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Veröffentlicht am 13.04.2018

Eine besondere Geschichte über besondere Menschen

Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid
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Inhalt: Oma ist 77, Ärztin, Chaotin und treibt die Nachbarn in den Wahnsinn. Elsa ist 7, liebt Wikipedia und Superhelden und hat nur einen einzigen Freund: nämlich Oma. In Omas Märchen erlebt Elsa die ...

Inhalt: Oma ist 77, Ärztin, Chaotin und treibt die Nachbarn in den Wahnsinn. Elsa ist 7, liebt Wikipedia und Superhelden und hat nur einen einzigen Freund: nämlich Oma. In Omas Märchen erlebt Elsa die aufregendsten Abenteuer. Bis Oma sie eines Tages auf die größte Suche ihres Lebens schickt - und zwar in der wirklichen Welt.



Besonders zu sein, ist die beste Art anders zu sein.

Und besonders sind so ziemlich alle Charaktere dieser Geschichte. Allen voran Oma, die Queen of Chaos, die Regeln ignoriert, keine Konflikte scheut und immer hinter ihrer Enkelin Elsa steht, koste es, was es wolle. Die 7-jährige Elsa, altklug, Wikipedia-"gebildet" und mit dem steten Drang zum Korrigieren - sei es verbal oder mit ihrem roten Filzstift - bildet mit Oma ein absolutes Dream-Team. Nebenbei ist Oma Elsas einzige Freundin, denn sie wird in der Schule auf das Übelste gemobbt und schikaniert.

Mit Oma erlebt Elsa die schönsten Abenteuer im Land Fast-noch-wach , denn Oma ist nebenbei auch noch eine begnadete Märchenerzählerin. Doch Elsas Oma stirbt ganz plötzlich und Elsa steht ganz allein da mit einem Brief, den sie im Namen ihrer Oma überbringen soll. So beginnt die Schatzsuche...

Die Geschichte ist aus der Sicht eines Kindes geschrieben und lässt sich auch deshalb sehr flüssig lesen. Der ständige Mix aus Märchen und Realität bedarf schon einer gewissen Aufmerksamkeit, damit man nicht den Faden verliert, aber wenn man sich darauf einlässt, kann man der Handlung insgesamt gut folgen. In dieser Geschichte liegen Trauer und Freude, Lachen und Weinen und eine Bandbreite weiterer Gefühle eng beieinander. Es fehlt nicht die Situationskomik und auch Lebensweisheiten finden ihren Platz und für viele Mitwirkende hat das Ende (von Oma) auch einen neuen Anfang bewirkt. Wenn auch die Geschichte zur Mitte hin etwas schwächelt und nur seicht dahinplätschert nimmt sie doch zum Ende hin wieder Fahrt auf.



Alles in allem eine ganz besondere Geschichte.


Veröffentlicht am 13.04.2018

Eine Frau geht ihren Weg

Weit hinterm Horizont
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Zum Inhalt:

Bremerhaven, Ende des 19. Jahrhunderts: Die junge Clara Elkart träumt seit jeher davon, ihren Onkel in Hawaii zu besuchen, der dort eine Plantage führt. Als ihr Vater sie mit einem preußischen ...

Zum Inhalt:

Bremerhaven, Ende des 19. Jahrhunderts: Die junge Clara Elkart träumt seit jeher davon, ihren Onkel in Hawaii zu besuchen, der dort eine Plantage führt. Als ihr Vater sie mit einem preußischen Offizier verheiraten will, flieht sie aus ihrem Elternhaus und reist mit Hilfe ihrer Tante nach Hawaii. Bei ihrer Ankunft erfährt sie jedoch, dass ihr Onkel vor Kurzem gestorben und sie seine Alleinerbin ist. Mithilfe des faszinierenden Hawaiianers Komo gelingt es ihr, die Plantage zu neuer Blüte zu bringen. Doch das Inselkönigreich ist in Gefahr, und bald schon gerät Clara zwischen die Fronten eines lange schwelenden Konflikts, der sie alles kosten könnte, was sie sich aufgebaut hat.


Die Hauptfigur, Clara Elkart, ist eine sympathische und mutige junge Frau, die mit ihrem Vater bricht und sich allein auf die Reise nach Hawaii aufmacht. Dort angekommen wird sie vor vollendete Tatsachen gestellt und ist gezwungen, sofort eine Entscheidung über den weiteren Verlauf ihres Lebens zu fällen - auf und mit der Plantage einerseits, ihres Liebeslebens andererseits. Clara übernimmt Verantwortung, folgt ihrem Herzen, geht ihren eigenen Weg und lässt sich auch durch Schwierigkeiten, Anfeindungen und Drohungen nicht davon abbringen. Mitunter getrieben vom Mut der Verzweiflung beweist sie - auch mit Unterstützung einiger Freunde - ein Durchsetzungsvermögen und eine Konsequenz, die in der damaligen und vor allem durch Männer dominierten Zeit Anerkennung verdient haben.

