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Kathi1984

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Veröffentlicht am 19.03.2024

Über Klischees oder nicht-Klischees des Landlebens

Das Befinden auf dem Lande. Verortung einer Lebensart
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In seinem Essay beschreibt Björn Vedder die radikale Veränderung, als er aus der Stadt mit seiner Familie auf das Land zieht.
Gesellschaftlich erlebt Björn Vedder seinen Werdegang mit der Familie, wie ...

In seinem Essay beschreibt Björn Vedder die radikale Veränderung, als er aus der Stadt mit seiner Familie auf das Land zieht.
Gesellschaftlich erlebt Björn Vedder seinen Werdegang mit der Familie, wie es tausende anderen auch erleben: Das Leben in der Stadt ist zu groß, zu monströs und letztlich auch zu teuer und nicht mehr bezahlbar. Sobald Kinder in die Familie geboren werden, werden nicht nur finanzielle Aspekte präsenter, sondern zudem der Wunsch nach mehr Platz und Natur immer größer.

Vedder erzählt anschaulich von einzelnen Aspekten des Lebens auf dem Lande und verortet wunderbar, wie der Einzelne sich in seiner neuen Dorfgemeinschaft anzupassen hat, da man sonst keine Chance hat, ein Teil ebendieser Gemeinschaft zu werden. Vorurteile werden hier bedient, an denen man am Ende sieht, das sie eben doch keine sind, sondern in Anteilen wahrhaftig sind. Teilweise erscheinen mir die Darstellungen zu klischeehaft, bspw. als Vedder seine Kinder zum Kindergarten bringt, aber möglicherweise ist es eben genau das, was am Landleben kein Vorurteil ist. Schlussendlich kann sich derjenige ein Urteil über die Vor- und Nachteile des Landlebens erlauben, der sowohl Stadt- als auch Landleben kennengelernt hat.

In meiner Vorstellung gleicht das Landleben immer einer Idylle, diese wird allerdings durch den Essay von Vedder widerlegt.

Insgesamt ein tolles Buch, das sich leicht lesen lässt und zum Nachdenken anregt. Von meiner Seite eine klare Kauf- und Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Liebevoll erzählt

Der Schacherzähler
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Judith Pinnow erzählt in ihrem Roman auf wundervolle Weise die Geschichte von einem kleinen Jungen, der durch einen alten Mann die Liebe zum Schach spielen entdeckt.
So kurz, so gut. Natürlich steckt ...

Judith Pinnow erzählt in ihrem Roman auf wundervolle Weise die Geschichte von einem kleinen Jungen, der durch einen alten Mann die Liebe zum Schach spielen entdeckt.
So kurz, so gut. Natürlich steckt in diesem Roman soviel mehr. Wir haben da zum einem die alleinerziehende Malu mit ihrem kleinen Sohn Janne, der noch in die Grundschule geht. Malu hat es als alleinerziehende Mutter keineswegs immer leicht. Sie verdient ihren Lebensunterhalt in einem kleinen Bistro, das kurz vor der Insolvenz steht. Janne ist vom Charakter quirlig und nicht immer einfach, oder zumindest nicht immer angepasst. Malu erhält öfters negative Rückmeldungen aus der Schule. Diese machen ihr das Leben zusätzlich schwer.

Eines Tages lernt Janne auf dem Spielplatz einen alten Mann kennen, den sie später liebevoll „Oldman“ nennen. Wundersamerweise gelingt es Oldman, einen Draht zu Janne zu finden. Oldmans große Leidenschaft ist das Schach spielen. Fortlaufend entwickelt sich durch das Schach spielen ein immer enger werdendes Band zwischen Janne und dem alten Mann.
Auch die Verbindung unter den Erwachsenden wird immer enger. Schlussendlich fühlen sich alle Protagonisten nahezu familiär, auch wenn jeder noch sein eigenes Päckchen mit sich trägt und eigenen Problemen ausgesetzt ist.
Oldman trägt ein altes Geheimnis in sich, das wie ein Schleier über der Geschichte liegt, aber gleichzeitig den Leser auch darin schult, zu verzeihen. Vor allem Oldman wirkt authentisch, denn er macht Vieles mit sich selbst aus und verkörpert damit einen alten weißen Mann, der zum Ende seines Lebens nochmal alles richtig machen möchte.
Aber auch Malu und Janne wirken auf den Leser authentisch.

Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven der Protagonisten erzählt. Der Leser erhält dadurch immer wieder auf eindrucksvolle Weise die Möglichkeit, sich in die einzelnen Perspektiven hineinversetzen zu können.

Der Roman ist zu keiner Zeit langweilig, sondern immer kurzweilig zu lesen. Von meiner Seite eine absolute Kauf- und Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 10.01.2024

Eine Frau geht ihren Weg

Die Unbestechliche
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Maria von Welser hat mir ihrer Co-Autorin Waltraud Horbas einen packenden Roman über eine junge Frau im journalistischen Alltag der 60er und 70 er Jahre verfasst.

1968 ist Alice, die Hauptprotagonistin ...

Maria von Welser hat mir ihrer Co-Autorin Waltraud Horbas einen packenden Roman über eine junge Frau im journalistischen Alltag der 60er und 70 er Jahre verfasst.

