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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.03.2020

Nicht so spannend, wie erhofft, aber dennoch lesenswert

Sieben Lügen
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Seit der Schulzeit sind Jane und Marnie beste Freundinnen. Sie kennen sich genau und sind immer füreinander da. Jane kann Marnies Lebensgefährten Charles nicht allzu viel abgewinnen. Das behält sie allerdings ...

Seit der Schulzeit sind Jane und Marnie beste Freundinnen. Sie kennen sich genau und sind immer füreinander da. Jane kann Marnies Lebensgefährten Charles nicht allzu viel abgewinnen. Das behält sie allerdings für sich und bestätigt, auf Marnies Nachfrage, dass die beiden gut zusammenpassen. Das ist die erste der sieben Lügen, mit der das Schicksal seinen Lauf nimmt. Denn eine Lüge zieht ja bekanntlich die nächste nach sich und schon bald ist in Marnies und Janes Leben nichts mehr so, wie es vorher war.....

Die Handlung wird aus Janes Perspektive geschildert. Zuweilen wird man beim Lesen direkt angesprochen, sodass man das Gefühl hat, ihr direkt gegenüber zu sitzen und ihrer Erzählung zu lauschen. Jane versteht es hervorragend, ihre Geschichte lebendig zu vermitteln und dabei eine bedrohliche Atmosphäre heraufzubeschwören. Denn sie streut immer wieder kleine Hinweise ein, die darauf hindeuten, dass sie sich nicht nur in ihren Lügen verstricken wird, sondern bereit ist, unglaubliche Dinge zu tun, um sich Marnies Freundschaft dauerhaft zu sichern. Der Unterton ist dabei so unheilschwanger, dass man nicht einschätzen kann, was passieren wird und ob Jane tatsächlich damit durchkommt.

Dadurch fällt der Einstieg in die Handlung leicht. Denn man befindet sich von Anfang an mitten im Geschehen. Zunächst gelingt es Jane auch, Sympathien zu wecken, doch je weiter ihre Erzählung voranschreitet, desto fragwürdiger erscheint die Hauptprotagonistin. Da man die Ereignisse nur aus ihrer Sicht präsentiert bekommt, kann man die Gesamtsituation schlecht einschätzen. Obwohl Janes Schilderung sehr lebendig sind, schleichen sich leider manchmal einige Längen ein, bei denen man in Versuchung gerät, einzelne Passagen lediglich zu überfliegen, damit man nicht mehr gehemmt auf der Stelle tritt. Geduld lohnt sich allerdings, da Jane diese Zeit braucht, um ihre Geschichte so zu schildern, wie es ihr richtig erscheint. Spannung, echter Thrill und Nervenkitzel wollen sich deshalb leider auch nicht einstellen. Dennoch vermittelt Jane ihre Sicht so eindringlich, dass man erfahren möchte, welche Konsequenzen die sieben Lügen haben werden.

In "Sieben Lügen" wird zwar keine Hochspannung geboten, doch die direkten und lebendigen Schilderungen der Hauptprotagonistin sorgen dafür, dass sich früh eine bedrohliche Atmosphäre entwickelt, der man sich nur schwer entziehen kann.

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Veröffentlicht am 01.03.2020

Startet zunächst gemächlich, entwickelt sich dann aber zu einem wahren Pageturner

Vier durch vier
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Sam Berger erhält den Auftrag, die ehemalige Zwangsprostituierte Nadja zu finden. Sie wurde offenbar entführt und der Kidnapper droht, Nadja innerhalb von wenigen Tagen den Kopf abzuschlagen. Sam Berger ...

Sam Berger erhält den Auftrag, die ehemalige Zwangsprostituierte Nadja zu finden. Sie wurde offenbar entführt und der Kidnapper droht, Nadja innerhalb von wenigen Tagen den Kopf abzuschlagen. Sam Berger sucht verzweifelt nach Hinweisen. Die Zeit arbeitet dabei gegen ihn. Doch plötzlich taucht seine ehemalige Kollegin Molly Blom, mit der gemeinsamen neugeborenen Tochter bei ihm auf. Berger hat die Hoffnung, dass er Nadja doch noch finden kann, wenn Molly Blom ihn bei den Ermittlungen unterstützt. Die beiden ahnen nicht, auf was sie sich da einlassen, denn nichts ist so, wie es offensichtlich scheint. Molly Blom muss sich dabei ihrer eigenen Vergangenheit stellen und zusammen mit Sam Berger in tiefste menschliche Abgründe blicken.....