Die Autorin Tara Haigh versteht es geschickt, in die Geschichte Informationen zum damaligen politischen Geschehen sowie zum gesellschaftlichen Leben, insbesondere der ausgewanderten Deutschen, auf Hawaii einfließen zu lassen. Detailreiche Schilderungen von Land und Leuten komplettieren das Bild.

Das Lesen dieses Buches hat Spaß gemacht. Der historische Roman ist unterhaltsam und abwechslungsreich, da er von Mord über Intrigen, Freundschaft und Liebe alles beeinhaltet - und das Familiengeheimnis fehlt natürlich auch nicht.

Veröffentlicht am 11.04.2018

Mut zum Neuanfang

Die Frau am See
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Zum Inhalt: Im Januar 1945 reist die wohlhabende Maddie zusammen mit ihrem Ehemann Ellis und dessen bestem Freund in ein abgelegenes Dorf in den schottischen Highlands. Der exzentrische Ellis will die ...

Zum Inhalt: Im Januar 1945 reist die wohlhabende Maddie zusammen mit ihrem Ehemann Ellis und dessen bestem Freund in ein abgelegenes Dorf in den schottischen Highlands. Der exzentrische Ellis will die Existenz der sagenumwobenen Nessie beweisen, Krieg hin oder her. Ausgestattet mit Fernglas, Kompass und Kamera begeben sich die beiden Männer Tag für Tag auf Exkursion. Maddie bleibt allein zurück in der kargen Pension dieses fremden Ortes. Immer stärker stellt sie ihr bisheriges Leben in Frage. Wer ist sie, und was will sie? Da lernt sie die Menschen der Pension kennen, zwei Mägde und den geheimnisvollen Pensionsbesitzer Angus. Und plötzlich weitet sich ihr Blick für überraschende Möglichkeiten des Lebens …



Maddie, Ellis und Hank genießen in Amerika das Leben auch in Kriegszeiten, da die Männer für untauglich erklärt worden sind, und springen von einer Party zur anderen.. Ihr Leben besteht nur aus Vergnügungen , Alkoholexzessen und Katerbewältigung am Mittag danach. Arbeit ist für sie ein Fremdwort und wird grundsätzlich von Dienstboten erledigt. An einem Silvesterabend beleidigt Ellis im Vollrausch seine Eltern und diese versagen ihm darauf hin seine monatliche Finanzspritze und werfen ihn und seine - in ihren Augen nicht standesgemäße - Ehefrau vor die Tür. Um im Ansehen seines Vaters wieder zu steigen beschließt Ellis, die Existenz von Nessie zu beweisen, woran sein Vater Jahre zuvor selber gescheitert ist.

Trotz möglicher Angriffe wird die Schiffsreise mit Maddie und Hank zusammen unternommen.

In Schottland landen sie in einem einfachen Gasthof und erleben hier das reale Leben in Kriegszeiten mit rationiertem Essen, Verdunkelung, Fliegerangriffen. Während die Männer sich auf die Suche nach Nessie machen, lassen sie Maddie immer öfter zuerst tage- , später auch wochenlang allein ohne Geld oder irgendeine Information. Wenn sie dann sturzbetrunken wieder auftauchen benehmen sie sich nur noch daneben und besonders Ellis zeigt so langsam sein wahres Gesicht.

Maddie beginnt sich für die Bewohner des Ortes zu interessieren, hilft im Gasthof mit und freundet sich auch mit Meg und Anna an. Zu Angus beginnt ganz langsam eine erste Annäherung. Im Laufe ihres Aufenthaltes entwickelt sie sich vom angepassten, den Ehemann bedingungslos vertrauenden und bewundernden Luxusweibchen zu einer mutigen Frau, die ihren bisherigen Lebensstil hinterfragt, eine eigene Meinung vertritt und auch deren Konsequenzen in Kauf nimmt und ihr Leben jetzt selbst in die Hand nimmt - auch wenn sie jetzt um ihr Leben fürchten muss.

Schreibstil und Sprache der Autorin gefallen mir sehr gut. Der Roman ist unterhaltsam geschrieben und man kann der Handlung sehr gut folgen. Es gibt immer wieder kurze Rückblicke, in denen Hintergrundinformationen zu den einzelnen Charakteren gegeben werden, die die Verläufe insgesamt dann plausibler machen. Diese sind aber immer so geschickt gestreut, dass sie neugierig auf mehr machen und man das Buch am liebsten nicht weglegen. möchte.

Alles in allem ein gelungener Roman.

Veröffentlicht am 11.04.2018

Ein ganz besonderer Brief

Brief an meine Schwester
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Leslie Maltons jüngere Schwester Marion entwickelt sich im 2. Lebensjahr nicht weiter sondern verlernt nahezu alle ihre Fähigkeiten. Jahrzehnte vergehen, ohne dass die Krankheit einen Namen hat oder ein ...

