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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.06.2019

Interrail hat keine Altersgrenze

Anfang Sommer – alles offen
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Mit 20 hatte Caro keine Gelegenheit für Interrail. Nun mit Ende 40 bietet sich die Gelegenheit. Denn ihre Tochter möchte nach dem Abi nicht mit ins familieneigene Ferienhaus, sondern allein Reisen. Und ...

Mit 20 hatte Caro keine Gelegenheit für Interrail. Nun mit Ende 40 bietet sich die Gelegenheit. Denn ihre Tochter möchte nach dem Abi nicht mit ins familieneigene Ferienhaus, sondern allein Reisen. Und Caro hat eigentlich auch keine Lust immer mit Olaf an die Ostsee zu fahren. So beschließen Caro und ihre Freundin Matti gemeinsam auf Interrail-Tour zu gehen. Nicht nur auf der Suche nach Sehenswürdigkeiten, sondern auch nach der Liebe – sowohl alt als auch neu.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Er ist angenehm und sehr flüssig zu lesen. Die Geschichte war ok. Stellenweise lustig, meist unterhaltsam. Aber wirklich vom Hocker hauen konnte sie mich nicht. Zur lockeren, nicht anspruchsvollen Urlaubslektüre ist dieser Roman hervorragend geeignet. Vielleicht entsteht ja auch Lust auf eine Interrail-Tour?
Der Hauptcharakter – Caro – ging mir etwas auf den Keks. Auch ihre beste Freundin Matti war stellenweise anstrengend. Dass sie Ende 40 sein soll bemerkt man kaum. Meist verhält sie sich wie eine 15-Jährige. Dass mir die Charaktere nicht zugesagt haben fand ich sehr schade, denn die beiden anderen Romane von Franka Bloom hatte tolle Charaktere, sie mir auch sympathisch waren. Diese Romane hatten mir besser gefallen.
Toll fand ich, dass Franka Bloom es schafft, dass der Leser mit auf Interrail-Tour geht. Schonungslos wird erzählt, wie es nun mal ist. Im Zugabteil sind stinkende Menschen, beklaut wird man auch und Streit gibt es erst recht. Allerdings scheinen Caro und Matti daran auch zu wachsen.

Ich vergebe für diesen Roman drei von fünf Sterne.  

Veröffentlicht am 12.06.2019

Wenn Macht den Charakter ändert

Hannah und ihre Brüder
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Ben Salomon macht sich schick, um zur Oper zu gehen. Doch dort angekommen möchte er nicht der Musik lauschen, sondern bedroht einen reichen und angesehenen Bürger Chicagos – Elliot Rosenzweig. Salomon ...

Ben Salomon macht sich schick, um zur Oper zu gehen. Doch dort angekommen möchte er nicht der Musik lauschen, sondern bedroht einen reichen und angesehenen Bürger Chicagos – Elliot Rosenzweig. Salomon beschuldigt Ben kein Jude, sondern sein alter Freund, ein Nazi-Verbrecher zu sein. Catherine Lockhart soll Ben Salomon im Prozess gegen Rosenzweig vertreten und die Wahrheit ans Licht bringen.

Bei diesem Roman handelt es sich um den zweiten Band rund um die Anwältin Catherine Lockhart und ihren Privatdetektiv Liam Taggart. Doch eigentlich ist dies der erste Teil, denn er spielt etwa zehn Jahre vor „Karolinas Töchter“.
Mir hat dieser Roman genauso gut gefallen, wie schon „Karolinas Töchter“. Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen, so dass man nur so über die Seiten fliegt. Etwas verwirrend waren manchmal die Zeitsprünge, da die Kapitel zwar mit einer Jahreszahl ausgewiesen sind, aber zwischendurch dennoch ab und zu die Erzählungen aus der Vergangenheit unterbrochen werden.
Catherine Lockhart und Liam Taggart kenne ich schon aus dem ersten Band, damals waren sie mir auf anhieb sympathisch. In diesem Band muss ich sagen, dass Catherine zunächst sehr unsympathisch rüberkommt. Da ich ihren wahren Charakter aber aus Band eins kenne, konnte ich darüber hinwegsehen.
Ronald H Balson schafft es die Vergangenheit sehr bildlich und lebhaft zu beschreiben, so dass ein Gefühl von Kino im Kopf entsteht und man sich als Leser selbst im Polen der 40er Jahre befindet und die Schicksale miterlebt.
Die Geschichte hat mir sehr gefallen. Es war interessant zu erfahren, wie es in den 40er Jahren in Polen zuging und des Weiteren war es die ganze Zeit über sehr spannend. Zum einen Rosenzweig auf die Schliche zu kommen und zum anderen Ben bei seiner Erzählung zu zuhören und selbst sich einen Reim auf das Erzählte zu machen. Wer sagt denn nun die Wahrheit? Diese Mischung aus Gegenwart – der Anwaltsarbeit – und der Vergangenheit war gut aufgeteilt. Alles wirkte schlüssig und Fragen bleiben keine offen.
Das einzige Manko ist der deutsche Titel. Ich finde den Originaltitel „Once we were brothers“ passender, da die Geschichte sich hauptsächlich um Ben und Otto dreht.

