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Veröffentlicht am 15.01.2024

Neue Bilder, neue Worte

Tintenwelt 4. Die Farbe der Rache
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Fünf Jahre sind seit den Geschehnissen in "Tintentod" vergangen. Fünf glückliche Jahre.
Aber nun plant Orpheus, der erbitterte, silberzüngige Feind von Meggie, Mo, Staubfinger und dem Schwarzen Prinzen, ...

Fünf Jahre sind seit den Geschehnissen in "Tintentod" vergangen. Fünf glückliche Jahre.
Aber nun plant Orpheus, der erbitterte, silberzüngige Feind von Meggie, Mo, Staubfinger und dem Schwarzen Prinzen, Rache zu nehmen an allen, die ihn zu Fall gebracht haben.
Und dazu nutzt er einen furchtbaren Zauber.
Sind Bilder mächtiger als Worte? Staubfinger zieht aus die Antwort zu finden, der Schwarze Prinz aber macht sich auf die Jagd nach Orpheus.

2003 hat mich Cornelia Funke mit "Tintenherz" absolut begeistert.
Die magische Tintenwelt-Trilogie wurde 2005 mit "Tintenblut" wunderbar fortgesetzt und 2007 mit "Tintentod" für mich perfekt beendet.
2023 - 20 Jahre nachdem ich mich in Staubfinger verliebt hatte, geht es mit "Die Farbe der Rache" weiter!
Aber will ich nach so langer Zeit wirklich nochmal in die bunte Tintenwelt eintauchen?

Eines vorab: Man sollte Teil 1-3 gelesen haben, sonst macht Teil 4, trotz Namensregister und kurzer Zusammenfassung der früheren Geschehnisse, keinen Sinn.

Die Handlung von "Die Farbe der Rache" spielt komplett innerhalb der Tintenwelt. Manche Orte und Protagonist(inn)en sind altbekannt, andere sind neu oder bekommen mehr Raum.
Auch wenn Meggie, Mo, Farid und viele andere beliebte Figuren (zumindest kurz) wieder vorkommen, sind nun Staubfinger und der Schwarze Prinz (der jetzt mit Nyame einen Namen hat!) die Hauptpersonen.
Und waren in der Trilogie Capricorn und sein böser Handlager Basta die Antihelden, so schlüpfen nun der missgünstige Orpheus und der grausame Baldassare Rinaldi in diese Rollen.

"Die Farbe der Rache" ist für Fans der Tintenwelt wie ein Besuch bei guten Freunden, die man länger nicht gesehen hat.
Wir sind älter geworden, die Neugier und die Leichtigkeit sind etwas verschwunden, aber wir kennen und lieben uns noch immer.
Die Handlung selbst hat neben verschiedenen "fantastischen", auch wieder sehr viele spannende Aspekte und ich finde die Fortführung der Geschichte ausgesprochen gut gelungen.
Erneut reisen die Helden (statt Mo und Staubfinger nun Staubfinger und Nyame) durch die Tintenwelt um das Leben von Freunden und Familie zu retten.
Doch diesmal geht es nicht um die Kraft der Worte, sondern um die Macht von Bildern.
Für manche ist der 4. Band ein Muss, andere zögern vielleicht noch.
Ich habe ihn sehr gern und mit Vergnügen gelesen.

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Veröffentlicht am 10.01.2024

Wiener-Eislaufschule

Der Eispalast
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Wien, ausgehendes 19. Jahrhundert:
Nach einem Unfall aus der Vergangenheit trägt Nikolett eine größere Brandnarbe an Dekolleté, Hals und Gesicht.
Schlimmer sind jedoch ihre seelischen Verletzungen, hervorgerufen ...

