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Veröffentlicht am 08.01.2017

„Freunde sind der Kitt, der das Leben zusammenhält“

Marlene
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Wir schreiben das Jahr 2012 und Marlene Kalten ist nun über 90 Jahre alt. Sie lebt in Krakau-Kazimierz und schreibt gerade an ihrer Biografie. Marlene hat einige Freunde und Wegbegleiter eingeladen und ...

Wir schreiben das Jahr 2012 und Marlene Kalten ist nun über 90 Jahre alt. Sie lebt in Krakau-Kazimierz und schreibt gerade an ihrer Biografie. Marlene hat einige Freunde und Wegbegleiter eingeladen und erzählt ihnen nun ihre Lebensgeschichte. Sie beginnt am 21. Juli 1944, als sie vor den Ruinen des Prinzregentenplatz 10 in München steht. Und ihre Freunde Deborah und das Wolferl für tot hält. Marlene beschließt nach Frankreich zu gehen. Doch dann trifft sie auf die 15-jährige Gertrude – „Trudi“ genannt. Sie ist ebenfalls eine jüdische Spionin und gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach Warschau, um für den Widerstand zu kämpfen.

Marlene ist der zweite Teil der Honigtot-Saga. Es empfiehlt sich auf jeden Fall zuerst „Honigtot“ zu lesen. Denn viele Personen treten in „Marlene“ wieder ans Licht. Und so manch ein Erzählstrang wird wieder aufgenommen und aus einer anderen Perspektive erläutert. Und es werden noch unaufgeklärte Dinge aus dem ersten Teil aufgelöst. Es wird einige Überraschungen geben!

Der Roman „Marlene“ befasst sich mit dem Thema des jüdischen Widerstandes während des zweiten Weltkrieges. Dies tut er nicht nur auf erzählerische, sondern durchaus auch auf spannende Weise.
Beim Lesen dieses Romans hat man das Gefühl Marlene würde einige Jahre erleben, doch tatsächlich spielt sich die gesamte Geschichte innerhalb eines Jahres ab. Der Leser taucht mit Marlene in die Zeit zwischen Sommer 1944 und Ende des Krieges 1945 ein. Dieser Roman gehört zu Recht in die „Kopf Kino Edition“. Denn man befindet sich selbst, nach wenigen Seiten, auf den Straßen Kriegsdeutschlands und -polens. Marlene gibt sich ganz dem jüdischen Widerstand her. Das zeigt sich auch durch ihre Aussage gegenüber Trudi auf Seite 81: „Mein Leben und dein Leben sind nicht wichtig. Was wichtig ist, ist die Sache, für die wir kämpfen.“ Unterbrochen wird die Handlung immer wieder durch Zitate von Menschen und Akteuren dieser Zeit, sowie von Fakten oder realen Geschehnissen. Dies finde ich sehr hilfreich, um einordnen zu können, was Fiktion und was Realität ist. Auf mich hat der Roman einen sehr authentischen Eindruck gemacht.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und auch bildlich. Auch das verstärkt den oben genannten Kopf-Kino-Effekt. Die Charaktere sind sehr gut beschrieben und erhalten ein Gesicht. Es ist Hanni Münzer gelungen, die „Guten“ und „Bösen“ so zu charakterisieren und zu beschreiben, dass sie sympathisch beziehungsweise unsympathisch wirken. Die etwas derbere Sprache von Marlene (z.B. auf S. 14 „…bei meinen feministischen Eiern packen.“) sei ihr aufgrund ihres Erlebten verziehen. Außerdem wirkt sie so härter und abgebrühter, was für ihre Aufgabe als Spionin sicher sehr nützlich ist. Auch die meist sehr nachdenklichen und weise anmutenden Aussagen von ihr gefallen mir sehr. Zum Beispiel auf Seite 57: „[Aber] ein Frieden, der durch Töten erreicht wird, ist ein schrecklicher Frieden.“ Auch Ottilie, die dem Leser noch aus dem ersten Teil sehr präsent ist, ist wunderbar umgesetzt und sehr sympathisch. Ihr bayrischer Akzent und ihr eher bäuerlich, naives oder auch etwas „dümmliches“ Verhalten macht sie, wie es auch im Roman steht, zu einem Original.

Eine Passage am Ende des Buches hat mich sehr berührt, da sie auch heute (leider) noch sehr aktuell ist. Seite 527: „Frage: Warum werden Milliarden für stetig effizientere Waffen ausgegeben, anstatt dieses Geld in Bildung zu investieren und in die Bekämpfung von Fluchtursachen? Antwort: Weil Krieg das größere Geschäft ist. Es zählt das Geld, nicht die Menschenleben.