Auch bei diesem Band kann ich eine klare Leseempfehlung aussprechen und vergebe gerne volle fünf von fünf Sterne.

Veröffentlicht am 11.06.2019

Spannender Cold Case

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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Gina Angelucci hat ihre Elternzeit beendet und kehrt jetzt in ihren Dienst zurück. Gina ist für Cold Cases zuständig. Das sind alte Fälle, die noch nicht gelöst worden sind, allerdings zu den Akten gelegt ...

Gina Angelucci hat ihre Elternzeit beendet und kehrt jetzt in ihren Dienst zurück. Gina ist für Cold Cases zuständig. Das sind alte Fälle, die noch nicht gelöst worden sind, allerdings zu den Akten gelegt wurden. Nach Jahren werden sie wieder hervorgeholt, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. An ihrem ersten Arbeitstag findet eine Spaziergängerin menschliche Überreste. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um das Skelett eines Mannes und einer Frau handelt – beide wurden ermordet. Und dass sie um die 80 Jahre lang verscharrt waren. Ort und Zeit weisen auf eine Munitionsfabrik im zweiten Weltkrieg hin. Kann der Mörder der beiden überhaupt noch gefunden werden?

Mir hat dieser Krimi sehr gut gefallen. Gerade der Cold Case hat es interessant gemacht. Es ist beeindruckend, was aus alten Knochen alles gelesen werden kann! Die Ermittlungsarbeit von Gina hat mir gut gefallen. Als Leser konnte man Miträtsel und selbst ein paar Puzzleteile zusammensetzen.
Der Schreibstil hat mir sehr gefallen. Er ist flüssig zu lesen und spannend. Gut gelöst fand ich die Handlung auf mehreren Zeitebenen spielen zu lassen. Zum Teil erfährt der Leser die Vergangenheit direkt aus den Abschnitten, die damals spielen und zum Teil aus Erinnerungen der Charaktere aus der Gegenwart. Gina kämpft sich durch die Geschichte und besteigt alle Steine, die ihr in den Weg gelegt werden. Denn niemand in dem kleinen Dorf will die alte Geschichte wieder aufwärmen.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und individuell. Ginas und Tinos Privatleben nimmt auch einen gewissen Teil der Geschichte ein, was mir gut gefallen hat. Da es sich ja um eine Reihe handelt, ist das interessant, da man die Charaktere über eine längere Zeit begleitet. Eigentlich sind es ja sogar zwei Reihen, da es auch Krimis mit Tino Dühnfort als Ermittler gibt. Hier handelt es sich dann um aktuelle Fälle.
Was mir an Inge Löhnigs Krimis so gut gefällt ist, dass sie ohne Brutalität und Action auskommen. Es geht um Ermittlungsarbeit. Indem die Ermittler einen kühlen Kopf bewahren lösen sie ihre Fälle.
Ich wurde mit diesem Krimi sehr gut unterhalten und vergebe somit sehr gerne volle fünf von fünf Sterne.

Veröffentlicht am 05.06.2019

Sehr interessant und anschaulich

Heimathafen
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Jill und Ole sind Hafenbesitzer, dabei waren sie eigentlich nur auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung in Hamburg. Doch die Wohnungsnot und überteuerte Mieten brachten sie zu einem Hausboot. Ole ...

Jill und Ole sind Hafenbesitzer, dabei waren sie eigentlich nur auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung in Hamburg. Doch die Wohnungsnot und überteuerte Mieten brachten sie zu einem Hausboot. Ole ist ein handwerkliches Multitalent und hat in monatelanger Arbeit aus einem alten Kahn ein schönes und wohnliches Hausboot gebaut. Nach einigen Hürden und Tiefen kamen sie in ihrem Heimathafen an. Mittlerweile ist das Leben auf dem Hausboot für die beiden selbstverständlich. Auch ihre beiden Töchter sehen es als normal an – kennen sie es doch gar nicht anders.
Anders als der erste Gedanke beim Wort Hausboot, wollten Jill und Ole mit ihrem Hausboot nicht herumreisen, sondern einfach nur wohnen, wie in einer Wohnung. Das scheint ihnen sehr gut gelungen zu sein. Mittlerweile vermieten sie auch ein Ferienhausboot und verkaufen selbstgebaute Hausboote.
Beim Lesen dieses Buches bekommt der Leser einen sehr guten Eindruck, was es heißt ein Hausboot zubauen. Das Buch ist zum Großteil von Jill geschrieben, aber auch Ole hat seine Kapitel und in genau diesen geht er viel auf die handwerkliche Arbeit und die Arbeitsschritte an sich ein. Das war sehr interessant! In Jills Teil erfährt der Leser, wie es um die Gefühle bei all diesen Projekte gestanden hat und wie das Leben auf dem Hausboot so abläuft.
Mir hat der Schreibstil der beiden sehr gut gefallen. Das Buch hat mich gefesselt und ich wollte es gar nicht mehr aus der Hand legen. Beim Lesen kam ein bisschen Urlaubsgefühl auf und die Lust nun selbst mal auf einem Hausboot zu nächtigen.
Es ist bewundernswert, dass die beiden trotz der vielen Strapazen nicht aufgegeben haben und ihren Traum von Hausboot, eigenen Hafen und einer kleinen Familie letztendlich verwirklicht haben.
Am Ende des Buches gibt es noch ein paar Fotos vom Hausbau und dem fertigen Haus plus Familie. Die Fotos finde ich gelungen ausgewählt und die Untertitel sind informativ und passend.

