Seelenverwandschaft in einer fantastischen Verkleidung
Soul Mates, Band 1: Flüstern des Lichts (Unvergessliche Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)Rayne weiß nicht, wie ihr geschieht, als sie unfreiwillig Zeugin des erbitterten Kampfes zwischen Licht- und Dunkelseelen wird. Und wider ihres eigenen Willens fühlt sie sich irgendwie mit dem undurchschaubaren ...
Rayne weiß nicht, wie ihr geschieht, als sie unfreiwillig Zeugin des erbitterten Kampfes zwischen Licht- und Dunkelseelen wird. Und wider ihres eigenen Willens fühlt sie sich irgendwie mit dem undurchschaubaren Colt verbunden, der immer wieder ihre Nähe sucht. Denn das Schicksal hat die beiden Seelenpartner zusammengeführt. Aber in der Welt, von der Rayne, mit ihren Fähigkeiten, nun ebenfalls ein Teil ist, droht ein Krieg auszubrechen. Für Colt ist klar, auf welcher Seite er steht, sein Platz ist bei den Lichtseelen. Aber Rayne ist noch immer unentschlossen.
Mit den Licht-, Dunkel- und Nebelseelen hat Bianca Iosivoni eine ganz eigene Art von Übernatürlichem erschaffen. Die Hintergründe dieser Erschaffung sind sehr gut ausgearbeitet und haben eine solide Grundlage. Besonders gelungen finde ich die Stelle, an der Lauren Rayne ihre Auffassung von Gut und Böse erklärt. Hier wird zum ersten Mal der Konflikt deutlich, in dem sich Rayne die ganze Zeit über befindet. Denn so genau kann man Gut und Böse nicht voneinander trennen. Diese Thematik zieht sich immer weiter durch den Roman, wird immer wieder hier und da angeschnitten: Sei es, als Rayne herausfindet, was Colt vor einiger Zeit getan hat, oder sie sich wieder von ihrem früheren Pflegevater bedroht fühlt. Die Grenzen verschwimmen für Rayne immer mehr. Sie weiß nur eines mit Sicherheit: Sie gehört zu Colt. Aber was wäre eine Seelenverwandschaft ohne Haken? Eine Prophezeiung, die niemals erfüllt werden soll, verbietet es Seelenpartnern sich emotional zu nahe zu kommen, sie dürfen einander niemals lieben. Es stellt sich später heraus, dass diese Prophezeiung noch eine wesentlich wichtigere Rolle spielt, dass sie Laurens Antrieb ist, und sie alles tun wird, um diese Prophezeiung zu erfüllen. Desweiteren finde ich es großartig, dass die Autorin es tatsächlich geschafft hat Wahrheiten einzustreuen, mit denen ich beim ersten Mal lesen niemals gerechnet hätte, und sie hat es so geschafft vom stereotypischen Kurs abzuweichen, auch wenn typische Elemente in diesem Buch hin und wieder auftauchen. Aber die unvorhergesehenen Wendungen überwiegen. Die Spannung wird zu Beginn langsam aufgebaut und hält sich mit kleinen und größeren Spannungs- und Actionkicks am Leben. Auf Seiten der Lichtseelen ist erst nicht klar, was eigentlich ihr Ziel ist, außer so viele Dunkelseelen wie möglich aus dem Weg zu räumen. Doch Lauren hingegen verfolgt von Beginn nur zwei Ziele: Die Prophezeiung erfüllen und Colt auf ihre Seite ziehen. Da mit der drastischen Wende am Ende alles so aussieht, als würde sie ihren Zielen immer näher kommen, haben die Lichtseelen im zweiten Band ziemlich sicher nur ein einziges Ziel.