Wien, ausgehendes 19. Jahrhundert:
Nach einem Unfall aus der Vergangenheit trägt Nikolett eine größere Brandnarbe an Dekolleté, Hals und Gesicht.
Schlimmer sind jedoch ihre seelischen Verletzungen, hervorgerufen durch die Ablehnung der Menschen in ihrer Umgebung.
Denn obwohl Nikolett reich ist und aus dem Hochadel stammt, ziehen sich ihre "Freunde" von ihr und ihrem "entstellten" Anblick zurück.
Auch Janós, der verarmte beste Freund ihres Bruders und ihre heimliche große Liebe, geht ihr mittlerweile aus dem Weg.
Als Nikolett von ihrer Mutter dazu gedrängt wird am Wiener Opernball zu debütieren, soll ausgerechnet Janós ihr Tanzpartner werden.
Dieser aber wehrt sich mit Händen und Füßen davor mit Nikolett zu tanzen, willigt dann aber nach Druck durch Nikoletts Mutter doch ein.
Beim eislaufen am See trifft Nikolett u.a. auf das aus dem Waisenhaus stammende Dienstmädchen Julianna.
Deren Leben ist geprägt von Armut und harter Arbeit bei ihrem sadistischen Arbeitgeber.
So unterschiedlich die beiden auch sind, eint sie die Liebe zum eislaufen und der Wunsch nach Liebe und Anerkennung.
Julianna sucht bei jeder Gelegenheit nach Hinweisen zu ihrer Mutter, von der sie aber nur weiß, dass sie eine Asiatin und eine Eistänzerin war.
Und nach dem "Himmelsstürmer" - einem jungen, namenlosen Eisläufer, den sie einmal getroffen und dann aus den Augen verloren hat.
Es handelt sich dabei um Leopold, der die mehr schlecht als recht laufende Fabrik seines verstorbenen Vaters übernehmen musste, die Arbeit aber nicht liebt und sie nur dem Großvater zuliebe weiterführt.
In jeder freien Minute sucht er nach seiner "Eisprinzessin" - einer jungen Asiatin, die er nicht vergessen kann.
Zu der sich zum eislaufen heimlich am See treffenden kleinen Gruppe stößt irgendwann der amerikanische Balletttänzer Jackson Haines.
Gemeinsam wollen sie für den alljährlich stattfindenden Wettbewerb des Wiener Eislaufvereins eine Kür in Jacksons ganz neuartigem Stil einstudieren, denn ein Sieg würde für sie alle ein ganz neues Leben bedeuten.

Rena Rosenthal bindet in ihrem Roman sowohl die gängigen Gepflogenheiten der besseren Gesellschaft, als auch die dazu im krassen Gegensatz stehenden Lebensumstände der Arbeiterschicht gekonnt mit ein.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der Hauptprotagonist(inn)en in der Ich-Perspektive erzählt und so erlebt man ihre persönlichen Gedanken, Gefühle, Hoffnungen und Nöte hautnah mit.
Die Geschehnisse rund um den Wettbewerb werden ab der zweiten Hälfte des Buches richtig spannend und man bangt und hofft mit der Eistanzgruppe mit.
Das Ende... anders als erwartet, aber mit Perspektive.
Nikolett, Julianna, Leopold und Janós sind fiktive Personen, Jackson Haines hat es jedoch wirklich gegeben.
Er gilt als der Begründer des modernen Eislaufes, seine "Wiener Schule" löste den steifen und strengen englischen Eislaufstil ab.

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Veröffentlicht am 02.01.2024

Kraft der Freundschaft

Der Schacherzähler
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Klappentext:
Er lebt vor allem in seinen Erinnerungen, der Gegenwart kann er nicht viel abgewinnen.
Als er beim Schachspielen von einem 9-jährigen Jungen angesprochen wird, stellt er sich als "Oldman" ...

Klappentext:
Er lebt vor allem in seinen Erinnerungen, der Gegenwart kann er nicht viel abgewinnen.
Als er beim Schachspielen von einem 9-jährigen Jungen angesprochen wird, stellt er sich als "Oldman" vor.
Janne ist neugierig und will Schach spielen lernen, doch Oldman hat wenig Hoffnung, der Junge kann ja noch nicht mal still sitzen.
Aber Janne lernt schnell, und Oldman beginnt zu reden.
Erst über Schach, dann über das Leben.
Janne hört zu und fühlt sich endlich richtig: Beim Schach und bei Oldman.
Doch eines Nachmittags sitzt Oldman nicht mehr da.
Janne ist voller Sorge und beginnt, ihn zu suchen…