Nach "Sieben minus eins", "Sechs mal zwei" und "Fünf plus drei" ist "Vier durch vier" bereits der vierte Band in der Reihe um das Ermittlerduo Berger und Blom. Den Ereignissen des aktuellen Falls kann man sicher auch dann folgen, wenn man noch keinen Teil der Reihe gelesen hat. Um die privaten und beruflichen Verwicklungen, die in dieser Reihe ziemlich komplex sind, richtig zuzuordnen, empfiehlt es sich aber, wie bei jeder anderen Bücherserie auch, die Reihenfolge einzuhalten.

Der Einstieg in diesen Krimi verläuft zunächst eher gemächlich. Obwohl am Anfang keine große Spannung aufkommt, versteht es der Autor dennoch mühelos, das Interesse an dem Fall zu wecken. Man trifft auf alte Bekannte aus den vorherigen Bänden und kann so zuordnen, wie es ihnen mittlerweile ergangen ist.Doch auch die neuen Charaktere werden interessant eingeführt. Diese Schilderungen und der Auftakt zur Suche nach der entführten Nadja, werden lebendig beschrieben, sodass man sich schon bald auf den neuen Fall einlassen kann. Obwohl dieser zunächst nicht besonders spektakulär erscheint, versteht es Arne Dahl mal wieder hervorragend, verschiedenen Spuren auszulegen, denen man allzu bereitwillig folgt. Doch hier ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Denn die unterschiedlichen Handlungsstränge, die zunächst nicht miteinander in Verbindung gebracht werden können, laufen nach und nach zusammen. Dabei darf man einige Überraschungen erleben und gerät, beinahe unbemerkt, in den Sog der Handlung. Denn die Wendung, die dieser Fall nimmt, ist unerwartet und sorgt dafür, dass man gebannt jedes Wort verschlingt und nicht glauben mag, was hinter allem steckt.

"Vier durch vier" startet zunächst gemächlich, nimmt dann aber eine unerwartete Wendung, die den Krimi zu einem echten Pageturner macht, den man nicht mehr aus der Hand legen mag.

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Gnadenlos spannend!

Die Tochter – Deiner Vergangenheit entkommst du nicht!
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Kathi ist alleinerziehend und lebt mit ihrer Tochter Lucy in ihrem ehemaligen Elternhaus. Das ganze Dorf weiß, was für schreckliche Dinge in Kathis Vergangenheit passiert sind. Dadurch wurde sie schon ...

Kathi ist alleinerziehend und lebt mit ihrer Tochter Lucy in ihrem ehemaligen Elternhaus. Das ganze Dorf weiß, was für schreckliche Dinge in Kathis Vergangenheit passiert sind. Dadurch wurde sie schon früh in die Rolle der Außenseiterin gedrängt und konnte sich bisher nie davon befreien. Kathis innigster Wunsch ist es deshalb, dass Lucys Kindheit anders verläuft. Doch das Geld ist knapp, das Haus mehr als renovierungsbedürftig und Lucy wird von anderen Mädchen in der Schule drangsaliert. Kathi ringt sich schließlich dazu durch, das Mädchen, das Lucy das Leben besonders schwer macht, darauf anzusprechen. Nicht ahnend, dass die damit zur letzten Person wird, die das Mädchen sieht. Denn das verschwindet kurz darauf spurlos. Die Gerüchteküche brodelt und Kathi wird misstrauisch beäugt. Nur die gerade neu zugezogene Jennifer lässt sich davon nicht beirren, sondern steht Kathi zur Seite. Trotz der neuen Freundin, wird Kathi immer öfter mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und diese scheint der Schlüssel zu den merkwürdigen Vorkommnissen zu sein, die sich schon bald häufen.....

