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Veröffentlicht am 06.05.2021

Entscheidungen aus Liebe

Das Mädchen im Nordwind
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Zwei starke Frauen stehen im Mittelpunkt dieses Romans. Zum einen ist es Luise, eine jüdische Kaufmannstochter, deren Liebes- und Lebensgeschichte 1936 in Lüneburg mit dem Kennenlernen des Isländers ...

Zwei starke Frauen stehen im Mittelpunkt dieses Romans. Zum einen ist es Luise, eine jüdische Kaufmannstochter, deren Liebes- und Lebensgeschichte 1936 in Lüneburg mit dem Kennenlernen des Isländers Jonas beginnt. In der Gegenwart begegnen wir Sofie, einer Tischlerin, die sich eine „work&travel“-Auszeit für 3 Monate auf Island nimmt und dort auch ungeplant ihr Herz verliert. Dafür findet sie ein altes Notizbuch und kann so einen dunklen Fleck in einer Familiengeschichte erhellen.
So unterschiedlich wie die beiden Handlungsstränge zunächst daherkommen scheinen sie keine Gemeinsamkeit zu haben. Doch im Laufe der Handlung verweben sich beide Geschichten immer mehr zu einem harmonischen Ganzen.
Beide Frauen haben ein Päckchen zu tragen und zu bewältigen, wenn auch unter völlig verschiedenen Bedingungen. Luises Schicksal hat mich dabei, auch vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse, mehr berührt. Und trotzdem hat sie immer einen Weg gefunden weiterzumachen und letztendlich die Kraft zu einer Entscheidung aufgebracht, vor der ich nur den Hut ziehen kann.
Island spielt auch in diesem Roman wieder eine große Rolle, und die Beschreibung dieser spröden Schönheit zu allen Jahreszeiten war auch wieder ein Lesegenuß.

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Veröffentlicht am 27.04.2021

Die starke Unbekannte hinter Churchill

Lady Churchill
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Natürlich kenne ich Winston Churchill; dass er auch verheiratet war, hat mich bislang eher weniger interessiert. Umso neugieriger hat mich daher der Beginn der Inhaltsangabe gemacht:“ Die Geschichte einer ...

Natürlich kenne ich Winston Churchill; dass er auch verheiratet war, hat mich bislang eher weniger interessiert. Umso neugieriger hat mich daher der Beginn der Inhaltsangabe gemacht:“ Die Geschichte einer klugen Frau, die das Weltgeschehen entscheidend prägte und doch eine Unbekannte blieb – Clementine Churchill.“
Marie Benedict beschreibt in ihrem historischen Roman eine sehr starke Persönlichkeit, die im Hintergrund ihres Mannes mit an den politischen Fäden zog. Geschrieben in der Ich-Perspektive berichtet Clementine vom ersten Zusammentreffen mit Winston bis zum Ende des 2. Weltkrieges. Sehr schnell wird deutlich, dass auch in ihrem Leben die Politik eine sehr große Rolle einnimmt. Sie nimmt die Rolle seiner Beraterin lieber ein als die der Mutter, wird von ihm bei Entscheidungen beteiligt und ist auch eine geschätzte Diskussionspartnerin. Außerdem ist sie an seinen Ansprachen und anderen Veröffentlichungen mit beteiligt und es wird sicherlich auch einiges von ihren Gedankengängen darin festgehalten worden sein. Daneben wird sie auch selber politisch tätig. Leider bemerkt sie relativ spät, dass sie dabei viele Momente im Leben ihrer Kinder unwiederbringlich verpasst hat.
Clementine Churchill durchlebt mit Winston und ihrer Familie viele Höhen und Tiefen, nicht nur politischer sondern auch familiärer und finanzieller Natur, hat sich aber nie durch Schwierigkeiten unterkriegen lassen. Es ist ja bekannt, dass hinter jedem erfolgreichen Mann eine starke Frau steht, und ich denke, Clementine hat durchaus ihren Anteil am Erfolg ihres Mannes gehabt.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm, und die Kapitel fliegen nur so dahin, wenngleich auch einige Längen zu verzeichnen sind. Durch Ort und Zeitangaben zu den einzelnen Kapiteln kann man sich gut orientieren.
Wahre Begebenheiten und fiktive Elemente sind gut kombiniert und geben einen realistischen Einblick in das gesellschaftliche Leben zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die damalige politische Situation.
Obwohl ich mich nicht als besonders politisch interessiert bezeichnen würde hat mir der Einblick in das Leben der Churchills gut gefallen.

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Veröffentlicht am 08.04.2021

Ein erfrischend anderer Roadtrip

Reise mit zwei Unbekannten
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Auf den ersten Blick hat die zukünftige Fahrgemeinschaft des alten Twingo nur eine Gemeinsamkeit: das Reiseziel Brüssel. Max(ine), eine 90-jährige ziemlich quirlige Seniorin, möchte dort selbstbestimmt ...

Auf den ersten Blick hat die zukünftige Fahrgemeinschaft des alten Twingo nur eine Gemeinsamkeit: das Reiseziel Brüssel. Max(ine), eine 90-jährige ziemlich quirlige Seniorin, möchte dort selbstbestimmt über ihr Lebensende entscheiden und findet eine Mitfahrgelegenheit bei Alex, einem 25-jährigen Studenten mit gebrochenem Herzen, der seinem Liebeselend entfliehen möchte.