Mir hat dieser Roman wirklich sehr gut gefallen und ich habe nichts an ihm auszusetzten. Deshalb erhält er von mir fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 30.12.2016

Nehmen sie lieber keine Pakete mehr an

Das Paket
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Seit zehn Jahren schreibt Fitzek nun Thriller. Nun folgte Nummer 14: „Das Paket“. Der Hype um dieses Buch war schon vor dem Erscheinen sehr groß. Zur Einstimmung auf dieses Buch gab es sogar einen interaktiven ...

Seit zehn Jahren schreibt Fitzek nun Thriller. Nun folgte Nummer 14: „Das Paket“. Der Hype um dieses Buch war schon vor dem Erscheinen sehr groß. Zur Einstimmung auf dieses Buch gab es sogar einen interaktiven Videothriller. In diesem nimmt der Spieler die Rolle des Hauptcharakters Emma Stein ein. Indem der Spieler Entscheidungen trifft, verändert er den Verlauf des Videoclips. Ziel dieses Spiels ist es, Emma aus dem Hotelzimmer zu bringen und sie somit vor dem Psychopathen zu retten. Das Buch beginnt ähnlich wie das Videospiel. Emma Stein ist Psychiaterin und verbringt nach einem Vortrag eine Nacht im Hotel. In dieser Nacht wird sie von dem gesuchten Psychopathen, den alle den Friseur nennen, überfallen, geschoren und vergewaltigt. Auch ein halbes Jahr später leidet sie noch unter Paranoia und verlässt das Haus nicht mehr. Eines Tages soll sie ein Paket für einen Nachbarn annehmen. Emma hat noch nie etwas von diesem Nachbarn gehört, dennoch nimmt sie das Paket an. Für Emma beginnen die schrecklichsten Tage ihres Lebens. Und für den Leser beginnt ein fesselnder Thriller.
Schon äußerlich gibt das Buch einiges her. Passend zum Titel „Das Paket“ erscheint die Erstauflage in einer limitierten Paket-Version. Der Buchumschlag besteht aus stabiler Pappe und das gesamte Buch befindet sich in einem auseinander faltbaren Pappumschlag, der den Eindruck eines Pakets erweckt.
Dieser Hype um Fitzeks neusten Thriller lässt ein exzellentes Buch erwarten. Es zeigt sich, dass der Leser nicht enttäuscht wird! In gewohnter Fitzek-Manier geht es von Anfang bis Ende mit Hochspannung daher. Der Leser hat es mit einer verschachtelten Handlung zu tun, die viele Rückblenden enthält. Aufgelockert wird der Erzählstrang durch Dialoge. Der Schreibstil und die Sprache sind sehr angenehm und deshalb ist es ein Leichtes das Buch am Stück durchzulesen. Durch den beschreibenden Schreibstil erhalten die Charaktere schnell ein Gesicht und der Leser kann sich in sie hineinversetzen. Auch einzelne Handlungsorte werden sehr detailliert beschrieben, so dass man während dem Lesen einen Film im Kopf hat. Fitzek versteht sich darauf, den Leser zu fesseln und nicht nur mit der Psyche seiner Charaktere, sondern auch mit der seiner Leser zu spielen. Typisch Fitzek ist, wie auch in diesem Thriller, dass der Leser sich schnell auf einen Täter einschießt, nur um im weiteren Leseverlauf zu merken, dass er sich „verschossen“ hat. Meist hat man dieses Erlebnis mehrmals während der Lektüre. Aber gerade dies macht das Gute an einem Fitzek-Thriller aus. Doch selbst in diesem spannenden Thriller findet Fitzek Platz für ein paar witzige Stellen, zum Beispiel den Vergleich der unfertigen Kinderzimmerbaustelle mit dem BER.
Wer sich wundert, dass der interaktive Videothriller vom Buch abweicht, wird im Laufe des Buches, spätestens aber am Ende, aufgeklärt. Fazit: auch dieser Thriller von Fitzek überzeugt durch seine Geschichte, Sprache und Spannung und ist durchaus lesenswert.

Veröffentlicht am 30.12.2016

Spannender Thriller

Stimmen
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Stimmen – die hören einige Patienten der psychiatrischen Station im Klinikum Salzburg-Nord. Der Klinikalltag wird durch einen Mord unterbrochen. Ein junger engagierter Arzt wird tot aufgefunden. In seinem ...