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Ich habe nichts daran auszusetzen und kann es nur weiterempfehlen! Gerne vergebe ich volle fünf von fünf Sterne.

Veröffentlicht am 03.06.2019

Die Liebe überwindet Grenzen

Wir sehen uns unter den Linden
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Im Großen und Ganzen geht es um die Familie Engel. Anhand von ihr werden verschiedene Themen rund um den Nationalismus (Kommunistenverfolgung, Verrat, Euthanasie) und die DDR (Einbußen der Bevölkerung, ...

Im Großen und Ganzen geht es um die Familie Engel. Anhand von ihr werden verschiedene Themen rund um den Nationalismus (Kommunistenverfolgung, Verrat, Euthanasie) und die DDR (Einbußen der Bevölkerung, Bespitzelung, Einschränkung) aufgezeigt. Im Mittelpunkt steht Susanne Engel, die kurz vor dem zweiten Weltkrieg in Berlin, als Tochter eines Kommunisten und einer Schauspielerin geboren wurde.
Die Thematik dieses Romans fand ich klasse, auch die geschichtliche Umsetzung hat mir sehr gefallen. Sehr schön fand ich, dass ich viel über das Leben in der jungen DDR gelernt habe. Was mir allerdings überhaupt nicht zugesagt hat, ist der Schreibstil. Mit ihm kam ich die gesamten 500 Seiten nicht klar und somit habe ich fürs Lesen knapp zwei Wochen gebraucht, statt wie normalerweise drei Tage. Der Satzbau war für meinen Geschmack etwas verdreht. Einige Sätze musste ich mehrmals lesen, um zu verstehen, was die Autorin sagen möchte. Manchmal waren auch, gar philosophische, Sätze dabei, die überhaupt nicht zur Handlung gepasst haben. Desweiteren gab es immer wieder Zeitsprünge in der Handlung, die zwar gekennzeichnet waren, aber dennoch brauchte ich ein paar Sätze, um mich wieder zurechtzufinden.
Mit den Charakteren dieses Romans konnte ich leider nicht warm werden. Vor allem Susanne, die zunächst als Kind in Erscheinung tritt und hier zwar noch sympathisch ist, in Zeiten der frühen DDR bis zum Mauerbau wird sie allerdings unsympathisch, da sie an einer sehr naiven und auch sturen Ansicht zur DDR steht. Für sie gibt es nichts Besseres und der Sozialismus ist das einzig Wahre. Es scheint, als würde sie alles andere ihm unterordnen. Eugen, ein Freund von Susannes Mutter ist ein zweiseitiger Charakter zu Zeiten des Nationalismus steht er auf der einen und zu DDR-Zeiten plötzlich auf der anderen Seite – das war etwas merkwürdig und zeugt von einem schwachen Charakter. Susannes Eltern sind zunächst die Hauptcharaktere, später nur noch Randpersonen und so ist auch ihr Charakter – relativ leer. Am sympathischsten war wohl noch Kelmi, der Westler Koch. Aber auch hier fehlte etwas die Tiefe.
Der Titel gefällt mir sehr gut, da er die Geschichte wunderbar widerspiegelt. Denn unter den Linden werden sich mehrere Paare über die Jahre und gar über die deutsche Geschichte hinweg treffen. Der Klappentext hingegen ist etwas irreführend, da er eine andere Handlungszeit suggeriert.
Dieser Roman zieht ein bisschen einen Vergleich zwischen dem Nationalismus und der DDR. Die Machart und Redeart waren in beiden Fällen sehr ähnlich, auch wenn die Hintergründe unterschiedlich waren. Eine interessante Herangehensweise, die ich bisher noch nicht gelesen habe.

Da ich das Thema und die Umsetzung gut fand, ich mit dem Schreibstil und den Charakteren aber nicht zurechtkam vergebe ich drei von fünf Sternen.