Janne und Oldman sind nur vermeintlich die Hauptpersonen in einer Geschichte, bei der es um Geheimnisse, Vertrauen, Freundschaft und Mut geht.
Denn tatsächlich wird hier abwechselnd auch aus der Sicht von Jannes Mutter Malu, ihrer besten Freundin Liv oder Malus Chef, dem Coffeeshop-Besitzer Hinnerk erzählt.
Durch die gewählte Ich-Perspektive kommt man den Personen und ihren persönlichen Sorgen und Problemen, aber auch ihren Freuden und Glücksmomenten, ganz nah.
Malu kämpft als alleinerziehende Mutter eines quirligen 9-jährigen (ADHS?) an mehreren Fronten, Liv muss ihren Kindern gegenüber eine Lebenslüge beichten, Hinnerks Coffeeshop droht die Insolvenz und den verwitweten Oldman plagen jahrzehntelange Schuldgefühle.
Janne, mit seiner erfrischenden und sympathischen Art, den muss man einfach gern haben!
Wenn aus Fremden Freunde werden und aus Freunden Wahlfamilie, dann kann man - auch noch nach vielen Jahren - den Mut finden, zu Fehlern aus der Vergangenheit zu stehen oder versuchen Versäumtes nachzuholen.
"Der Schacherzähler" ist eine wunderschöne Geschichte über Zusammenhalt und Freundschaft, warmherzig erzählt und von ausgesprochen liebenswerten Protagonist(inn)en getragen!

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Veröffentlicht am 30.12.2023

Kein Jahr ohne Mord in Coopers Chase

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt (Die Mordclub-Serie 4)
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Ein Jahr ohne Mord haben sich Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim zu Weihnachten gewünscht, doch nur wenig später ist der fromme Wunsch dahin.
Der Antiquitätenhändler Kuldesh Shamar wurde getötet. Wie es ...

Ein Jahr ohne Mord haben sich Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim zu Weihnachten gewünscht, doch nur wenig später ist der fromme Wunsch dahin.
Der Antiquitätenhändler Kuldesh Shamar wurde getötet. Wie es scheint war er in ein Drogengeschäft verstrickt.
Von dem wertvollen Paket, das Kuldesh aufbewahren sollte, fehlt jede Spur - was eine teuflische Brut von Dealern, Betrügern und anderen Ganoven aus ihren Höhlen lockt. Und mittendrin: Der Donnerstagsmordclub, entschlossener denn je, den Mörder zu stellen.
Woraus sich für die Verdächtigen die Frage ergibt, ob nicht die Hölle doch der angenehmere Ort ist…

In diesem, nunmehr vierten "Fall" wird es für den Donnerstagsmordclub persönlich, denn Kuldesh Shamar war ein Freund von Elizabeths Ehemann Stephen.
Aber nicht nur die vier Freunde sind nun hinter dem/der Mörder/in und dem Heroin her.
Auch die Polizei (Donna und Chris sehen jetzt doch ein, es ist besser mit dem Club zusammenzuarbeiten und auch mal wegzuschauen), die englische Heroin-Dealer-Konkurrenz,
der extra aus Afghanistan eingereiste "Lieferant", ein windiges Betrügerpaar und sogar die einsitzende örtliche Kokain-Dealerin Connie sind auf der Jagd nach dem verschwundenen Kästchen.
Es gibt viele unterschiedliche Akteure bei dieser Suche und trotz diverser Hinweise und Spuren (und weiteren Toten!) wird erst recht spät klar, was hier tatsächlich abläuft und wer dabei wen umgebracht hat.
Für alle Fans der Reihe um die Mord-Ermittlungs-Truppe aus der Seniorenresidenz Coopers Chase geht es in die nächste Runde - erneut mit sehr viel Witz, Charme, trockenem Humor und immer auch einer angemessenen Portion Tiefgang beim philosophieren über Sinn und Endlichkeit des Lebens.
Ich freue mich schon auf das im Anhang angekündigte neue Abenteuer, auch wenn es etwas länger dauern wird.

