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Veröffentlicht am 15.12.2023

Streit als wichtiges Thema des Alltags schön verpackt - Keine Anleitung, um Streit zu schlichten, aber eine Möglichkeit, darüber zu reden, wie es zu Streit kommt

Die kleine Eule und der große Streit
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Das ist der Inhalt: Die kleine Eule spielt mit dem Igel. Die Haselmaus kommt dazu. Es gibt einen Streit und dann ein Happy End.

Das Buch hat pro Doppelseite einen Vers á 8 Zeilen. Daher kann an der Geschichte ...

Das ist der Inhalt: Die kleine Eule spielt mit dem Igel. Die Haselmaus kommt dazu. Es gibt einen Streit und dann ein Happy End.

Das Buch hat pro Doppelseite einen Vers á 8 Zeilen. Daher kann an der Geschichte nicht viel dran sein. Muss auch gar nicht, denn es ist schließlich ein Buch für die recht Kleinen (ab 3 Jahre). Es ist ein Beispiel für den Kinderalltag und zeigt: Streit gehört zum Leben und man kann sich auch wieder vertragen. Was allerdings nicht dargestellt wird: wie man Streit schlichtet. Trotzdem bietet das Buch die Möglichkeit, eben dies zu besprechen oder darüber zu reden, wie es zum Streit gekommen ist.

Der Text von Susanne Weber ist gereimt und Reime sollen ja auch den Spracherwerb fördern. Sie bieten sich daher für die kleineren Kinder an, für die diese Geschichte gedacht ist. Ich finde die Reime gelungen, weil sie sich für mich rund, glatt und natürlich anhören.

Die Illustrationen gefallen mir sehr. Sie stehen eigentlich im Vordergrund und erzählen neben dem Text die Geschichte auch sehr gut. Teils besteht eine Doppelseite aus mehreren Szenen, um die Geschichte lückenlos zu darzustellen. Man sieht genau, was passiert. Gesten und Gesichtsausdrücke helfen ebenso beim Verständnis. Sehr deutlich sind Gefühle in den Gesichtern abzulesen. Die Figuren finde ich hübsch, auch wenn die kleine Eule mit dem Mini-Schnabel und den Schlappohren für mich wenig wie eine Eule aussieht. Ich finde die farbliche Gestaltung sehr ansprechend. Ich mag das Himmelblau und das frische Juni-Grün. Die Illustratorin Tanja Jacobs hat es geschafft, Waldstimmung einzufangen, wo es heimelig beschattet ist, aber auch mal Lichtstrahlen gleißend hell einfallen können. Durch die wenigen Farben, die benutzt wurden, wirken die Illustrationen unaufgeregt, und es gibt viele kleine, bunte Hingucker wie die Fliegenpilze oder die Schmetterlinge. Die Bilder laden dazu ein, nach Details zu suchen wie nach der Schnecke im Baum oder nach den vielen Ameisen. Ich mag besonders den Wald aus realistischen, filigranen Pflanzensilouhetten. Auch in diesen Abklatschbildern gibt es Dinge zu entdecken wie ein vierblättriges Kleeblatt. So bietet das Buch hinausgehend über die Geschichte eine weitere Möglichkeit der Beschäftigung.

Insgesamt ist das Buch nach meiner Meinung schön und wichtig. Fantastische Geschichten haben ihren eigenen Reiz. Aber etwas über die realen negativen Dinge wie Streit zu lernen, denen man im Alltag begegnet, ist wichtig für Kinder. Dieses Buch hat so ein Thema so schön verpackt, dass man gut darüber reden kann und es gerne tut.

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Veröffentlicht am 15.12.2023

Eine fesselnde Geschichte mit vielen Überraschungen - Ferl Lässe geht großartig damit um, dass er bereits zum zweiten Mal über einen Schädel stolpert

Bauernschädel
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Inhalt:

Ferl fährt mit seiner Freundin zum Geburtstag ihres Vaters nach Goldegg im Salzburger Land. Sie ist eine Drama Queen. Ihr Vater Sepp kann Ferl nicht leiden. Und so kommt es, wie es fast kommen ...