Aber Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an und nach den ersten Schrecksekunden folgt ein Roadtrip der ganz besonderen Art. Neben einer Menge verrückter Vorfälle, skurriler Begegnungen und jeder Menge Missverständnisse ist es vor allem der verbale Schlagaustausch zwischen Max und Alex, der mich zum Lachen gebracht hat, auch wenn die eine oder andere Wiederholung erfolgt ist. Manche der Situationen sind vielleicht auch sehr weit hergeholt und grenzwertig realistisch, haben mich aber nicht gestört. Mir hat der insgesamt turbulente Ablauf rundherum unterhaltsame Lesemomente beschert. Und es gab auch immer wieder Raum für ernstere Themen, wie z. B. Sterbehilfe oder das Leben in Altenheimen.

„Reise mit zwei Unbekannten“ ist erfrischend anders. Man muss sich sicherlich auf diese Art Humor einlassen, aber es lohnt sich.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Die Kraft der Naturgewalten

Die Farbe des Nordwinds
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Der Roman spielt in zwei Handlungssträngen: der Gegenwart und der Vergangenheit vor ca. 200 Jahren, als „Damals“ bezeichnet.

In der Gegenwart begegnen wir Ellen, die als Teenager eine kurze Zeit auf der ...

Der Roman spielt in zwei Handlungssträngen: der Gegenwart und der Vergangenheit vor ca. 200 Jahren, als „Damals“ bezeichnet.

In der Gegenwart begegnen wir Ellen, die als Teenager eine kurze Zeit auf der Hallig glücklich war und hier wieder anknüpfen möchte; in der Vergangenheit berichtet ein zunächst noch namenloser Protagonist von seinem Leben, dem Weggang und der Rückkehr auf die Hallig.

So unterschiedlich, wie die Protagonisten und ihre Geschichten auf den ersten Blick auch scheinen, ergeben sich nach und nach doch etliche Gemeinsamkeiten und Parallelen in ihren Lebensläufen.

Besonders im „Damals“ habe ich die vorherrschende Stimmung immer als sehr schwermütig empfunden, was aber perfekt zum damaligen Leben auf einer Hallig gepasst hat. Es war ein entbehrungsreiches, schweres Leben, dem man sich anzupassen hatte, mit einer ganz klaren Rollenverteilung. Die Halliglüüd waren schon ein ganz spezieller Menschenschlag.

Klara Jahn hat in ihrem Roman sehr anschaulich und authentisch das Leben auf einer Hallig im „Damals“ und zur heutigen Zeit beschrieben. Gut gefallen hat mir auch, dass eine Chronik über die große Sturmflut von 1825 in die Handlung mit eingeflossen ist.

Dabei ist auch deutlich geworden, dass Küsten- und Deichschutz auch schon vor über 200 Jahren ein wichtiges Thema war und bis heute geblieben ist. Auch Natur- und Umweltschutz werden im gegenwärtigen Handlungsstrang in verschiedenen Aspekten beleuchtet. Es zeigt sich, dass die Balance zwischen dem Aufrechterhalten der Traditionen und dem Annehmen der modernen Annehmlichkeiten nicht immer einfach ist.

Man muss sich auf diesen Roman einlassen können, vor allem auf die mitunter vorherrschende düstere Grundstimmung, aber die Beschreibung von den Naturgewalten und dem Leben am Meer entschädigt dafür wieder.

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Veröffentlicht am 16.02.2021

Gegensätze ziehen sich an

Elbleuchten
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Lily Karstens ist Tochter eines wohlhabenden Hamburger Reeders und kennt das Leben nur von der sonnigen Seite. In einer Villa behütet und mit allen Annehmlichkeiten aufgewachsen besucht sie derzeit das ...

Lily Karstens ist Tochter eines wohlhabenden Hamburger Reeders und kennt das Leben nur von der sonnigen Seite. In einer Villa behütet und mit allen Annehmlichkeiten aufgewachsen besucht sie derzeit das Lehrerinnenseminar, obwohl sie bereits verlobt ist. Und sie träumt davon – natürlich nur insgeheim – Schriftstellerin zu werden.

Bei einem schrecklichen Unfall nach einer Schiffstaufe, für den Lily sich verantwortlich fühlt, lernt Lily Jo kennen, der einen nicht erklärbaren Reiz auf sie ausübt. Als ihre Wege sich zufällig wieder kreuzen lernt sie durch ihn das Elend der Gängeviertel kennen und sieht mit eigenen Augen den täglichen Kampf der dort hausenden Menschen um das nackte Überleben – egal um welchen Preis. Besonders die Ungerechtigkeit zwischen Männern und Frauen ist ihr immer mehr ein Dorn im Auge. Durch Emma, eine neue Teilnehmerin im Seminar, lernt sie einen Frauensalon kennen und erhält plötzlich Informationen zu politischen und gesellschaftlichen Themen, die ihr zu Hause immer verwehrt worden sind.

Der Schreibstil hat mir von Anfang an gut gefallen und das geschilderte Hamburg Ende des 19. Jahrhunderts konnte ich mir schnell bildlich vorstellen. Auch die Charaktere und Lebensumstände der Familie Karstens sowie die der Bewohner im Hafenviertel als krasses Gegenteil sind ausführlich beschrieben worden. Für mich waren die ersten 150 Seiten dafür etwas zu viel des Guten, da habe ich mich zuletzt doch sehr durchkämpfen müssen. Dafür hat mich der Rest des Buches begeistern können.

Ich habe Lily sehr schnell in mein Herz geschlossen. Sie ist eine mutige junge Frau, die eine eigene Meinung hat und diese auch offen ausspricht, auch wenn das in ihren Kreisen verpönt ist. Trotz aller Strafen und Maßregeln lässt sie sich nicht unterkriegen, folgt ihrem Herzen und bricht letzten Endes auch aus ihrer bisherigen Komfortzone aus.

Das Ende lässt natürlich Fragen offen – schließlich erscheint bald der 2. Teil – und die Antworten werde ich dann dort hoffentlich erfahren.

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