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Veröffentlicht am 18.12.2023

Jennifer backt

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
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Seit fast sechzig Jahren ist Jennifer Quinn glücklich mit Bernard verheiratet und die beiden genießen ihre beschaulichen Tage in einem kleinen englischen Dorf.
Jennifers Leidenschaft ist das Backen, die ...

Seit fast sechzig Jahren ist Jennifer Quinn glücklich mit Bernard verheiratet und die beiden genießen ihre beschaulichen Tage in einem kleinen englischen Dorf.
Jennifers Leidenschaft ist das Backen, die vielen Familienrezepte gehören zu ihren wertvollsten Erinnerungen und sie liebt es, Freunde und Familie mit ihren Köstlichkeiten zu verwöhnen.
Doch kurz vor dem großen Hochzeitstag mit Bernard ist auf einmal alles anders.
Jennifer fühlt, dass sie noch etwas wagen muss bevor es zu spät ist. Heimlich bewirbt sie sich für eine beliebte TV-Backshow und erfüllt sich dadurch nicht nur einen großen Traum, sondern setzt auch alles aufs Spiel.
Denn was niemand ahnt: In Mrs. Quinns Leben gibt es ein dunkles Geheimnis, das sie jahrzehntelang gut gehütet glaubte, und dem sie sich nun endlich stellen muss.

Jennifer Quinn ist eine sympathische ältere Dame, ihr Leben an der Seite ihres Mannes Bernard verläuft in geregelten Bahnen. Außergewöhnlich ist lediglich die große und unverbrüchliche Liebe der beiden zueinander.
Über das große Geheimnis in ihrem Leben hat Jennifer aber auch mit Bernard nie gesprochen, zu groß sind Scham und Schuld.
Jennifer liebt die TV-Backshow im Fernsehen, denn zu backen ist nicht nur ihre große Leidenschaft, sondern hat sie auch Zeit ihres Lebens stets begleitet.
Mit ihren liebsten Rezepten sind sehr oft Personen oder vergangene Ereignisse ihres Lebens verbunden.
Die Kapitel des Buches sind daher auch mit traditionellen englischen Backspezialitäten überschrieben, die irgendwann in Jennifers Leben wichtig waren und nun von ihr erneut in der Show gebacken werden.
Vorsicht: Beim lesen bekommt man direkt Lust auf die Kuchen, Plätzchen und andere Leckereien, denn auch die Herstellung wird kurz beschrieben.
Während Jennifer in der Show immer selbstsicherer wird, kommt die Erinnerung an ein Ereignis von vor fast 60 Jahren mit Wucht zurück und erneut steht sie vor der Entscheidung Bernard von ihrer Lebenslüge zu erzählen und womöglich ihre Ehe und das gemeinsame Leben zu zerstören - oder weiter zu schweigen und still zu leiden.
In kurzen Einschüben begegnet man der blutjungen, naiven Jennifer und schnell wird klar, was damals geschehen sein muss und was sie Jahre später noch immer mit sich herumträgt.
Natürlich kommt dieses große Geheimnis, wenn auch nur durch eine Unachtsamkeit von Jennifer, nach Ende der Show ans Tageslicht.
Wie wird der unfassbar liebenswerte Bernard damit umgehen? Kann er Jennifer verzeihen?

Die Geschichte beginnt recht gemütlich und nimmt dann auf beiden Zeitebenen Fahrt auf.
So bangt und leidet man mit der jungen Jenny mit, drückt der älteren Jennifer die Daumen beim Kampf um die Back-Trophäe und hofft dabei gleichzeitig darauf, dass die dramatischen Ereignisse der Vergangenheit zu einem guten Ende führen.
"Der späte Ruhm der Mrs. Quinn" ist ein Roman über eine lebenslange Liebe, das Älterwerden und den Mut, etwas Neues zu wagen.
Das halboffene Ende finde ich nahezu perfekt, denn es könnte hoffnungsvoller nicht sein und lässt dabei sehr viel Spielraum für das weitere, mit Sicherheit positive Geschehen.
Die Back-Show im Buch entspricht übrigens in etwa der Sat1 Sendung "Das große Backen", der ja eine englische Back-Show zugrunde liegt.

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