Inhalt:

Ferl fährt mit seiner Freundin zum Geburtstag ihres Vaters nach Goldegg im Salzburger Land. Sie ist eine Drama Queen. Ihr Vater Sepp kann Ferl nicht leiden. Und so kommt es, wie es fast kommen muss: gut mit Alkohol betankt gibt Ferl dem Schwiegervater auf der Geburtstagsfeier seine Schikanen endlich zurück und wird deshalb aus dem Haus geworfen. Am folgenden Tag begibt es sich, dass Ferl im Wald einen menschlichen Kopf findet – leider nicht zum ersten Mal. Denn als Kind ist ihm bei einem Urlaub in Goldegg genau das Gleiche passiert. Das Verbrechen von damals wurde nie aufgeklärt und auch diesmal scheint der Mörder gute Karten zu haben. Es liegt an Ferl, die Sache aufzuklären. Aber eigentlich ist Ferl gar nicht der Tpy dafür.

Bewertung:

Das Cover fand ich einen guten Einstieg in die Geschichte, denn das Gemälde eines Waldes lässt Raum für Interpretationen – was sieht man da: Blutbuchen, Herbst, Feuer, Sonnenaufgang? Ich habe mich gefragt, was in dem Wald passieren wird oder bereits passiert ist. Liest man in die Geschichte hinein, erkennt man, dass es um einen Herbstwald geht. Damit ist die Sache jedoch nicht klar. Der Wald, die von ihm ausgehende Bedrohlichkeit, was er verbirgt – das spielt immer wieder eine Rolle für Ferl.

Ich finde ich den Roman sehr lesenswert, denn mir hat Ferl gleich gut gefallen. Er ist so herrlich normal. Als Anti-Held beschrieben, hatte ich zwar keinen autistisch-siebengescheiten Sherlock erwartet. Aber Ferl erfüllt auch keine anderen gängigen Bilder, die man von Ermittlern haben kann. Er ist kein tolpatschiger Clouseau. Er ist kein womanizer und kein Eigenbrötler. Er ist auch kein bärbeissiger Grantler, der betont aggressiv ermittelt. Angangs ermittelt Ferl auch gar nicht. Er stolpert hinein und hat eigentlich was Wichtigeres zu tun, nämlich seine Beziehung wieder zu richten. Ferl muss sich erst entscheiden, sich zu engagieren. Es ist also kein ganz typischer Ablauf eines Krimis und der Autor Stefan K. Heider überrascht immer wieder mit seinen Ideen für die Handlung, seine Charaktere und mit der sprachlichen Darstellung. Der Autor versteht es, kleine Nebensächlichkeiten einzustreuen, die mit ihrer Komik auflockern, ohne abzulenken. Das Buch lädt nachdrücklich dazu ein, dran an der Geschichte zu bleiben. Ich wurde von der Geschichte gefesselt und habe das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen.

Man erfährt sehr viel über die Gedanken- und Gefühlswelt des Protagonisten. Leider oft als Frage an sich selbst, was mir als Stilmittel nicht gefällt. Andererseits werden Handlung und Innenwelt der Hauptperson gelungen nebeneinander und lebhaft dargestellt.Wie Ferl redet und seine Gedanken wirken offen und authentisch, nicht aufgesetzt oder effektheischend. Da kann ich sehr gut mit ihm gehen. Meistens jedenfalls. Und auch die anderen Figuren sind meist sehr gut beschrieben. Einige bleiben etwas blass wie die der Schwiegermutter Gerti. Aber die Figuren, die für die Handlung wichtig sind, sind alle sehr plastisch. Interaktionen sind oft sehr unterhaltsam und erzeugen ein lebendiges Bild von den Beteiligten.