Die Handlung beginnt mit einem Prolog, in dem man ein Ereignis in der Vergangenheit betrachtet, das einem nahe geht und das beim Lesen ein beklemmendes Gefühl zurücklässt. Wie sich diese Szene mit dem aktuellen Geschehen in Verbindung bringen lässt, ist zunächst nicht klar. Doch das mulmige Gefühl behält man stets im Hinterkopf. Dadurch ist das Interesse sofort geweckt. Die aktuellen Ereignisse werden in der Ich-Form, aus Kathis Sicht, geschildert. Dadurch kann man ihre Gedanken und Gefühle hautnah miterleben. Diese Beschreibungen gelingen der Autorin hervorragend, denn Kathi wirkt nicht nur sehr sympathisch, auch die Bedenken, Ängste und Hoffnungen, die sie hegt, werden glaubhaft vermittelt. Deshalb gerät man früh in den Sog der Ereignisse.

Der Schreibstil ist angenehm flüssig zu lesen. Man kann sich Handlungsorte und Protagonisten lebhaft vorstellen und dadurch ganz ins Geschehen eintauchen. Zwischen den Zeilen schwebt eine zuweilen beklemmend wirkende Atmosphäre, die dafür sorgt, dass man gespannt den Ereignissen folgt und dabei stets auf der Hut ist, eine mögliche Bedrohung zu orten. Durch die Ich-Perspektive ist die Gesamtsicht auf die Ereignisse allerdings eingeschränkt. Man weiß zwar, dass in Kathis Vergangenheit etwas Schreckliches passiert ist, doch was genau das ist, ahnt man nicht. Denn diese Hintergründe werden erst nach und nach enthüllt. Diese Ungewissheit und die beklemmende Atmosphäre sorgen für echtes Gänsehaut-Feeling. Die bereits früh aufgebaute Spannung kann also nicht nur durchgehend gehalten werden, sondern steigert sich stetig, um schließlich in einem rasanten und nervenaufreibenden Finale zu gipfeln.

"Die Tochter" ist ein Thriller, der, durch die bedrohliche Atmosphäre und die gnadenlose Spannung, für Nervenkitzel und Gänsehaut-Momente sorgt!

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Startet erst gemächlich, nimmt dann aber deutlich Fahrt auf

Unter der Erde
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Der Schriftsteller Elias Haack erhält eine Einladung zum 90. Geburtstag seines Großvaters Wilhelm. Da er ihn seit etwa dreißig Jahren nicht mehr gesehen hat, beschließt Elias, einen kurzen Pflichtbesuch ...

Der Schriftsteller Elias Haack erhält eine Einladung zum 90. Geburtstag seines Großvaters Wilhelm. Da er ihn seit etwa dreißig Jahren nicht mehr gesehen hat, beschließt Elias, einen kurzen Pflichtbesuch zu absolvieren und danach schnell wieder zu verschwinden. Das ist der Plan, der allerdings von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Denn seine Ankunft in Volkow, dem kleinen Dorf, in dem Wilhelm lebt und in dem auch Elias seine ersten Jahre verbracht hat, steht unter keinem guten Stern. Elias verunglückt nicht nur mit dem Wagen, sondern liefert dann auch noch eine peinliche Vorstellung beim Geburtstagskaffee ab. Sein Wiedersehen mit Wilhelm verläuft dann auch kürzer als gedacht, da der Großvater in der Nacht stirbt. Da das Auto von Elias nicht so schnell repariert werden kann und es in dem verschlafenen Ort nur mäßigen bis gar keinen Handyempfang gibt, sitzt Elias erstmal fest. In Volkow kümmert man sich allerdings umeinander, doch was das bedeuten kann, stellt Elias bald am eigenen Leibe fest. Denn je länger sein Aufenthalt dauert, desto merkwürdiger kommen ihm die Leute vor....

Der Einstieg ins Geschehen verläuft eher gemächlich. Dennoch versteht Stephan Ludwig es von Anfang an, die merkwürdige Atmosphäre, die in dem kleinen Ort herrscht, so authentisch zu beschreiben, dass man sofort ein mulmiges Gefühl hat . Gemeinsam mit Elias lässt man die eigenartigen Dorfbewohner und ihre Gepflogenheiten auf sich wirken. Durch kurze Einschübe ist man allerdings etwas schlauer als Elias und weiß, dass er unter ständiger Beobachtung steht und das, was die geheimnisvollen Beobachter so von sich geben, klingt nicht gerade ungefährlich. Doch wer Elias im Visier hat und warum das eigentlich so ist, erfährt man nicht. Dadurch schleicht sich schon früh eine unterschwellige Bedrohung zwischen die Zeilen, die beim Lesen ständig spürbar ist.

