhöht.
Ich denke, dieses Buch ist für jeden geeignet, der ein echtes Interesse am Thema hat, unabhängig von eventuellen Vorkenntnissen. Ich selbst habe ein Mathematik-(Bachelor)studium absolviert und konnte dennoch einiges Neues erfahren. So war mir zwar die sich am Ende ergebende Formel bekannt, der hier präsentierte Weg zur Herleitung aber nicht.
Andererseits kann es Leuten, die bisher nicht mit Hochschulmathematik in Berührung kamen, vermitteln, dass wahre Mathematik nicht darin besteht, irgendwelche Zahlen in Formeln einzusetzen, sondern zu verstehen, woher diese Formeln kommen, und die damit verbundene Faszination nachvollziehbar machen.

Veröffentlicht am 15.01.2022

Ermittlungen mit Baby und Hund

Finsterbusch
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Bei ihrem bereits sechsten gemeinsamen Abenteuer bekommen Heinrich Tenbrink und Maik Bertram es mit mehreren Todesfällen zu tun, die alle mit einer Künstlerkommune zusammenhängen, welche in einer ehemaligen ...

Bei ihrem bereits sechsten gemeinsamen Abenteuer bekommen Heinrich Tenbrink und Maik Bertram es mit mehreren Todesfällen zu tun, die alle mit einer Künstlerkommune zusammenhängen, welche in einer ehemaligen Ziegelei in einem Wäldchen namens Finsterbusch angesiedelt ist.
Für Bertram ist es der erste Fall nach der Elternzeit wegen seiner Tochter Ella. Tenbrink ist eigentlich schon im Ruhestand, wurde aber von einer Verwandten gebeten, sich die Sache näher anzusehen und lässt sich natürlich nicht davon abhalten, mit seinen ganz eigenen Methoden Nachforschungen anzustellen, unterstützt von seinem Pudel Locke.

Der Roman ist in einem eher ruhigen und doch mitreißenden Stil verfasst. Für einen Krimi geht es relativ gemächlich zu, große Spannung kommt nicht auf. Die Geschichte animiert jedoch zum Miträtseln. Manches ist zwar vorhersehbar, die Auflösung und die Art, wie der Fall gelöst wird, ist alles in allem aber doch nachvollziehbar und stimmig.
Neben dem Kriminalfall als solches nehmen auch die privaten Beziehungen und Probleme von Tenbrink und Bertram viel Raum ein. Vor allem Ella und Locke sorgen für einigen Trubel und tragen sehr zum Unterhaltungswert bei, geben diesmal allerdings auch Anlass zur Sorge. Gerade solche Nebenhandlungen bzw Nebendarsteller machen für mich den Reiz dieses Buches aus. Es geht um mehr als nur darum, einem Mörder nachzujagen.
Auch die sonstigen auftretenden Figuren sind überzeugend gezeichnet und wirken wie aus dem richtigen Leben gegriffen.

Für Fans von Regionalkrimis, in denen man viele interessante Menschen kennenlernen kann, ist dieses Buch sicher empfehlenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.01.2022

Amüsante Reise durch die Welt der Musik

Alle sind musikalisch – außer manche
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Christoph Reuter, seines Zeichens Jazzpianist mit Konzertexamen, Komponist und Kabarettist, unternimmt hier eine amüsante Reise durch die Welt der Musik.
In über 70 kurzen Kapiteln beweist er nicht nur ...

Christoph Reuter, seines Zeichens Jazzpianist mit Konzertexamen, Komponist und Kabarettist, unternimmt hier eine amüsante Reise durch die Welt der Musik.
In über 70 kurzen Kapiteln beweist er nicht nur mit großem Engagement, dass (fast) jeder musikalisch ist, sondern gibt unter anderem einen Crashkurs in Musiktheorie, betrachtet gesundheitliche und sonstige Auswirkungen von Musik, blickt hinter die Kulissen der Musikindustrie oder erklärt, warum die große Zeit der Melodien vorbei ist.
Abgerundet wird jedes Kapitel mit einer Liste von Ohrwürmern, die zum Wiederhören bekannter oder Entdecken neuer Stücke einladen.
Bei all dem blitzt nicht nur immer wieder einiger Humor auf, ebenso ist die Begeisterung des Autors für sein Thema erkennbar, welche daher auch auf die Leser überspringt.
Obwohl ich auch nach der Lektüre nicht wirklich davon überzeugt bin, musikalisch zu sein, hat sie mich doch gut unterhalten und ich habe einiges Neues darüber erfahren, was die Faszination von Musik ausmacht und in welch vielfältigen Facetten sie auftreten kann.

Veröffentlicht am 13.01.2022

Faszinierende Tour durch Vergangenheit und Zukunft des Universums

Bis zum Ende der Zeit
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Brian Greene beweist hier wieder einmal seine Fähigkeit, auch komplexe wissenschaftliche Inhalte allgemein verständlich aufzubereiten und mittels Vergleichen aus dem Alltagsleben anschaulich zu machen. ...

Brian Greene beweist hier wieder einmal seine Fähigkeit, auch komplexe wissenschaftliche Inhalte allgemein verständlich aufzubereiten und mittels Vergleichen aus dem Alltagsleben anschaulich zu machen.
Er nimmt sich hier nicht weniger vor als die Betrachtung der gesamten Geschichte des Universums vom Urknall bis in die Unendlichkeit und zeigt dabei, dass Fragen welche die Menschheit schon lange bewegen – Warum gibt die Welt? Was ist der Sinn unseres Lebens? Und wie wird das Alles enden? –mit Hilfe der bekannten Gesetzte der Physik beantwortet werden können.
Er legt dar, dass die Entropie, die umgangssprachlich oft als „Zunahme von Unordnung“ umschrieben wird, die Entstehung geordneter Strukturen sehr wohl zulässt und bisweilen sogar fördert, erklärt, weshalb es möglich ist, dass Etwas aus Nichts entsteht und was abstoßende Gravitation damit zu tun hat, konstatiert, dass ein freier Wille in der „klassischen Bedeutung“ nicht existiert und wieso es dennoch sinnvoll ist, jemanden für seine Taten verantwortlich zu machen, wirft Blicke in eine unvorstellbar weit entfernte Zukunft und vieles, vieles mehr.
Ich habe mir während des Lesens bei fast jeder zweiten Seite gedacht „Diese Information musst Du unbedingt in Deiner Rezension unterbringen.“ Aber das hätte zu weit geführt und wäre immer noch zu wenig gewesen.
(Lediglich der Mittelteil, wo sich der Autor beispielsweise mit der Entstehung von Religion, Kreativität oder Sprachen befasst, hätte etwas kürzer ausfallen und er sich mehr auf sein eigentliches Fachgebiet konzentrieren sollen.)
Ich kann daher jedem, der sich für Naturwissenschaft interessiert, nur raten, dieses Buch zu lesen. Es wird Sie vieles mit anderen Augen sehen lassen und eröffnet auch eine neue Perspektive auf einen Sinn des Lebens abseits von Religionen.