Jedoch ist Ferl ein Anti-Held und man muss sich darauf einstellen, dass er auch mal was tut, was seiner Umgebung inklusive der Leserschaft nicht gefällt. Allerdings finde ich seine Neigung zur Selbstreflexion und Selbstkritik sehr positiv und so kann man manche seiner „Untaten“ einordnen. Als Leserin aus Deutschland muss man auf die österreichischen Ausdrücke und Redewendungen gefasst sein, die mir gefallen haben und die ich als Bereicherung empfand. Außerdem sollte man als Leserin genau aufpassen oder man wird wie ich erst ganz am Schluss erfahren, wo man dem Autor auf dem Leim gegangen ist. Mich hat die Lösung (oder die Lösungen, weil es ja zwei Morde waren), überrascht und auch die Darstellungsweise, wo man als Leser*in sehr viele Informationen mit Relevanz erhalten hat, letztendlich aber das Gefühl hat, noch keinen Schritt weiter gekommen zu sein. Das machte die Geschichte sehr spannend.

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Veröffentlicht am 15.12.2023

Fast wäre es der perfekte Mord gewesen - Wenn Inspektor Ruprecht nicht so akribisch wäre - Interessante Handlung, die durch die vielen irrelevanten Details etwas verliert

Bleiche Erben
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Inhalt:

Chefinspektor Martin Ruprecht ist spät Nachts zu seiner Freundin unterwegs, als ihm ein Polizei- und Feuerwehreinsatz auffällt. Neugierig fährt er hinterher und kommt zu einem angeblichen Unfallort, ...

Inhalt:

Chefinspektor Martin Ruprecht ist spät Nachts zu seiner Freundin unterwegs, als ihm ein Polizei- und Feuerwehreinsatz auffällt. Neugierig fährt er hinterher und kommt zu einem angeblichen Unfallort, wo ein Raser aus der Kurve geflogen und an den Felsen geknallt ist. Schnell bemerkt er, dass, wenn er nicht genau hinschaut, es sonst keiner tut. Und er deckt auf, was sonst übersehen worden wäre: den Mordversuch an einem Erben eines Salzburger Unternehmens, das gerade ein Konzern zu übernehmen versucht.

Bewertung:

Die Geschichte hat mich durchaus hineingezogen. Es fiel mir leicht, dran zu bleiben. Ich fühlte mich durchaus gut unterhalten. Die Akribie, mit der Ruprecht den Tatort untersucht, hat mich mitgenommen. Da will man es genauer wissen. Obwohl man natürlich schon weiß, dass es Mord ist. Es war spannend, zu verfolgen, wie der Inspektor seinen Verdacht prüft und langsam erhärtet. Die Handlung ist interessant verwickelt. Allein schon dadurch, dass so viele Menschen in den Mord verstrickt sind, man den wirklichen Umfang der Beteiligung nur erahnen kann und auch nicht weiß, ob die Täter dafür jemals eine Strafe bekommen werden.

Auch die Interaktionen mit Kollegen und sonstigen fand ich spannend. Das wirkt, als wäre die Ermittlung ein Gemeinschaftsprojekt, und interessante Informationen kommen immer wieder aus allen Richtungen.

Mit gefällt auch die österreichische Sprache, die hier teilweise vorkommt. Es ist gerade so viel, dass es als Abwechslung gut taugt, und war immer gut zu verstehen.

Nicht gefallen haben mir dagegen die für meinen Geschmack zu vielen irrelevanten Details. Bei den Details muss man unterscheiden. Einerseits gibt es die Details zu Salzburg und Umgebung. Für Leute, die die Gegend um Salzburg kennen, ist es gewiss interessant, die Örtlichkeiten wiederzuerkennen oder zu erfahren, was früher auf einer bestimmten Stelle für ein Bauwerk stand. Solche Details meine ich auch nicht. Ich meine damit die Farbe von Kleidung oder das Essen, dass Inspektor Ruprecht dauernd zu sich nimmt. Wenn das ein Drehbuch wäre, würde es wahrscheinlich einen guten Film ergeben. Aber wenn ich es lese, dann stören viele dieser Details meine Vorstellung. Trotz dieser vielen Details konnte nämlich ich von Ruprecht kein richtiges Bild entwickeln. Für mich ist das ein ältlicher Herr im Sakko, vielleicht noch mit Halstuch aus Seide und Autofahrerhut. Aber laut Beschreibung trägt er Jeans und Lederjacke, ist sportlich. Da kam ich einfach nicht drüber. Dafür ist er mir zu sehr auf seine Mahlzeiten bedacht. Auch die anderen Figuren blieben blass für mich. Mag sein, wenn man den ersten Teil der Krimi-Reihe gelesen hat, dass man das anders sieht. Ich bin allerdings mit dem zweiten Band eingestiegen, was inhaltlich kein Problem war.