Leslie Maltons jüngere Schwester Marion entwickelt sich im 2. Lebensjahr nicht weiter sondern verlernt nahezu alle ihre Fähigkeiten. Jahrzehnte vergehen, ohne dass die Krankheit einen Namen hat oder ein Arzt weiß, wie Marion behandelt werden sollte. Erst 2012 erfährt Leslie Malton durch Zufall vom Rett-Syndrom.



Selten hat mich ein Buch so berührt. Leslie Malton schildert in ihrem "Brief an meine Schwester" in sehr persönlicher Weise ihre gemeinsame Kindheit, die natürlich überschattet war durch die unbekannte Krankheit, trotz allem aber nicht durch diese erdrückt worden ist, und ihre eigene Geschichte parallel zu der ihrer Schwester Marion. Sie schildert gemeinsame Erlebnisse in guten und in schlechten Zeiten und zeigt dabei auf, wie sie im Laufe der Jahre zum "Sprachrohr" ihrer Schwester geworden ist, da sie jede Geste oder Mimik zu deuten gelernt hatte. Dabei kommt auch nicht zu kurz, dass für sie als Ältere und gesundes Kind oft nicht genug Zeit und Anerkennung von Seiten der Eltern übrig war. Dies lastet sie allerdings nicht ihrer Schwester Marion an. Leslie Malton war auch lange überzeugt davon, dass sie für die Erkrankung ihrer Schwester verantwortlich war, weil sie sie angesteckt hatte, und musste so jahrelang mit diesem schlechten Gewissen leben. Beeindruckt hat mich auch, dass Leslie Malton das "Besonders sein" ihrer Schwester und ihre tägliche Auseinandersetzung damit, ihr "Übersetzen" von Mimik und Gesten für andere als Grund für das Ausüben ihres Berufs als Schauspielerin nennt, da ihr so das Einfühlen in andere Personen schon sehr vertraut war.

Das Buch lässt sich sehr gut und flüssig lesen, da das ärztliche "Fachchinesich" außen vor bleibt. Es ist einerseits sehr emotional geschrieben, dabei aber nicht mitleidheischend; ein Buch zum Lachen und Weinen, auch oder gerade weil Marions Anders sein hier so normal ist und auf jeden Fall ein Buch, in dem in jeder Ecke viel Liebe und Herzblut steckt.

Veröffentlicht am 11.04.2018

Emotionaler Roman mit tragischem Ende

Die verlorenen Zeilen der Liebe
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Zum Inhalt:

Kurz vor ihrer Hochzeit erhält Chloe´Briefe ihrer vor 2 Jahren verstorbenen Schwester Lilly, aus denen sie von ihrem Leben und ihrer Affäre mit einem verheirateten Mann in Paris erfährt und ...

Zum Inhalt:

Kurz vor ihrer Hochzeit erhält Chloe´Briefe ihrer vor 2 Jahren verstorbenen Schwester Lilly, aus denen sie von ihrem Leben und ihrer Affäre mit einem verheirateten Mann in Paris erfährt und gezwungen wird, sich mit dem schweren Schuld ihrer Familie auseinanderzusetzen.

Lilly zieht sich nach Paris, nicht nur, um Literatur zu studieren, sondern vor allem, um dort die Liebe zu suchen und zu finden. Sie ist eine liebenswerte Träumerin, die sich ihren Traummann in Gedanken schon erschaffen hat und sich in Paris nun auf die Suche nach ihm begibt.

Mit ihrer älteren Schwester Chloe´verbindet sie ein enges und sehr vertrautes Verhältnis, da diese sich vorrangig um Lilly gekümmert hat. Das Verhältnis zu ihrer Mutter ist sehr angespannt.

Im Cafe de Flore, wo Lilly kellnert, lernt sie Monsieur Inconnu kennen, einen verheirateten Mann. Obwohl dieser mit offenen Karten spielt beginnt sie eine Affäre mit ihm, dieses aber immer in dem Glauben, dass sie ihn "bekehren" kann und er sich letztendlich zu ihr bekennen wird.

Parallel dazu wird Lilly von sich ständig wiederholenden Alpträumen gequält, die sie bis in die Realität hinein verfolgen.

Das Auf und Ab ihrer Gefühle zwischen "Himmelhoch jauchzend" und "zu Tode betrübt" schildert Lilly in ihren Briefen an ihre Schwester, die sich immer zwischen den einzelnen Kapiteln wieder finden.

Der Schreibstil der Geschichte ist so fesselnd, dass es schwer ist, das Buch aus der Hand zu legen, zumal sich immer neue Fragen auftun, die ja vielleicht nach der nächsten oder übernächsten Seite beantwortet werden könnten...

Wer emotional aufwühlende, romantische Geschichten mit tragischem Ende mag, ist mit diesem Buch bestens bedient.