1968 ist Alice, die Hauptprotagonistin des Romans gerade 21 Jahre, als sie eine begehrte Stelle bei einer lokalen Zeitung in München bekommt. Alice sieht sich fortan mit einer Welt voller Sexismus, Konkurrenzkampf und den allgemeinen Tücken des Alltags einer jungen Frau konfrontiert. Nur durch immensen Ehrgeiz schafft sie es, sich in der Welt des Journalismus durchszusetzen und sich immer weiter nach oben zu kämpfen. Neben diesen beruflichen Herausforderungen muss Alice sich zudem um ihre kleine Tochter kümmern, der Vater spielt lange Zeit keine Rolle.

Besonders beeindruckt hat mich Alice mit ihrem starken und unbändigen Willen, das Leben zu meistern. Sie ist eine starke Frau, die ihren Weg geht. Alleinerziehende, berufstätige Frauen haben es auch heute in der Gesellschaft noch schwer, aber Alice hatte es um 1968 nochmal um einiges schwerer. Umso beeindruckender ist es, wie sich ihren Weg geht und sich auch nicht von gesellschaftlichen Normen oder Erwartungen lenken lässt.
Spannend ist ebenfalls die Beimischung der politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten der damaligen Zeit. Durch diese Einflechtungen kann der Leser Alice noch besser verstehen.

Klare Leseempfehlung meinerseits!

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Veröffentlicht am 15.12.2023

Endlich ein neuer Taunuskrimi!

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
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Das Warten hat ein Ende, endlich ein neuer Taunuskrimi aus der Feder von Nele Neuhaus!
Sehnsüchtig habe ich auf ein Wiedersehen mit Pia Kirchhoff und Oliver Bodenstein gewartet, sind die beiden doch eines ...

Das Warten hat ein Ende, endlich ein neuer Taunuskrimi aus der Feder von Nele Neuhaus!
Sehnsüchtig habe ich auf ein Wiedersehen mit Pia Kirchhoff und Oliver Bodenstein gewartet, sind die beiden doch eines meiner absoluten Lieblingsermittler.

Ein junges Mädchen verschwindet spurlos und wir später ermordet aufgefunden. Eine entsetzliche Suche nach dem Täter beginnt, bei der nichts so ist, wie es scheint. In einem parallelen Handlungsstrang gerät Bodenstein in eine heikle Situation, von der ich hier nicht zuviel verraten möchte. Es beginnt eine wahnsinnig spannende Verflechtung der beiden Handlungsstränge, die an Spannung nicht zu überbieten ist. Die Ermittler sehen sich mit Ermittlungen in den eigenen Reihen konfrontiert, die gleichzeitig die menschlichen Abgründe aufzeigt.

Ermittlerreihen leben häufig von den privaten Rahmenerzählungen, die eine Bindung des Lesers hervorrufen. In „Monster“ gelingt es Nele Neuhaus erneut auf wunderbare Weise, dies umzusetzen. Im Fokus steht in diesem Band die private Situation von Pia, die für ihre Zukunft tiefgehende Entscheidungen treffen muss.

Absolute Kauf- und Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 24.11.2023

Menschliche Abgründe und große Gefühle

Der flüsternde Abgrund
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Der Thriller von Veronica Lando ist im Suhrkamp-Verlag erschienen und packt den Leser von der ersten Seite an.
„Der flüsternde Abgrund“ erzählt spannend und mitreißend von einer Geschichte aus dem Regenwald ...

Der Thriller von Veronica Lando ist im Suhrkamp-Verlag erschienen und packt den Leser von der ersten Seite an.
„Der flüsternde Abgrund“ erzählt spannend und mitreißend von einer Geschichte aus dem Regenwald und alten Geheimnissen, die dreißig Jahre in der Vergangenheit zurückliegen.

Callum ist im mittleren Alter und kehrt nach Granite Creek, einer Kleinstadt in Australien zurück. Dort trifft er auf viele Menschen aus seiner Vergangenheit. Nicht mit allen hat er ein gutes Verhältnis und nach und nach brechen die längst vergessenen Konflikte wieder auf. Callum sieht sich mit der Vergangenheit konfrontiert, in der er persönlich ein schweres Schicksal erlebt hat und an dessen Folgen er bis heute zu leiden hat.

Neben Callum spielt der Regenwald mit seinen Tücken und seiner von ihm ausgehenden Gefahr eine tragende Rolle in diesem Thriller. Der Sage nach gibt es ein Flüstern im Regenwald, dass die Menschen, insbesondere Kinder, in die Abgründe des Regenwalds lockt. Als Callum in Granite Creek eintrifft, verschwindet ein Mann im Regenwald und Callum beginnt mit Nachforschungen. Neben dem Unglück im Regenwald muss er gleichzeitig die alten Konflikte aufarbeiten und sich mit seinen Entscheidungen der Vergangenheit auseinandersetzen.

Der Thriller ist spannend und mitreißend erzählt. Eingeflochten werden neben der Erzählung der Gegenwart Passagen aus Callums Erinnerung an die Zeit vor dreißig Jahren. Nur im Zusammenspiel beider Handlungsstränge wird die Dichte menschlicher Abgründe sichtbar und das große Ganze verständlich. Veronica Lando hat einen wirklich guten Thriller verfasst, in dem Spannung und große Gefühle miteinander harmonieren können.
Klare Leseempfehlung!

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