Handlungsorte und Protagonisten werden so lebendig beschrieben, dass man sie mühelos vor Augen hat. Selbst die große Sommerhitze, die zum Zeitpunkt der Handlung herrscht, wird so authentisch vermittelt, dass man beinahe selbst zu schwitzen beginnt. Es fällt also leicht, sich ganz auf das Geschehen einzulassen und darauf zu hoffen, hinter das Geheimnis der Dorfbewohner zu kommen. Doch bis es so weit ist, kommt es zu einigen spannenden Wendungen, die dafür sorgen, dass man nicht mehr weiß, was man glauben und wem man eigentlich vertrauen soll. Denn das, was nach und nach ans Tageslicht kommt, ist schier unglaublich. Und zwar so unglaublich, dass man nicht mal in den kühnsten Vorstellungen daran gedacht hätte.

"Unter der Erde" ist ein Thriller, der erst gemächlich startet, dann allerdings deutlich Fahrt aufnimmt und dabei eine Richtung einschlägt, die man nicht vermutet hätte.

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Veröffentlicht am 25.02.2020

Spannende Unterhaltung, die zum Nachdenken anregt

Echo des Schweigens
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Strafverteidiger Hannes Jansen vertritt einen Polizisten, der einen Asylbewerber in seiner Zelle ermordet haben soll. Das Gutachten von Dr. Sophie Tauber soll die Anklage untermauern. Hannes Jansen steckt ...

Strafverteidiger Hannes Jansen vertritt einen Polizisten, der einen Asylbewerber in seiner Zelle ermordet haben soll. Das Gutachten von Dr. Sophie Tauber soll die Anklage untermauern. Hannes Jansen steckt nun in einem Zwiespalt, denn Sophie Tauber ist die Frau, in die er sich verliebt hat. Nicht ahnend, dass sie die Gutachterin ist. Welchen Weg wir Hannes wählen? Doch auch Sophie Tauber steht vor schwierigen Entscheidungen, denn die Vergangenheit, dir ihre Mutter ihr immer vorenthalten hat, beginnt nun, ans Tageslicht zu drängen und Sophies Zukunft zu beeinflussen. Wo liegt der schmale Grat zwischen Recht und Unrecht?

Es handelt sich hier um einen fiktiven Roman, der vom Fall Oury Jalloh in Dessau inspiriert wurde. Der Autor versteht es vom ersten Moment an, packend und mitreißend zu erzählen. Man merkt dabei sofort, dass er genau weiß, wie es im Gerichtssaal zugeht und die Kniffe und Spitzfindigkeiten kennt, die es braucht, um ein guter Strafverteidiger zu sein. Deshalb wirkt Hannes Jansen auch sehr lebendig und seine Auftritte vor Gericht zeigen, dass er seinen Beruf versteht. Dabei verfolgt man nicht nur gespannt sein Vorgehen, sondern wird außerdem zum Nachdenken über Recht und Gerechtigkeit angeregt.

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Es gibt auch einen Handlungsstrang, der in die Vergangenheit führt. Zunächst kann man nicht einordnen, wie sich alles verbinden wird, doch am Ende verknüpft sich alles schlüssig. Beide Stränge sind durchgehend interessant, sodass man früh in den Sog der Ereignisse gerät. Manchmal mag man kaum glauben, was man liest. Das sorgt allerdings dafür, dass man, neben der spannenden Unterhaltung, auch noch jede Menge Stoff zum Nachdenken erhält und dabei in sich gehen muss, um sich selbst die Frage zu stellen, in welche Richtung der eigene moralische Kompass ausschlagen würde. Zugegebenermaßen wirkt die Handlung gelegentlich arg konstruiert, aber wenn man darüber hinwegsieht, wird man durchgehend spannend unterhalten.

"Das Echo des Schweigens" bietet nicht nur spannende Unterhaltung, sondern regt den Leser dazu an, sich mit der Frage zu befassen, wo der schmale Grat zwischen Recht und Unrecht verläuft. Ein Buch, das lange nachwirkt und zum Nachdenken anregt!

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