Stimmen – die hören einige Patienten der psychiatrischen Station im Klinikum Salzburg-Nord. Der Klinikalltag wird durch einen Mord unterbrochen. Ein junger engagierter Arzt wird tot aufgefunden. In seinem Hals steckt ein Stück Metall, unter ihm eine Blutlache. Auf seinem Oberkörper wurden Plastikmesser und ein Kamm drapiert. In der Hand hält er einen Kugelschreiber. Gefunden wurde die Leiche von Walter Trimmel, einem schizophrenen Patienten. Eine seiner Stimme befahl ihm sogar das Blut des Arztes aufzulecken. War er auch der Mörder? Der Fall geht an das LKA Salzburg. Und Beatrice Kaspary und Florin Wenninger erhalten ihren dritten großen Fall. Leider bleibt es aber nicht bei einer Leiche…

Auch dieser Fall von Kaspary und Wenninger ist sehr spannend. Die Charaktere sind sehr sympathisch und gut beschrieben. Beim Lesen hat man richtig ein Bild vor sich. Mir gefällt der Schreibstil von Frau Poznanski sehr gut. Er lässt sich leicht lesen und ist sehr fesselnd. Die Handlung ist ebenfalls klasse und mir war sehr lange nicht klar, wer der Täter ist. Ich kann dieses Buch sehr empfehlen!

Veröffentlicht am 27.12.2016

Sehr spannender Thriller

Those Girls – Was dich nicht tötet
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Kanada im Juli 1997. Die drei Campbell-Schwestern müssen fliehen. Danielle „Dani“ ist 17 und lebt mit ihren beiden Schwestern Courtney, 16, und Jess, 15, auf einer Farm in Littlefield. Neben der Schule ...

Kanada im Juli 1997. Die drei Campbell-Schwestern müssen fliehen. Danielle „Dani“ ist 17 und lebt mit ihren beiden Schwestern Courtney, 16, und Jess, 15, auf einer Farm in Littlefield. Neben der Schule müssen sie noch auf der Nachbarfarm mithelfen um Geld zu verdienen. Die Mutter der Mädchen ist tot und der Vater ist immer wieder wochenweise unterwegs um Geld zu verdienen. Wenn er dann nach Hause kommt ist er meist betrunken und schlägt die Mädchen. Dieses Mal eskaliert ein Streit zwischen den Vieren und die Mädchen müssen fliehen. Sie wollen nach Vancouver. Doch auf dem Weg dorthin geraten sie an zwei zunächst nett wirkende Jungs, die sich schnell als Ungeheuer entpuppen. Die Mädchen denken, sie sind dem Schrecken entkommen, doch der wirkliche Horror beginnt erst jetzt.

Die Handlung wird zunächst aus Jess‘ Sicht erzählt, später erzählt Skylar. Auch 18 Jahre später lässt die Schwestern die Vergangenheit nicht los. Und somit bleibt es für den Leser weiterhin spannend. Man kann sagen: der gesamte Thriller war von der ersten bis zur letzten Seite spannend! Ein richtig fesselndes Buch. Die Charaktere der drei Schwestern und später auch Skylar sind sehr gut beschrieben und wirken sehr sympathisch. Durch den Schreibstil von Chevy Stevens leidet und fiebert der Leser mit den Charakteren regelrecht mit. Mich hat dieses Buch richtig begeistert und es war ein Genuss es zu lesen. Obwohl ich eigentlich eher ein Fan von deutschen statt von nordamerikanischen Thriller bin. Da ich an diesem Buch nichts auszusetzten habe: volle Punktzahl!

Veröffentlicht am 25.12.2016

Sehr spannend und regt zum Nachdenken an

Noah
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Noah lebt als Obdachloser in Berlin. Er kann sich an nichts erinnern. Nicht einmal daran, wer er ist. Noah wird er genannt, weil er ein entsprechendes Tattoo in seiner Handfläche hat. Parallel findet sich ...

Noah lebt als Obdachloser in Berlin. Er kann sich an nichts erinnern. Nicht einmal daran, wer er ist. Noah wird er genannt, weil er ein entsprechendes Tattoo in seiner Handfläche hat. Parallel findet sich der Leser in Manila auf einer Mülldeponie wieder. Hier kämpft eine Mutter um das Überleben ihrer Kinder. Es zeigt sich schnell, dass beide Geschichten zusammenhängen und dass es um das Projekt Noah geht.

Bei diesem Buch handelt sich wieder mal um einen sehr spannenden Thriller von Sebastian Fitzek. Dieser Thriller ist dazu da, dass man ihn verschlingt! Es ist nicht nur ein Thriller, der einen erschaudern lässt, sondern auch zum Nachdenken anregt! Es zeigt einige unserer gesellschaftlichen Defizite auf. Dieser Thriller von Fitzek unterscheidet sich klar von anderen seiner Werke, dennoch ist es sehr lesenswert.