Was mich sehr gestört hat, war dieses „der Zweck heiligt die Mittel“, mit der die Polizei andauernd vorgeht. Türen einfach so aufbrechen. Im Bekanntenkreis über die Arbeit reden. Zivilisten sogar in die Ermittlung einbinden. Wenn ich auf dem Buchumschlag lese, dass Ruprecht mit unkonventionellen Methoden einen Ermittlertypus verkörpert, der dem realen Leben entspringt, dann wird mir echt Angst. Selbst die Polizei hält sich nicht an die Gesetze, na Prost Mahlzeit.

Das Kulinarium am Ende, wo es die Rezepte gibt zu einigen Gerichten gibt, die im Roman auftauchen, hat mir wieder gut gefallen. So etwas finde ich immer nett, weil es irgendwie persönlich ist und viele Leute gern Rezepte ausprobieren. Das ist eine Möglichkeit, sich mit der Geschichte zu verbinden. Vielleicht haben die Gerichte den Autoren sogar eine besondere Bedeutung. So ein privater Einblick ist spannend. Den bekommt man auch auf dem Klappentext, der ein Foto und etwas Informationen über den Autor Ernst Kaufmann enthält. So erfährt man, dass er wohl eigene Anteile wie seine Wanderungen mit Hund, eine Vorliebe für Jazz und ein Faible für alte Autos in seine Figur des Chefinspektors einfließen lässt.

Zudem enthält das Cover eine Inhaltsangabe, die nicht zu viel verspricht. Und ich finde es ansprechend gestaltet, sowohl was die Grafik, die Farbgebung, die Aufteilung und die Schriften betrifft.

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Veröffentlicht am 15.12.2023

Ein Krimi aus der Schweiz, bei dem ein jugendlicher Punk im Mittelpunkt steht

Lorzentobel
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Inhalt: Was ist real, was ist gelogen? Das muss sich eine Detektei fragen, als sie von einem Punk gebeten wird, gegen einen Saubermann vorzugehen. Der Jugendliche ET lernt Lucy kennen, deren Vater eine ...

Inhalt: Was ist real, was ist gelogen? Das muss sich eine Detektei fragen, als sie von einem Punk gebeten wird, gegen einen Saubermann vorzugehen. Der Jugendliche ET lernt Lucy kennen, deren Vater eine Detektei hat. Am nächsten Tag taucht ET in der Detektei auf, um sie mit der Unterstützung gegen einen Stalker zu beauftragen. Seine Mutter ist das Opfer und mittlerweile psychisch am Ende, so dass ET seine Mutter versorgen und den Lebensunterhalt für beide bestreiten muss. Keine Behörde hilft. Nach einer ersten Absage, engagiert sich die Detektei dann widerwillig doch und die Situation eskaliert.

Bewertung: Die Geschichte hat einen spannenden Einstieg. Gleich vorneweg gibt es ein Verbrechen, das ein düsteres Licht auf die Handlung und einen Verdacht auf eine Figur wirft. Doch die Situation ist sehr widersprüchlich und man weiß nicht, wem man glauben soll.