Rayne und Colt, als Hauptfiguren, sind am detailliertesten ausgearbeitet und am engsten mit dem Hauptkonflikt verbunden. Von Rayne lernt man mehrere Seiten kennen: Den Bücherwurm, der am liebsten Tag und Nacht die Nase in ein Buch stecken würde, die große Schwester, die immerzu besorgt um ihre kleine Schwester Emma ist, das verängstigte Mädchen, in das sie sich verwandelt, sobald sie ihrem früheren Pflegevater über den Weg läuft, die mutige Kämpferin, die loyale Freundin, das Mädchen, das seiner Adoptivmutter auf ewig dankbar sein wird, dass sie sie aufgenommen hat und auch die zerrissene Seele, die nicht weiß, was sie nun glauben soll. Rayne ist ein unglaublich facettenreicher Charakter, der auf den ersten Blick schon fast perfekt erscheint, aber ihre Vergangenheit macht da immer einen Strich durch die Rechnung. Sie ist weit davon entfernt perfekt zu sein: Sie handelt impulsiv und die unerschütterliche Liebe zu Nora und ihrer Schwester Emma bringt sie nicht nur einmal in Gefahr. Diese Liebe und die Verbundenheit zu ihrem besten Freund Gray sind die besten Mittel, sie zu erpressen.
Colt ist jemand, der sich nach außen hin schon lange verschlossen hat, abgestumpft zu sein scheint, aber auch er hat seine Geschichte, die mehr als genug Dunkelheit bereit hält. Er glaubt, er müsse die Last der Welt auf seinen Schultern tragen und gibt sich an jedem kleinen Vorfall die Schuld. Gegenüber den Lichtseelen ist er äußerst loyal und würde seine Freunde dort vermutlich nicht einmal für Rayne aufgeben. Und das, obwohl sie die Einzige ist, die auch eine andere Seite als den unnahbaren Krieger, der er immer zu sein scheint, zu sehen bekommt. Seinen persönlichen Konflikt fechtet er mit einer Dunkelseele aus, mit der ihn seine dunkelste Erinnerung verbindet.
Als einzige Gegenspielerin ist Lauren ein äußerst starker, in sich jedoch auch gespaltener, Charakter. Als einstige Lichtseele weiß sie, wie es ist die Seiten zu wechseln, und sie kann Rayne ziemlich gut verstehen, da sie auf einem ähnlichen Weg in diese Welt geraten ist, wie sie. Ihre traurige Vergangenheit lässt mich auf der einen Seite mit ihr fühlen und ihre Taten, bis zu einem gewissen Grad, nachvollziehen, auf der anderen Seite bringen mich ihre Gerissenheit und die Skrupellosigkeit, die sie an den Tag legt dazu ihr eigenhändig den Hals umdrehen zu wollen. Sie weiß immer ganz genau, welche Knöpfe sie bei Rayne drücken muss, dass diese tut, was sie will, was nicht zuletzt auch an ihrer Fähigkeit Erinnerungen lesen zu können liegt.
William, den Anführer der Lichtseelen, kann ich nicht wirklich einschätzen. Er wirkt immer ruhig und verständnisvoll, teilweise etwas zu verständnisvoll. Aber man merkt, dass ihm die Lichtseelen sehr viel bedeuten und ich hatte bei ihm von Anfang an das Gefühl, dass er etwas, oder jemanden verloren hat.
Ich könnte jetzt noch stundenlang schreiben, was ich über die anderen mehr oder weniger wichtigen Figuren denke, aber das würde dann doch etwas zu lang werden. Nur eines sei gesagt: Sie alle erzählen ihre eigene Geschichte und fügen sich unglaublich gut in ihre jeweilige Rolle.
Was mir auch sehr gefällt sind die kleinen Andeutungen und Details, die immer wieder eingestreut werden und immer wieder Raum für Spekulationen lassen, schlussendlich oftmals sogar dazu führen, dass alles in einem ganz anderen Licht erscheint.
Geschrieben ist der Roman, wie immer, in einer hervorragenden Sprache, die einfach zu lesen ist und dennoch viel Gefühl transportiert, das bei mir auch ankommt. In dieser Geschichte steckt Herzblut, das merkt man.
Es lohnt sich auf jeden Fall für alle, die an die Seelenverwandschaft glauben und den Glauben an Magie nie verloren haben, Rayne und Colt in ihrem Kampf um Gut und Böse zu begleiten.