Die Erzählperspektive wechselt oft und so erfährt der Leser viel über die Gedanken, Gefühle und Lebensumstände aller Handelnden. Teils habe ich dies als uninteressant erlebt. Allerdings mag man das anders sehen, wenn man die Figuren bereits aus den vorausgehenden Bänden der Reihe kennt. Es gibt recht viele Figuren in der Geschichte. Allein die Detektei besteht aus drei Personen, die alle ihren Anhang haben. Man kann sie aber gut im Blick behalten, weil sie sehr verschieden sind. So findet sich immer jemand, mit dem man sich als Leser identifizieren kann und mit dem man besonders mitfiebert. Man kann auch nicht wirklich sagen, wer im Roman die Hauptfigur ist. Es gibt verschiedene Personen, die große Anteile an der Handlung haben.

Ab und an wird es witzig. Die Figur ET tut einiges dafür. Er wird als Charmeur dargestellt, der einen niedlichen Kinderblick manipulativ einzusetzen weiß. Er hat freche Sprüche drauf und weiß sich zu begeistern. Andererseits ist sie eine tragische Figur, die seit einigen Jahren quasi die Elternrolle übernommen hat und sich um sich selbst und die hilflose Mutter kümmert. Kein Amt und keine Behörde hilft ihm, egal, wie sehr er bittet. Obwohl ET viel auf dem Kasten hat, ist in vieler Hinsicht sehr bedürftig.

Die Beschreibung der Personen fand ich teils nicht so gut gelungen. Das ist ein paar mal wie so eine Liste gewesen, die man abarbeitet: Haare, Hose, oben rum und optional noch Schmuck. Es hat mich auch gestört, dass bei den Jugendlichen gefärbte Haare, Piercings, Kleidungsstil so ein Aufreger und negativ behaftet waren. Ich würde meinen, das Ausprobieren gerade auf diese Weise sei für Jugendliche normal, auch wenn nicht jeder ein Punk wird. Ein paar der Info hätte ich nicht gebraucht, ich finde den Schreibstil aber keineswegs mit Details überladen.

Spannend fand ich, wie die Detektivin Sara Jung vorgeht, wie sie die Zielperson beobachtet; ihre Strategie, die Leute direkt anzusprechen, ihnen was vorzulügen, oder einen Brocken Info hinzuwerfen, um die Reaktion zu sehen, war gewagt. Andererseits reagierte sie an manchen Stellen auch störend unerwartet, wenn man ihre Erfahrung als Kommissarin voraussetzt. Dann aber fand ich es sehr sympathisch, wie sie für ET da ist, obwohl sie eigentlich nicht der mütterliche Typ ist.

Positiv fand ich, dass Manches nicht künstlich in die Länge gezogen wurde. Gerade bei Dingen, die mir nicht gefielen, war es dann wie eine Erlösung, wenn kurz danach die Revision erfolgte.

Am Ende gibt es dann ein spannendes Finale. Da passiert recht viel. Man erhält viele Informationen. Es gibt Rückblenden, die für Spannung sorgen. Und zum Schluss ein Happy End, über das nicht mehr verraten wird.

Interessant bis witzig fand ich die Unterschiede zum Deutsch, wie man es in Deutschland verwendet. Man versteht alles sehr gut, weil so viele Unterschiede gibt es nicht im Buch. Aber beispielsweise "parkieren" kennt man gar nicht. Und "dufte" sagt in Deutschland keiner mehr. Aber vermutlich ist das entstanden durch die Übersetzung der Schweizer Jugendsprache ins Hochdeutsche, die, wie man aus der Danksagung erfährt, gemacht wurde.

Insgesamt war der Krimi gut zu lesen und hat mit gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 15.12.2023

Eine faszinierende Geschichte, in der man sich gerne einen Bären aufbinden lässt - Spannende Einblicke in die Person und das Leben des Con Artist Graf Victor Lustig (1890-1947)

Als mir die Welt gehörte
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Inhalt:

Der Trickbetrüger „der Graf“ Victor Lustig sitzt in den 1940er Jahren im berühmten Knast von Alcatraz. Er hat dort viel Zeit und erzählt uns von seinem Mithäftling Al Capone, von der eigenen Lebensgeschichte, ...

Inhalt:

Der Trickbetrüger „der Graf“ Victor Lustig sitzt in den 1940er Jahren im berühmten Knast von Alcatraz. Er hat dort viel Zeit und erzählt uns von seinem Mithäftling Al Capone, von der eigenen Lebensgeschichte, von anfangs kleinen Gaunereien und letztendlich auch von großen Coups wie dem Verkauf des Eiffelturms. Victor Lustig ist eine historische Figur, seine Taten sind Fakt. Er betrieb Geldfälschung in so großem Umfang, dass er damit die Wirtschaft der USA destabilisierte. Aufgewachsen im ehemaligen Österreich-Ungarn, bereiste er viele Länder und Städte und als Erzähler seines Werdegangs nimmt den Leser mit an diese Orte, zu seinen Delikten, den Menschen, die sie betrafen oder die Victor Lustig beeindruckten, und zu seinen Empfindungen und Gedanken.


Bewertung:

Mir hat die Geschichte über Victor Lustig sehr gut gefallen. Es ist sehr gut gelungen, dieser Person, die allein durch ihre dokumentierten Taten bereits fasziniert, einen fesselnden, echt wirkenden Charakter zu verleihen. Und dies, obwohl Victor Lustig immer wieder darauf hinweist, dass er den Menschen erzählt, was sie hören wollen. Man muss sich daran erinnern, dass die ganze Geschichte sowieso von A nach Z Fiktion ist und Victor Lustig in den Mund gelegt wurde. Aber ich empfand alles, was ich erfahren habe, als sehr stimmig und spannend.

Es hat mich beeindruckt, wie Victor Lustig als Kind beschlossen hat, wie er sein und leben möchte, und wie zielstrebig er dies verfolgt hat. Als Erwachsener imponierte Victor Lustig mit seinen vielen Ideen, seiner Waghalsigkeit und Wendigkeit, mit der er sich allen Situationen anpasst und sich retten kann, weil er die Ruhe bewahrt. Es war interessant zu sehen, wie er seine Betrügereien plant, umsetzt und durchzieht. Solche Typen von intelligenten Gentlemen-Verbrechern und ihre raffinierten Pläne haben grundsätzlich Charme. Allerdings wird es an einigen Stellen dennoch deutlich, dass Victor Lustig nicht ganz der ehrenvolle Gauner ist, für den er sich selbst hält oder ausgibt. Victor Lustig macht in der Geschichte zwar einen sympathischen Eindruck. Aber er erzählt die Geschichte eben selbst.

Victor Lustig hat dabei ganz klar die Hauptrolle und die anderen sind eher Statisten. Trotzdem waren auch die Abschnitt, in denen es um Al Capone geht, interessant. Man hat den Eindruck, auch in diese berühmte Person private Einblicke zu bekommen. Zudem ist spannend, wie Victor Lustig mit diesem gefährlichen Mann spricht, ihn einerseits einwickelt wie den Leser, aber auf der anderen Seite sehr vorsichtig mit ihm umgehen muss.

Als sehr positiv empfand ich die Erzählweise, weil trotz verschiedener Ebenen von Handlung und Zeit gab es nie einen Cliffhanger, kein künstliches Hochhalten der Spannung. In dieser Geschichte hatte ich immer das Gefühl, dass es Zeit ist, eine Episode zu verlassen und die nächste zu betrachten. Sie ist nach meinem Empfinden strukturell gut erzählt. Sprachlich gefällt mir der Roman auch sehr gut. Ich mag diese Schlangensätze, d.h., dass kurze Sätze durch Kommata getrennt oder eher verbunden aneinander gereiht sind. Das ergibt in manchen Situationen eine Dringlichkeit, in anderen eine Anschaulichkeit. Gestört haben mich einzelne sprachliche Fehler, die dem Lektorat unverständlicherweise durchgegangen sind.

Es gefällt mir, dass das Ende offen ist und das Schicksal von Victor Lustig unbenannt bleibt. Man hat ihn bis dahin durchaus liebgewonnen und trotz seiner Schandtaten gegönnt, dass er nochmal raus gekommen wäre.

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